14. März 2011

Reverse Engineering: Zeitfahren HH-B

Es ist ein Schwanken. Wie ein Pendel. Zwischen Genugtuung. Und Erschöpfung. Ein Lächeln huscht mir über mein Gesicht, ich stehe im Halbdunkel in Spandau unter dem Ortsschild, das mein Ziel dokumentiert, zwei türkische Frauen gehen an mir vorbei, als ich versuche, die Handycam einigermaßen ruhig zu halten - für sie bin ich und das, was ich gerade getan habe, ein Rätsel.

Hinter mir liegen dreizehneinhalb Stunden. Vor mir liegt Berlin.



Einige Minuten später stehe ich unter der unsagbar heißen, befreienden Dusche meines Hotelzimmers und stöhne wie ein Hirschbock bei der Brunft - fast vergessen schon, wie sich heißes Wasser und aufrechtes Stehen anfühlen.

Nicht nochmal! Nicht noch eine Saison warten! - vor 2 Wochen muss ich das Zeitfahren Hamburg-Berlin schon wieder, zum zweiten Mal nun, erfolglos abbrechen. Gut - 220 Kilometer geschafft, aber was solls, das Ankommen zählt. Und angekommen bin ich an diesem eiskalten Oktobersamstag dank Deutscher Bahn.

Heute bin ich aber Sieger, heute ist alles anders. Ich weiß es schon längst, als ich knapp 20 Kilometer vor Spandau über die Autobahnbrücke vor Falkensee fahre, es dämmert, ich fahre wieder mit voller Beleuchtung. Sieg! Ich weiß es, fühle es - und es ist dieses süße Gefühl, das mich die Schmerzen im Hintern vergessen lässt.


Doch wieso heute? Wieso nicht vor 2 Wochen? Wieso nicht 2010, als ich HHB, wie es die Szene nennt, zum ersten Mal versucht habe?

"Limitierende Faktoren gibt es in jedem Contest", habe ich irgendwo mal gelesen, "aber wenn mehr als 3 limitierende Faktoren gleichzeitig auftreten, dann ist das Scheitern höchstwahrscheinlich." Einer dieser Faktoren, das fällt mir an diesem heutigen Freitag gleich auf - ich habe mir extra freigenommen - ist das Wetter.

Es ist einer der schönsten Herbsttage, die 2011 bisher zu bieten hatte.


Kurz vor Nauen, ich lehne mein Cervélo - treuer Begleiter seit mehr als 11.000 Kilometern - an einen Baum, stelle mich abseits einer wunderbaren, nagelneuen Fahrradstraße, die mitten durch die vom Herbst rot und gelb befeuerte Idylle Brandenburgs führt, und pinkle.

Es ist geradezu lau heute. 14 Grad Höchsttemperatur, 9 Grad im Tagesmittel misst mein Garmin. Kein Vergleich zu dem eisigen, regnerischen Mistwettertag vor einem Jahr, als ich mit Steven Brown versucht habe, diese Strecke zum ersten Mal zu meistern.

Heute scheint die Sonne an einem makellosen Himmel, zwar muss ich mit Kopfbedeckung und dreifachen langen Klamotten fahren - aber nicht ein einziges Mal gefroren. Selbst nicht heute früh.

Vor 2 Wochen hatten wir minus 3 Grad Celsius.

Tropenradeln heute geradezu.


Die Strecke schlaucht. Ab Friesack muss ich fast 15 Kilometer wegen eines Routingfehlers und unerklärlicher Neuberechnungsanstalten meines Navis die B5 fahren. Tempo 100 und mehr - kein Radweg und aggressive Ruhshour der berlinbrandenburgischen Schnellfahrerfraktion.

Mehrmals werde ich geschnitten, angehupt, angebrüllt. Ja, soll ich das Rad tragen?!?

Obwohl: Laufen wäre genau das Richtige jetzt. An einen runden Tritt ist schon seit einigen dutzend Kilometern nicht mehr zu denken: Die Knie sind schwer, die Waden brennen und die Schmerzen in meinem Hintern werden fast unerträglich.

Analyse, Punkt 2: Mein Rennrad ist kein Randonneur.


Einige Kilometer vor Friesack, die Straße ist fast menschenleer, die Sonne schickt sich an, unterzugehen, taucht Felder, Wälder und Wiesen in Gold, kommt mir der Gedanke, der so nahe liegt: Na klar, das Rad!

Mein Cervélo ist auf kurze Straßenrennen ausgelegt: Kompromisslose Racingeinstellung meiner Sitzposition. Wenig Fläche im Wind, schlecht für Wirbelsäule und Nackenwirbel, alles, was über 150 Kilometer hinaus geht, ist einfach nur schmerzhaft.

Mein Fizik-Sattel: 3 Millimeter Carbon. Hauchdünn aufgeklebtes Kunstleder. Gel? Polster? Federung? Fehlanzeige.

Mit einem solchen Rad würde keiner der Spezis, die ich vor 2 Wochen noch am Start bei HHB flapsig grüße, je losfahren.
Gewicht? Beschleunigung? Alles Werte, die bei Paris-Brest-Paris keine Punkte bringen. Wer schon die 300 Kilometer nach Berlin unbeschadet überstehen will, braucht gepolsterte Sättel, eine entspannte Sitzposition.

Beides habe ich nicht.


Dafür habe ich aber vorgesorgt. Klüger wird man mit jedem Fehler. Heute, nach 2 erfolglosen Versuchen, dieses Rennen zu beenden, habe ich sie dabei - meine Zaubersalbe. Die Ibutop Schmerzsalbe. Jenes Mittelchen das mir im wahrsten Sinne des Wortes bei so mancher Etappe meiner Tour de France den Arsch gerettet hat.

Mitten im kleinen Anstieg aus dem kleinen Örtchen Stölln heraus, biege ich ab und lehne mein Rennrad an an Denkmal, das sie noch zu DDR-Zeiten dem Otto L. hier gesetzt haben. Keine Besucher hier. Fast verschämt schaue ich mich um. Dann fingere ich meine 3 Schichten Radhosen, Craft-Unterhemden und Trokots beiseite, nehme eine ordentliche Portion auf meine Finger und schmiere mir großflächig die Sitzfläche meines Hinterns ein.

Ich weiß aus Erfahrung: Die Schmerzen werden für 5, 6, 7 Kilometer potenziert unerträglich sein. Wie Feuer. Wird es brennen. Und dann wird das Ibuprofen seine Wirkung entfalten.

Den Arsch endlich betäuben.

Als ich vom Gedenkstein losfahre, muss ich fast schreien. Noch knapp 40 Kilometer to go. Und die Ersten werden die Hölle sein. Komisch: Der Schmerz treibt mich an.


Motivation. Oh. Ein großes Wort.

"Große Ziele - große Motivation", das habe ich auch irgendwann mal irgendwo gelesen. Und was das bedeutet, merke ich, als ich die lange Gerade entlang fahre, die mich nach Rhinow bringt. Markant, unvergesslich der Aussichtsturm, schneeweiß, auf dem Hügel, von dem aus Otto Lilienthal den ersten Flug des Menschen vorgenommen hat. (Kam hier nicht auch irgendwo das Denkmal für Otto L.?)

Denn hier war es. Genau hier.

Hier habe ich vor 2 Wochen beschlossen, auszusteigen. Hier war es. Hier konnte ich nicht mehr. War alle. Leer. Keine Kraft mehr. Nichts ging mehr. Alle Körner verschossen - nur mit Mühe konnte ich den Windschatten zweier Mitstreiter halten. Rien ne va plus.

Und jetzt?

Ich sehe den Turm und grinse: Heute gehts noch! Heute habe ich noch Körner. Nicht viele, zugegeben, aber heute fahre ich durch. Heute wird die Grenze, die ich vor 2 Wochen ziehen musste, überschritten. Der große Motivator.
Mein Grinsen beschleunigt mich.


Und dann wieder: Entschleunigung. Kurz hinter Wittenberge habe ich schon die Hälte geschafft. 160 Kilometer stehen auf dem Garmin. Ich fliege durch die Stadt und in meinem Kopf klopft eine 50 % immer wieder gegen die Hirnrinde. Es grummelt mir der Bauch, steter Gegenwind oben auf dem Deich demotiviert.

"Let go, mach mal Pause", rät mir eine Stimme und so lege ich mich mitten im Nirgendwo in den Deich, lege das Rennrad neben mich und blinzle in die Sonne. Essen. Kalorien!

Ich werde bis Ende dieser Tour Kilokalorien verbrennen, die dem Energiegehalt von 29 Cheeseburgern entsprechen. Jetz hier, Mitte der Strecke, habe ich 4 Butterbrote mit Salami, 3 Bananen und 4 Geltüten zu mir genommen. Immer noch zu wenig. Schon gar keine 15 Cheeseburger, die ich jetzt eigentlich substituiert haben müsste.

Wie machen das die Jungs, die sowas durchfahren?, frage ich mich still, als ein niederländisches Binnenschiff gemächlich vorübertuckert. Ein Weißbärtiger steht am Steuer, schmaucht eine Zigarre.

Noch vor zwei Wochen fahre ich hier, habe in meiner Rückentasche ganze 4 Geltüten (für den ganzen Trip!), eine einzige Banane und zwei Salamibrote. Auch die Verpflegung in Dömitz kann das Kaloriendefizit da natürlich nicht ausgleichen.

Klüger heute: Mehrgewicht im Rucksack (inklusive Wechselklamotten für Berlin) dafür bestens verpflegt.


Schau an, denke ich, als ich nach über 4 Stunden Fahrt die Elbe bei Dömitz überquere. Milchig noch hängt die Sonne am Himmel, verzaubert wabern Nebelschwaden über das spiegelglatte Flussbett. Verzückt schnaken irgendwo über mir Flugenten in ihren riesigen V´s, die sie nach Süden bringen. Schau an, Dömitz.

Hier ist der Kontrollpunkt bei HHB. Verpflegungsstation, Treffpunkt für zersplitterte Teams, Anlaufstelle für frierende Radler, Tempel mit Bergen aus Butterbroten und Kaffee-Bottichen, mit denen man eine römische Legion aufwärmen könnte.

Heute ist natürlich niemand hier. Und doch, als ich mich am Tisch des menschenleeren Rastplatzes niedersinken lasse, sehe ich hier und da noch eine unachtsam zurück gelassene Geltüte vom großen Event. Höre schemenhaft die testosterongeschwängerten Gespräche der harten Kerle nachhallen, sehe förmlich die weißen Zähne hinter sonnengegerbten Ledergesichtern grinsen.

Vor zwei Wochen waren wir - Lars und ich - fast eine Stunde schneller hier, als ich hier heute.

Schneller. Komisches Wort angesichts 280 zu schaffender Kilometer.


Eine richtige Entscheidung - langsam machen heute. Ich habe mir das genau zurecht gelegt, lange, bevor ich heute morgen losgefahren bin. "Einen negativen Split fahren", hat Lars gemeint, als wir vor 2 Wochen nach dem verpatzten Renntag zusammen unser trotzdem wohlverdientes Bier trinken.

An einen Split ist heute nicht zu denken, aber ich nehme mir vor - und ziehe es durch - langsamer zu fahren. Wenig Druck aufs Pedal bringen, kaum pushen. Der anerzogene Reflex, in fast 10 Straßenrennen des German Cycling Cups in Fleisch und Blut übergegangen: "Beschleunige hart, sonst hängen sie dich ab!", ich muss ihn unterdrücken. Der Pavlovsche Hund versucht nicht zu sabbern.

Also nehme ich mich zurück. Langsam auf Geschwindigkeit kommen. Langsam, zaghaft, schonend. Ich fahre konservativ. Konservierend.
Kostbare Muskeln - lehnt Euch heute mal zurück. Nett, dass Ihr bereit seid, aber heute machen wir das mal ganz anders.

Ich halte irgendwann intuitiv 25, 26 km/h. Mehr nicht. Eher weniger.

Ich fühle es, als die Sonne endlich aufgegangen ist: Heute teile ich mir die Körner besser ein.


Die Sonne. Verwöhnt mich heute. Es wird ein schöner, ein besserer Tag werden. Als ich am Ufer der Elbe kurz vor Bleckede den einzigen Erhebungen dieser Tour entgegen sehe, es Tag wird, nach zwei kurzweiligen Stunden in der Dunkelheit, ist vieles, was den Ausgang dieses Tages betrifft, noch im Ungewissen.

Eines aber, das macht mich heute zuversichtlich: Der psychologische Faktor.

Das Scheitern vor 2 Wochen ist noch so frisch, sodass ich mich buchstäblich an die gesamte Strecke erinnern kann. Ich erkenne jede Kurve wieder. Spontan fallen mir sogar Schlaglöcher und so mancher Fehler in meinem Track ein. Ich steuere wie blind durch den aufdämmernden Tag. Und ich weiß, dass mir das einen Vorteil gibt: Denn ich weiß, was kommt!

Ich kann die Rampen bei Schutschnur genau vorausberechnen. Ich weiß, dass es kurz vor Dömitz ein zermürbendes, fast endloses Gekurve über verdreckte Landwirtschaftsstraßen geben wird, weiß, dass hinter Wittenberge fast verlassene Landstriche - auf und ab im Gegenwind - auf mich warten werden, sehe schon die Herden brandenburgischer Bisons auf den weiten Wiesen Gras kauend mir hinterherglotzen, kann mich noch genau an die Stelle erinnern, an der Larsi ausgestiegen ist, weiß, wo ich vor Rhinow nicht mehr konnte und sehe sie genau, diese Kurve, als ich vom Track abgebogen und zum Bahnhof gefahren bin.

Von den 280 Kilometern kenne ich 220 auswendig.
Und das macht mich stark.


Es ist feuerrotes Licht, das fast von einer Minute auf die andere den Wald in Brand steckt. Vorhin noch dämmert es zaghaft, als ich Artlenburg nach einem ärgerlichen Navigationsfehler passiert habe. Die ganze Straße flammt auf, schemenhaft flackert es durch die sich ihrer Blätter entledigenden Bäume. Als ob die Welt jenseits dieses Waldes der Apokalypse anheim gefallen ist.
Allein kurbele ich durch die Natur. Keine Autos. Keine Menschen. Kein Vogelgesang.

Nur mein Atem. Mein Pumpen. Mein Rhythmus.

Ist eine Alleinfahrt bei HHB die bessere Wahl?

Sicher: Ich vermisse die (wenn auch wenigen) Gespräche, die ich während der Touren mit Steven und Lars hatte. Und doch, ich spüre, dass das hier, das Alleinsein, dann wohl auch besser für die Tour ist: Kein Warten auf Langsamere. Kein sich ranarbeiten Müssen an Schnellere. Nur mein Tempo. Nur mein Takt.

Ich fahre ins Licht. Zwar weiß ich nicht, wie es heute enden wird. Aber ich denke mir: Wenn ein Tag so golden beginnt, was kann denn da noch schiefgehen?


Wunderbar. Erhebend. Gleichermaßen einschüchternd wie belebend: Es sind die ersten Minuten dieses Tages, der Moment, an dem das zarte Rosé am Horizont plötzlich in Flammen gerät, alles in kräftiges Rot taucht, den Himmel überschwemmt.

Und dieser Moment: Er gehört mir allein.

Ich fahre an dunklen Häusern vorbei. Rolläden sind unten. Die Menschen schlafen. Keiner sieht, was ich sehe. Keiner merkt, welch ein Wunder hier passiert - wie überwältigend dieses Schauspiel. Gerade so, als zöge jemand ein riesiges, dickes schwarzes Tuch weg, das über einen Vulkankrater ausgebreitet war. Wie, als trete man näher an ein Lagerfeuer: Hitze im Gesicht. Lichspiele verwirren die Iris.


Wenn ich könnte, ich würde mir einen Liegestuhl nehmen, eine Decke über meine Socken ziehen und diesem Schauspiel einem Theaterstück gleich zuschauen. Aber hey: Es liegen hier noch 260 Kilometer vor mir!

Ich habe mir diesen Freitag frei genommen. Einfach so. Spontan. Die Tagesschau hat einen sonnigen Tag versprochen. Wind aus Süden zwar - nicht gut! - aber schwächeren in jedem Fall.

Wind. Böser Wind. Knabbert an dir. Klaut dir Stückchen. Verbrennt deine Kalorien. Raubt dich aus. Leert dich. Letztes Wochenende: Ein Rechenexempel. Ich fahre von Hamburg nach Plön. 85 Kilometer. Die selbe Strecke am nächsten Tag wieder retour - diesmal mit Gegenwind, vergleichbar dem, den wir vor 2 Wochen bei HHB hatten.

Ich verliere bei gleicher Strecke über 20 Minuten im Vergleich zur Hinfahrt.

Ich habe ja Zeit hier auf meinem Rad. Rechnen wir mal. 20 Minuten bei 80 Kilometer an den Wind bezahlt. Das wären bei 280 Kilometer ... 70 Minuten. Über eine Stunde Treten, hart in den Pedalen hängen - nur, um gegen den Wind zu arbeiten!

Auch heute weht es mir entgegen.
Und ich danke Petrus, denn es ist wesentlich weniger. Kein Zwanzigminutenwind.


Als es Tag ist, habe ich schon vergessen, wie sich die ersten Kilometer heute, die ich ab Bergedorf gefahren bin, angefühlt haben. Unbeflügelt, ja, fast ein wenig zu schicksalsergeben steige ich am Bahnhof aus dem Regional Express, mache mein Rad fertig und fahre ins tiefe Schwarz dieses nagelneuen Freitags.

Als das Licht da ist, und ich wenige Kilometer später meine Lampen ausschalten kann, ist kaum zu glauben, dass ich noch vor 2 Wochen zitternd auf frostgefrorenen Grashalmen herumgetreten bin, als ich mich mit über 220 Mitstreitern in Altengamme zum "echten" HHB angemeldet habe.

Wie Glühwürmchen auf gleichem Kurs hatten uns die weißen Lämpchen ein- und überholt. Haben sich die roten Lämpchen vor uns immer weiter entfernt. Heute sind es, wenn überhaupt, nur die Lämpchen von Autos, die sich entfernen.


Die Kälte hat vor 2 Wochen sicher eine Rolle gespielt. Ich hatte Eis auf Armen und den Beinen. Mir ist Gefrorenes vom Helm ins Gesicht abgebrochen. An meinem Bart hingen kleine Eiszapfen aus Kondenswasser meines Atems.

Heute ist es frisch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gut für mich. Es wird schon noch hart genug werden.

Ich muss schneuzen. Gefühlt alle 200 Meter. Links. Dann rechts. Wieviel Liter Rotz gehen durch so eine Nase im Schnitt? Sicher nicht so viel, wie vor 2 Wochen, denn heute - Gottseidank! - bin ich nicht erkältet. Ein weiterer Faktor. Der mich zuversichtlich stimmt.

Ich ginse in die Nacht, als es losgeht.


Weiß hängen Schwaden meines Atems vor meinem Gesicht.

Ich fahre ins Schwarz, Hamburgs Glühen bleibt hinter mir zurück. Unter mir liegt, obwohl ich es nur undeutlich sehen kann, mein Rennrad treu und sicher in der Spur. Ich säge durch die Kurven, das Surren meines Freilaufes scheint nachts noch lauter zu sein - Musik! Eine große, eine tolle Tour liegt vor mir.

Und über mir, dank nur wenig Nebels, die unendliche Schwärze. Je mehr ich dem Lichtkegel, der Hamburg wie Smog umgibt, entkomme, mich aus den urbanen Klauen der Großstadt befreie, die Vororte, die Autohäuser und pitoresken Klinkersiedlungen abschüttle, desto mehr erschließen sich meinen immer sensibler werdenden Pupillen die Myriarden Sterne, die mich noch eine Weile begleiten werden. Hamburg - wenn ich mich umdrehe, kann ich es noch schimmern sehen.

Berlin. Jetzt, hier. Nur eine Idee. Eine Vorstellung.


Also komm. Los geht es.

Es ist 5:39 Uhr.

Und als habe mir jemand heute Nacht im Traum genau und haarklein erklärt, was passieren würde. Irgendwie weiß ich es. Irgendwie bin ich mir sicher: Heute fahre ich es. HHB.



Hier gehts zum Garmin-Track Hamburg-Berlin

Und hier zum Scheitern 2011 - und zum Scheitern 2010.

9 Kommentare:

  1. "Und doch, ich spüre, dass das hier, das Alleinsein, dann wohl auch besser für die Tour ist: Kein Warten auf Langsamere. Kein sich ranarbeiten Müssen an Schnellere. Nur mein Tempo. Nur mein Takt."
    DAS ist genau der Punkt, warum ich am liebsten alleine fahre.
    Nach dem Bericht stellt sich die Frage: Rennmaschine für die "kurzen" Rennen behalten und ein langstreckentaugliches Gerät suchen? ;-)

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  2. Schöner, spannender Bericht einer klasse Unternehmung. *hut ab*

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  3. Du bist verrückt. In einer angenehmen Art und Weise. :-)

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  4. Chapeau! You got it :)

    Es ist die Willenskraft, die uns ans Ziel kommen läßt und es ist nicht der Weg der uns kaputt macht, sondern die Geschwindigkeit.

    Kleiner Tip: Probiere mal "EULES Gesäßcreme" in Kombination mit einer Assos Hose.

    alex

    PS: Dreifach lange Klamotten klingt nach zu warm angezogen.

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  5. danke für die vielen netten comments, freunde. das liest man gern :o)

    L

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  6. Hab den Bericht erst jetzt gelesen ... spannend erzählt ... hätte nicht gedacht, dass Du es gleich noch mal versuchst und das Ding fährst! Herzlichen Glückwunsch!
    Norbert

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  7. hey, ganz großes Kino, meinen herzlichen Glückwunsch und Respekt vor der Leistung.

    Nächstes Jahr dann nochmal mit Team im Renntempo? ;)

    Gruß aus Berlin

    Christian

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  8. hi norbi - danke für den glückwunsch. das war mir noch ne herzenssache für diese saison :o)

    @christian - auch dir vielen dank. 2012 muss ich mal sehen. ich bin doch eher kein langstreckler, mein rad isses auch nicht. in renntempo ist das sicher eine liga, in der ich (noch?) nix zu suchen habe :o)

    aver schaunmermal.

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  9. Hey Larsi,

    ich werde 2012 auf jeden Fall wieder antreten. Mit entsprechender Vorbereitung, das steht auf meinem Plan. Ich hoffe doch, dass du nochmal mit von der Partie bist! Schließlich gilt es, Olis Zeit zu knacken ;-)

    Viele Grüße

    Lars

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