Ihr werdet es wohl alle mehr oder weniger bei Twitter oder im Blog meines Teams SunClass Solarmodule mitbekommen haben, dass mein Auftritt beim RATA 2013 leider nicht mit einem Happy End gesegnet war. Ich möchte Euch dennoch einen kleinen Bericht davon geben, was mir zwischen Nauders und Aprica passiert ist.
Eröffnungsphase: Start in Nauders, Abfahrt über den
Reschenpass zum Stelvio
Das nur 50 Mann starke Peloton wird – Fahrer für Fahrer und
Team für Team – vom Moderator im Ortskern von Nauders vorgestellt. Es herrscht
eine tolle Atmosphäre, alle sind gespannt, alles zupft an Trikots herum, macht
noch einmal die Helmschnallen fest und überprüft ein letztes Mal den korrekten
Zug auf Bremse und Bowdenzug: Ich entdecke in letzter Minute eine lockere
Vorderradbremse, die unser Mechaniker-Genie Martin Wiertz denn dann auch gleich
wieder sutsche anzieht.
Flow und ich beim Eintragen in die Starterlisten des RATA 2013
Start ist Punkt 12 Uhr, unter dem Applaus der Gemeinde biegen wir auf die Reschenpassstraße ab. Ich kenne diesen Weg bis auf den Stelvio noch sehr genau vom Dreiländergiro 2012, weiß daher, dass es nur sehr seicht mit maximal 4 % bergauf gehen wird, es ab Reschensee eher flach und daher sehr schnell werden kann. Doch zu meiner Überraschung wird sehr gesittet gefahren, Flow und ich können uns inmitten des Feldes gut einordnen.
Anders aber als beim Dreiländergiro vor einem Jahr, wird
hier nicht schon das halbe Feld totgefahren. Ich empfinde die Speed sogar als angenehm. Doch neben mir fällt Flow plötzlich zurück und aus der Gruppe heraus, ich kann gar nicht so schnell reagieren, wie ich an ihm
vorbei bin. Er ruft mir noch „Tschüs!“ hinterher, wir sind weg.
Martin und Benji, die meine Betreuercrew sind, verfolgen das
Live-Tracking: „Flow war plötzlich kurz nach dem Start hinter dem Feld, wir haben uns
schon Sorgen gemacht, ob er vielleicht einen Defekt hatte.“, erzählen sie nach dem Rennen.
Mir selbst geht es gut, ich habe keine Probleme, meine
Position im Feld zu behaupten – das Cervélo S5 schnurrt wie ein Kätzchen.
Die Abfahrt vom Reschenpass ist schwierig: Hier zieht das
Peloton auf einmal an. Flow konnte sich unterdessen im Flachstück bis St.
Valentin wieder ans Feld heran arbeiten, schießt in der Abfahrt plötzlich an
mir vorbei und setzt sich sogar für einige hundert Meter an die Spitze des
Feldes. Das ist er, unser Flow!
Mir selbst macht die Abfahrt etwas Schwierigkeiten: Es geht
ein harscher, böiger Wind vom Tale her, der das Rennrad von der Seite trifft.
Die Windstöße zerren an den Hochprofilfelgen, treffen mich von der Seite,
schieben und ziehen, wenn mir entgegen kommende LKW dann noch ihre eigene
Windschleppe um die Ohren hauen, fühlt sich das Rennrad an, wie ein Citröén beim Elchtest …
Ich muss langsam machen, will im dichten Feld kein
Unsicherheitsfaktor sein und werde bis Ende Reschenpass bis fast ans
Gruppenende durchgereicht.
Unten angekommen, arbeite ich mich wieder durch das Peloton
in die Mitte vor. Ich hänge mich an einen Teilnehmer vom Team Strassacker. Ein
sympathischer Fahrer, der mir beim Briefing schon aufgefallen war. Dieses Team
kenne ich von einigen Veranstaltungen des GCC 2011 und habe sie als
professionelle, sichere Fahrer kennen gelernt.
Sicher aber will ich vor einem anderen Teilnehmer
sein, der sich bei 45 km/h mitten im Feld und nur 2 cm am Hinterrad seines
Vordermannes gern mal auf seine Tria-Aufsätze legt: Kreuzgefährlich, der soll
man schön hinter mir fahren!
Durch Spondining, dann Prad und schon sind wir am Stilfser Joch.
Endlich: Mein Revier!
Im Silfser Joch: Es läuft wie geschmiert.
Ich schieße am Team SunClass Solarmodule Orange vorbei –
Flows Betreuer tragen auffällige orange-gelbe T-Shirts. Die Meinen – Team Blau – sehe ich nicht. Doof, denn eigentlich will ich ja
die Anstiege des RATA mit meinem Cervélo R3 fahren – die Kompaktkurbel holt da
einfach mehr raus – und die Abfahrten auf dem S5 meistern.
Da ich durch die Hektik am Vorstart noch nicht funkverkabelt bin, kann
ich nicht fragen, wo sie sind, also gehe ich auf dem S5 in den Anstieg.
Ich hoffe, dass sie schnell aufschließen, denn am Aero-Renner fahre ich nur
eine Flasche, die auch schon halb leer ist …
Sobald es steiler wird, startet das Race across the Alps:
Und das merkt man! Vorn geben sie jetzt richtig Gas. Oder anders: Vorne fahren
sie, wie man beim RATA fahren muss: Wir hinten können da nur staunen. Schnell
zieht sich das eben noch sehr kompakte, fast defensiv fahrende Feld
auseinander, Flow wird fix wieder nach hinten durchgereicht, ich überhole
ihn, ich selbst wiederum werde von fast allen Startern ebenfalls überholt: Hier
erkennt man die Klasse der Teilnehmer!
Starter wie Daniel Rubisoier, ein außerordentlich
sympathischer, bescheidener Typ, mit dem wir gestern noch für unseren Film ein
Interview geführt haben, der vor zwei Wochen noch die Quali für die
Mountainbike-Eurpoameisterschaft gefahren ist, ist schnell außer Sichtweite.
Ebenso die anderen Favoriten.
Dann werde ich von meinem Teamfahrzeug überholt, sie fahren
einen halben Kilometer vor. Als ich eintreffe, steht das R3 vollgetankt da, sie
ziehen mir die neuen Schuhe an, stecken mir ein, zwei Gels ein, ich kann nach
nur 2 Minuten wieder losfahren. Flow, der mich beim Wechsel überholt hatte,
hole ich schnell wieder ein, frage kurz, wie es ihm geht, dann fahre ich meinen
eigenen Stiefel weiter.
Ach herrlich! Das Stilfser Joch ist einer meiner
Lieblingsanstiege und da ich beim Dreiländergiro fast den gesamten Anstieg mit
einem anderen Rennteilnehmer über geplauscht hatte, waren mir viele Eindrücke
nicht mehr so präsent: Heute kann ich mich voll und ganz auf diese grandiosen
25 Kilometer konzentrieren.
Obwohl die Serpentinen nur so unter mir durchgehen, zehrt dieser Anstieg.
Obwohl die Serpentinen nur so unter mir durchgehen, zehrt dieser Anstieg.
Denn es ist heiß. Richtig heiß! Schnell läuft Schweiß in
Strömen, ich muss mich nicht einmal zwingen, alle 10 Minuten einen Schluck
Wasser zu nehmen. Ich kann zu einem anderen Fahrer aufschließen, wir beide werden nach einigen Minuten von einen weiteren Fahrer - Strassacker - noch eingesammelt. Von hinten nähert sich eine Dame.
Zu viert fahren wir in einem kleinen Verband zusammen, bis ein italienischer Linienbus sich aggressiv durch uns, die Begleitfahrzeuge und den Gegenverkehr hupt und drängelt – so ergibt sie die unschöne Situation, dass der Bus auf einmal zwischen mir und den drei Anderen ist – und stoppt, um eine Kolonne Entgegenkommer durchzulassen. Keine Chance für mich, ich muss im Dieselruß hinter ihm warten. Von den drei Kollegen werde ich nur noch die Dame später einholen.
Ich hänge mich an 2 Mitstarter. Von hinten kommt eine RATA-Dame noch dazu.
Zu viert fahren wir in einem kleinen Verband zusammen, bis ein italienischer Linienbus sich aggressiv durch uns, die Begleitfahrzeuge und den Gegenverkehr hupt und drängelt – so ergibt sie die unschöne Situation, dass der Bus auf einmal zwischen mir und den drei Anderen ist – und stoppt, um eine Kolonne Entgegenkommer durchzulassen. Keine Chance für mich, ich muss im Dieselruß hinter ihm warten. Von den drei Kollegen werde ich nur noch die Dame später einholen.
Als der Verkehr wieder rollt, komme ich nach 10 Kilometern
an der Franzenshöhe vorbei – ab hier wird der Stelvio einfach nur noch geil.
Die steile Felswand, die Serpentinen, der Schnee – es geht sogar ein kühler,
später kalter, Wind. Es ist herrlich!
Ich kann konstant fahren, habe keine Probleme und schraube
mich schnell die Steigung hoch. 48 Kehren sind es bis zum Pass – erst bei Kehre
15 zähle ich bewusst mit. Unterwegs versorgt mich mein Team zweimal mit Essen
und Trinken, sie geben mir meine Jacke und warten dann oben am Pass.
Wir wechseln und in der Führungsarbeit ab.
Als ich eintreffe, habe ich 20 Minuten Vorsprung vor Florian – und liege aber schon jetzt Meilen hinter den RATA-Cracks zurück. Das alles interessiert aber noch nicht. Oben ziehe ich mir Beinlinge, Weste und Handschuhe an, esse eine meiner 14 präparierten Schwarzbrot-Salami-Leerdamer-Gurkenscheiben-Stullen, eine Banane, trinke hastig und mache mich in die Abfahrt.
Perfekt: Kürzeste Standzeit, konservierend fahren aber mit ausreichend Druck am Pedal. Ich bin in Hochstimmung. Alles klappt bisher wie am Schnürchen. Besser noch: Ich hatte damit gerechnet, schon am Start vom Peloton abgehängt zu werden.
Den Stelvio fahre ich in 2:20 Stunden - das ist nur 10 Minuten langsamer als beim Dreiländergiro 2012.
48 Kehren - geiler Ausblick. Der Stelvio ist Legende.
Den Stelvio fahre ich in 2:20 Stunden - das ist nur 10 Minuten langsamer als beim Dreiländergiro 2012.
Abfahrt nach Bormio und in den Gavia-Pass
Die Abfahrt auf der italienischen Seite kenne ich noch
nicht, da der Dreiländergiro via Umbrail-Pass in die Schweiz abbiegt – Umbrail,
das ist der vorletzte der 11 RATA-Pässe. Als ich an der Kreuzung gen Italia
lenke, schaue ich kurz in Richtung Schweiz.
Meine RATA-Prognose für mich selbst sieht vor, dass es
„irgendwo hinter dem Bernina-Pass knallt.“ Dann würde ich 6 Pässe in den
Knochen habe, die Nacht durchgefahren sein. Albula, Flüela – so in diesem
Bereich hatte ich für mich mein Ziel gesetzt. Stilfser Joch via Umbrail, das
war eine feine Fiktion. Für die Traumnacht vor dem Start.
Die Abfahrt über Bormio ist purer Rausch. Die Straßen sind
gut, der Abhang nicht minder beeindruckend wie der Anstieg via Prad, auf halber
Höhe schießt ein Karwenzmann von Wasserfall hundert Meter neben der Straße
senkrecht in die Tiefe – absolut beeindruckend!
Die 7 Tunnels, durch die man
etwa ab der Häfte des Stelvio schießt, gehen gut zu fahren, keine Schlaglöcher,
auch nicht allzu lang, dass man sich wegen der Dunkelheit sorgen müsste.
Im unteren Teil werden die Straßen gerader, ich kann länger
rollen lassen und mich entspannen: Bis hier her läuft es super! Ich bin sehr
zufrieden mit meiner Leistung bis jetzt, sitze sicher auf dem Rennrad und habe
auch nach den ersten 2.500 Höhenmetern keinerlei muskuläre Beschwerden.
In Bormio biegen wir sogleich in den Gavia ab. Kurz hinter
dem Dorf halte ich an, pelle mich aus den Abfahrts-Klamotten und werde mit Funk
verkabelt.
„Erzählt mir was vom Anstieg.“, bitte ich meine Crew. Die
informieren mich nun alle paar Kilometer, was die vor mir liegenden Abschnitte
bereithalten. Den Gavia bin ich noch nie gefahren, und so kommen mir diese
Funk-Infos ganz gelegen.
Im unteren Teil ist er flüssig zu fahren, meist bis 5 % steil, nur unterbrochen ab dem zweiten Kilometer durch eine 2 Kilometer lange Passge mit Spitzen bis 15 %. Dann 5 Kilometer bei maximal 6 %, erst ab Kilometer 7 bis kurz vor Ende bei km 21 wird es wieder bis zu 15 % steil. Halbwegs entspannt dann die letzten 3 Kilometer bei unter 6 %.
Insgesamt 26 Kilometer lang.
Das macht 1.400 Höhenmeter in Summe.
Schnell, aber ohne ermüdenden Druck - so will ich die Berge des RATA bezwingen.
Es
ist nicht mehr übermäßig heiß – ich rolle gut. Im linken Knie kommen nun die –
mir schon bekannten und recht gut zu ertragenden – Schmerzen allmählich zum
Vorschein. Diese habe ich, seit ich Rennrad fahre. Es ist ein Stechen hinter
der Patella, eher lästig denn schmerzhaft, und nichts, um das ich mir Sorgen
machen müsste.
Im Gavia-Pass: Was für ein Biest!
So nett, herrlich grün bewaldet und harzig duftend der Gavia
sich unten auch präsentiert, so widerspenstig wird er ab der Mitte: Plötzlich
ziehen die Prozente an, immer wieder 10, 11, 12 bis 15 % und das geht auch
schön in die Waden. Untermalt wird alles von einem dichten Nebel, der die Sonne
verdunkelt, die Luft kalt und feucht macht und nur ab und zu die Sicht auf
schroffe, graue, abweisende Felsen oder schmutzig-braune Schneefelder freigibt. Menschenfeindlich. Fremder Planet. Es scheint, als hallte ein „Hau ab!“ von den
Abhängen …
Noch kann ich das alles ganz gut ab, kein Problem. „Sieht
gut aus von hier, Lars.“, lobt Martin – immerhin ein erfahrener C-Lizenzrennfahrer
– meine Haltung. „Flüssiger, lockerer Tritt – Du machst alles richtig!“ Das gibt Zuversicht.
Irgendwann passiere ich die Baumgrenze, über mir thronen die
schroffen Felsgipfel und Schnee bedeckte Abhänge noch drohender, weil immer
näher. Es wird empfindlich kalt und so lasse ich mir meine Jacke wieder
herausgeben.
Der Gavia wird nach oben hin immer steiler, die fiesen
Stücke kommen etwa 6 Kilometer vor der Passspitze - und dann kommts ganz dicke. Hier ist die Straße nass,
längst schon fahre ich in kaltem Nebel, dicke Tropfen weichen meine Beinlinge
durch, fahre ich in die eine Richtung – Wind von hinten – ist es ganz
erträglich, wechseln die Serpentinen in die andere Richtung, zieht es mir
klirrekalt unter Trikot und Unterhemd.
Hitze am Stelvio? Gavia ist arktisch kalt!
„Auf dem Pass bitte frische Klamotten, Weste, Überschuhe …“,
wünsche ich mir was von meiner Crew, ehe ich in das letzte Stück mit Rampen bis
15 % rausche. Alter Verwalter! Das zieht Körner! Immer wieder muss ich im
Wiegetritt fahren, noch dazu im harten Gegenwind. Neben mir Schneewehen und
Bäche Schmelzwasser über die Straße. „Es sind 8 Grad laut Anzeige.“, sagt Benji
über Funk. Gefühlt ... will ich lieber nicht wissen!
Als ich um die Ecke komme, sehe ich in etwa 400 Metern
Entfernung einen RATA-Teilnehmer und sein Fahrzeug. Neue Energie durchströmt
mich: „Den haste gleich, locker.“, motiviert mich Martin. Und Recht hat er,
nach 10 Minuten hole ich das Team ein – aber nur, weil sie auf dem Pass
stoppen, damit sich der Fahrer umziehen kann. Es ist die Dame aus meinem
Stelvio-Quartett. Sabine Fernitz heißt sie. Strassacker und der andere Fahrer haben sie wohl abhängen
können.
Ihr Team stoppt etwas unterhalb des Gipfels, sie wechselt Klamotten und auf ein Mountainbike. Mountainbike?, denke ich nur so, wir fahren aber weiter und suchen uns eine Wind geschützte Stelle direkt am Pass.
Da sitze ich nun und friere, esse eine Stulle, während ich
mich schnell ausziehe, abtrockne und in frische, trocken Klamotten schlüpfe:
Unterhemd lang, Kurzarmtrikot, kurzes Unterhemd, zwei lange Trikot-Jacken (davon
eine gefüttert) und die Windweste. Dazu gefütterte Überschuhe und lange
Handschuhe – so gehe ich 5 Minuten später in die Abfahrt.
Pause im Windschatten - Essen, Trinken, Anziehen in einem. Saukalt!
Die Dame ist schon längst wieder an uns vorbei. Egal: Das RATA gewinnt man gegen sich selbst, nicht gegen Andere.
Die Abfahrt ist im oberen Teil einfach nur grauenvoll! Ah, deswegen das MTB! Schnee, Eis, Räumfahrzeuge und die extremen Wetterbedingungen auf diesem sehr
hohen Pass (dazu wohl der Fakt, dass der Gavia weniger wichtig für den Verkehr
ist, als Stilfser Joch) präsentieren „Straßen“, die den Namen nicht verdienen:
Schlaglöcher, teils meterlang aufgerissene Fahrbahndecke, Split und loser Belag
allenthalben. Dazu stehendes Schmelzwasser auf der Fahrbahn und eine dünne Fahrbahnbreite,
die, käme ein LKW, unweigerlich zu Rangierexzessen führen würde.
Durch das Ruckeln und Springen meines Rennrades bekomme ich
eine Hundertschaft harter Schläge auf Kopf und Nacken, diese Abfahrt ist
einfach nur Scheiße! Die ersten 4, 5 Kilometer fühlen sich eher an, wie eine
Geröll-Downhill-MTB-Aktion, das Rennrad hier sonderbar deplatziert.
Weiter unten hingegen, es wird sogar wärmer, wird der Belag
viel besser – aber auch viel schmäler. Die Jungs konnten die ganze Abfahrt
bisher gut hinter mir bleiben, auch, weil ich die ganze Zeit mit gezogenen
Bremsen um die Löcher kurbeln musste – jetzt haben sie hier auf dem Flüsterasphalt vom Feinsten keine Chance gegen das Rennrad.
Die Abfahrten sind kurvig, aber gut einsehbar – ich kann laufen lassen.
Die Straße wird besser - und weg ist das Rennrad!
Die Abfahrten sind kurvig, aber gut einsehbar – ich kann laufen lassen.
Wie im Rausch schieße ich herunter, nur einmal kommen mir
Motorradfahrer entgegen, kein Problem. Später berichtet mir Benji, der ständig
Internet-Verbindung zum Livetracking hat (bis es ausfällt), dass hier irgendwo in der Abfahrt
einer der Teilnehmer in einen Motorrad geknallt sei. Ich hoffe, ihm geht es
gut!
Ich erreiche Ponte di Legno weit vor meinem Teambus, den Martin, wie
sie mir später berichten, unter virtuosem Einsatz der Motorbremse in
haarsträubenden Aktionen nach unten zirkelt: Kameramann Timo und Benji waren
„kurz vor dem Kotzen“, wie sie später sagen.
Vor der weiteren Abfahrt nach Edolo muss man noch kurz und
knackig bergan – und hier tritt es dann auch zum ersten Mal auf. Im rechten
Knie, sonst immer beschwerdefrei, verspüre ich bei jeder Kurbelumdrehung einen
dumpfen Schmerz. Nun wechselt sich also das Patella-Stechen mit den
Hammerschlägen ab. Wunderbar!
Abfahrt nach Edolo – das Ende kündigt sich an
Bei einem Pinkelstopp meint Martin: „Du liegst gut in
der Zeit, Lars. Wenn du den Aprica genauso weiter fährst, kommst du gerade noch so im Zeitlimit nach
Tirano.“ Na, das klingt doch super!
Tirano - wer hier bis 21 Uhr durchkommt, fährt den Mortirolo, dann noch mal den Aprica, dann wieder Tirano und von dort in den 40 Kilometer langen Bernina-Pass. Ich bin wie elektrisiert: Mein Plan scheint - gerade so - aufzugehen. Ich will das RATA soweit möglich im Rahmen der Regeln fahren. Also auch innerhalb der Karenz.
Tirano - wer hier bis 21 Uhr durchkommt, fährt den Mortirolo, dann noch mal den Aprica, dann wieder Tirano und von dort in den 40 Kilometer langen Bernina-Pass. Ich bin wie elektrisiert: Mein Plan scheint - gerade so - aufzugehen. Ich will das RATA soweit möglich im Rahmen der Regeln fahren. Also auch innerhalb der Karenz.
Dass mir mittlerweile beide Knie Probleme machen,
verschweige ich meinem Team vorerst – manchmal muss man Schmerzen einfach kurz
ertragen, dann gehen sie auch wieder weg. Wer weiß? Vielleicht ist da einfach
nur was verdreht oder so?
Bis Edolo sind es 20 Kilometer, die es mit 2 bis 4 % bergab
geht: Fast schon zeitfahrmäßig kann ich hier mit konstant 40 bis 50 km/h
herunterbollern. Oft an der Trittfrequenzgrenze meiner Kompaktkurbel des R3. Warum ich
nicht auf das schnellere S5 mit Heldenkurbel gewechselt bin, daran rätsele ich
heute noch …
In Edolo biegt man schnell zum Aprica ab. Eine kurze Wartezeit
an einer roten Ampel (Zeitstrafe, wer bei Rot fährt – DNF, wenn die Polizei
beim Veranstalter anruft!) muss ich in Kauf nehmen, dann geht es in den Pass.
Schock im Aprica-Pass
Der Aprica ist der netteste aller Pässe, die man sich denken
kann. Das Profil sieht aus, wie die knackige Rundung eines Frauen-Popos, der am
Strand auf einem Handtuch in der Sonne glänzt: Nichts steiles, nix scharfes,
einfach nur eine sanfte Kurve.
Immer unter 5 %, selbst in den Spitzen wartet der Aprica
mit nur 8 % auf. Den kann man flott fahren, die Favoriten, da bin ich mir
sicher, werden hier im großen Blatt stehen. Ich aber baue immer mehr ab. Selbst
diese seichten Prozente machen dem rechten Knie immer mehr zu schaffen. Aus dem
Muckern wird ein Mahlen.
Irgendwann knirscht es nur noch. Ganz so, wie wenn sich
Kieselsteine im Gelenk befänden. Es tut bei jeder Umdrehung höllisch weh – über
diesen Schmerz fühle ich die Schmerzen im linken Knie schon gar nicht mehr.
In einem der Tunnel lasse ich mir noch Gel geben. Irgendwie
ein verzweifelter Versuch, der Lage Herr zu werden. Nur wenige hundert Meter
später mache ich die Funkdurchsage: „Ich habe extreme Knieschmerzen … Jungs,
das wird heute nicht mehr lange gehen …“ Fassungsloses Rauschen im Äther. Erst
einige Sekunden später: „Wirklich so schlimm? Pause?“
Ich willige ein. Etwas ratlos stehen wir alle da. Mitten im Anstieg. Haltebucht. Keine
Salbe, schon kein Schmerzmittel wird mir helfen können, soviel ist klar.
Knieschmerzen kann man nicht weg-betäuben. Knie sind essenziell. Gerade beim
Radsport. Was nützt betäuben, wenn dann – schmerzlos zwar – das Ruinieren
weiter geht?
Ich falle seit Edolo in ein Loch. Dumpf pocht Aufgabe in
meinem Hinterkopf, ohnmächtig, fast nicht in der Lage zu sprechen, sehe ich das
Unvermeidliche kommen. Ich fluche. Ich haue auf meinen Lenker. „Scheiße!“ und
immer wieder „Scheiße!“. Heiß durchströmt es mich.
Aufgeben.
Wie ich diesen Wort hasse!
Das darf doch nicht wahr sein?! Bis hier her läuft doch alles prima: Ich habe keine Krämpfe,
keine Muskelschmerzen, spüre zwar die Anstrengung, fühle mich aber noch fit.
Ich habe keine Sitzbeschwerden, keine Seitenstechen – nichts! Wunderbar: Noch könnte
ich das Zeitlimit in Tirano einhalten. Und doch weiß ich es längst: Mit diesen
Knien. Undenkbar.
10, 15, 20 Minuten stehen wir da. Mein Team ist machtlos. Bleiche Gesichter. Ich stütze meine Helm in die Hände. Kann nur noch den Kopf schütteln. Hinten schaut Martin auf seine
Uhr, er versucht das so zu machen, dass ich es nicht sehe.
Irgendwann spreche
ich es dann aus: „Ich muss aufhören.“
Fassungslos.
Ehrensache
Es stehen 3.800 Höhenmeter und 160 Kilometer auf dem Garmin.
Ehrensache, dass ich noch zur Passhöhe nach Aprica fahre. Langsam. Martin sagt
es durch: „Das Zeitlimit ist in 30 Minuten. Und noch 20 Kilometer.“ Theoretisch
wäre das mit der der steilen Abfahrt vielleicht noch zu machen, der Veranstalter
meinte, wer 15 Minuten nach dem Limit reinkommt, kann trotzdem noch weitermachen.
Aber ich stoppe hinter der Passmarke.
Klicke aus.
Aber ich stoppe hinter der Passmarke.
Klicke aus.
That´s it. Ende. Aus. Selbst beim Ausklicken aus den Cleats
durchfährt mich ein stechender Schmerz. Wozu sich noch in die Abfahrt stürzen?
Wozu das Zeitlimit einhalten, wenn doch der nächste Berg kein geringerer als
der Mortirolo ist? 1.400 Höhenmeter auf 15 Kilometer mit 12 % Steigung im
Schnitt. Im Schnitt! In den Spitzen bietet er bis zu 22 %.
Schon mit intakten Knien nach 4.000 Höhenmetern eine Tortur.
Undenkbar in meinem Zustand.
Undenkbar in meinem Zustand.
Flow hat mittlerweile über eine Stunde Rückstand. Er ist
längst schon aus dem offiziellen Rennen geflogen: Wer bis 21:00 Uhr nicht in
Tirano ist, muss den schnellsten Weg via Bernina-Pass nach Nauders nehmen. So
das Reglement.
Ich rufe bei der Rennleitung an und gebe mein DNF durch.
Gernot Weinig ist hörbar berührt, meint sofort, dass die Knie zu wichtig sind,
als den Helden zu spielen. Helfen tut das gegen meine bittere Enttäuschung
allerdings nicht.
Dann rufe ich meine Freundin an. Sie hatte sich die ganze
Zeit Sorgen gemacht, erwartet meinen Anruf nicht so früh, ihre Stimme zittert,
sie denkt, mir sei etwas passiert. Als sie versteht, was los ist, höre ich
Tränen in ihrer Stimme. Und unendliche Erleichterung.
Ich fühle mich nur noch leer. Schäme mich für die ganzen tollen
Aufkleber am Teamfahrzeug, will nur schnell meine Rennradklamotten ausziehen –
Race across the Alps, diese Fragen der interessierten Passanten will ich nicht
mehr beantworten. Ich bin raus.
Keine 10 Minuten, nachdem wir rechts ranfahren und aufgeben,
passiert uns Daniel Rubisoier. Er ist bereits über den Mortirolo und hat nun
die zweite Aprica-Passage beendet. Krass! Zwei Berge Vorsprung. Weltklasse. Er
schießt locker tretend an uns vorbei. Ein Wahnsinnstyp! Er wird das diesjährige
RATA wieder gewinnen – Herzlichen Glückwunsch, Daniel!
Einige andere Fahrer folgen, unter anderem auch die, die
hinter mir waren. Und das sind gar nicht so wenige. Ich lag also noch ganz gut
im Rennen, von der Perspektive meiner absoluten sportlichen Unzulänglichkeit
für dieses Rennen aus betrachtet.
Nur: Die können
weiterfahren. Ich nicht.
Ich bin der vierte, der sein DNF bekannt gibt.
Ich bin der vierte, der sein DNF bekannt gibt.
Florian kommt: Out of Race, aber es geht weiter!
Wir fahren noch nicht gleich ab. Ich selbst lasse mich auf
den noch warmen Bordstein sinken. Fassungslos, leer und enttäuscht. „Da kann
man nichts machen.“, sagen alle. Recht haben sie. Und doch: Ich bin
untröstlich.
Beim Saisonhöhepunkt, für den ich so viel trainiert habe, für den
ich so viel in Kauf genommen habe, schon am dritten Berg auszusteigen, das ist
keine gute Quote. Alles Herumrechnen bringt nichts: 165 von 534 Kilometern –
das ist knapp ein Drittel des RATA. „30 Prozent – ist doch ganz okay.“, sagt
Benji. „Und immerhin alles noch im Limit!“
Ist es nicht. Vor zwei Wochen noch locker vom Hocker Mailand-Sanremo gefahren, keine Beschwerden, nichts – und jetzt nach der Dreiländergiro-Distanz aufgeben müssen. Schlimm!
3.950 von 14.500 Höhenmetern gefahren – das sind 27 Prozent
des RATA. „Auch knapp ein Drittel.“, sagt Martin. Und doch: Nicht einmal die
Höhe des Ötztaler Radmarathons geschafft.
Ich bin einfach nur enttäuscht.
Nach knapp 50 Minuten
trifft das Begleitfahrzeug von Flow ein und bereitet alles für dessen Passpause
vor. Angela steigt aus: „Ich war ganz geschockt, als ich das gelesen habe.“, sagt
sie. Auch das tröstet nicht.
Wir shiften einiges Material, das mein Team nun nicht mehr
braucht, für Florian um, ich gebe noch eine Runde Koffeintabletten aus, dann,
nach 1:20 Stunde kommt Flow rein. Er sieht ganz gut aus – verschwitzt, aber
keine Spur mehr von Erkältung und Kopfschmerzen, die ihm noch vor zwei Tagen so
zugesetzt hatten, dass seine ganze Teilnahme auf der Kippe stand.
Ich beneide ihn.
Beneide ihn so dermaßen wahnsinnig!
Nicht unbedingt
darum, dass er jetzt in völliger Dunkelheit die Aprica-Abfahrt und bei 7, 8 Grad
Bibberkälte die 40 Kilometer Aufstieg auf den Bernina-Pass machen muss (die
Mortirolo-Runde lassen sie aus), sondern dass er weitermachen kann.
Mein Kameramann wird nun beim Flow-Team mitfahren, sie
werden die Bilder ihres Lebens bekommen. Flow wird – zwar außerhalb der
offiziellen Wertung da weit hinter der Karenz und mit verkürzter Strecke, aber
immerhin – den Berninapass fahren, sich den Albula hochkämpfen und auch noch
den Flüela schaffen.
Er wird dann das Endstück des Dreiländergiro ab Scuol durchs
Engadin zur Norderbertshöhe fahren, um nach 380 Kilometern und wahnsinnigen
9.000 Höhenmetern in Nauders einzureiten.
Ein harter Hund! Hut ab und auch Dir einen Herzlichen
Glückwunsch zu dieser Wahnsinnsleistung!
Race across the Alps – was bleibt?
Viele haben geunkt und hatten „tolle“ Tipps für mich, als
ich das RATA in meinem Rennkalender veröffentlicht habe. Leute, ich bin nicht
doof: Mir war klar, dass ich dieses Rennen nicht schaffen kann. Meine Prognose
war "um und bei der Flow-Distanz", außer, dass ich mir erhofft hatte, noch den
Mortirolo fahren zu können.
Wir hatten – dank unseres Teamsponsors SunClass Solarmodule
– die Chance, am RATA teilzunehmen. Hier mitzumachen. In diese sonderbare, überraschend familiäre
Ultrasport-Szene reinzuschnüffeln und uns mit den Besten der Besten vergleichen
(„messen“ will ich das nicht nennen) zu können. Und wir haben diese Chance
genützt.
Im unteren Teil des Aprica - ich versuche, mich zusammenzureißen.
Wie sagte Flow bei der Startervorstellung: „Wir sind hier, um dieses Projekt mit einem Schmunzeln anzugehen.“ Und das trifft es: Als norddeutscher Flachländler mit gerade mal 40.000 Höhenmetern und knapp 3.500 Kilometern in den Beinen war mein Trainingsstand nichts, im Vergleich zu einem Daniel Rubisoier, der mit 130.000 Höhenmetern an den Start gegangen ist. (Über mein RATA-Training werde ich noch gesondert bloggen)
Wenn man aber Kieselsteine im Knie rotieren spürt, dann werden
Prioritäten schnell verschoben. Ich habe noch die Haute Route vor mir. Die ist
in knapp 7 Wochen – und mit Hinblick auf dieses Etappenrennen mit auch immerhin
870 Kilometern und ca. 21.000 Höhenmetern war die Entscheidung, rational
gesehen, sehr schnell und einfach zu treffen.
Emotional? Eine einzige, grandiose Scheiße!
Das RATA ist wirklich das härteste Eintagesrennen der Welt.
Bisher bin ich bei so einigen „härtesten“, „schnellsten“, „längsten“ oder „größten“ Events
gestartet – und fast alles war immer irgendwie machbar.
Adjektive und Superlative, die gern als Marketing-Beiwerk genutzt werden, um Anmeldungen zu generieren.
Adjektive und Superlative, die gern als Marketing-Beiwerk genutzt werden, um Anmeldungen zu generieren.
Aber der Beiname des Race across the Alps
ist wirklich alles andere als übertrieben.
Frische Flaschen und Gel können das Unvermeidbare nicht aufhalten.
Wenn ich mir – anhand der Leistung von Flow gemessen – noch halbwegs vorstellen könnte, die RATA-Distanz und auch die Höhenmeter irgendwie bewältigen zu können, so sind die vorgegebenen Zeitlimits wiederum dermaßen krass, dass es genau diese Karenzzeiten sind, die das RATA (für die allermeisten Radsportler) zu einem Ding der Unmöglichkeit machen.
Ich war superflott unterwegs, hatte bis zum Aprica alles
richtig gemacht: Viel getrunken, immer gegessen, nie kalt geworden und mit weniger als 50 Minuten von 9 Stunden wirklich minimalste Standzeiten gehabt.
Und doch war ich schon
bei der ersten (von drei) Karenzzeiten so knapp dran, dass ich spätestens bei
der zweiten Karenzzeit sicher aus der Wertung gefallen wäre. Unglaublich,
welche Anforderungen das RATA an die Kletter-Speed stellt!
Dass es möglich ist, Strecke und Höhenmeter zu meistern, hat
Flow super bewiesen: Ich denke, er wollte von Anfang an nicht „rennkonform“ fahren, denn sonst hätte er auf dem Gavia keine 40 Minuten-Pause und auf dem
Aprica keine 50 Minuten-Pause eingelegt. Ihm ging es um die Strecke und das
Machbare. In diesem Sinne hat er sein
RATA gemeistert.
Ich wollte wissen, wie es ist, nach den Regeln zu fahren.
Und die sind mörderisch.
Am Ende, mit nun einigen Tagen Abstand, bin ich doch eigentlich
recht zufrieden. Die Enttäuschung über mein Ausscheiden hat sich etwas gelegt.
Ich war für alle möglichen Schmerzen und Wehwehchen gerüstet und willens, diese
zu ertragen. Aber beim Knie mit Kieselsteinschmerzen hört der Spaß auf. Und
damit arrangiere ich mich langsam.
Mitten im Aprica - die Schmerzen sind unerträglich.
Im Rückblick beginnt meine Freude darüber zu überwiegen, dass alles super lief, als das Knie noch mitgemacht hatte, ich sogar vor einigen Mitfahrern (zwar am Ende der Wertung, aber immerhin nicht als Letzter) gefahren bin und muskulär, konditionell und motivationsmäßig alles im grünen Bereich war.
Die Stunde Vorsprung muss man auch erst einmal rausfahren.
Wer weiß, wenn das nicht gewesen wäre, Bernina, Albula, vielleicht Flüela …
erscheinen auch jetzt im Rückblick noch machbar, wenn auch außerhalb der
Karenzzeiten.
Ich habe diese Ultrasport-Szene als sympathisch,
freundlich, hilfsbereit, familiär erfahren. Alle gehen respektvoll und brüderlich
miteinander um, auch auf der Strecke applaudiert und motiviert man andere
Mitfahrer, fremde Teamfahrzeuge bieten wie selbstverständlich Hilfe an:
Kontrastprogramm zur Jedermannszene, und das im positivsten Sinne.
Es war mir eine absolute Freude, beim Race Across the Alps
2013, bei der 13ten Auflage (ein Omen?) für ewig in den Starterlisten zu
stehen, eine besondere Freude, mit RATA-Legenden wie Paul Lindner (leider DNF),
Michael Kinberger oder Daniel Rubisoier gesprochen zu haben. Ein Event, das ich
nie vergessen werde.
"Aufgabe" - es ist ausgesprochen. Ich könnte heulen.
Im Ziel am nächsten Morgen treffen wir einen Betreuer aus dem Team um Rainer Steinberger. Er war es, der auf der Gavia-Abfahrt mit dem Motorrad kollidierte und stürzte, und wenig später in Edolo in die geöffnete Autotür prallte und noch ein zweites Mal stürzte.
Steinberger belegt mit 22:39 Stunden den zweiten Platz des RATA …
Auch wenn es ein „Unvollendetes“ für mich bleibt, eines, das
ist sicher: Das Wiederholungstäter-Virus wird mich nicht infizieren. Das RATA
ist nicht nur einige Nummern, sondern ganze Welten zu groß für mich. "Schaffen" kann ich dieses Rennen nie.
Am Ende möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei meinem
Betreuerteam Benjamin und Martin bedanken – Ihr seid eine Supercrew! Habt alles
immer richtig gemacht, mich motiviert, getragen und versorgt. Wir finden sicher noch Herausforderungen, bei denen Ihr, wenn Ihr Bock habt, wieder Euer Bestes geben, und dann auch mit mir finishen könnt!
Epilog
Paul Lindner, Rekord-Teilnehmer und mehrmaliger RATA-Gewinner muss aufgeben.
Sabine Fernitz, die Dame, mit der ich am Stelvio gefahren bin und die am Gavia aufs Mountainbike gewechselt ist, wird ebenfalls aufgeben.
Sabine Fernitz, die Dame, mit der ich am Stelvio gefahren bin und die am Gavia aufs Mountainbike gewechselt ist, wird ebenfalls aufgeben.
Von 49 Startern werden beim Race Across the Alps 2013 insgesamt 17 als DNF gewertet.
Ausfallquote 34 %.
Ungewöhnlich hoch, wie mir Organisator Gernot Wenig später im Ziel sagt: "Zu heiß. Zu windig."
Ausfallquote 34 %.
Ungewöhnlich hoch, wie mir Organisator Gernot Wenig später im Ziel sagt: "Zu heiß. Zu windig."
Der letzte Finisher kommt nach exakt 33 Stunden ins Ziel.
Ich bin einfach nur todtraurig.
Florian wird - vollkommen elektrisiert aber bis auf die Knochen fertig - das RATA nach Bernina, Albula und Flüela über das Engadin und Norbertshöhe kommend nach 28 Stunden Brutto beenden. Ausnahmsweise darf er auch durchs Ziel fahren: Sein Lohn für diesen außergewöhnlichen 9.000 Höhenmeter-Trip.
Ich beglückwünsche ihn. Kann mich für ihn und sein Team freuen.
Und doch: Ich bin so neidisch. So enttäuscht. So untröstlich!
Am Montag sitze ich beim Orthopäden. Meine Knieschmerzen rühren von einer Sehnen-Prellung her, die von einem "eingekapselten Bluterguss" unter der Haut verschlimmert wurde (drückte auf Nerven). "Anscheinend haben Sie sich irgendwo gestoßen.", sagt der Arzt. Tatsächlich haben wir uns in der engen Ferienwohnung zu Hauf irgendwo gerammelt ... Es wird einige Tage brauchen, bis das vollständig verheilt ist. Gottseidank ohne Folgeschäden.
Das RATA ich leider abhaken.
Doch schon lockt die Haute Route.
Diesmal ohne Tischkanten.
Dafür mit Finish.
Nachtrag, 3.7.2013
Hochmut komm vor dem Fall, und so erreicht uns eine schlimme Nachricht aus Nauders, sodass unser Team leider reagieren musste. Hier geht es zur Erklärung. Ich persönlich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das wütend und sprachlos macht, wie enttäuscht ich bin, über so viel Schamlosigkeit.
Hier geht es zu meinen Garmin-Daten des RATA 2013 bis DNF.
Hier die Rangliste der Finisher und alle DNF
Nachtrag, 3.7.2013
Hochmut komm vor dem Fall, und so erreicht uns eine schlimme Nachricht aus Nauders, sodass unser Team leider reagieren musste. Hier geht es zur Erklärung. Ich persönlich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das wütend und sprachlos macht, wie enttäuscht ich bin, über so viel Schamlosigkeit.
Hier geht es zu meinen Garmin-Daten des RATA 2013 bis DNF.
Hier die Rangliste der Finisher und alle DNF