Das Sprichwort sagt, man soll aufhören, wenn es am schönsten
ist – diesen Moment habe ich Ende 2013 nun schon etwas länger verpasst. Ein anderes
Sprichwort aber meint dann, man solle aufhören, bevor es peinlich wird.
Und das ist, was mich bewogen hat, nicht nur diesen Blog, sondern meine „Karriere“ als Radsportler, oder sagen wir besser, als ambitionierter Jedermann, nun zu beenden. Eine unerwartete OP tut da ihr übriges.
Climax Haute Route 2013.
Und das ist, was mich bewogen hat, nicht nur diesen Blog, sondern meine „Karriere“ als Radsportler, oder sagen wir besser, als ambitionierter Jedermann, nun zu beenden. Eine unerwartete OP tut da ihr übriges.
Burnout und Motivationsloch?
Es ist nicht erst seit 2015, da wir als Lousy Legs-Team
schon den geradezu barock-umfangreichen Rennkalendern, wie sie die Jahre bisher
geprägt hatten, Lebewohl gesagt haben. Es war eher das Jahr 2014, das bei mir
den ersten Sargnagel setzte: RAAM. Von da ab war nichts mehr, wie es vorher war.
Diesen Blog zu betreiben, Euch zwei, drei Mal im Monat
Artikel, Berichte, Interviews und Postings in dem Umfang, der prosaischen und
inhaltlichen Qualität zu liefern, Interviews zu führen, Grafiken zu erstellen,
Fotos zu bearbeiten, ist eine Arbeit, die pro Beitrag viele Stunden Zeit und natürlich
auch eine Menge Geld kostet. Zeit, die ich gern investiert habe, weil ich –
sponsorenfinanziert – eben „kaum“ eigenes Geld investieren musste.
Das änderte sich mit dem plötzlichen Wegfall unseres tollen,
tollen langjährigen Solar-Sponsors. Zu seiner Entscheidung hatte ich ihm damals
sogar aktiv geraten: Denn die Frage, ob man in einer ökonomischen Krise die
eigenen Mitarbeiter finanzieren solle oder es einem Haufen „Verrückter“
ermöglicht, durch Europa zu jetten um in aller Welt Radrennen zu fahren, ist natürlich
einfach beantwortet. SunClass hat die Krise – anders als viele andere deutsche
Solar-Unternehmen – gemeistert und erholt sich, was mich sehr freut, ist doch
ein Teil des Markenprofils auch irgendwie mein Werk.
Und doch: Gerade in der RAAM-Organisation steckte so
unglaublich viel Energie, Kraft und Zeit – größtenteils durch mich allein aufgebracht
– dass mich die plötzliche Absage buchstäblich von einem Tag auf den anderen in
ein derart tiefes Motivationsloch hat fallen lassen, dass ich kaum noch die
Energie der Jahre davor wieder finden konnte, mit demselben großen Enthusiasmus
weiterzumachen. Dass dieses Loch so tief sein und mich so langanhaltend prägen
würde, hätte ich nicht gedacht.
Auch unser Folgesponsor – nicht minder engagiert und
sympathisch – konnte dies nicht „retten“. Die Summen für komplette Rennsaisons
mit 10 bis 15 Rennen oder geschweige denn eines Events wie dem RAAM waren
einfach zu hoch. Eigenfinanziert schon gar nicht zu stemmen.
So ist denn die Saison 2015 mit unseren Everestings mehr aus
der Not heraus geboren. Eine wie ich finde noch immer tolle Idee, immerhin 3 Events haben wir geschafft und unzählige tolle Momente an Mortirolo, Ventoux und im Zillertal erleben dürfen.
Á propos „geboren“: Die Väter und Mütter unter Euch wissen,
was es heißt, ein Kind zu bekommen. Ganz simpel: Das Leben ändert sich vom
„ich“ hin zu „er“ (ich habe einen Sohn). Unter der Woche trainieren? Bei mir mit Vollzeit-Stressjob nun ganz einfach ausgeschlossen.
An den Wochenenden stundenlang Kurbeln? Nur zum Preis einer einsamen Familie.
10 bis 15 Wochenenden oder gar ganze Wochen (inklusive der wertvollen
Urlaubstage und –kasse) allein auf Rennen verbringen? Geht wieder nur auf
Kosten der einsamen Familie. Kurz: Jeder Abschied von daheim zu einem – und sei
es auch noch so genialen – Event, machte mein Herz immer mehr bluten. Schlimmer
noch: Die Herzen meiner Frau und vor allem meines Kleinen ebenfalls.
Nein, so geht das nicht weiter. Ich lebe nicht vom Radsport
oder diesem Blog. Aber ich lebe für meine Familie. Die mich braucht, die ich
brauche. Mit ihnen will ich sein. Euch „Tschüs“ zu sagen, werdet Ihr verkraften
– meinem Sohn ständig Zeit zu verwehren, geht dagegen gar nicht.
Ich hatte nie den Anspruch (oder gar die Fähigkeiten)
Höchstleistungen, erste Plätze oder Goldmedaillien zu bringen. Wohl aber, auf
einem Niveau Rennrad zu fahren, das sich im „gesunden“ Mittelmaß befindet. Das
habe ich früher gut erreicht. Aber eben mit viel Aufwand: Selbst für „langsame“
10 Stunden beim Ötztaler Radmarathon oder „nur“ die Gold-Strecke beim
Alpenbrevet musste ich tausende Trainingskilometer, zehntausende
Trainingshöhenmeter und dutzende Tage im Sattel meiner wunderbaren Cervélos
verbringen.
Ihr wisst selbst, wie viel es braucht, um bei solchen Events „nur“ durchzukommen. Wie viel zeit allein in das "Mittelmaß" investiert werden muss.
Ihr wisst selbst, wie viel es braucht, um bei solchen Events „nur“ durchzukommen. Wie viel zeit allein in das "Mittelmaß" investiert werden muss.
Ohne diese Trainingsmöglichkeiten werden Teilnahmen an diesen
Events für mich nun nur noch zur Qual. Und für Euch zum Witz, darüber zu lesen. Eben: Aufhören, bevor es peinlich wird.
Leider bleiben nun auch Artikel, die ich schon in
Vorbereitung hatte, daher unveröffentlicht: Ein ganz tolles Interview mit einem
Konstrukteur des neuen Cervélo P3 zum Beispiel, der Rennbericht vom Schwarzwald
Super! und dem Ötztaler Radmarathon, die ich dieses Jahr nicht mehr mitfahren
werde, zwei nicht gemachte Everestings (und überhaupt den Vollzug, einmal 8.848
hm zu schaffen), ein Artikel mit Interviews zum Thema Doping im
Jedermann-Radsport und einige weitere spannende Themen, die ich schon am Recherchieren
war.
Die Energie, die mir geblieben ist, möchte ich anderweitig investieren.
Ebenso wie das Geld, das trotz Sponsorings (und da macht Euch bitte nicht allzu
rosige Gedanken, mit welchen Summen wir da zuletzt unterstützt worden sind)
noch mehr als reichlich in den Radsport geflossen ist.
Ein Blick zurück: Geil war es!
Aber überhaupt: Wir hatten doch eine richtig geile Zeit zusammen, oder?
Ich hatte das Privileg, 4 Jahre lang Rennkalender zu bestreiten, wie sie ein Jedermann kaum allein stemmen könnte. Dank eines begeisterten Sponsors konnten wir die größten Rennen, die kleinen Geheimtipps, viele Klassiker, einige Luxus-Ausgaben und am Ende eben die attraktivsten Kalender fahren, die man sich vorstellen kann. Die ich mir vorstellen kann. Unglaublich noch heute, wenn ich mein Palmarés anschaue.
Ich hatte das Privileg, 4 Jahre lang Rennkalender zu bestreiten, wie sie ein Jedermann kaum allein stemmen könnte. Dank eines begeisterten Sponsors konnten wir die größten Rennen, die kleinen Geheimtipps, viele Klassiker, einige Luxus-Ausgaben und am Ende eben die attraktivsten Kalender fahren, die man sich vorstellen kann. Die ich mir vorstellen kann. Unglaublich noch heute, wenn ich mein Palmarés anschaue.
Herausgekommen ist deshalb hier im Blog eine – wie ich finde
– fantastische Sammlung ganz toller Renn-Berichte, Abenteuer, haarsträubender,
mitreißender, spannender Geschichten, in denen ich auch nach 3 Jahren noch gern
mal schmökere.
Das fast schon mystische Mailand-Sanremo, die exklusive Haute
Route, zwei geniale Ötzis, die hammerharte aber wunderschöne Tour du Mont Blanc
und natürlich der fantastische Gran Fondo New York, um nur einige zu nennen,
gehören von nun ab für immer zu unauslöschlichen Erinnerungen und hier im Blog
zu einer Bibliothek voller spannender Stories, toller Fotos und Grafiken.
Auch das Scheitern konnte ich ausgiebig schmecken: Ronde van Vlaanderen, Race Across the Alps und zwei Alpen-Träume haben mich erfahren lassen, was es heißt, am Limit zu scheitern. Es können einem nicht immer Flügel wachsen - auch eine heilsame, wertvolle Erfahrung.
Auch das Scheitern konnte ich ausgiebig schmecken: Ronde van Vlaanderen, Race Across the Alps und zwei Alpen-Träume haben mich erfahren lassen, was es heißt, am Limit zu scheitern. Es können einem nicht immer Flügel wachsen - auch eine heilsame, wertvolle Erfahrung.
Mit Euch und dank Euch ist diese Website in vier Jahren ohne
Werbung oder anderes zutun meinerseits zu einem der beliebtesten
deutschsprachigen Rennrad-Blogs geworden. Immerhin öffnet Ihr monatlich meine
Artikel an die 25.000 mal. Dafür, für Eure Treue und Euren Support ein
herzliches Danke von mir! Viele von Euch sind mittlerweile als Commenter und
Follower zu „Bekannten“ geworden, zu Leuten, über deren Input ich mich immer
sehr freue, die mich bei Rad am Ring im Camper besucht oder immer mal wieder
kommentiert hatten.
Einige von Euch darf ich sogar meine Freunde nennen.
Radsport - das ist für mich auch und vor allem viel Emotion, tolle Menschen und Freundschaften.
Danke möchte ich deshalb an Euch Leser sagen. Es war eine
ganz fantastische Reise mit Euch als Cervelover und Lousy Leg.
Danke an Cervélo, Detlef vor allem, Ihr habt immer meine
nervigen Anrufe und Emails beantwortet und mir bei meinen Recherchen ganz
hervorragend geholfen.
Danke auch an das Ötzi-Team in Sölden, an taxofit Sport
in Köln für die tatkräftige Power-Unterstützung bei unseren – immerhin! – 3
Everestings und an alle Interview-Partner, die sich Zeit und Geduld genommen
haben, mir Rede und Antwort zu stehen: Renn-Organisatoren vom Alpenbrevet, TMB,
Ötzi, Haute Route usw..
Danke an die Radsport-Legende Udo Bölts, die ich
ausgiebig befragen durfte, sicherlich ein Höhepunkt hier. Danke an Torsten und
all die anderen, die mir mit ihrer Expertise zur Seite gestanden haben und
Danke auch an den Sportograf, der meine Privatnutzungslizenz der Rennbilder auf
diesen Blog ausgeweitet hat.
Danke, danke, danke und tausendmal mehr danke an SunClass
und Sten, Ihr habt mir und dem Team tausende fantastische Rennkilometer
ermöglicht! Danke an Roland und DuraCase, alles Gute für Euer Projekt!
Weiterhin und für immer: Ich liebe den Radsport. Das
Rennrad. Diese Atmosphäre am Vorstart. Das Schwitzen, das Kämpfen, den Krampf,
den Regen, die Kälte, die Hitze, den Fahrtwind und diese Alpenkulisse, die
süchtig macht. Auch weiterhin. Aber eben weniger. Kleiner. Ruhiger. Und ohne
Öffentlichkeit. Nur so. Nebenbei. Zum Spaß.
Macht´s gut Ihr Radsportler und Carbonsüchtigen, genießt Eure Liebe zu diesem fantastischen Sport, kostet jeden Meter, jedes km/h und jedes Prozent Steigung voll aus und vor allem – ride safe!
Macht´s gut Ihr Radsportler und Carbonsüchtigen, genießt Eure Liebe zu diesem fantastischen Sport, kostet jeden Meter, jedes km/h und jedes Prozent Steigung voll aus und vor allem – ride safe!
Bye, Euer Lars