Dass Cervélo als Mutter aller Aero-Rennräder gilt, ist unbestritten. Noch immer werden der Soloist und das SLC-Carbon als die Urväter jenes Trends verehrt, der 2010 alle einschlägigen Magazine füllt - und mehr oder weniger jeden Hersteller zu einer eigenen Interpretation inspiriert hat.
Doch ungeschlagen steht seit jeher das Cervélo S3 da.
Steht es denn wirklich?
Felt AR4, Merida, selbst Centurion, eine Marke, um die es lange Zeit sehr ruhig war, bringen einen Aero-Renner heraus. Das neue Top-Modell der Traditionsschmiede Bianchi, das schicke Oltre, weist Aero-Prinzipien auf und auch unser aller Hassliebe - Canyon - bringt mit dem Aeroad CF ein viel beachtetes Aero-Bike raus, für das sogar Erik Zabel seine Hand ins Feuer legt.
Doch was taugen sie? Die Tour und auch die Roadbike testen die Aero-Renner, und das mit teilweise ernüchternden Ergebnissen. Dass die Steifigkeitswerte des Felt-Bikes dann doch so schlecht sind, hätte ich nicht gedacht, und dass das Canyon selbst bei der doch sonst so Canyon-freundlichen Tour eher gemischt bei weg kommt, überrascht.
Performance, Sinn und Unsinn hin und her - die Teile sind einfach nur geil anzusehen. Der Habenwollen-Faktor überwiegt die logische Einsicht, dass der wenige Einfluss, den die Aerodynamik eines Rennrades auf das Gesamtsystem hat, gerade im Hobbybereich absolut zu vernachlässigen ist.
Und dann trifft mich Mitte 2010 der Schlag - ein neues Rennrad schreit mich förmlich aus der Masse des Aero-Einheitsbreis an: das F01 von Scott.
Sogenannte "Kamm-Profile" erlauben den Ingenieuren angeblich eine noch steifere Konstruktion als beim Kult-Rahmen Addict RC bei nur rund 900 Gramm Rahmengewicht. Bei der Tour de France können die Profis von HTC-Columbia den Rahmen testen.
Mark Cavendish ist wohl so lala begeistert.
Aber sauschick sieht es trotzdem aus!
Anscheinend hat Scott eine Serienproduktion schon angefeuert - ich bin gespannt, wenn die Rahmen Mitte 2012 in den Handel für uns Normalos kommen.
Ende des letzten Monats dann der finale Knall, dar vorerst grandiose Höhepunkt im Marketing-Stakkato rund um die Luft-Renner: Das Venge von Specialized.
In Zusammenarbeit mit dem englischen Kult-Tuner McLaren hat S-Works das normale Venge noch einmal hochtunen lassen - leichter, steifer und noch schneller sollte es werden.
Die Hochglanzfotos in den Magazinen wecken Bedürfnisse - und mal ehrlich, nach ein, zwei Tagen raufstarren finde ich auch das extrem geslopte Oberrohr des Venge ansehnlich. Zwar ist es etwas schwerer als das F01, sieht aber einfach nur fett aus.
Beschleunigt natürlich von einer absolut preisverdächtigen Social-Media Kampagne und natürlich dem BANG!-Sieg bei Mailand-San Remo durch Matt Goss. Und mal ehrlich: Ich habe lange kein so geiles Bike mehr gesehen, wie das Venge (in der McLaren-Version). Eine Kreuzung aus Sith-Infiltrator, F-22 Raptor und einem Reptil aus der Zukunft. Geil.
Und dann lese ich auf der Website auch noch über meinen Traum: Das Cervélo S3.
Immerhin, ein Kotau - denn es wird als Referenz für das Venge genutzt. Angeblich sind Systemgewicht, Steifigkeit und Aero-Vorteil des Venge dem S3 überlegen. Auch das AR4 von Felt ist aufgeführt - meilenweit abgeschlagen. Okay, das wussten wir, aber dass der Neue mein Liebesobjekt dermaßen abhängt ...
Da blutet einem Cervelover natürlich das Herz.
Also, wohin nun im neuen Jahr, Cervélo?
Und da sieht es sogar ganz interessant aus, denn immerhin haben die Kanadier mit dem neuen Tretlagerstandard BBRight einen höchst interessanten Ansatz gefunden, innovativ und selektiv die auftretenden Kräfte im Tretlagerbereich in das Rahmensystem abzuleiten - die Steifigkeit zu erhöhen - und dabei dann doch wieder Gewicht einzusparen.
Für das R5ca entwickelt, findet diese Technik 2011 bereits im R5 und dem neuen R3 Anwendung.
Also, was spricht dagegen, BBRight auch der S-Serie angedeihen zu lassen? Nicht, richtig! Na, dann macht das mal, Jungs.
Zudem müsste die Rennrad-Schmiede sich noch um den Lenkkopf kümmern. Angeblich liegt die nämlich mit runden 60 Nm recht weit unter dem 70er-Wert, der allgemein als Standard gefordert ist. Wenn man sich da mal den dicken Lenkkopf des Venge ansieht ...
Unser aller Radsport-Held Jens Voigt hat bei der Übergabe des ersten Rahmens von S-Works jedenfalls nur begeisternde Worte gefunden. Okay, da war auch eine Kamera dabei ...
Aber, stellen wir unser Lichtlein mal nicht unter den Scheffel. Denn, bei allen Tests und Texten der Redakteure (denen sicherlich gewisse Anzeigenkunden und deren Interessen im Nacken sitzen), darf man nicht vergessen - ein muskelbepacktes Sprintertier wie Thor Hushovd ist immerhin auf dem S3 die Mörderanstiege der Tour de France hinauf geschossen und hat einige Sprints gegen die Weltelite - und nicht zuletzt die Weltmeisterschaft gewonnen.
So schlecht kann das S3 ja nun auch nicht sein. Und siehe da, kaum schaut man mal über den Tellerrand der deutschen Rennrad-Journallie hinaus, sehen die Urteile der Fachpresse auch schon anders aus. Da gilt bei den CyclingNews und dem CyclingWeekly das S3 als Testsieger und absoluter Kauftipp für 2010. Oder es wird gar als "Design-Kult" angepriesen. Recht haben sie!
Komisch. Bei unserer deutschen Ausgabe der Tour wird das S3 totgeschwiegen und ein lausig ausgestattetes S2 gegen die aktuellen Top-Modelle antreten gelassen. Und dann ist die einzige Kritik, die ihnen einfällt, das "schwache Laufrad". Na, okay, wer scheiß Laufräder montiert ... selbst Schuld, oder wer kauft denn bitte allen Ernstes Kompletträder? Sowas macht doch keiner?!?
Aber, wer weiß - nicht wahr Mr. Vroomen, Herr White? Überrascht uns, gebt uns ein S3evo oder gar ein S4, das uns mitreißt, das uns begeistert. Eines, das neue Standards setzt. Eines, das keine ausgefeilte Promi-Leak-Kampagne á la Cav braucht, eines, dass keine überteuren Hochglanz-Anzeigen in allen Magazinen der Welt, das keine hochgezüchtete, mehrsprachige Monster-Flashwebsite braucht.
Eines, das nicht mehr und nicht weniger als das neue Soloist wird. Eines, das zum neuen Standard, zur selbstverständlichen Referenz wird.
Ein Rad, hinter das man kein Ausrufezeichen machen muss.
Kein: Specialized Venge!
Sondern ein Cervélo S3.
Punkt.
Ein S3, das mich davon abhält, mir am Ende doch dass Venge zu kaufen.
Und mich vom Cervelover zum Spezi werden lässt.
Oder gar zum F01-Scotty.
Ich baue auf Euch!
Welche Rennräder oder Trends findet Ihr mitreißend, richtungsweisend oder einfach nur rattenscharf? .
28. März 2011
Die erste Tour 2011
Ah, was verspricht mir der Wetterbericht für Traumtemperaturen und Megawetter für das Wochenende? Ein Traum - und wie gut, dass die Eltern meiner Süßen zum Besuch geladen haben. Also, was überlege ich lange? Früh aufgestanden, die Pneus auf 8,5 bar gepumpt und ab geht es - 85 Kilometer liegen vor mir, ein harter Fizik, das Cervélo und der Asphalt unter mir - Rennrad-Herz, was willst du mehr?
Die Sonne blendet, minutenlang brennt sie immer wieder zwischen den Wolkenlücken hernieder, eine Wohltat, durch den klirrekalten Morgen zu rauschen - zeitweilig wärmt sie meine schwarzen Cervélo-Klamotten stark auf - ich fühle mich wohl. Nach dem wochenlangen Training auf der Rolle eine Wohltat.
Weiß und dicht hängen die Atemschwaden vor meinen Lippen, ich atme schwer, suche aber dem runden Tritt und finde ihn schnell, sobald ich den nervigen Stadtverkehr Hamburgs hinter mir gelassen und die Schlaglöcher Norderstedts umschifft habe: Vollgas heißt die Devise.
Bis Bad Segeberg - etwa 50 Kilometer - fliege ich geradezu dahin. Es geht geradeaus an der Bundestraße, zwar fahre ich in einem hohen Gang, aber doch immer auf dem kleinen Blatt. Ein ätzender Wind weht mir beständig entgegen und so komme ich kaum über die 30 km/h-Grenze.
Aber das macht mir nichts aus, denn solange ich meine hohe Trittfrequenz durchhalten kann, bin ich im Paradies. So trete ich bis Segeberg durch, biege in Rönnau links ab und dann beginnt der Lieblingspart dieser Strecke: Die Wellen!
Bestätig geht es in teils giftigen Anstiegen kleine Rampen hoch und runter, hoch achte ich darauf, nicht unter 20, 25 km/h zu fallen, bergab ist es mir egal, bei diesem Gegenwind komme ich eh nicht über die 45er-Marke.
Und so schaffe ich es - trotz Gegenwindes - in unter 3 Stunden von Haustür zu Haustür. Neuer Rekord und ein Kuss meiner Herzdame. Toller Rennradsamstag!
Hinfahrt: 85,05 km in 2 h 58 min und 28,6 avg
Den Abend verbringen wir gemütlich bei Scrabble und Rotwein - aber nicht zuviel, denn für den Sonntag ist noch mehr Sonne angesagt. Und Rückenwind.
Hoffe ich.
Denn sobald ich nach dem Frühstück wieder auf meinem R3 sitze, bläst es mir noch stärker als gestern entgegen. "Alter!", fluche ich in die Bö, "da hat doch tatsächlich der Wind gedreht über Nacht!"
Na, egal, reingetreten, same Procedure as yesterday.
Bis Segeberg genieße ich wieder die Anstiege, diese kleinen Wellen, das zarte Grün, das wie ein weicher Flaum auf einigen Feldern schon steht und so kurble ich mit hoher Umdrehung durch Schleswig-Holstein.
In Segeberg stoppe ich nicht einmal an der Tanke - heute hat mich der Ehrgeiz gepackt, denn wie cool wäre das denn, heute noch einmal die Grenze zu verschieben?
Und so nehme ich das wilde Gehupe der Motorradmassen an roten Ampeln in Kauf, schieße um die Ecke bei Möbel Kraft und beschleunige: Gut geht es voran, die Beine schmerzen zwar, ich bin außer Puste aber das macht nichts: 2 Stunden 50 wäre klasse!
Keine 5 Kilometer vor Norderstedt passiert es dann.
Verkehrte Welt. Ich bin einen Moment unaufmerksam, fühle zwei harte Schläge, erst das Vorderrad, dann das Hinterrad, ich kann mein Rad abfangen, rolle weiter, schaue, schaue - nichts passiert.
Denke ich noch.
Vor mir vier Trutschen auf Hollandrädern, schländern über den Radweg. Ich blöke ein "Aaaachtung!" in den Wind, erschrocken stäuben sie auseinander, ich pöbele noch was im Vorbeifahren in meinen Dreitagebart und dann, keine 200 Meter vor ihnen, fühle ich den Platten.
Okay. Abgesehen davon, dass es dann richtig peinlich wird, als die Trutschen wiederum an mir vorbeiziehen, versagt mir auch noch die Lezyne-Pumpe den Dienst: Nach viermaligem Aufpumpen (!) des neuen Schlauches schmerzt mir nicht nur der Arm, sondern jedes Mal dreht der bescheuerte Schlauch auch immer das Ventil mit heraus.
Scheißprodukt!
Eine nette Pearl-Fahrerin spendiert mir dann endlich, nachdem ich noch vergeblich die Engel vom ADAC nach einer Rennradpumpe an Bord gefragt und etwa 3 Kilometer geschoben habe, eine Pumpe zum Aufstecken.
So kann ich dann endlich, nach etwa einer Stunde in der dann doch etwas kalten 6 Grad warmen Frühlingsluft wieder losfahren - mit nur 6 schwammigen Bar im Reifen, aber besser als gar nichts.
So erreiche ich dann - überraschenderweise nach auch wieder exakt 2 Stunden 58 Minuten - meine Hamburger Wohnung. Wow, denke ich mir, denn hätte ich ohne Platten weiter Vollgas geben können, wären heute bestimmt 2:45 h drin gewesen.
Aber hey, sage ich mir, Schwiegermutti wird noch desöfteren zu Kaffee und Kuchen bitten und dann ergibt sich ja wieder die Chance, den Rekord zu brechen.
Na, wenigstens kann ich an diesem Wochenende offiziell die Trainingssaison beenden - und das mit 1.006 Punkten beim Winterpokal und deutschlandweit auf Platz 193 (von 2.414). Auch okay, denn so beginnt die echte Draußensaison mit einem übererfüllten ersten Ziel.
Nur eines, das nervt. Und zwar der Spruch eines frechen Canyon-Radlers: "Na, so ein R3 ist mit Platten aber nicht mehr schnell, wa?"
Ach nee, Blödmann.
Rückfahrt: 84,21 km in 2 h 58 min und 27,1 avg
Gesamt: 169,26 km
.
Die Sonne blendet, minutenlang brennt sie immer wieder zwischen den Wolkenlücken hernieder, eine Wohltat, durch den klirrekalten Morgen zu rauschen - zeitweilig wärmt sie meine schwarzen Cervélo-Klamotten stark auf - ich fühle mich wohl. Nach dem wochenlangen Training auf der Rolle eine Wohltat.
Weiß und dicht hängen die Atemschwaden vor meinen Lippen, ich atme schwer, suche aber dem runden Tritt und finde ihn schnell, sobald ich den nervigen Stadtverkehr Hamburgs hinter mir gelassen und die Schlaglöcher Norderstedts umschifft habe: Vollgas heißt die Devise.
Bis Bad Segeberg - etwa 50 Kilometer - fliege ich geradezu dahin. Es geht geradeaus an der Bundestraße, zwar fahre ich in einem hohen Gang, aber doch immer auf dem kleinen Blatt. Ein ätzender Wind weht mir beständig entgegen und so komme ich kaum über die 30 km/h-Grenze.
Aber das macht mir nichts aus, denn solange ich meine hohe Trittfrequenz durchhalten kann, bin ich im Paradies. So trete ich bis Segeberg durch, biege in Rönnau links ab und dann beginnt der Lieblingspart dieser Strecke: Die Wellen!
Bestätig geht es in teils giftigen Anstiegen kleine Rampen hoch und runter, hoch achte ich darauf, nicht unter 20, 25 km/h zu fallen, bergab ist es mir egal, bei diesem Gegenwind komme ich eh nicht über die 45er-Marke.
Und so schaffe ich es - trotz Gegenwindes - in unter 3 Stunden von Haustür zu Haustür. Neuer Rekord und ein Kuss meiner Herzdame. Toller Rennradsamstag!
Hinfahrt: 85,05 km in 2 h 58 min und 28,6 avg
Den Abend verbringen wir gemütlich bei Scrabble und Rotwein - aber nicht zuviel, denn für den Sonntag ist noch mehr Sonne angesagt. Und Rückenwind.
Hoffe ich.
Denn sobald ich nach dem Frühstück wieder auf meinem R3 sitze, bläst es mir noch stärker als gestern entgegen. "Alter!", fluche ich in die Bö, "da hat doch tatsächlich der Wind gedreht über Nacht!"
Na, egal, reingetreten, same Procedure as yesterday.
Bis Segeberg genieße ich wieder die Anstiege, diese kleinen Wellen, das zarte Grün, das wie ein weicher Flaum auf einigen Feldern schon steht und so kurble ich mit hoher Umdrehung durch Schleswig-Holstein.
In Segeberg stoppe ich nicht einmal an der Tanke - heute hat mich der Ehrgeiz gepackt, denn wie cool wäre das denn, heute noch einmal die Grenze zu verschieben?
Und so nehme ich das wilde Gehupe der Motorradmassen an roten Ampeln in Kauf, schieße um die Ecke bei Möbel Kraft und beschleunige: Gut geht es voran, die Beine schmerzen zwar, ich bin außer Puste aber das macht nichts: 2 Stunden 50 wäre klasse!
Keine 5 Kilometer vor Norderstedt passiert es dann.
Verkehrte Welt. Ich bin einen Moment unaufmerksam, fühle zwei harte Schläge, erst das Vorderrad, dann das Hinterrad, ich kann mein Rad abfangen, rolle weiter, schaue, schaue - nichts passiert.
Denke ich noch.
Vor mir vier Trutschen auf Hollandrädern, schländern über den Radweg. Ich blöke ein "Aaaachtung!" in den Wind, erschrocken stäuben sie auseinander, ich pöbele noch was im Vorbeifahren in meinen Dreitagebart und dann, keine 200 Meter vor ihnen, fühle ich den Platten.
Okay. Abgesehen davon, dass es dann richtig peinlich wird, als die Trutschen wiederum an mir vorbeiziehen, versagt mir auch noch die Lezyne-Pumpe den Dienst: Nach viermaligem Aufpumpen (!) des neuen Schlauches schmerzt mir nicht nur der Arm, sondern jedes Mal dreht der bescheuerte Schlauch auch immer das Ventil mit heraus.
Scheißprodukt!
Eine nette Pearl-Fahrerin spendiert mir dann endlich, nachdem ich noch vergeblich die Engel vom ADAC nach einer Rennradpumpe an Bord gefragt und etwa 3 Kilometer geschoben habe, eine Pumpe zum Aufstecken.
So kann ich dann endlich, nach etwa einer Stunde in der dann doch etwas kalten 6 Grad warmen Frühlingsluft wieder losfahren - mit nur 6 schwammigen Bar im Reifen, aber besser als gar nichts.
So erreiche ich dann - überraschenderweise nach auch wieder exakt 2 Stunden 58 Minuten - meine Hamburger Wohnung. Wow, denke ich mir, denn hätte ich ohne Platten weiter Vollgas geben können, wären heute bestimmt 2:45 h drin gewesen.
Aber hey, sage ich mir, Schwiegermutti wird noch desöfteren zu Kaffee und Kuchen bitten und dann ergibt sich ja wieder die Chance, den Rekord zu brechen.
Na, wenigstens kann ich an diesem Wochenende offiziell die Trainingssaison beenden - und das mit 1.006 Punkten beim Winterpokal und deutschlandweit auf Platz 193 (von 2.414). Auch okay, denn so beginnt die echte Draußensaison mit einem übererfüllten ersten Ziel.
Nur eines, das nervt. Und zwar der Spruch eines frechen Canyon-Radlers: "Na, so ein R3 ist mit Platten aber nicht mehr schnell, wa?"
Ach nee, Blödmann.
Rückfahrt: 84,21 km in 2 h 58 min und 27,1 avg
Gesamt: 169,26 km
.
14. März 2011
Mein schönster Erfolg: SunClass Radsport
Pünktlich vor unserem ersten Rennen am Sonntag in St. Tropez bekomme ich heute die Lieferung von Dowe-Sportswear: Die neue Teambekleidung für unsere Equipe SunClass ist da! Wie kleine Kinder reißen wir die Pakete auf und freuen uns, ob des gelungenen, neuen Designs. Da liegt sie nun vor mir, die Uniform, die mich durch mindestens 10 Rennrad-Events in diesem Jahr für SunClass Radsport begleiten wird.
Neu, Originalverpackt und ungetragen: Die neuen Klamotten der Equipe SunClass Mittlerweile in der dritten Saison hat sich unser kleines, feines Team, 2010 aus einem Werbegag für unseren Agenturkunden SHG in Norderstedt geboren, zu einer immerhin europaweit agierenden Equipe gemausert. "With full force!" - so das Motto der diesjährigen Saison. Mit SunClass bestreiten wir die härtesten Rennen, die der europäische Rennkalender für Jedermänner zulässt. 2011, eine Powersaison, fahren wir mit den noch gänzlich in Solarblau gehaltenen Trikots den German Cycling Cup: Die Teamwertung ist unser Ziel.
2011 ist das Jahr des Solar-Blau: Beim German Cycling Cup spielen wir (halbwegs) vorne mit.
Und obwohl wir nur mit der Mindestanzahl an Fahrern antreten und auch nur die Mindestanzahl an Rennen absolvieren - von denen 2 nicht einmal in die Gesamtwertung eingehen - können wir einen fantastischen 23ten Platz für die Equipe SunClass sichern.
Ein tolles Ergebnis! Wir können bei den harten Rennen in Nürnberg und vor allem bei der 3 Etappen Regenschlacht beim Riderman super Platzierungen - vor allem durch das etwas komische Punktesystem des GCC, das Frauen bevorzugt - erringen und uns, obwohl wir absolut meist nicht sehr viel besser als der Durchschnitt der Teilnehmer sind, viele wertvolle Punkte sichern.
Das Logo des German Cycling Cup wird 2012 nicht mehr präsent sein.
Doch wie in die neue Saison gehen? Wieder im gleichen Rennkalender bei den gleichen Rennen mit den gleichen Fahrern antreten? Sich wieder mit den zahlenmäßig und leistungstechnisch absolut überlegenen Teams wie DKV Grakjaer, Merkur-Druck oder Sonosan messen?
"Keine Chance", stellen wir schnell fest: "Auch wenn wir ein tolles Budget haben: Für das vordere Feld reichts beim GCC nicht." Die (zunächst private) Anmeldung von Heiko und mir beim Granfondo New York bringt uns auf eine Idee ...
2011 in Deutschland unterwegs - 2012 unter dem Wappen der UCI World Cycling Tour
Die UCI veranstaltet zum zweiten Mal die World Cycling Tour - die offiziellen Jedermann- und Amateurweltmeisterschaften. Die finden an 11 Terminen überall auf der Welt statt - und eben auch im europäischen Ausland. SunClass-Märkte, denn die Solarmodule finden mittlerweile auch Absatz in Spanien, Italien und anderen Ländern Europas. Die neue Kleidung soll diese
Entwicklung dokumentieren.
Das UCI-Logo und die Regenbogenstreifen. Da schwillt die Brust von ganz allein ...Ich finde, da haben wir uns ein ganz geniales neues Design ausgedacht: Ein bisschen Retro durch die runderen Formen, die Solarmodule kommen nun auch sehr viel besser heraus und die Logos des Hauptsponsors SunClass und des Co-Sponsors, unserer Agentur, stehen ebenso gut, wie das UWCT-Logo der UCI mit den tollen Regenbogenfarben.
Ob wir es tatsächlich schaffen, unter die besten 25 % einer Altersklasse zu fahren, das sehe ich noch sehr fraglich. Keine Ahnung, wie stark die Konkurrenz bei den Gran Fondos und Bergrennen ist, an denen wir teilnehmen. Die Strecken sind wesentlich länger, als die des GCC und kaum ein Rennen wartet mit weniger als 2.000 Höhenmetern auf ...
Okay, posen geht mit diesen Klamotten auch. Oder? Saint Tropez heißt unser erstes Ziel - und das schon an diesem Sonntag. Mit immerhin 180 Kilometern und 2.400 Höhenmetern ist der Granfondo Colnago ein mehr als krasser Start in die Rennrad-Saison.
Ich bin gespannt, wie die Unterschiede zu Rennen im GCC sein werden, wie hart wird gefahren? Wie krass sind die französischen Jedermänner so drauf und vor allem - wie geben die Jungs vorne Gas, dort, wo es um das Ticket zur WM in Pietermaritzburg geht?
Eines ist aber sicher: Mit unseren schicken Designs werden wir wieder schön im Peloton herausstechen.
Auch das Langarmtrikot ist ein Hingucker: Solar am Arm.
Es ist Regen angesagt, aber ich hoffe, dass der Wettergott erbarmen mit uns hat und wir uns, unseren Sponsoren und Euch ein paar superschicke Schnappschüsse vom Rennen an der Cote d´Azur liefern können. Und dazu einen möglichst packenden Rennbericht. Wobei ... so richtig packend wirds ja erst, wenn es draußen ekelig wird, oder?
Haben einen Ehrenplatz über meinen Bett: Tolle Erinnerungen an 2010 und 2011
Und so werden Flow, Heiko und ich heute ins Bett gehen, eine letzte schlaflose Nacht träumen, während nebenan die Rennräder sicher verpackt auf den Flug nach Nizza und die kurze Autobahnfahrt nach Saint Tropez warten.
Ich freue mir ein zweites Loch in den Hintern, wenn ich an die Akkreditierung denke (gibts in Frankreich auch Starterbeutel?), an das Kribbeln in der Startaufstellung und die ersten rasanten Rennkilometer, die am Sonntag ab 8 Uhr morgens auf uns warten.
Frisch gewaschen und nach Persil duftend gehts morgen los. Hach. Rennrad.
Neue Klamotten. So viele Rennen. Herz - was willst du mehr?
Sicher und heile ankommen.
.
Wie findet Ihr das neue Design? Ich freue mich über Eure Comments.
Neu, Originalverpackt und ungetragen: Die neuen Klamotten der Equipe SunClass Mittlerweile in der dritten Saison hat sich unser kleines, feines Team, 2010 aus einem Werbegag für unseren Agenturkunden SHG in Norderstedt geboren, zu einer immerhin europaweit agierenden Equipe gemausert. "With full force!" - so das Motto der diesjährigen Saison. Mit SunClass bestreiten wir die härtesten Rennen, die der europäische Rennkalender für Jedermänner zulässt. 2011, eine Powersaison, fahren wir mit den noch gänzlich in Solarblau gehaltenen Trikots den German Cycling Cup: Die Teamwertung ist unser Ziel.
2011 ist das Jahr des Solar-Blau: Beim German Cycling Cup spielen wir (halbwegs) vorne mit.
Und obwohl wir nur mit der Mindestanzahl an Fahrern antreten und auch nur die Mindestanzahl an Rennen absolvieren - von denen 2 nicht einmal in die Gesamtwertung eingehen - können wir einen fantastischen 23ten Platz für die Equipe SunClass sichern.
Ein tolles Ergebnis! Wir können bei den harten Rennen in Nürnberg und vor allem bei der 3 Etappen Regenschlacht beim Riderman super Platzierungen - vor allem durch das etwas komische Punktesystem des GCC, das Frauen bevorzugt - erringen und uns, obwohl wir absolut meist nicht sehr viel besser als der Durchschnitt der Teilnehmer sind, viele wertvolle Punkte sichern.
Das Logo des German Cycling Cup wird 2012 nicht mehr präsent sein.
Doch wie in die neue Saison gehen? Wieder im gleichen Rennkalender bei den gleichen Rennen mit den gleichen Fahrern antreten? Sich wieder mit den zahlenmäßig und leistungstechnisch absolut überlegenen Teams wie DKV Grakjaer, Merkur-Druck oder Sonosan messen?
"Keine Chance", stellen wir schnell fest: "Auch wenn wir ein tolles Budget haben: Für das vordere Feld reichts beim GCC nicht." Die (zunächst private) Anmeldung von Heiko und mir beim Granfondo New York bringt uns auf eine Idee ...
2011 in Deutschland unterwegs - 2012 unter dem Wappen der UCI World Cycling Tour
Die UCI veranstaltet zum zweiten Mal die World Cycling Tour - die offiziellen Jedermann- und Amateurweltmeisterschaften. Die finden an 11 Terminen überall auf der Welt statt - und eben auch im europäischen Ausland. SunClass-Märkte, denn die Solarmodule finden mittlerweile auch Absatz in Spanien, Italien und anderen Ländern Europas. Die neue Kleidung soll diese
Entwicklung dokumentieren.
Das UCI-Logo und die Regenbogenstreifen. Da schwillt die Brust von ganz allein ...Ich finde, da haben wir uns ein ganz geniales neues Design ausgedacht: Ein bisschen Retro durch die runderen Formen, die Solarmodule kommen nun auch sehr viel besser heraus und die Logos des Hauptsponsors SunClass und des Co-Sponsors, unserer Agentur, stehen ebenso gut, wie das UWCT-Logo der UCI mit den tollen Regenbogenfarben.
Ob wir es tatsächlich schaffen, unter die besten 25 % einer Altersklasse zu fahren, das sehe ich noch sehr fraglich. Keine Ahnung, wie stark die Konkurrenz bei den Gran Fondos und Bergrennen ist, an denen wir teilnehmen. Die Strecken sind wesentlich länger, als die des GCC und kaum ein Rennen wartet mit weniger als 2.000 Höhenmetern auf ...
Okay, posen geht mit diesen Klamotten auch. Oder? Saint Tropez heißt unser erstes Ziel - und das schon an diesem Sonntag. Mit immerhin 180 Kilometern und 2.400 Höhenmetern ist der Granfondo Colnago ein mehr als krasser Start in die Rennrad-Saison.
Ich bin gespannt, wie die Unterschiede zu Rennen im GCC sein werden, wie hart wird gefahren? Wie krass sind die französischen Jedermänner so drauf und vor allem - wie geben die Jungs vorne Gas, dort, wo es um das Ticket zur WM in Pietermaritzburg geht?
Eines ist aber sicher: Mit unseren schicken Designs werden wir wieder schön im Peloton herausstechen.
Auch das Langarmtrikot ist ein Hingucker: Solar am Arm.
Es ist Regen angesagt, aber ich hoffe, dass der Wettergott erbarmen mit uns hat und wir uns, unseren Sponsoren und Euch ein paar superschicke Schnappschüsse vom Rennen an der Cote d´Azur liefern können. Und dazu einen möglichst packenden Rennbericht. Wobei ... so richtig packend wirds ja erst, wenn es draußen ekelig wird, oder?
Haben einen Ehrenplatz über meinen Bett: Tolle Erinnerungen an 2010 und 2011
Und so werden Flow, Heiko und ich heute ins Bett gehen, eine letzte schlaflose Nacht träumen, während nebenan die Rennräder sicher verpackt auf den Flug nach Nizza und die kurze Autobahnfahrt nach Saint Tropez warten.
Ich freue mir ein zweites Loch in den Hintern, wenn ich an die Akkreditierung denke (gibts in Frankreich auch Starterbeutel?), an das Kribbeln in der Startaufstellung und die ersten rasanten Rennkilometer, die am Sonntag ab 8 Uhr morgens auf uns warten.
Frisch gewaschen und nach Persil duftend gehts morgen los. Hach. Rennrad.
Neue Klamotten. So viele Rennen. Herz - was willst du mehr?
Sicher und heile ankommen.
.
Wie findet Ihr das neue Design? Ich freue mich über Eure Comments.
Running Barcelona. Mein erster Marathon.
Zunächst einmal: Ich habe es geschafft! Nach 4:30 Stunden überquere ich die Ziellinie unter dem Beifall einiger zehntausend begeisterter Zuschauer, unter sängernder Hitze und - was zu erwarten war - unter einigen (allerdings überraschend wenigen) Schmerzen.
Die Vorbereitung auf den Marathon.
Wie es mit Süchtigen aber so ist, kann ich nicht ohne Sport - zumal mich die Saisonplanung für 2012 schon voll im Griff hat. Wie aber durch den Winter kommen? Wie die Form konservieren? Oder gar ausbauen?
Wieder stundenlang in meinem Trainingskabuff auf der freien Rolle trainieren, wie ich es 2010/11 gemacht habe, kommt nicht infrage: Zu eintönig, zu langweilig dieses Training. Außerdem möchte ich Ausgleichssport betreiben. Andere Muskeln bewegen, andere Reize setzen.
"Laufen ... wäre doch was ..." ? Denke ich mir und sofort habe ich ein Bild vor Augen: Ich laufe einen Marathon!
Schnell sind die Dates gecheckt, die Startgebühren überwiesen und das erste Saisonhighlight steht fest: Barcelona am 25. März. Mein erster Marathon.
Mein erster Marathon? Oha!
Ich entwickle einen Trainingsplan, der mich in weniger als 4 Monaten von 0 auf 42 bringen soll. Er besteht aus Langstreckenläufen am Wochenende und den "Run-2-work"-Kurzstreckensprints unter der Woche.
Letztere kann ich nicht durchführen. Erstere ziehe ich dafür umso gnadenloser durch. Bereits im Oktober starte ich meinen ersten Halbmarathon. Und laufe eine viel versprechende Zeit. Es folgen neun weitere, ehe ich, mitten im klirrekalten Rekordwinter bei minus 12 Grad auf die Dreivierteldistanz switche - und 30 km (naja, 27,6 km) laufe. Ich laufe meist um die Alster, oder auch mal in Riga.
10 Halbmarathons.
4 mal die Dreivierteldistanz.
Insgesamt bereite ich mich als mit 14 Läufen und 330 Trainingskilometern vor. Ob das reicht?
Barcelona. Am Start.
Dann, endlich, der große Tag. Ich stehe zusammen mit 20.000 anderen Runningverrückten an einem frischen, aber nach diesem Winter doch angenehm warmen, Frühlingsmorgen am Start. Zwanzigtausend Leute! Bunte, verrückte, stille, insich gekehrte, schreiende, tanzende, feixende, ernsthafte, fokussierte, schnatternde, bibbernde, kräftige Leute. Und ich mittenmang.
Sarah, die mich begleitet, muss hinter der Absperrung bleiben - und sie sieht froh darüber aus.
Was wird mich jetzt erwarten? Wie wird das sein, 42 Kilometer rennend zurück zu legen? Fragen bohren sich in meinen Hinterkopf - ich versuche sie auszublenden, was mir nur in Maßen gelingt.
Dann zählen sie - weit weit vorn - den Countdown runter. Ich stehe im Startblock 2 bei den Läufern, die sich eine Ankunftszeit von 4 Stunden als Ziel gesetzt haben. Ich starte also optimistisch.
Langsam schieben wir uns zur Start/Ziellinie vor - es geht nur schrittweise, denn vorn müssen Massen an Zweibeinern loshasten. Endlich komme auch ich über die Linie - die peitschende Musik blende ich schnell aus und stecke mir meine eigenen Hörer in die Ohren.
On the run.
Jetzt zählts!
Die ersten zehn Marathon-Kilometer.
Ach, was für ein Durcheinander! Ich habe gleich zu Beginn keine gute Phase: Zunächst war es großer Bullshit, eine eigene Trinkflasche mitzunehmen. Was mir bei diversen Rennen mit dem Rennrad schon mehrere Minuten gespart und den Kopf gerettet hat, ist hier kompletter Unfug - alle paar Kilometer sind üppige Erfrischungsstationen aufgebaut, wenn es mir hier heute an etwas nicht mangeln wird, dann ist es H2O.
Die Flasche ist schwer, hüpft in meiner Trikottasche herum (ich laufe natürlich im Cervélo-Trikot!) und nervt einfach nur. Bei 3 km werfe ich sie in einen Mülleimer.
In der linken Trikottasche sieht es nicht anders aus: Handy (zum Fotos machen), das Garmin Edge für meine eigenen GPS-Aufzeichnungen, der MP3-Player, 4 Energy-Gels und 2 Riegel sowie meine Winterrennrad-Mütze drängeln sich in der Tasche - und drücken nach oben.
Alle paar Meter habe ich das Gefühl, den einen oder anderen Inhalt zu verlieren. Erst, als ich das GPS (das bis dato durch mein Gefummel auch noch pausiert hatte) in meine kleine Schlüsseltasche in der Laufhose verstaut habe, wird es angehehmer - ruhiger.
Erst bei 5 km kann ich mich aufs Laufen konzentrieren.
Es geht zunächst nach Norden, leicht bergan. Sofort hat sich das Feld lang gezogen. Ich werde von Massen an Sportlern überholt, überhole aber selbst auch viele Sportler. Die meisten haben nur eine Schicht an: Hose und (oft ein ärmelloses) Laufshirt. Ich bin mit langer Laufhose, kurzem Unterhemd, langem Unterhemd und Trikot unterwegs.
Noch wärmt mich das alles ganz gut. Aber wie wird das gegen Mittag aussehen?
Am Straßenrand begeisterte Zuschauer. Vor allem in Kurven und neuralgischen Stellen stehen sie in riesigen Trauben und feiern uns. Jeden von uns. Als wären wir alle Haille.
Wir kehren am nördlichsten punkt wieder nach Süden, vorbei am Stadion des F.C. Barcelona und wieder in Richtung Placja d´Espanya, wo der Marathon gestartet wurde.
Ich laufe locker, etwas schneller als üblich, habe mir aber als Pacemaker einen gut laufenden, +50er ausgesucht, an dessen Fersen ich mich hefte. Neben mir und um mich herum merke ich mir einige Gesichter (und wirklich nett anzuschauende Damenpopos), an die ich mich halten will.
Die ersten 10 Kilometer laufe ich mit 59:33 min etwas schneller als in meinem Training. Ich beschließe, etwas mehr tranquilo zu machen und lasse den mid-50er ziehen.
Der Halbmarathon.
Mittlerweile steht die Sonne hoch oben und wir sind in unserem Rhythmus angekommen. Ich selbst kann mich auf die im Training einstudierten Abläufe verlassen und laufe locker, ohne Beschwerden, ohne Schmerzen und ohne nur das kleinste Seitenstechen: Meinem Training sei Dank!
Bei meinen 14 Trainingsläufen habe ich immer die selbe Musik gehört. DJ-Sets von Deep Dish und Dave Seaman. Genau der Beat, der zu meinem Laufstil passt. Bestimmte Stellen innerhalb der Sets sowie die genaue Reihenfolge, nach der ich die Musik abspiele, bringt eingeübte Muster und Bilder in meinen Kopf.
So habe ich bei den Trainings an bestimmten Stellen immer die selben Gedanken gedacht. Mich dadurch programmiert. Diese Gedanken stellen sich jetzt beim Hören der Musik ganz automatisch ein. Pawlowscher Effekt der Ohren. Gedanken an Freunde, an wunderbare Situationen, an Erfolge, an schöne Momente.
Debodyment - so kann ich über die Musik quasi aus meinem Körper heraus und mich gedanklich an Orten aufhalten, die weit weg sind von der Anstrengung des Hier und Jetzt. Das klappt so super, dass ich den Halbmarathon an der 21-Kilometer-Marke fast wie im Rauschzustand laufe - und mit 2:05 Stunden für die 21,irgendwas Kilometer sogar meine zweitbeste Zeit hinlege!
Schneller als 9 Halbmarathons im Training.
Ich laufe zunächst bei den 4 bis 3:30 Stunden-Läufern, wobei mir bald klar wird, dass diese Pace um Einiges zu schnell für mich ist. Ich laufe meinen Stiefel und werde bald von dem 4-Stunden-Pacemaker eingeholt. Nur wenig beschleunigt finde ich, dass diese Pace mir doch sehr viel mehr zusagt - zumal ein Marathon in 4 Stunden noch eine Superleistung für mich wäre!
Wohl wissend, dass ich eigentlich zu schnell bin, fühle ich mich aber so gut, dass ich ohne Probleme mithalten kann.
Der Pacemaker ist komplett in weiß gekleidet und hat einen recht monströsen, weißen Ballon mit "4´00"-Aufdruck an sich befestigt. Um ihn herum hat sich eine Traube von dicht laufenden Menschen gebildet, die sich wohl zum Ziel gemacht haben, genau mit ihm anzukommen: Mit Argusaugen verfolgen sie jeden seiner Schritte.
Auf einmal zieht er an der Ballonschnur und holt den Orientierungspunkt ein.
Ein Raunen und unsichere Blicke im Feld.
Dann läuft er immer weiter rechts, nach ganz außen, wird langsamer, rennt auf den Gehweg und biegt plötzlich in eine Seitengasse ab.
Für den Bruchteil einer Sekunde sieht man komplette Hilflosigkeit und blankes Entsetzen in den Augen der Läufer: "Der Pacemaker ist weg! Was um Himmels Willen machen wir nun?!? WIR WERDEN ALLE STERBEN!" Ein paar Läufer wollen ihm gar hinterhereilen - egal, Hauptsache beim Pacemaker!
Der aber, das sehe ich noch mit einem Schulterblick, bleibt bei einem Baum stehen.
Und pinkelt erstmal.
Wir müssen alle lachen.
Der Einbruch: Kilometer 30.
Als ich am Vortag mit Sarah den Marathon bespreche, sage ich ihr: "Bis 28 km weiß ich sicher, dass ich ankomme. Diese Distanz bin ich oft gelaufen und das wird kein Problem sein. Die Frage ist, was ab dem 30sten geschieht ..."
Denn es ist kein Geheimnis, dass die Glykogen-Reserven bei einer Ausdauerbelastung rund um die Kilometer 30 aufgebraucht sind - das typische Marathon-Loch. Die Strecke - im übrigen fast der gleiche Kurs, der bei den Olympischen Spielen 1992 gelaufen wurde - ist bei diesem Abschnitt besonders tückisch: Es geht die Avinguda Diagonal leicht bergauf auf den großen "Gurkenturm" - den Torre Agbar - hinzu.
Hier haben sich die Zuschauer auf dem sehr lang gezogenen Geradeausstück verteilt - wenig Ansporn also, zwischendurch ergeben sich auch mal 100 Meter ohne einen anfeuernden Ruf. Das psychlogisch Schwierige an diesem Part ist zudem, dass man auf der gegenüber liegenden Seite die entgegen kommenden Läufer sehen kann, die also, die schon bei Kilometer 31 sind.
Bergan muss ich mich zusammen reißen: Rächt sich jetzt hier meine hohe Pace zu Anfang des Laufes? Endlich am Torre Agbar angekommen drehe ich in der Haarnadelkurve und passiere eine weitere Wasserstation. Wie immer, greife ich mir von einem Helfer eine neue Flasche Wasser (0,2 l) , kippe mir vorher den kleinen Rest der alten Flasche, die ich zur Not in meiner Trikottasche aufbewahre, über den Kopf (aaah, kühlend!) und trinke ein paar tiefe Züge. Einige Meter später greife ich mir einen Becher Energydrink und trinke den aus, dann, wie alle 10 Kilometer, drücke ich mir ein Energy-Gel rein, spüle nach, um am letzten Tisch eine halbe Banane und einen Wasserschwamm zu schnappen.
Die Banane esse ich.
Den Schwamm drücke ich mir ins Gesicht und auf den Kopf.
Nicht verwechseln!
Ich checke meine Zeit: 3:02 Stunden Netto bis zu diesem Punkt. Also liege ich noch komfortabel in meinem errechneten Schnitt von einer Stunde pro 10 Kilometer.
Und dann passiert es: Mich verlassen nun, so, als habe man eine Pforte geöffnet, alle Kräfte. Der Einbruch! Urplötzlich - und so scheint es vielen anderen Läufern auch zu gehen - saugt es mir die letzte Energie aus den Gliedern. Ich habe keinerlei Probleme mit dem Atmen oder den Muskeln, auch keine Schmerzen ... Nur ... Ich kann einfach nicht mehr!
Seltsam. Interessant. Und schockierend. Das kenne ich bisher noch nicht. Auch auf dem Rennrad, und sei das Rennen noch so hart, ist mir das so noch nie passiert. Urplötzlich geht gar nichts mehr.
Als ich sehe, dass - schätzen wir mal - so jeder zehnte Läufer um mich herum auf einmal geht anstatt zu laufen, kann ich dem Impuls auch nicht mehr nachgeben. Und gehe auch. Scheiße! Denke ich mir, Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich gehe! Ich gehe schnell. Ich halte nicht an. Ich bin auch beim gehen fast genauso schnell wie die anderen, die noch laufen - aber verdammt! - ich gehe!
Nur noch zehn Meter, schwöre ich mir, nur noch zehn Meter und dann, ich raffe mich auf - und laufe wieder. Bei Kilometer 32 geht die Scheiße also los ...
Das ist es, das Loch! Jetzt zählt der Kopf. Mein guter Freund Jörg, der selbst schon den Marathon gelaufe ist, hatte es mal so ausgedrückt: "Bis Kilometer 30 ist es hart. Ab Kilometer 30 wird es ... richtig hart!"
Und hier passiert es nun auch, dass ich in die Hölle komme. Aber wenigstens bin ich da nicht allein.
Das Tal des Todes - Kilometer 32 bis 38.
Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich zwischen Gehen und Laufen hin und herwechseln muss. Auch meine GPS-Daten lassen diesen Schluss nicht zu, da ich im Gehen fast genauso schnell bin, als würde ich laufen. Sicher aber ist, dass ich bestimmt 5 mal gehen muss. Jedes mal eine Schmach empfinde, jedes mal ein weiterer Stich ins Herz - und jedes mal aufs neue die Versicherung, dass es so vielen neben mir genauso ergeht.
So rette ich mich von Wasserstelle zu Wasserstelle, nehme die 6 Kilometer, die ich bis zum 38sten mehr stolpere als laufe, wie in einem Alptraum wahr: Selbst die leichteste Steigung, etwa zur Meerespromenade am olympischen Hafen hinauf, wo es auf 50 Meter vielleicht einen Höhenmeter zu überbrücken gilt, kann ich nicht mehr joggend in Angriff nehmen: Reihenweise nehmen wir Tempo raus und gehen.
Die Sonne brütet in einer Weise auf uns herunter, die ich nur aus dem Hochsommer kenne: Mein Sonnenbrand schmerzt. Na, wenigstens lenkt er von der fast ebenso schmerzhaften Leere ab, die mich ausfüllt. Wie gesagt: Ich verspüre keinerlei körperliche Schmerzen.
Den gesamten Marathon über habe ich nicht einmal Seitenstechen oder Krämpfe, keine Knie- oder andere Schmerzen, nichts. Es ist halt diese erschreckende Erfahrung vollkommener Leere, mit der ich nichts anfangen kann: Weder meine hochdosierten Energy-Gele, noch die Bananen oder die Drinks können dieses Loch (schnell genug) stopfen.
Immer wieder motiviere ich mich mit den erlernten Techniken des Debodyments, den positiven Gedanken oder meiner Musik, doch wieder loszulaufen - komm, los jetzt, 1.000 Meter joggen, dann kannste wieder gehen.
Hier draußen an der Strandpromenade sind die Zuschauer auch wieder dünner gesäät. Nicht weniger enthusiastisch - aber es spornt halt nochmal anders an, wenn sie dicht gedrängt zu vier Reihen hintereinander auf dich einschreien, als wenn alle 10 Meter zwei Mann stehen und klatschen.
Kilometer 34. Kotz! Ich dachte, es wären schon 35?!? Wann hört dieser scheiß Strand endlich auf? Wann kommt wieder Schatten? Nur ja nicht negativ werden! Denk an was Schönes! Tja, okay. Wie nur? Ah, das Streckenprofil! Ich habe mir die Route für heute eingeprägt: Ich weiß, dass nach der Strandpassage der Triumphbogen kommt und dann ein kleines Geschlängel durch die Altstadtgassen - und ich weiß auch, dass am Denkmal des Christoph Kolumbus alles gut wird: Hier beginnt die Avinguda del Paral.lel - und ab hier sind es nur noch 2,5 Kilometer.
Aber erstmal hinkommen!
Dass ich hier heute ankommen werde, daran besteht allerdings zu keinem Zeitpunkt auch nur der geringste Zweifel: Ich laufe diesen Marathon hier heute zu Ende! Das steht fest. Und wenn ich da auf dem Zahnfleisch hinkrauchen muss. Nur würde ich diesen, meinen ersten Lauf, gern mit einer ordentlichen Zeit finishen. Und auch gern mit so wenig Gehen und so viel Laufen wie möglich.
Als ich das denke, bringe ich auch schon Nummer 37 fertig. Und endlich biegen wir vom (ansonsten wunderschönen) Strand ab und wieder in die Stadt ein. Ah, endlich wieder Zuschauermassen! Endlich wieder Trommelbands und Begeisterung. Endlich wieder Leute abklatschen und beklatscht werden.
Ich sauge begierig die Lachenden, die Anfeuernden, die Mitreißenden, die Schreienden ein. Lenke mich ab mit den Gesichtern, überhole sogar wieder Läufer. Und gehe wieder ein Stück durch die nächste Wasserstation.
Dann der Triumphbogen - schicken die uns hier nun über Pflastersteine?!? - und dann, dann endlich - Kilometer 38. Nun noch zweitausend Meter, dann biste bei der 40. Und wenn du die 40 hast, in dem Moment, wo du drüber bist, sinds ja auch schon 40,1 - und Alter, dann hast du es bald geschafft!
Mit diesen Rechenspielen halte ich mich über Wasser - im wahrsten Sinne des Wortes. Und so überlebe ich die Hölle des 30er-Loches. Überbrücke das Tal des Todes. Rette mich durch und über die Massen, trinke mir die Liter nur so rein, stolpere mehr als das ich laufe. Und komme ende bis zur magischen 38.
Dann muss ich grinsen: Da hinten, da, zwischen zwei Dächern in einer kleinen Ritze, da habe ich ihn kurz gesehen - seinen rechten Arm aufs Meer weisend. Christoph Kolumbus. Der Richtungsgeber in eine neue Welt. Für mich hier und heute der Leuchtturm. Der Rettungsanker. Die Marien-Erscheinung.
Die letzten beiden Kilometer - Adrenalin und Erlösung
Als ich den Entdecker Amerikas umrunde und an der 39 vorbeikomme, wähle ich meine "Siegesmucke". Es ist ein DJ-Set von Deep Dish. Ich springe gezielt zu einem Lied, das ich zuhause beim Marathon-Training offt und gezielt immer auf den letzten beiden Kilometern gehört habe: "Aquaman knows what to do ..." lautet da eine Zeile. Und yeah - der Aquaman weiß es wirklich!
Positivieren. Programmieren. Ich weiß nicht, ob es die Musik ist. Oder das Wissen, dass in 2 Kilometern und 195 Metern alles okay sein wird. Vielleicht auch, weil der Körper nun, da er das Ende dieser Tortur, dieses Abenteuers buchstäblich vor Augen hat, die letzten, gut gehüteten Energiereserven frei gibt oder einfach nur, weil mir das Adrenalin, das mein Körper nun ausschüttet, buchstäblich aus den Ohren kommt: Ich beginne, wieder Kräfte zu fühlen.
So um die 40er Marke, sicher aber ab der 41er-Marke, beschleunige ich. Mein GPS sagt mir später, dass ich die Pace von 8:30 Minuten pro Kilometer auf sagenhafte 4:50 min/km steigern konnte.
Hier ist es dann auch, dass ich endlich die Stöpsel aus den Ohren nehme. Und hier ist es, auf den letzten 1.500 Metern dieses meines ersten Marathons, dass ich endlich das Schreien, diese unendliche Begeisterung der Zuschauer, das treibende Getrommel der Bands am Straßenrand und wenig später diese atemberaubende Kulisse des Zieleinlaufes komplett mitbekomme: Ich zische los, bin nicht zu bremsen, um mich herum ziehen sie alle nochmal an, sie schnaufen, sie stöhnen, hinter mir brüllt sich einer aus voller Kehle ins Ziel und ich, ich husche an zwei, drei, fünf Mitläufern vorbei, komme durch den ersten von 3 Zielbögen - die Black Eyed Peas pushen aus den Boxen, mir schlägt eine Welle der Begeisterung entgegen, dann, dort, endlich, die Ziellinie - drüber.
Und rausnehmen.
Ich habs geschafft! Mein erster Marathon! Unglaublich.
Ich erlaube mir ein Lächeln.
Und ein Zweites bei dem Mädel, das mir die Medaillie umhängt.
Dann bekomme ich schon fast nix mehr mit: Ich bin im Ziel.
Gehirn aus.
Nach dem Marathon. Ein Wrack, das ein Körper ist.
Sarah holt mich ab. Gemeinsam humpeln wir zu unserem Appartement. Dort dusche ich ausgiebig (Autsch, Sonnenbrand auf dem Kopf!) und ich entledige mich ächzend aller Kleider, der Schuhe, steche zwei (nur zwei?) Blasen auf und reibe mir die gesamten Beine flächendeckend mit kaltem Franzbranntwein ein.
So sitze ich, warm verpackt, ein, eineinhalb Stunden vor dem Fernseher und sehe mir die Volta a Catalunya an: Draußen durch das weit geöffnete Fenster drängen noch immer die Rhythmen vom Zieleinlauf. Auch jetzt noch kommen Leute im Ziel an.
Am Ende steht eine Zeit von 4 Stunden 30 Minuten und 13 Sekunden auf meinem Konto. "Punktlandung", twittert einer meiner Follower, nachdem ich mir während meines Trainings diese Zeit immer als realistische Zielzeit herausgerechnet hatte.
"Marathon? Der hat doch einen Führerschein?!?", sagt mein Bruder zu meiner Mutter, als die ihm mein Ergebnis durchgibt.
Wenig später laufen wir eineinhalb Stunden zum Hafen, um bei einem ausgiebigen Siegermahl den Marathon zu feiern. Aber die meiste Zeit sitzen wir eher still da - selbst zum Sprechen fehlt mir die Kraft.
Noch zwei Tage nach dem Lauf, längst zurück in Deutschland, habe ich deftigen Muskelkater in den Oberschenkeln, leichten kater in der rechten Wade und ein ziemlich unangenehmes Stechen im rechten Knöchel.
Sonst aber - und das überrascht mich - bin ich fit und fühle mich super.
Was dieses Marathon-Abenteuer bedeutet.
Zunächst stelle ich fest, dass es eine wunderbare, einzigartige und eigentlich unbeschreibliche Erfahrung ist. Etwas so sagenumwobenes, absolut unvorstellbares und nicht zu vermittelndes wie einen Marathon zu absolvieren, an dem noch so viel mehr mythisches hängt, als nur die 42,195 Kilometer, kann nur nachvollziehen, wer es gemacht hat.
Als ich mir das Pace-Diagramm anschaue, muss ich staunen: Laufe ich anfangs noch relativ gleichförmig und kompakt, kippt die Kurve nach eineinhalb Stunden merklich ab.
Das "Tal des Todes" kann ich auch ziemlich genau ausmachen: Ab 2:30 Stunden laufe ich unrhythmisch (wobei dort die Strecke viele Haarnadelkurven und langsame Drängelbereiche enthalten hat) - ab kurz vor 3:30 dann der Einbruch.
Genau kann ich am nervösen Gezuckel der Linie ablesen, wo ich gegangen bin und wo ich mich wieder zum Laufen aufraffen konnte. 11 mal gehen also. Oha. Das muss besser werden.
Und doch - ist diese Pace-Linie ein wertvoller Indikator für Fehler im Marathon. Für mein allzu optimischtisches Rangehen im 4-Stunden-Block und meine eher unausgeglichene Laufleistung. Viele Lehren fürs nächste Jahr.
Aber egal: Gefinished ist gefinished! Undd noch dazu mit meiner Zielzeit (trotz Gehen!)
Ich zähle nun also auch zu diesem Kreis der Marathonläufer.
Ein tolles Gefühl.
Und das erfüllt mich mit unglaublich viel Stolz.
Ich starte in die Rennradaison 2012 nicht nur mit einem absoluten Highlight-Event - sondern mit einem Erfolgserlebnis, das mir so viel Kraft und Zuversicht gibt, dass mir die kommenden Aufgaben - und da kommt so Einiges! - sehr viel weniger bedrohlich erscheinen. Ich kann alles schaffen!
Und wie wunderbar reiht sich dieser Marathon in mein Trainingskonzept ein! Wie wichtig war es doch, nachdem ich 2011 beim Zeitfahren Hamburg-Berlin gescheitert war, dieses Zeitfahren eine Woche später zu wiederholen - und zu meistern! Der erste Baustein. Dieser kleine Sieg hat mir so viel Zuversicht für den Marathon in Barcelona gegeben - und damit das Fundament für die Saison 2012 gegossen.
Und nun, nach so vielen Stunden Trainings bei Temperaturen bis zu minus 13 Grad - dieser Kracher in Spanien. Besser kann eine Wintersaison nicht starten, besser kann sie nicht enden - und eine bessere Basis für eine erfolgreiche Saison auf dem Rennrad kann es nicht geben.
Alles richtig gemacht?
Für einen, der nicht gern läuft?
Für einen, der "nur mal ein Trainingsziel für den Winter" brauchte?
Absolut!, würde ich sagen.
Beim nächsten mal ...... werde ich bestimmt in nicht mehr mit 750 ml Getränk an den Start gehen. Werde ich bestimmt nicht 3 Lagen Trikots tragen und mit einer langen Hose auflaufen. Werde ich sicherlich keinen GPS-Hazzle mehr haben und auch meine Zehen großzügig mit Pflaster abkleben. Beim nächsten mal gibts eine Kappe gegen die Sonne und nicht das Edge 800 sondern meinen betagten - dafür am Handgelenk zu tragenden - Forerunner von Garmin.
Und dann werde ich nicht bei den Sub-4-Stunden-Jungs versuchen mitzukommen, sondern gleich die Pace laufen, die ich kann - und beim nächsten mal, sicher!, werde ich ein Rezept gegen das Tal des Todes haben, diese verdammten Kilometer 32 bis 38 zu überleben, sicher werde ich das haben! Ich werde noch geilere Mucke auf den Ohren haben, ich werde an meinem zugegeben recht komisch aussehendem Laufstil gearbeitet haben.
Ich werde wieder antreten.
Ich werde wieder ankommen.
Und ich werde die 4:30er-Marke unterbieten.
Hier gehts zum Garmin-Track (es fehlen 1,irgendwas Kilometer)
.
Wie sind Eure Erfahrungen bei Eurem ersten Marathon gewesen? Ich freue mich über Eure Comments.
Geschafft! Mein erster Marathon ist im Sack!
Doch fangen wir am Anfang an. Wir haben noch 2011, mein letztes Saisonrennen auf dem Cervélo Rennrad, das Zeitfahren Hamburg-Berlin ist beendet und ich gönne mir einen ganzen Monat ohne Sport. Regeneration.Die Vorbereitung auf den Marathon.
Wie es mit Süchtigen aber so ist, kann ich nicht ohne Sport - zumal mich die Saisonplanung für 2012 schon voll im Griff hat. Wie aber durch den Winter kommen? Wie die Form konservieren? Oder gar ausbauen?
Wieder stundenlang in meinem Trainingskabuff auf der freien Rolle trainieren, wie ich es 2010/11 gemacht habe, kommt nicht infrage: Zu eintönig, zu langweilig dieses Training. Außerdem möchte ich Ausgleichssport betreiben. Andere Muskeln bewegen, andere Reize setzen.
"Laufen ... wäre doch was ..." ? Denke ich mir und sofort habe ich ein Bild vor Augen: Ich laufe einen Marathon!
Das Schöne am Laufen: Man braucht eigentlich nur gute Schuhe als Sportgerät.
Schnell sind die Dates gecheckt, die Startgebühren überwiesen und das erste Saisonhighlight steht fest: Barcelona am 25. März. Mein erster Marathon.
Mein erster Marathon? Oha!
Ich entwickle einen Trainingsplan, der mich in weniger als 4 Monaten von 0 auf 42 bringen soll. Er besteht aus Langstreckenläufen am Wochenende und den "Run-2-work"-Kurzstreckensprints unter der Woche.
Toll organisiert: Der Barcelona-Marathon ist logistisch das Beste, was ich sportlich je erlebt habe.
Letztere kann ich nicht durchführen. Erstere ziehe ich dafür umso gnadenloser durch. Bereits im Oktober starte ich meinen ersten Halbmarathon. Und laufe eine viel versprechende Zeit. Es folgen neun weitere, ehe ich, mitten im klirrekalten Rekordwinter bei minus 12 Grad auf die Dreivierteldistanz switche - und 30 km (naja, 27,6 km) laufe. Ich laufe meist um die Alster, oder auch mal in Riga.
10 Halbmarathons.
4 mal die Dreivierteldistanz.
Insgesamt bereite ich mich als mit 14 Läufen und 330 Trainingskilometern vor. Ob das reicht?
Barcelona. Am Start.
Dann, endlich, der große Tag. Ich stehe zusammen mit 20.000 anderen Runningverrückten an einem frischen, aber nach diesem Winter doch angenehm warmen, Frühlingsmorgen am Start. Zwanzigtausend Leute! Bunte, verrückte, stille, insich gekehrte, schreiende, tanzende, feixende, ernsthafte, fokussierte, schnatternde, bibbernde, kräftige Leute. Und ich mittenmang.
Ich stehe am Start. Vorne laufen sie schon seit 10 min los. Wir stehen noch.
Sarah, die mich begleitet, muss hinter der Absperrung bleiben - und sie sieht froh darüber aus.
Was wird mich jetzt erwarten? Wie wird das sein, 42 Kilometer rennend zurück zu legen? Fragen bohren sich in meinen Hinterkopf - ich versuche sie auszublenden, was mir nur in Maßen gelingt.
Dann zählen sie - weit weit vorn - den Countdown runter. Ich stehe im Startblock 2 bei den Läufern, die sich eine Ankunftszeit von 4 Stunden als Ziel gesetzt haben. Ich starte also optimistisch.
Da ganz hinten leuchtet der Start/Ziel-Bogen. Ich werde erst in 4:30 Stunden wieder hier sein ...
Langsam schieben wir uns zur Start/Ziellinie vor - es geht nur schrittweise, denn vorn müssen Massen an Zweibeinern loshasten. Endlich komme auch ich über die Linie - die peitschende Musik blende ich schnell aus und stecke mir meine eigenen Hörer in die Ohren.
On the run.
Jetzt zählts!
Die ersten zehn Marathon-Kilometer.
Ach, was für ein Durcheinander! Ich habe gleich zu Beginn keine gute Phase: Zunächst war es großer Bullshit, eine eigene Trinkflasche mitzunehmen. Was mir bei diversen Rennen mit dem Rennrad schon mehrere Minuten gespart und den Kopf gerettet hat, ist hier kompletter Unfug - alle paar Kilometer sind üppige Erfrischungsstationen aufgebaut, wenn es mir hier heute an etwas nicht mangeln wird, dann ist es H2O.
Die Flasche ist schwer, hüpft in meiner Trikottasche herum (ich laufe natürlich im Cervélo-Trikot!) und nervt einfach nur. Bei 3 km werfe ich sie in einen Mülleimer.
In der linken Trikottasche sieht es nicht anders aus: Handy (zum Fotos machen), das Garmin Edge für meine eigenen GPS-Aufzeichnungen, der MP3-Player, 4 Energy-Gels und 2 Riegel sowie meine Winterrennrad-Mütze drängeln sich in der Tasche - und drücken nach oben.
Alle paar Meter habe ich das Gefühl, den einen oder anderen Inhalt zu verlieren. Erst, als ich das GPS (das bis dato durch mein Gefummel auch noch pausiert hatte) in meine kleine Schlüsseltasche in der Laufhose verstaut habe, wird es angehehmer - ruhiger.
Eine wunderbare Strecke: Fast alle Sehenswürdigkeiten inklusive.
Erst bei 5 km kann ich mich aufs Laufen konzentrieren.
Es geht zunächst nach Norden, leicht bergan. Sofort hat sich das Feld lang gezogen. Ich werde von Massen an Sportlern überholt, überhole aber selbst auch viele Sportler. Die meisten haben nur eine Schicht an: Hose und (oft ein ärmelloses) Laufshirt. Ich bin mit langer Laufhose, kurzem Unterhemd, langem Unterhemd und Trikot unterwegs.
Noch wärmt mich das alles ganz gut. Aber wie wird das gegen Mittag aussehen?
Am Straßenrand begeisterte Zuschauer. Vor allem in Kurven und neuralgischen Stellen stehen sie in riesigen Trauben und feiern uns. Jeden von uns. Als wären wir alle Haille.
Der Mann in Orange war mein erster Pacemaker.
Wir kehren am nördlichsten punkt wieder nach Süden, vorbei am Stadion des F.C. Barcelona und wieder in Richtung Placja d´Espanya, wo der Marathon gestartet wurde.
Ich laufe locker, etwas schneller als üblich, habe mir aber als Pacemaker einen gut laufenden, +50er ausgesucht, an dessen Fersen ich mich hefte. Neben mir und um mich herum merke ich mir einige Gesichter (und wirklich nett anzuschauende Damenpopos), an die ich mich halten will.
Die ersten 10 Kilometer laufe ich mit 59:33 min etwas schneller als in meinem Training. Ich beschließe, etwas mehr tranquilo zu machen und lasse den mid-50er ziehen.
Der Halbmarathon.
Mittlerweile steht die Sonne hoch oben und wir sind in unserem Rhythmus angekommen. Ich selbst kann mich auf die im Training einstudierten Abläufe verlassen und laufe locker, ohne Beschwerden, ohne Schmerzen und ohne nur das kleinste Seitenstechen: Meinem Training sei Dank!
Bei meinen 14 Trainingsläufen habe ich immer die selbe Musik gehört. DJ-Sets von Deep Dish und Dave Seaman. Genau der Beat, der zu meinem Laufstil passt. Bestimmte Stellen innerhalb der Sets sowie die genaue Reihenfolge, nach der ich die Musik abspiele, bringt eingeübte Muster und Bilder in meinen Kopf.
So habe ich bei den Trainings an bestimmten Stellen immer die selben Gedanken gedacht. Mich dadurch programmiert. Diese Gedanken stellen sich jetzt beim Hören der Musik ganz automatisch ein. Pawlowscher Effekt der Ohren. Gedanken an Freunde, an wunderbare Situationen, an Erfolge, an schöne Momente.
Debodyment - so kann ich über die Musik quasi aus meinem Körper heraus und mich gedanklich an Orten aufhalten, die weit weg sind von der Anstrengung des Hier und Jetzt. Das klappt so super, dass ich den Halbmarathon an der 21-Kilometer-Marke fast wie im Rauschzustand laufe - und mit 2:05 Stunden für die 21,irgendwas Kilometer sogar meine zweitbeste Zeit hinlege!
Die Hälfte ist geschafft: So ein Halbmarathon kann schnell vorbei sein.
Schneller als 9 Halbmarathons im Training.
Ich laufe zunächst bei den 4 bis 3:30 Stunden-Läufern, wobei mir bald klar wird, dass diese Pace um Einiges zu schnell für mich ist. Ich laufe meinen Stiefel und werde bald von dem 4-Stunden-Pacemaker eingeholt. Nur wenig beschleunigt finde ich, dass diese Pace mir doch sehr viel mehr zusagt - zumal ein Marathon in 4 Stunden noch eine Superleistung für mich wäre!
Wohl wissend, dass ich eigentlich zu schnell bin, fühle ich mich aber so gut, dass ich ohne Probleme mithalten kann.
Der Pacemaker ist komplett in weiß gekleidet und hat einen recht monströsen, weißen Ballon mit "4´00"-Aufdruck an sich befestigt. Um ihn herum hat sich eine Traube von dicht laufenden Menschen gebildet, die sich wohl zum Ziel gemacht haben, genau mit ihm anzukommen: Mit Argusaugen verfolgen sie jeden seiner Schritte.
Bei den 4-Stunden-Läufern. Ob ich hier richtig bin?
Auf einmal zieht er an der Ballonschnur und holt den Orientierungspunkt ein.
Ein Raunen und unsichere Blicke im Feld.
Dann läuft er immer weiter rechts, nach ganz außen, wird langsamer, rennt auf den Gehweg und biegt plötzlich in eine Seitengasse ab.
Für den Bruchteil einer Sekunde sieht man komplette Hilflosigkeit und blankes Entsetzen in den Augen der Läufer: "Der Pacemaker ist weg! Was um Himmels Willen machen wir nun?!? WIR WERDEN ALLE STERBEN!" Ein paar Läufer wollen ihm gar hinterhereilen - egal, Hauptsache beim Pacemaker!
Der aber, das sehe ich noch mit einem Schulterblick, bleibt bei einem Baum stehen.
Und pinkelt erstmal.
Wir müssen alle lachen.
Der Einbruch: Kilometer 30.
Als ich am Vortag mit Sarah den Marathon bespreche, sage ich ihr: "Bis 28 km weiß ich sicher, dass ich ankomme. Diese Distanz bin ich oft gelaufen und das wird kein Problem sein. Die Frage ist, was ab dem 30sten geschieht ..."
Denn es ist kein Geheimnis, dass die Glykogen-Reserven bei einer Ausdauerbelastung rund um die Kilometer 30 aufgebraucht sind - das typische Marathon-Loch. Die Strecke - im übrigen fast der gleiche Kurs, der bei den Olympischen Spielen 1992 gelaufen wurde - ist bei diesem Abschnitt besonders tückisch: Es geht die Avinguda Diagonal leicht bergauf auf den großen "Gurkenturm" - den Torre Agbar - hinzu.
Da ganz hinten: Der Torre Agbar. Ich bin kurz vor dem Todestal.
Hier haben sich die Zuschauer auf dem sehr lang gezogenen Geradeausstück verteilt - wenig Ansporn also, zwischendurch ergeben sich auch mal 100 Meter ohne einen anfeuernden Ruf. Das psychlogisch Schwierige an diesem Part ist zudem, dass man auf der gegenüber liegenden Seite die entgegen kommenden Läufer sehen kann, die also, die schon bei Kilometer 31 sind.
Bergan muss ich mich zusammen reißen: Rächt sich jetzt hier meine hohe Pace zu Anfang des Laufes? Endlich am Torre Agbar angekommen drehe ich in der Haarnadelkurve und passiere eine weitere Wasserstation. Wie immer, greife ich mir von einem Helfer eine neue Flasche Wasser (0,2 l) , kippe mir vorher den kleinen Rest der alten Flasche, die ich zur Not in meiner Trikottasche aufbewahre, über den Kopf (aaah, kühlend!) und trinke ein paar tiefe Züge. Einige Meter später greife ich mir einen Becher Energydrink und trinke den aus, dann, wie alle 10 Kilometer, drücke ich mir ein Energy-Gel rein, spüle nach, um am letzten Tisch eine halbe Banane und einen Wasserschwamm zu schnappen.
Die Banane esse ich.
Den Schwamm drücke ich mir ins Gesicht und auf den Kopf.
Nicht verwechseln!
Ich checke meine Zeit: 3:02 Stunden Netto bis zu diesem Punkt. Also liege ich noch komfortabel in meinem errechneten Schnitt von einer Stunde pro 10 Kilometer.
Und dann passiert es: Mich verlassen nun, so, als habe man eine Pforte geöffnet, alle Kräfte. Der Einbruch! Urplötzlich - und so scheint es vielen anderen Läufern auch zu gehen - saugt es mir die letzte Energie aus den Gliedern. Ich habe keinerlei Probleme mit dem Atmen oder den Muskeln, auch keine Schmerzen ... Nur ... Ich kann einfach nicht mehr!
Seltsam. Interessant. Und schockierend. Das kenne ich bisher noch nicht. Auch auf dem Rennrad, und sei das Rennen noch so hart, ist mir das so noch nie passiert. Urplötzlich geht gar nichts mehr.
Warum mache ich das hier alles? Achso, wegen soner Medaille ...
Als ich sehe, dass - schätzen wir mal - so jeder zehnte Läufer um mich herum auf einmal geht anstatt zu laufen, kann ich dem Impuls auch nicht mehr nachgeben. Und gehe auch. Scheiße! Denke ich mir, Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich gehe! Ich gehe schnell. Ich halte nicht an. Ich bin auch beim gehen fast genauso schnell wie die anderen, die noch laufen - aber verdammt! - ich gehe!
Nur noch zehn Meter, schwöre ich mir, nur noch zehn Meter und dann, ich raffe mich auf - und laufe wieder. Bei Kilometer 32 geht die Scheiße also los ...
Das ist es, das Loch! Jetzt zählt der Kopf. Mein guter Freund Jörg, der selbst schon den Marathon gelaufe ist, hatte es mal so ausgedrückt: "Bis Kilometer 30 ist es hart. Ab Kilometer 30 wird es ... richtig hart!"
Und hier passiert es nun auch, dass ich in die Hölle komme. Aber wenigstens bin ich da nicht allein.
Das Tal des Todes - Kilometer 32 bis 38.
Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich zwischen Gehen und Laufen hin und herwechseln muss. Auch meine GPS-Daten lassen diesen Schluss nicht zu, da ich im Gehen fast genauso schnell bin, als würde ich laufen. Sicher aber ist, dass ich bestimmt 5 mal gehen muss. Jedes mal eine Schmach empfinde, jedes mal ein weiterer Stich ins Herz - und jedes mal aufs neue die Versicherung, dass es so vielen neben mir genauso ergeht.
Hier wirds jetzt so richtig ekelig. Viele laufen. Noch 12 km to go ...
So rette ich mich von Wasserstelle zu Wasserstelle, nehme die 6 Kilometer, die ich bis zum 38sten mehr stolpere als laufe, wie in einem Alptraum wahr: Selbst die leichteste Steigung, etwa zur Meerespromenade am olympischen Hafen hinauf, wo es auf 50 Meter vielleicht einen Höhenmeter zu überbrücken gilt, kann ich nicht mehr joggend in Angriff nehmen: Reihenweise nehmen wir Tempo raus und gehen.
Die Sonne brütet in einer Weise auf uns herunter, die ich nur aus dem Hochsommer kenne: Mein Sonnenbrand schmerzt. Na, wenigstens lenkt er von der fast ebenso schmerzhaften Leere ab, die mich ausfüllt. Wie gesagt: Ich verspüre keinerlei körperliche Schmerzen.
Den gesamten Marathon über habe ich nicht einmal Seitenstechen oder Krämpfe, keine Knie- oder andere Schmerzen, nichts. Es ist halt diese erschreckende Erfahrung vollkommener Leere, mit der ich nichts anfangen kann: Weder meine hochdosierten Energy-Gele, noch die Bananen oder die Drinks können dieses Loch (schnell genug) stopfen.
Immer wieder motiviere ich mich mit den erlernten Techniken des Debodyments, den positiven Gedanken oder meiner Musik, doch wieder loszulaufen - komm, los jetzt, 1.000 Meter joggen, dann kannste wieder gehen.
Hier draußen an der Strandpromenade sind die Zuschauer auch wieder dünner gesäät. Nicht weniger enthusiastisch - aber es spornt halt nochmal anders an, wenn sie dicht gedrängt zu vier Reihen hintereinander auf dich einschreien, als wenn alle 10 Meter zwei Mann stehen und klatschen.
Gestern habe ich hier noch am Strand gelegen. Heute leide ich wie ein Hund.
Kilometer 34. Kotz! Ich dachte, es wären schon 35?!? Wann hört dieser scheiß Strand endlich auf? Wann kommt wieder Schatten? Nur ja nicht negativ werden! Denk an was Schönes! Tja, okay. Wie nur? Ah, das Streckenprofil! Ich habe mir die Route für heute eingeprägt: Ich weiß, dass nach der Strandpassage der Triumphbogen kommt und dann ein kleines Geschlängel durch die Altstadtgassen - und ich weiß auch, dass am Denkmal des Christoph Kolumbus alles gut wird: Hier beginnt die Avinguda del Paral.lel - und ab hier sind es nur noch 2,5 Kilometer.
Aber erstmal hinkommen!
Dass ich hier heute ankommen werde, daran besteht allerdings zu keinem Zeitpunkt auch nur der geringste Zweifel: Ich laufe diesen Marathon hier heute zu Ende! Das steht fest. Und wenn ich da auf dem Zahnfleisch hinkrauchen muss. Nur würde ich diesen, meinen ersten Lauf, gern mit einer ordentlichen Zeit finishen. Und auch gern mit so wenig Gehen und so viel Laufen wie möglich.
Am Triumphbogen - langsam gehts wieder.
Als ich das denke, bringe ich auch schon Nummer 37 fertig. Und endlich biegen wir vom (ansonsten wunderschönen) Strand ab und wieder in die Stadt ein. Ah, endlich wieder Zuschauermassen! Endlich wieder Trommelbands und Begeisterung. Endlich wieder Leute abklatschen und beklatscht werden.
Ich sauge begierig die Lachenden, die Anfeuernden, die Mitreißenden, die Schreienden ein. Lenke mich ab mit den Gesichtern, überhole sogar wieder Läufer. Und gehe wieder ein Stück durch die nächste Wasserstation.
Dann der Triumphbogen - schicken die uns hier nun über Pflastersteine?!? - und dann, dann endlich - Kilometer 38. Nun noch zweitausend Meter, dann biste bei der 40. Und wenn du die 40 hast, in dem Moment, wo du drüber bist, sinds ja auch schon 40,1 - und Alter, dann hast du es bald geschafft!
Mit diesen Rechenspielen halte ich mich über Wasser - im wahrsten Sinne des Wortes. Und so überlebe ich die Hölle des 30er-Loches. Überbrücke das Tal des Todes. Rette mich durch und über die Massen, trinke mir die Liter nur so rein, stolpere mehr als das ich laufe. Und komme ende bis zur magischen 38.
Dann muss ich grinsen: Da hinten, da, zwischen zwei Dächern in einer kleinen Ritze, da habe ich ihn kurz gesehen - seinen rechten Arm aufs Meer weisend. Christoph Kolumbus. Der Richtungsgeber in eine neue Welt. Für mich hier und heute der Leuchtturm. Der Rettungsanker. Die Marien-Erscheinung.
Die letzten beiden Kilometer - Adrenalin und Erlösung
Als ich den Entdecker Amerikas umrunde und an der 39 vorbeikomme, wähle ich meine "Siegesmucke". Es ist ein DJ-Set von Deep Dish. Ich springe gezielt zu einem Lied, das ich zuhause beim Marathon-Training offt und gezielt immer auf den letzten beiden Kilometern gehört habe: "Aquaman knows what to do ..." lautet da eine Zeile. Und yeah - der Aquaman weiß es wirklich!
Positivieren. Programmieren. Ich weiß nicht, ob es die Musik ist. Oder das Wissen, dass in 2 Kilometern und 195 Metern alles okay sein wird. Vielleicht auch, weil der Körper nun, da er das Ende dieser Tortur, dieses Abenteuers buchstäblich vor Augen hat, die letzten, gut gehüteten Energiereserven frei gibt oder einfach nur, weil mir das Adrenalin, das mein Körper nun ausschüttet, buchstäblich aus den Ohren kommt: Ich beginne, wieder Kräfte zu fühlen.
So um die 40er Marke, sicher aber ab der 41er-Marke, beschleunige ich. Mein GPS sagt mir später, dass ich die Pace von 8:30 Minuten pro Kilometer auf sagenhafte 4:50 min/km steigern konnte.
Unglaublich: Der Zielbereich ist eine riesenfette Partymeile!
Hier ist es dann auch, dass ich endlich die Stöpsel aus den Ohren nehme. Und hier ist es, auf den letzten 1.500 Metern dieses meines ersten Marathons, dass ich endlich das Schreien, diese unendliche Begeisterung der Zuschauer, das treibende Getrommel der Bands am Straßenrand und wenig später diese atemberaubende Kulisse des Zieleinlaufes komplett mitbekomme: Ich zische los, bin nicht zu bremsen, um mich herum ziehen sie alle nochmal an, sie schnaufen, sie stöhnen, hinter mir brüllt sich einer aus voller Kehle ins Ziel und ich, ich husche an zwei, drei, fünf Mitläufern vorbei, komme durch den ersten von 3 Zielbögen - die Black Eyed Peas pushen aus den Boxen, mir schlägt eine Welle der Begeisterung entgegen, dann, dort, endlich, die Ziellinie - drüber.
Und rausnehmen.
Ich habs geschafft! Mein erster Marathon! Unglaublich.
Ich erlaube mir ein Lächeln.
Und ein Zweites bei dem Mädel, das mir die Medaillie umhängt.
Dann bekomme ich schon fast nix mehr mit: Ich bin im Ziel.
Gehirn aus.
Nach dem Marathon. Ein Wrack, das ein Körper ist.
Sarah holt mich ab. Gemeinsam humpeln wir zu unserem Appartement. Dort dusche ich ausgiebig (Autsch, Sonnenbrand auf dem Kopf!) und ich entledige mich ächzend aller Kleider, der Schuhe, steche zwei (nur zwei?) Blasen auf und reibe mir die gesamten Beine flächendeckend mit kaltem Franzbranntwein ein.
So sitze ich, warm verpackt, ein, eineinhalb Stunden vor dem Fernseher und sehe mir die Volta a Catalunya an: Draußen durch das weit geöffnete Fenster drängen noch immer die Rhythmen vom Zieleinlauf. Auch jetzt noch kommen Leute im Ziel an.
Ahh, ein kühler Balkon ...
Am Ende steht eine Zeit von 4 Stunden 30 Minuten und 13 Sekunden auf meinem Konto. "Punktlandung", twittert einer meiner Follower, nachdem ich mir während meines Trainings diese Zeit immer als realistische Zielzeit herausgerechnet hatte.
"Marathon? Der hat doch einen Führerschein?!?", sagt mein Bruder zu meiner Mutter, als die ihm mein Ergebnis durchgibt.
Wenig später laufen wir eineinhalb Stunden zum Hafen, um bei einem ausgiebigen Siegermahl den Marathon zu feiern. Aber die meiste Zeit sitzen wir eher still da - selbst zum Sprechen fehlt mir die Kraft.
Noch zwei Tage nach dem Lauf, längst zurück in Deutschland, habe ich deftigen Muskelkater in den Oberschenkeln, leichten kater in der rechten Wade und ein ziemlich unangenehmes Stechen im rechten Knöchel.
Sonst aber - und das überrascht mich - bin ich fit und fühle mich super.
Was dieses Marathon-Abenteuer bedeutet.
Zunächst stelle ich fest, dass es eine wunderbare, einzigartige und eigentlich unbeschreibliche Erfahrung ist. Etwas so sagenumwobenes, absolut unvorstellbares und nicht zu vermittelndes wie einen Marathon zu absolvieren, an dem noch so viel mehr mythisches hängt, als nur die 42,195 Kilometer, kann nur nachvollziehen, wer es gemacht hat.
Als ich mir das Pace-Diagramm anschaue, muss ich staunen: Laufe ich anfangs noch relativ gleichförmig und kompakt, kippt die Kurve nach eineinhalb Stunden merklich ab.
Das "Tal des Todes" kann ich auch ziemlich genau ausmachen: Ab 2:30 Stunden laufe ich unrhythmisch (wobei dort die Strecke viele Haarnadelkurven und langsame Drängelbereiche enthalten hat) - ab kurz vor 3:30 dann der Einbruch.
Genau kann ich am nervösen Gezuckel der Linie ablesen, wo ich gegangen bin und wo ich mich wieder zum Laufen aufraffen konnte. 11 mal gehen also. Oha. Das muss besser werden.
Und doch - ist diese Pace-Linie ein wertvoller Indikator für Fehler im Marathon. Für mein allzu optimischtisches Rangehen im 4-Stunden-Block und meine eher unausgeglichene Laufleistung. Viele Lehren fürs nächste Jahr.
Aber egal: Gefinished ist gefinished! Undd noch dazu mit meiner Zielzeit (trotz Gehen!)
Ich zähle nun also auch zu diesem Kreis der Marathonläufer.
Ein tolles Gefühl.
Und das erfüllt mich mit unglaublich viel Stolz.
Next year again? Yeah, sure!
Ich starte in die Rennradaison 2012 nicht nur mit einem absoluten Highlight-Event - sondern mit einem Erfolgserlebnis, das mir so viel Kraft und Zuversicht gibt, dass mir die kommenden Aufgaben - und da kommt so Einiges! - sehr viel weniger bedrohlich erscheinen. Ich kann alles schaffen!
Und wie wunderbar reiht sich dieser Marathon in mein Trainingskonzept ein! Wie wichtig war es doch, nachdem ich 2011 beim Zeitfahren Hamburg-Berlin gescheitert war, dieses Zeitfahren eine Woche später zu wiederholen - und zu meistern! Der erste Baustein. Dieser kleine Sieg hat mir so viel Zuversicht für den Marathon in Barcelona gegeben - und damit das Fundament für die Saison 2012 gegossen.
Die Rennrad-Saison kann kommen.
Und nun, nach so vielen Stunden Trainings bei Temperaturen bis zu minus 13 Grad - dieser Kracher in Spanien. Besser kann eine Wintersaison nicht starten, besser kann sie nicht enden - und eine bessere Basis für eine erfolgreiche Saison auf dem Rennrad kann es nicht geben.
Alles richtig gemacht?
Für einen, der nicht gern läuft?
Für einen, der "nur mal ein Trainingsziel für den Winter" brauchte?
Absolut!, würde ich sagen.
Beim nächsten mal ...... werde ich bestimmt in nicht mehr mit 750 ml Getränk an den Start gehen. Werde ich bestimmt nicht 3 Lagen Trikots tragen und mit einer langen Hose auflaufen. Werde ich sicherlich keinen GPS-Hazzle mehr haben und auch meine Zehen großzügig mit Pflaster abkleben. Beim nächsten mal gibts eine Kappe gegen die Sonne und nicht das Edge 800 sondern meinen betagten - dafür am Handgelenk zu tragenden - Forerunner von Garmin.
So schön das Cervélo-Trikot auch ist: 2013 gibts "echte" Laufklamotten.
Und dann werde ich nicht bei den Sub-4-Stunden-Jungs versuchen mitzukommen, sondern gleich die Pace laufen, die ich kann - und beim nächsten mal, sicher!, werde ich ein Rezept gegen das Tal des Todes haben, diese verdammten Kilometer 32 bis 38 zu überleben, sicher werde ich das haben! Ich werde noch geilere Mucke auf den Ohren haben, ich werde an meinem zugegeben recht komisch aussehendem Laufstil gearbeitet haben.
Ich werde wieder antreten.
Ich werde wieder ankommen.
Und ich werde die 4:30er-Marke unterbieten.
Hier gehts zum Garmin-Track (es fehlen 1,irgendwas Kilometer)
.
Wie sind Eure Erfahrungen bei Eurem ersten Marathon gewesen? Ich freue mich über Eure Comments.
My Cervélo: Timo Rokitta und das R3
Der Comment meines Lesers Timo, der mir begeistert von seinem Cervélo R3 und der Lektüre meines Blogs berichtet, bringt mich auf die Idee, Euch, meinen Lesern, hier in meinem Blog die Gelegenheit zu geben, etwas über Euer Cervélo, Eure Radsport-Leidenschaft und die Liebe zum Rennrad zu schreiben.
Den Anfang darf dann auch gleich Timo machen, den ich per E-Mail ein paar Interviewfragen zugesendet habe. Viel Spaß beim Lesen.
Cervelover: Timo, schön, dass du uns an deiner Cervélo-Leidenschaft teilhaben lassen willst. Erzähl doch bitte erst einmal ein bisschen was zu dir selbst ...
Timo: Ja. Ich bin 45 Jahre jung und leidenschaftlicher Sportler: Das Rennrad liebe ich ebenso, wie das Mountainbike, ich laufe für mein Leben gern Marathon (und auch schon Ultramarathon) und bin sonst gern mit meiner Fotokamera in aller Welt unterwegs.
Cervelover: Sehr cool. Du hast mir ein paar sehr schöne Fotos von deinem Cervélo R3 geschickt. Seit wann hast du das Schmuckstück?
Timo: Es ist tatsächlich noch ganz frisch, gerade erst auf die Welt gekommen sozusagen - ich habe mein R3 am 10. März dieses Jahres übernommen: Ein wunderbarer Moment, als mir mein Radhändler O.K. Cycling das Rad erstmals fertig aufgebaut gezeigt hat.
Cervelover: Ja, ich weiß, was du meinst - bei mir war das ganz genauso! Wie bist du gerade zu Cervélo gekommen? Und warum das R3?
Timo: Tja. Eigentlich war es eher Zufall - der nähest gelegene Radhändler ist nunmal ein Cervélo-Vertragshändler. Das R3 war für mich superattraktiv und zudem ein tolles Angebot - und mal ehrlich: Dei der Siegesgeschichte, die dieses Rennrad bereits vorweisen kann, kann die Wahl doch nicht falsch sein, oder?
Cervelover: Welches Rennrad bist du vor dem nagelneuen R3 gefahren?
Timo: Bisher bin ich ein Principia Rex gefahren, das ich noch immer sehr gern nutze. Dann hatte ich noch ein Rennrad von Rotwild, das ich leider bei einem schweren Sturz geschrottet habe.
Cervelover: Was würdest du sagen, sind die größten Unterschiede, die dein neues Cervélo zum Principia aufweist?
Timo: Was mich ungemein beeindruckt, ist dieses perfekte Gesamtpaket, das das R3 schnürt. Extrem geringes Gewicht - höchster Komfort und dabei eine super Optik.
Cervelover: Was schätzt du ganz besonders am R3?
Timo: Gerade am Berg ist das natürlich der absolute Hammer! So spritzig und dabei so steif, mit diesem Teil hat man das Gefühl, einfach schwerelos zu sein.
Cervelover: Ja, dieses Gefühl kenne ich. Wenn wir schon dabei sind - wie würdest du dich als Rennradtyp beschreiben?
Timo: Also, ich würde mich schon als ambitionierten Hobbysportler sehen: Ich fahre meistens RTFs und gerne mal einen längeren Radmarathon. Die Langstrecke ist meine Spezialität - und das R3 spielt da besonders gut mit! Für diese Rennradsaison habe ich mir als Höhepunkte den Paris-Roubaix-Marathon im Juni und die Deutschland-Tour von quäldich.de vorgenommen. Mein Fernziel ist 2015 - da möchte ich Paris-Brest-Paris mitfahren. Wäre das nicht auch was für dich?
Cervelover: Oha, PBP ist mir (vielleicht noch) eine Nummer zu groß: Schon allein wenn ich an die Qualifikations-Brevets denke, wird mein Hintern von alleine wund ... aber wer weiß? Wo wir vom legendären Paris-Roubaix sprechen - interessiert dich der Profi-Sport?
Timo: Ja. Also, mich interessiert der Profi-Sport. Aber nur, was Material und Strecken angeht.
Cervelover: Hat dich das Cervélo-Engagement im Team Garmin-Barracuda, und davor im Cervélo Test Team, irgendwie bei deiner Entscheidung für das Rennrad beeinflusst?
Timo: Für mich war wichtig, dass das Material, das ich kaufe, auch im Profi-Sport gefahren wird. Ein Rennrad, das keine Rennen fährt, nicht von echten Profis geritten wird ... hat irgendwie keine richtige Glaubwürdigkeit, finde ich. Und - zumindest, was Cervélo angeht - habe ich mit meiner Suche nach "renngetestetem" Gerät nicht im geringsten bereut.
Cervelover: Ich persönlich fahre ja die 2010er Version des R3 - und hätte da eine kleine, feine Wunschliste, was ich noch aufrüsten könnte. Geht dir das auch schon so?
Timo: Ausstattungsmäßig bin ich super zufrieden. Ich werde jetzt nochmal einen kürzeren Vorbau probieren - aber das sollte es auch gewesen sein. Obwohl - neulich bin ich eine SRAM Red zur Probe gefahren und das Schaltverhalten hat mich so umgehauen, dass ich, würde ich jetzt nochmal das Rad zusammen stellen, mir wirklich überlegen würde, anstelle meiner Campagnolo Record die Red zu kaufen. Aber, das ist wirklich nur eine Kleinigkeit.
Cervelover: Timo, eine letzte Frage als Rausschmeißer - was ist dein bisher tollster Moment auf deinem Cervélo gewesen?
Timo: Naja, um ehrlich zu sein, ist das bisher geilste Erlebnis auf einem Cervélo nicht auf meinem R3 passiert, sondern auf dem - ich kanns nicht anders sagen - genialen R5 von Ex-Profi Kai Hundertmarck. Der ist als Markenbotschafter von Cervélo unterwegs und ich konnte ihn im Rahmen einer Händlerveranstaltung kennenlernen. Beeindruckender Typ: Team Telekom-Profi, einmal an der Tour de France teilgenommen, 4 Giro d´Italia-Starts und 6 mal bei der Vuelta aufgelaufen. Sein 5,2 kilo leichtes R5 hat er mir kurz ausgeborgt - und diese Erfahrung war einfach nur der Hammer! Auch die Probefahrt eines Cervélo S5 hat mich beeindruckt - wobei mein Herz eindeutig beim R5 aufgeht.
Cervelover: Na, da haben wir ja einen neuen Cervelover, was Timo? Hab Dank für das Interview und deine Fotos.
.
Ihr wollt auch Eure Cervélo-Geschichte erzählen und Euer Rennrad hier abgebildet wissen? Schreibt einen Comment mit Eurer E-Mail und ab geht das!
Den Anfang darf dann auch gleich Timo machen, den ich per E-Mail ein paar Interviewfragen zugesendet habe. Viel Spaß beim Lesen.
Cervelover: Timo, schön, dass du uns an deiner Cervélo-Leidenschaft teilhaben lassen willst. Erzähl doch bitte erst einmal ein bisschen was zu dir selbst ...
Timo: Ja. Ich bin 45 Jahre jung und leidenschaftlicher Sportler: Das Rennrad liebe ich ebenso, wie das Mountainbike, ich laufe für mein Leben gern Marathon (und auch schon Ultramarathon) und bin sonst gern mit meiner Fotokamera in aller Welt unterwegs.
Cervelover: Sehr cool. Du hast mir ein paar sehr schöne Fotos von deinem Cervélo R3 geschickt. Seit wann hast du das Schmuckstück?
Timo: Es ist tatsächlich noch ganz frisch, gerade erst auf die Welt gekommen sozusagen - ich habe mein R3 am 10. März dieses Jahres übernommen: Ein wunderbarer Moment, als mir mein Radhändler O.K. Cycling das Rad erstmals fertig aufgebaut gezeigt hat.
Cervelover: Ja, ich weiß, was du meinst - bei mir war das ganz genauso! Wie bist du gerade zu Cervélo gekommen? Und warum das R3?
Timo: Tja. Eigentlich war es eher Zufall - der nähest gelegene Radhändler ist nunmal ein Cervélo-Vertragshändler. Das R3 war für mich superattraktiv und zudem ein tolles Angebot - und mal ehrlich: Dei der Siegesgeschichte, die dieses Rennrad bereits vorweisen kann, kann die Wahl doch nicht falsch sein, oder?
Cervelover: Welches Rennrad bist du vor dem nagelneuen R3 gefahren?
Timo: Bisher bin ich ein Principia Rex gefahren, das ich noch immer sehr gern nutze. Dann hatte ich noch ein Rennrad von Rotwild, das ich leider bei einem schweren Sturz geschrottet habe.
Cervelover: Was würdest du sagen, sind die größten Unterschiede, die dein neues Cervélo zum Principia aufweist?
Timo: Was mich ungemein beeindruckt, ist dieses perfekte Gesamtpaket, das das R3 schnürt. Extrem geringes Gewicht - höchster Komfort und dabei eine super Optik.
Cervelover: Was schätzt du ganz besonders am R3?
Timo: Gerade am Berg ist das natürlich der absolute Hammer! So spritzig und dabei so steif, mit diesem Teil hat man das Gefühl, einfach schwerelos zu sein.
Cervelover: Ja, dieses Gefühl kenne ich. Wenn wir schon dabei sind - wie würdest du dich als Rennradtyp beschreiben?
Timo: Also, ich würde mich schon als ambitionierten Hobbysportler sehen: Ich fahre meistens RTFs und gerne mal einen längeren Radmarathon. Die Langstrecke ist meine Spezialität - und das R3 spielt da besonders gut mit! Für diese Rennradsaison habe ich mir als Höhepunkte den Paris-Roubaix-Marathon im Juni und die Deutschland-Tour von quäldich.de vorgenommen. Mein Fernziel ist 2015 - da möchte ich Paris-Brest-Paris mitfahren. Wäre das nicht auch was für dich?
Cervelover: Oha, PBP ist mir (vielleicht noch) eine Nummer zu groß: Schon allein wenn ich an die Qualifikations-Brevets denke, wird mein Hintern von alleine wund ... aber wer weiß? Wo wir vom legendären Paris-Roubaix sprechen - interessiert dich der Profi-Sport?
Timo: Ja. Also, mich interessiert der Profi-Sport. Aber nur, was Material und Strecken angeht.
Cervelover: Hat dich das Cervélo-Engagement im Team Garmin-Barracuda, und davor im Cervélo Test Team, irgendwie bei deiner Entscheidung für das Rennrad beeinflusst?
Timo: Für mich war wichtig, dass das Material, das ich kaufe, auch im Profi-Sport gefahren wird. Ein Rennrad, das keine Rennen fährt, nicht von echten Profis geritten wird ... hat irgendwie keine richtige Glaubwürdigkeit, finde ich. Und - zumindest, was Cervélo angeht - habe ich mit meiner Suche nach "renngetestetem" Gerät nicht im geringsten bereut.
Cervelover: Ich persönlich fahre ja die 2010er Version des R3 - und hätte da eine kleine, feine Wunschliste, was ich noch aufrüsten könnte. Geht dir das auch schon so?
Timo: Ausstattungsmäßig bin ich super zufrieden. Ich werde jetzt nochmal einen kürzeren Vorbau probieren - aber das sollte es auch gewesen sein. Obwohl - neulich bin ich eine SRAM Red zur Probe gefahren und das Schaltverhalten hat mich so umgehauen, dass ich, würde ich jetzt nochmal das Rad zusammen stellen, mir wirklich überlegen würde, anstelle meiner Campagnolo Record die Red zu kaufen. Aber, das ist wirklich nur eine Kleinigkeit.
Cervelover: Timo, eine letzte Frage als Rausschmeißer - was ist dein bisher tollster Moment auf deinem Cervélo gewesen?
Timo: Naja, um ehrlich zu sein, ist das bisher geilste Erlebnis auf einem Cervélo nicht auf meinem R3 passiert, sondern auf dem - ich kanns nicht anders sagen - genialen R5 von Ex-Profi Kai Hundertmarck. Der ist als Markenbotschafter von Cervélo unterwegs und ich konnte ihn im Rahmen einer Händlerveranstaltung kennenlernen. Beeindruckender Typ: Team Telekom-Profi, einmal an der Tour de France teilgenommen, 4 Giro d´Italia-Starts und 6 mal bei der Vuelta aufgelaufen. Sein 5,2 kilo leichtes R5 hat er mir kurz ausgeborgt - und diese Erfahrung war einfach nur der Hammer! Auch die Probefahrt eines Cervélo S5 hat mich beeindruckt - wobei mein Herz eindeutig beim R5 aufgeht.
Cervelover: Na, da haben wir ja einen neuen Cervelover, was Timo? Hab Dank für das Interview und deine Fotos.
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Ihr wollt auch Eure Cervélo-Geschichte erzählen und Euer Rennrad hier abgebildet wissen? Schreibt einen Comment mit Eurer E-Mail und ab geht das!
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