30. Juli 2010

Rennrad! Basta!

Rennrad fahren ist für mich das Schönste. Warum? Nun, das kann man nicht so einfach sagen. Vielleicht versuche ich das mal so auszudrücken, wie ich es Andrea erklärt habe, die Anfang des Sommers ein kleines Cervélo-Shooting mit mir veranstaltet hat.

Sommer, Hafen & Rennrad - was will man mehr?

Ein Rennrad ist einfach schön

Ich meine, schaut Euch doch einfach nur mal diese Maschine an: Ein schlanker Rahmen, eine einfache, aber kontrastreiche Lackierung. Eine Konstruktion, deren starres Diamant-Konzept seit seiner Erfindung kaum verändert worden ist.

Perfektion in Carbon: Ein schön anzuschauen, diese flache Gabel, die schmalen Felgen, der aggressive Lenker, nach vorn in den Wind gelehnt: Ich will Speed!, scheint es zu sagen.

Ein Rennrad ist pure Geschwindigkeit

Oh ja, das ist es! 7 Kilogramm wiegt mein R3 und selbst die spürt man nicht. 7 Kilogramm, das sind 7 Milchtüten. Tetrak-Paks, die ich mir einer Hand tragen kann. Meinen Rahmen nehme ich auf den kleinen Finger.

Kein Wunder, dass dieses Teil jedes noch so kleine Zucken meiner Schenkel sofort in Vortrieb umwandelt. Kein langes Anfahren - ein mal in die Pedale gestemmt und wir schießen ab wie eine Rakete.

Vortrieb, den ich jederzeit noch toppen kann. Untenlenkerhaltung, reingetreten und der Sprint ist eröffnet. 40, 45, 50 km/h - nur meine Lunge definiert die Grenze. Das Rad könnte mehr. Jederzeit.

Rennrad fahren ist Legende

Tour de France, Giro d´Italia, Vuelta, die großen Frühjahrsklassiker - Jahr für Jahr die selben großen Heldengeschichten. Scheiß auf Doping, scheiß auf die Betrüger und die Machenschaften - an der Schönheit dieses Sportes, an der Spannung und der Leidenschaft können auch EPO und CERA nichts ändern oder gar kaputt machen.

Diese Taktik, diese Spannung am Berg, die Leidenschaft im Wind, der Schmerz in den Beinen und die atemberaubende Schönheit einer rasanten Abfahrt - nur das Rennrad kann dies in Vollendung präsentieren. Reduziert auf das Wesentliche, beschränkt auf das Spektakuläre. Kein Komfort, kein Vergeben, kein Ja und Amen. Einfach drauf und fahren. Mehr Wahl hast du nicht.

Sich selbst zu fühlen wie Contador, wie Cipollini, wie Merckx oder all die anderen Legenden - du wirst niemals wie Michael Jackson auf einer Bühne stehen können, du wirst niemals wie Marlon Brando in einem Film spielen können, du wirst niemals wie Michael Schumacher durch Monaco fliegen können - aber du kannst dir jederzeit einen Berg nehmen und erfahren, wie es ist, als Marco Pantani die Vertikale zu besiegen.

Rennräder dulden keine Ausreden

Auch wenn du die aerodynamisch optimierteste Zeitfahrmaschine unter deinem Hintern hast - sie wird dich nicht vor Wind und Wetter bewahren. Keine Ausreden - du bist der Fahrer, du sitzt oben auf.

Du kannst dich wegducken. Du kannst in die Hocke gehen, wenn das Pavé kommt, du kannst dir Gels und Energydrinks reinziehen wir du willst: Am Ende musst du treten. Musst du kurbeln. Dann zählt nur, was in deinen Knochen steckt, was du dir antrainiert hast.

Keine Federung. Kein Windschild. Es ist die pure Wahrheit. Die Straße. Der Wind. Die Steigung.

Rennrad ist Teamwork

Was für ein Feeling: Du fährst im Windschatten einer 5-Mann-Staffel. Runder Tritt. Reifen, die durch den Wind schneiden. Optimierte Haltung - 40er Schnitt, ganz rund, ganz ohne Anstrengung.

Alle paar Minuten geht einer nach hinten. Zeigt an, schert aus und lässt sich zurück an den Schwanz der Staffel fallen. Atemlos, reiht sich ein, wird gezogen. Noch 2 vor dir. Noch einer. Und dann, wie, als haue dir Gott O2 um die Ohren, spürst du den Druck auf den Lungen - du musst die Führungsarbeit im Wind machen. Legst dich rein, trittst, hälst die Geschwinigkeit oben. Hinter dir schnaufen sie dich atemlos ins Genick, treiben dich voran: Zieh, Alter, zieh! Und du quälst dich, Kilometer um Kilometer, machst den Schild. Machst den Motor. Und dann, noch bis zu dem Baum da, noch bis zu dieser Kirche, dann: Anzeigen, ausscheren und ... Genuss - Windschatten! Deine Teammitglieder übernehmen den Wind. Und du lässt Dich ziehen. Von deinen Kollegen. So, wie es nur beim Rennradfahren sein kann.

Rennrad ist sexy

Na bitte, da haben wir es: Rasierte Beine, gepflegte Montur, ein schicker Helm und dann glänzende Muskeln, verspiegelte Sonnenbrillen - Männer, die Leistung erbringen. Und die Damen, oh la la, von denen ganz zu schweigen, wie sie ihre Hintern straff in die Höhe halten.

Was kann es da geben, das noch sexier ist? Nichts, richtig! Und wie mir meine Süße bestätigt: So ein harter Rennradarsch ist und bleibt halt der pure Sex. Basta.

Tolle Fotos und ein Riesendanke

Meine liebe Andrea, das war ein spaßiges Shooting. Wieder mal. hab Dank, dass Du mich und meine Leidenschaft in so schönen Bildern verewigt hast! So ziert nun Dein Bild meinen Blog-Titel und erfreut mich - und meine Leser - jeden Tag aufs Neue.

Und Euch Rennradlern und angehenden Cervelovern sei Mut gemacht: Geht raus, erobert Euch den Asphalt, zeigt den stinkenden Dosenfahrern ebenjenen Finger und tretet rein. The City is yours! Ride fast - Ride safe!

Und ein schickes Wochenende Euch allen.


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26. Juli 2010

Sonnenenergie aus Rennrad Trikots?

Da stöbere ich bei Twitter die Hashtags durch und finde ein Rennradteam, das etwas ganz Besonderes hat: Trikots, die Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln.

Wow, denke ich und lese weiter: Ein ominöser russischer Wissenschaftler erfindet den "Energy-Denim" genannten Stoff. Die Idee ist, dass die Sonnenenergie über - uns Normalos vom EKG bekannten - Klebepads als Stromstöße an die Muskeln weiter gegeben werden und so die Leistungsfähigkeit erhöhen sollen. Sogar ein Video gibts hierzu:



Und das alles wird dann vom "SunClass Cycling Team" bei den Cyclassics in Hamburg am 15.8. vorgestellt.

Na, wenn das mal kein Elektro-Doping ist? Man darf gespannt sein - mehr gibts hier: cycling.sunclass-solar.de



Rennradreise durch Italien
Etappe 3: Senigallia-Foligno online


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24. Juli 2010

Isodrinks - Marke vs. Drogerie

Heute probiere ich einen neuen Drink aus. Ich habe ihn vorgestern in einem Drogeriemarkt gekauft. Mache mir meine beiden Flaschen voll und gehe auf meine 50-Kilometer-Runde durch die Hamburger Vierlande. Ich bin gespannt, ob dieser Drink in Geschmack und Performance an mein bisheriges Markenprodukt heran reichen kann.

Kann er zunächst. Was den Geschmack angeht. Zuhause habe ich den Long Energy Drink von Isostar. Eine große Marke - und so auch der Preis für den orangigen Geschmack: 15 € bezahle ich im Karstadt Sports, im Netz finde ich die 790 Gramm schwere Packung ab 11 €.

Beim Training muss ich hart schlucken - ich habe auf der vollkommen windungeschützten Strecke entlang des Deiches 25 Kilometer lang mit einem harten, böigen Gegenwind zu kämpfen, der mir alles abverlangt: Die besten Voraussetzungen also für meinen "Billigdrink" aus dem dm-Markt, sich zu beweisen.

"Das gesunde Plus" steht auf der nur 40 Gramm weniger enthaltenden Packung des allerdings mit nur 3,99 € unschlagbar preiswerten Drinks.

Ich ziehe alle 10 bis 15 Minuten zwei lange Schlucke aus meinen Flaschen und muss jedes Mal grinsen: Diese Blutorange schmeckt einfach nur saugut! Nicht so süß, nicht so künstlich wie der teure Markenbruder. Also einen Punkt hat es schon einmal.

Aber wie ist die körperliche Performance? Kann mich der immerhin fast 75 % preiswertere Iso-Drink genauso gut mit Vitalstoffe, Vitaminen, Mineralien und vor allem Energie versorgen, wie Isostar?

Ich schaue mir die Nährwerttabellen beider Produkte für die 100 Gramm an. Und das für die wichtigsten Werte: Brennwert in Kilojoule, Kohlenhydrate (immerhin der Energieträger) und den Zuckeranteil sowie den Anteil am wichtigsten Salz, dem Natrium.

Und wieder eine Überraschung: Der Drink von Isostar "verliert" eindeutiger, als ich gedacht hätte, denn ich gehe davon aus, dass die Unternehmen (vergleichbar etwa bei Power-Gels) annähernd die selben Verhältnisse anmischen. Nicht so dm und Isostar.

Beim Brennwert auf 100 Gramm erzielt das billige dm-Produkt 1.600 kJ, Isostar nur 1.300. Ebenso sieht es bei den Kohlenhydraten aus - denn dm´s Iso-Drink besteht zu 91 % aus Kohlenhydraten, davon 71 % Zucker (deshalb auch der super Geschmack) - Isostar hingegen nur aus 75,5 % - den Zuckergehalt geben sie nicht an. Und während ich bei Schweiß treibenden Trainings oder langen Rennrad-Touren meinem Körper mit dm 600 mg Natrium zurück geben kann, schaffe ich mit Isostar nur 200 mg - das ist ein Drittel!

Oha, denke ich mir, so klar hätte ich das nicht erwartet?!?

Also dm klarer Sieger.

Allerdings hat die Sache einen unschönen Beigeschmack:

Das dm-Pulver hat meine nagelneuen Trinkflaschen bereits bei der ersten Ausfahrt nach 50 Kilometern komplett - irreversibel - orange eingefärbt. Okay, bei vollen Flaschen fällt das nicht so auf. Aber die Leeren bekommen einen - wie ich finde - unschönen Teint.

Und das Auge fährt ja irgendwo auch mit, oder?

Tja. Nun schaue ich mir in den nächsten Tagen und Wochen die Fitness-Range von dm einmal genauer an. Und wer weiß - vielleicht kann ich mit dem selben Budget, das ich sonst für Power Bar & Co ausgebe, 3 Jahre die selben (oder besseren) tollen Produkte auch von dm kaufen?

Welche Nahrungsergänzungsmittel, Drinks, Gels etc. benutzt Ihr? Comments welcome.


Rennradreise durch Italien
Etappe 3: Senigallia-Foligno online


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16. Juli 2010

Eine neue Lieblingsstrecke

Bisher fahre ich ja meine alte Liegerad-Strecke, wenn ich nach oder vor der Arbeit knapp 2 Stunde Zeit habe. Rund 50 Kilometer geht es dann von meiner Agentur in St. Georg durch Blankenese nach Wedel, von da ab nach Pinneberg und so komme ich über Nord-West wieder nach Hamburg, wo ich ja auch gleich in Niendorf wohne.

Schöne Strecke, die alles hat: Steigungen, Abfahrten, Stadtgewusel mit Messenger-Chill-Faktor und Überland-Passagen mit Radtrance und rundem Tritt.

Beim Ausflug mit Florian, dem Rennradler, den ich beim Elbinsel-Radrennen kennengelernt habe, zeigte er mir eine alternative Strecke - südlich von Hamburg am Deich entlang - die ich gestern mit Jan, auch ein Elbinsel-Radrenn-Veteran - perfektioniere.

Nach getaner Arbeit ziehen wir uns um und gurken umständlich im Feierabendverkehr zum Alten Elbtunnel. Kaum sind wir drüben, erschließt sich uns eine andere Welt: Eine, die ruhig ist. Eine, in der es nach Natur riecht. Eine, in der wir die Straße fast für uns allein haben.

Es geht an der Süderelbe entlang immer in Richtung Winsen-Luhe. Neuland, Bullenhausen Hagolt und Over fliegen vorbei. Wir haben Gegenwind, schaffen es im Doppel aber auf einen angenehmen 34er Schnitt. Jan schnauft hinter mir, und ich freue mich, dass diesmal ich jemanden ziehen kann und erinnere mich an Florians 46er Schnitt, bei dem ich auf Dauer nur mit Mühe mitkam.

Es ist so idyllisch hier draußen, dass man es kaum beschreiben kann: Glatter Asphalt, kaum Autos, links der Deich, der ab und zu den Blick auf die träge fließende, wunderschöne Elbe frei gibt, rechts Weideland, ab und zu blöken uns Schafe an. Und kaum Autos.

Wir können durchatmen, uns frei machen vom Grau des Alltags, die Lungen richtig durchpusten und uns den Stress aus den Muskeln pumpen. Wie ein gut geöltes Uhrwerk stampfen wir Hoopte entgegen, dem Wendepunkt.

Vier, fünf Kilometer vor Hoopte erkenne ich am Horizont eine Menge Radfahrer. Rennradler müssen das sein. "Komm, die kriegen wir!", rufe ich Jan zu und ziehe an.
Nach ein paar Minuten sind sie klar in Sichweite: Knapp 10 Rennräder. Alle im gelben Trikot.
Ob das was zu bedeuten hat?

Im letzten Ort vor Hoopte, Fliegenberg, haben wir sie dann ein.
"Moin!", melden wir uns am letzten Mann an.
"Moin!", schallt es zurück.
Jan verschnauft im Windschatten. Gemütliche 30 radeln die JUngs und Mädchen von der RG Harburg, wie ihre Trikots verraten.

Wir lassen uns ein bisschen mitziehen, dann kommt ein Schild: Fähre Hoopte 1 km, und wir machen uns einen Spaß: Ausscheren und so richtig Gas geben. Mit knapp 45 Sachen ziehen wir der RG Harburg Seniorenmannschaft davon, nur, um 800 Meter später scharf rechts auf die Fähre abzubiegen.

Jan ist außer Puste, trinkt seine Wasserflasche fast leer. Ich genieße die Elbüberfahrt. 2,50 € kostet der Spaß, erhöht aber das Urlaubsfeeling ungemein. Drüben angekommen machen wir erst einmal eine Wurstpause. Am Imbis genehmigen wir uns schräge Würste, ich wundere mich, warum neben der deutschen die alte tschechoslowakische Flagge weht, und wir beschauen die schön verteilten, etwa 15 Rennradler und Triathleten, die hier ebenso wie wir Pause machen.


Am Wochenende ist der Hamburger Triathlon - ob die hier ihr Abschlusstraining haben?
Nach gut 10 Minuten geht es weiter. Und oben auf dem Deich angekommen reihen wir uns gleich in 3 Rennradler ein, die an uns vorbeischießen. Sie fahren aber nur mit 25, sodass ich mich an die Spitze setze. Jan hinter mir. Und sie hinter uns: "Ah, cool, einer macht Speed!"

"Na, jetzt haste was zu tun!", ruft Jan, als ich in Untenlenkerposition gehe und anziehe.
Die Meute trage ich so ein paar Kilometer durch die Prärie, die hier, auf der anderen Seite der Süderelbe, mindestens genauso idyllisch ist, wie drüben. Nur, dass uns allenthalben Rennräder, Zeitfahrräder und Motorräder entgegen kommen.

Irgendwann kann ich nicht mehr, deute an, nach hinten zu wollen. Belgischer Kreisel. Jan muss ziehen. Er hält aucch tapfer die 34 km/h, irgendwann ist auch er hinter mir. Nun sind die drei Jungs dran. Der Erste zieht mit 32. Der Zweite, dickere, zieht mit 31, spuckt dafür dauernd in den Straßengraben.
"Na hossa!", denke ich, als der Dritte sich anschickt zu ziehen. Wie schnell wirds? 28? 25?

Vor mir explodieren Waden. Der Typ zieht dermaßen scharf das Tempo an, dass ich kaum mithalten kann. 36, 38, 40 km/h und wir bollern nur so am Deich entlang. Und das bei seitlichem Gegenwind! Der Mann geht noch nicht einmal in die Untenlenker-Position, er zieht kräftig in einem hohen Gang. Wow!
Na, die rasierten Waden hätten es verraten müssen - die beiden Dickies waren behaart wie Paviane.

Irgendwann drehe ich mich um - Jan ist weg. Die beiden Dickies auch. Jan winkt etwa 1 Kilometer hinter mir. Oha, denke ich, lasse abreißen und Jan wieder aufschließen.
"Das war ... zu ... schnell.", flucht er.
Kein Problem, meine ich, lassen wir es langsam angehen.


Die Dickies sind ganz außer Sichtweite.
Wir können noch ein mal zum Supersprinter aufschließen, verlieren ihn dann aber an einer Kreuzung. Dann schickt sich auch die Sonne an, unterzugehen.

Flott geht es über den Horner Kreisel zurück in die Zivilisation, wo wir nach 2 Stunden Netto unseren 65 Kilometer-Ausritt beenden. Glutrot geht die Sonne unter, als wir uns verabschieden und ich es weiß: Ich habe eine neue Trainingsrunde. Ich habe eine neue Lieblingsstrecke!

Hamburg - ich liebe Dich!


Gefahren: 64,82 km | 2:05 h | 31,1 avg | 2.523 cals burnt


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14. Juli 2010

+2000 km mit dem Conti Grand Prix 4000

So schnell kann es gehen: Eben noch als blutiger Anfänger auf dem nagelneuen Rennrad unsicher herumgekurvt, jetzt schon wieder zweitausenddreihundert Kilometer in den Waden und so fühle ich mich auch - wie ein alter Messenger-Fuchs, wie ein Peloton-Fahrer, ein Rolleur der alten Schule.

Mein erster Satz Conti GP 4000 macht den Ritt, den ich seit dem auf meinem Cervélo R3 vollführe, nun auch schon mit - und auf den Black Chili Compound muss ich an dieser Stelle mal ein Logloied singen.

Sicher, die Pneus sind nicht ganz billig. Aber dafür sind sie auch einfach nur Spitze. Zwar habe ich keine Vergelichswerte - etwas zu Schwalbes Ultremo - aber eines kann ich sagen: Ich habe noch nie einen Mantel gesehen, der nach 2.000 Kilometern noch so nagelneu aussah, wie die meinen.

Selbst die abgefahrenen Ritte auf Italiens Katastrophenstraßen, Schlaglöcher, Abrisskanten, Millionen kleiner Steinchen, über die ich hart gepoltert bin, konnten den Reifen bisher nichts anhaben.

Kein Platten. Kein Riss, nicht mal Abnutzungserscheinungen: Nichts. Dem Reifen sieht man die 2k nicht an. Und genau so muss es denn auch sein, oder?

Also, teste ich dann, wenn sie denn einmal runter müssen, den Ultremo?
Nee, ich glaube, ich bleibe bei Continental.
Und ... Chili mag ich sowieso.


Welche Reifen fahrt Ihr? Comments welcome.



Rennradreise durch Italien
Etappe 2: Ravenna-Senigallia online


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11. Juli 2010

Wirklich aktiver mit Active O2?

Am Wochenende breche ich auf - ein kleiner Stich, keine 80 Kilometer von Hamburg nach Plön, wo die Eltern meiner Süßen wohnen. Doch vor dem Vergnügen steht die Arbeit. Aber, so fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich habe keine Trinkflaschen mehr. Die waren nach dem Italien-Trip so versifft, dass ich sie gleich noch auf Sizilien entsorgt hatte.

Was also tun? Mein Standard-Lipton-Eistee, den ich mir immer eiskalt bei Tankstellenpausen gönne, ist zu schmal, um in die Halterungen am Rennrad zu passen, die Volvic-Wasserflaschen zu dick. Nur Active O2 passt.

Also teste ich die mal. 2 Geschmacksrichtungen auf der Hinfahrt. Die anderen beiden auf der Rückfahrt. Angeblich ist das Wasser mit 14 mal mehr Sauerstoff aufgeladen, als normales Wasser.

Active O2 live Aprikose-Apfel ist als erstes dran. Es prickelt. "Mit wenig Kohlensäure" steht auf dem Etikett. Mmh. Okay. Pappsüß. Nee, lass mal.

Leider durch die Knallesonne schon schön erhitzt, aber trotzdem leckerer als der Vorgänger - Active O2 Pfirsich. Das hat zwar auch geprickelt, da aber komplett ohne Kohlensäure, muss das was anderes gewesen sein. Der Sauerstoff?

Auf der Rücktour - oder sollte ich sagen, auf dem Rückflug? - kaufe ich mir Active O2 Sanddorn und Orange Limone. Sanddorn wieder mit wenig CO2 - lecker, aber für ein Time Trial, wie ich es auf der B432 von Segeberg nach Hamburg veranstaltet habe, eber nicht so das Wahre.

Top und auf Platz 1 - Orange Limone. Herb, erfrischend und wieder CO2-frei, dafür prickelnd.

Ich fahre die selbe Strecke wie auf der Hintour und habe sogar mit heftigem Gegenwind zu kämpfen - schaffe trotzdem einen 32er Schnitt auf 79 Kilometer. Ob es an dem Sauerstoff gelegen hat, weiß ich nicht.

Also, mal Butter bei die Fische: Als Trinkflaschenersatz ist Active O2 auf jeden Fall eine Alternative. Die Flaschen sind sogar wiederverwendbar. Der clevere Verschluss sitzt dicht - dichter sogar als bei ordinären Flaschen. Eine noch cleverere Membran verhindet zusätzlich, dass man sich den schicken Carbonrahmen mit klebriger Brause versaut oder - peinlich wenn Leute es sehen - sich bei zu viel Druck den Schmodder übers Gesicht spritzt.

Nicht so gut allerdings ist, dass durch die Membran Luft nur sehr schwer zurück in die Flasche geht und man schon sehr umständlich nachhelfen muss. Auf einer Tour kein Problem - im Rennen unmöglich.

Tja. Aber, mal ehrlich, am Ende geht wirklich nichts über eine schöne gebrandete Trinkflasche mit leckerer Apfelschorle und dem alkfreien Hefe danach, oder?

Und wenn das mit den 14 mal mehr Sauerstoff tatsächlich stimmt ... wäre das dann nicht Doping?


Gefahren
Hamburg-Plön 77,69 km | 2:33 h | 30,4 km/h avg | 2.700 cals burnt
Plön-Hamburg 78,38 km | 2:23 h | 32,7 km/h avg | 2.900 cals burnt | 60,1 km/h max




Rennradreise durch Italien
Etappe 2: Ravenna-Senigallia online

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9. Juli 2010

Brüderchen & Schwesterchen

Ach, habe ich mich heute gefreut! Ich treffe mich mit ein paar Rennradjungs zu einem Fotoshooting, da rollt eine Schönheit auf den Parkplatz: Ein Cervélo P2.

Ein leckeres Bike, kann ich Euch sagen! Cervélo ist ja so etwas wie der Erfinder der Aero-Bikes, wie sie vor allen beim Zeitfahren und beim Triathlonzum Einsatz kommen, und das P2 ist so ein kompromissloses Teil.

Kleiner, gedrungener wirkt der Rahmen. Mein R3 hingegen - optimiert für hartes Terrain und Berge - das mir bisher immer recht filigran vorkam, sieht dagegen aus wie ein klobiger Panzer. Aber da genügt ein Seitenblick auf die Alu-Monster, die noch am Shooting teilnehmen und ich bin wieder beruhigt.

Steve, natürlich Triathlet, rollt lässig auf uns zu, grüßt uns und mein Herz schlägt höher, fast fühle ich, dass mein R3 einen kleinen Satz nach vorne macht: Carbon aus dem Hause Cervélo erkennt sich scheinbar.

Und so genieße ich die 20 Kilometer, die wir 5 Rennradler und unsere Fotografin durchs schattenlose Hamburg rollen und uns an den verschiedensten Locations ablichten lassen. Aber am schönsten ist es, wenn sich mein schneeweißer Rahmen neben dem knallroten von Steve aufhält - das passt einfach zusammen!

Und alle bestätigen es: Schick sehen sie aus, die beiden, wenn man sie so nebeneinander sieht.
Fragt sich bloß, wer von uns beiden das Brüderchen und wer das Schwesterchen ist.
Und wenn ich mir Steve´s Waden so besehe ... okay ... dann bin ich die Schwester.

Schönes Wochenende, Euch Radlern!


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5. Juli 2010

Knüppelhart.

"Okay, treffen wir uns 14:30 Uhr alter Elbtunnel ...", sage ich noch am Telefon und freue mich darauf, mit Florian eine kleine Sonntagsrunde mit dem Rennrad zu drehen. Der Tag ist perfekt - allerdings geht ein harter Wind - aber das macht mir nichts. Noch nichts.

Florian kenne ich noch vom Elbinsel-Rennen, ein netter Kerl, und so fahre ich voller Erwartung in die Stadt. Es ist heiß, heißer, am heißesten. Ich schwitze, habe nichts zu trinken mit (meine Siffflaschen habe ich in Italien gelassen) und so reite ich mit einem fantastischen Stadtschnitt von 32 km/h am Elbtunnel ein.

Florian kommt etwas später, wir begrüßen uns, unterqueren die Elbe und - was soll langes Gerede - Florian meint, er hätte eine super Trainingsstrecke, als setzt er sich an die Spitze unseres Mini-Pelotons und haut gleich mal rein.

Und wie er reinhaut!
Während ich noch kurz den Riesenschlag, den sein Hinterrad hat, begutachte, schaltet er langsam aber sicher hoch, zieht an und ehe ich es mich versehe habe ich Mühe, an ihm dran zu bleiben.

"Oha," denke ich, "das wird ja was ..." und bin atemlos.

Wir schießen durch das Industriegebiet und keine 15 Minuten nachdem wir uns getroffen haben sind wir aus Hamburg raus und fahren am Deich.

Wahnsinn! Die Strecke ist eben wie ein Kinderpopo, es herrscht kaum Verkehr, und wenn man den Deich mal nicht sieht, fährt man direkt neben der Elbe.

Ein Anblick wie Urlaub! Wunderschön, mitreißend - doch ich habe kaum Zeit, das alles zu genießen, denn anscheinend hat Florian eine Rechnung mit der Uhr offen: Er knüppelt über die Straße, dass mir Angst und Bange wird.

Wir haben Rückenwind und mein Forerunner am Handgelenk zeigt Geschwindigkeiten nie unter 40 km/h an. Ich halte mich eng an seinem Hinterrad, er zieht und zieht, an Steigungen geht er in den Wiegetritt, ich muss mit, ziehe und ziehe, bald schon brennt mir die Kehle.

Äh ... okay?!?

Ich meine, ich fühle mich echt gut, bin im Training, gerade eben noch mal durch Italien gegurkt - aber das, was Florian hier abzieht ist eine andere Ebene. Ist er im Wind und zieht mich, fahren wir 43 bis 46 km/h.

Wenn ich mal nach vorn gehe, damit ich ihn ziehe (das macht man so unter Rennradlern) halte ich gerade mal die 40 konstant, rutsche aber gern auf die 39, 38 km/h ab.

Fitnesslevel unterschiedlich.

Irgendwann - und ich mache drei Kreuze - erreichen wir Hoopter Fähre, wo es in die Vierlande geht. Wir fliegen schnell vorbei, erreichen den letzten Ort vor Winsen-Luhe, drehen um und begeben uns an die Fähre.

Hier treffen sich Motorradfahrer, Familien, Angler, Camper, Muttis und Papis und genießen wie wir das geile Wetter. Florian ordert ein alkoholfreies Hefe, ich tue es ihm gleich und lege noch eine Bockwurst oben drauf.

Alter - was war das für ein Gewaltritt? Knüppelharte 30 Kilometer inkl. Elbtunnel und kleines Stadtgeschlängel sind wir mit einem unglaublichen Schnitt von 35,4 km/h gefahren! Sowas habe ich sonst nur bergab.

Ich stoße mit ihm an und meine noch so: "Alter, Du bist ja ganz schön fit, was?"
"Joa, ich sag mal - ich gebe alles. Und wenn ich nicht mehr kann, beiße ich."
Äh, Prost!

Ich schaue auf das Gras, in dem wir hocken, und sehe, wie stark sich die Halme biegen. Wir hatten Rückenwind die ganze Zeit. Hat sicher geholfen.

Voller Erwartung, wie denn die Rückfahrt wird, trinke ich mein Bierchen, erfrische mich noch an einem Magnum und denke mal, dass der Schnitt niedriger sein wird. 45 km/h Dauerspeed geht eben nur mit Rückenwind.

So liegen wir im Gras, schnacken eine halbe Stunde, und dann gehts wieder los.
Ja, weit gefehlt, Junge, denken meine Waden und mühen sich ächzend im fiesen Seitenwind, an Florian dran zu bleiben.

Zwar fahren wir tatsächlich keine 45 km/h mehr, aber die Lokomotive da vorn auf dem Stahlrad bringt es auf 40 Dauerspeed - und das bei einem Gegenwind wie ich ihn lange nicht hatte!

Er knüppelt dermaßen hart durch, dass ein Rennradler, den wir überholen, der sich dann bei uns ranhängt, nach 10 Minuten atemlos "... na dann noch viel Spaß! ..." brüllt.
Eigentlich hätte ich mich jetzt auch gern mit ihm zurück fallen lassen ...

Die Rückfahrt tut einfach nur noch weh.
Trinken habe ich keins mehr. Ich bin atemlos, alles brennt und schmerzt und der schmerzfreie Flori bollert durch die Windböen wie ein ICE auf Vollast. Hammer!

Irgendwann stehen wir in der eiskalten Tunnelröhre des Elbtunnels und ich checke den Gesamtschnitt. Mit Rückfahrt, Gegenwind und allem Pipapo 33 km/h.

Keine weiteren Fragen!

Toller Sport, toller Flori, noch mehr davon bitte - ist gebongt!
Beim Nachhausefahren mit meiner Süßen bin ich froh, dass es ihr 100 Kilo-MTB nur auf gemütliche 13 km/h bringt. Für heute, so denke ich zufrieden, habe ich genug knüppelharten Scheiß gemacht.


Gefahren

Aufwärmrunde: 14,48 km | 27:28 min | 32,4 km/h avg | 525 cals
Knüppelrunde gesamt: 61,35 km | 1:51 h | 33,1 km/h avg | 2.800 cals
Bummelrunde: 14,71 km | 46 min | Schnitt geheim | 461 cals

Toller Sport!



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