10. Oktober 2010

Get the Flo(w)

Ja, das war das Motto des sonntäglichen Rennrad-Trainings, zu dessen Ausritt sich mein lieber Kollege und SunClass-Teammitglied Florian gesellt.

Es scheint die Sonne, kein Wölkchen trübt den Himmel und nachdem wir warm gefahren sind, ist auch die schon recht frische Morgentemperatur vergessen: Nur der harte Gegenwind nervt mich. Aber wir treten rein.

Oder sagen wir: Flo tritt rein.

Dazu muss man wissen, dass seit seinem Sturz beim Münsterlandgiro die Schaltung im Arsch ist und er nur noch zwei Gänge hat: Großes Blatt oder kleines Blatt. Und da Flo an sich ja eher nach dem Motto "Ich gebe immer alles - und wenn das nicht reicht dann eben mehr!" fährt, bolzt er sogleich durch Hafen, Harburg und brennt eine Gummispur in den Asphalt nach Hoopte.

Hey, ho, denke ich mir und habe echt Mühe, an Flo dran zu bleiben. "Get the Flo" ist das Motto, denn trotz Windschatten ist es extrem mühsam, sich an ihn heran zu saugen und einen konstanten Abstand im Windschatten zu halten.

Ab und zu - Flo ist ja Radsport-Gentleman der Alten Schule - lässt er mich aber auch mal führen. Ach schön, ich ziehe aus dem Windschatten an ihm vorbei, hänge mich vor ihn und ... bleibe im Wind stecken. Wo er mich sonst mit 35, 36 km/h zieht (bei hartem Gegenwind!) habe ich Probleme, überhaupt mal für 1, 2 Kilometer die 32 zu halten.

Tja, so ist das eben, mit den Trainingsunterschieden.

Und doch - irgendwann löst er mich wieder ab, ich kauere mich in seinen Windschatten und versuche, in einen runden Tritt zu kommen: "Get the Flow" ist nun meine Devise. Aber wie er das macht, ist mir ein Rätsel. Da sitzt er gekrümmt, tritt, als ob es nichts besseres auf der Welt gäbe (gibt es ja auch nicht :-) und hat nicht einmal Handschuhe an!

Und irgendwie schaffen wir es, uns kreiselnd nach Hoopte zum Fähranleger - unserem Trainingsstreckenwendepunkt - zu kämpfen. Wir setzen uns kurz, atmen durch, die Enten schlafen hier sogar noch. Und schon gehts wieder los: Polken bis Hamburg. Diesmal mit Rückenwind.

Und tatsächlich, wieder kreiselnd schaffen wir bis zum Elbtunnel einen 33er Schnitt - okay, das haben wir schon mal besser gesehen, aber verglichen mit den 29 km/h avg schon besser. Dank Rückenwind. Oder habe ich ihn jetzt, den Flow?

Wie auch immer - nach knapp 60 Kilometern erreichen wir glücklich und noch vor 12 Uhr unsere Wohnungen. "Schöner Sport!", rufen wir uns zu, verabschieden uns in den sonnigen Sonntag, den ich nutzen werde, um mir bei einem heißen Vollbad zu überlegen, wie ich vielleicht eines Tages auch mal so werden kann, wie Flowing Flo: Mit einem 10-Kilo-Renner und zwei Gängen die Scheiße im Gegenwind rocken.

Hut ab!


Gefahren: 58 km in 2:13 h und 30,8 km/h Schnitt


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