3. Oktober 2012

Ötztaler, Dreiländergiro, GFNY & Co: Eine Rennrad-Saison und ihre Trikots

Ihr wisst, ich bin ja etwas sentimental. Ich behalte mir jede Startnummer jedes Rennens auf, an dem ich seit 2010 teilgenommen habe. Ich hüte jede noch so billig gemachte Medaille der Rennrad-Events, die ich finishe. Und am Jahresende, wenn die Saison vorbei ist, kaufe ich mir einen DIN A1-Bilderrahmen, pinne die Blätter, an denen so viele Erinnerungen hängen, hinter Glas und hänge das mir liebste Trikot davor.

So auch jetzt. Denn die Rennradsaison 2012 ist (fast) vorbei.


Es ist natürlich wieder das Trikot unserer Equipe SunClass. Denn dank des Sponsorings des Solarmodul-Herstellers aus Hamburg-Norderstedt konnten meine Teamkollegen und ich eine fantastische Saison auf dem Rennrad verbringen. Danke noch einmal hierfür!

Mitgebracht habe ich auch einige Trikots von den Rennen - und ich mache mir den Spaß, ziehe die alle mal an (ich fahre ja nur in SunClass oder Cervélo-Klamotten) um in den Erinnerungen zu schwelgen.


Da ist zum Beispiel das Trikot unseres ersten Rennens - es ist Ende April, die Beine sind noch kalt und wir müssen ran. Das schicke Saint Tropez an der Cote d´Azur ist unser Ziel. Auf zum Gran Fondo Colnago Saint Tropez! Immerhin ein Rennen im Rahmen der offiziellen UCI Weltmeisterschaft der Amateure und Jedermänner.

Knapp 190 Kilometer aus der Kalten - mir gehts bescheiden. Aber wir finishen. Ein tolles Rennen - und das im nagelneuen SunClass-Outfit!

Hier geht es zum Rennbericht des Gran Fondo Colnago Saint Tropez

Wir wundern uns nicht, dass wohl kurz vor dem Rennen der Sponsor Colnago von Cannondale ausgetauscht wird. Na, wenigstens die Trikots waren schon richtig bedruckt.

Solche Querelen gibt es beim nächsten Rennen nicht: Es ist die zweite Austragung des Gran Fondo New York. Ein Event, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird!


Ich bin mit meinem Teamkollegen Heiko vor Ort und wir verbringen einen wunderbaren, 10-tägigen Urlaub in der tollsten Stadt der Welt. Das Wetter ist traumhaft, das Rennen wird es auch. Uli und Lidia Fluhme haben eine extraharte, extralange Strecke mit 4 Bergwertungen in die nördlich der City gelegenen Berge festgelegt.

Wir müssen an unsere Grenzen gehen, denn es ist heiß und sehr hart. Es wird sich aber lohnen: Da hier nur die Anstiege getimed sind und ich am Berg meine Stärken weiß, kann ich beim GFNY 2012 die beste Platzierung in einem Rennen ever einfahren: Ich komme unter die besten 19% aller Finisher!

Wenn Ihr die Chance habt: Nehmt am GFNY teil, macht Euch einen geilen Urlaub dort. New York fuckin´ rocks, Baby! Denn nicht umsonst titele ich: "Kammerflimmern am Bear Mountain". Doch lest selbst ...

Hier geht es zum Rennbericht des GFNY 2012

Bald geht es in die Alpen: Tirol und mithin der - wie ich finde - schönste Pass, den ich bisher fahren durfte, locken: Der Dreiländergiro 2012 mit Start in Nauders lockt.


Er wird als "Skandalgiro" in die Geschichte eingehen: Die schweizer Behörden werden viele Rennrad-Fahrer hinter der Grenze zurückschicken - der Veranstalter hatte angeblich die Warnungen der Behörden, nur maximal 1.500 Starter auf die Strecke zu lassen, ignoriert. Insgesamt gehen knapp 3.500 Starter auf die 165 km lange Runde durch Österreich, Italien und das schweizer Engadin.

Ich selbst werde den Stevio, das Stilfser Joch, ohne Probleme bezwingen und ein gutes Rennen fahren - in knapp 7 Stunden Netto finishen, das ist ein für mich ansehnliches Ergebnis.

Genauso ansehnlich wie die grandiosen Ausblicke, die ich vom Passo dello Stelvio aus 2.700 Metern Höhe genießen kann: Atemberaubend!

Den Rennbericht vom Dreiländergiro könnt Ihr hier lesen.

Leider gibt es bei der einfach nur als episch zu bezeichnenden Val d´Aran Cycling Tour, einer 160 km langen Tortur bei Maximalhitze durch die spanischen Pyrenäen, kein Trikot, das ich hier abbilden könnte - wohl aber lohnt es sich, den Rennbericht zu lesen - und in 2013 vielleicht selbst teilzunehmen - denn neben der supersympathischen, familiären Atmosphäre dieses UCI WCT-Rennens kann ich nur sagen: Die Pyrenäen sind DER Arschtritt für alle, die zünftig nach Altvätersitte am Berg leiden und sich von 17-jährigen spanischen Bergflöhen mal so richtig abziehen lassen möchten.

Richtig krass wird es einige Wochen später dann auch wieder: Wir sind in Bella Italia. Aber "bella" wird das nicht werden ...


Wir sind bei der La Leggendaria Charly Gaul, wieder ein UCI-Rennen, gemeldet. Natürlich für die lange Runde, die zwei mal den Monte Bondone, Gilberto Simonis Hausberg, überquert und alles in allem sagenhafte 4.100 Höhenmeter bei gefühlten 40 Grad anhäufen wird.

Ich habe einen schlechten Tag, kann aber zum Schluss doch noch das Ruder herumreißen und ein gutes Ergebnis einfahren. Die Leggendaria bereitet mich auf meinen absoluten Saisonhöhepunkt perfekt vor: Die Höhenmeter werde ich gebrauchen können, die Rennhärte auch.

Für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, 2013 an diesem fantastisch organisierten Rennen teilzunehmen: Hier wird das Finale der UCI World Cycling Tour ausgetragen, inklusive einem Berg-Einzelzeitfahren einen Tag vorher. Ein Radsportfest aller erster Güte ist garantiert!

Alles zur La Leggendaria Charly Gaul 2012 findet Ihr hier.

Oh man, geht mir die Muffe, als ich mich einreihe im Startblock, um meinen Saisonhöhepunkt, den Ötztaler Radmarathon, zu fahren! 240 Kilometer und 5.500 Höhenmeter - und das über 4 Alpenpässe - stehen an.

Es ist das Trikot, das mir in meiner Sammlung am meisten bedeutet.


Zum Ötzi muss man nicht viel sagen: Er gilt als eines der härtesten Jedermann-Eintagesrennen und wer ihn finished, wird eine fast als mythisch zu bezeichnende Reise hinter sich haben. Eine Reise über 4 Pässe, eine Reise mit Höchstgeschwindigkeit (ich werde 96 km/h erreichen), eine Reise mit tausenden anderen Argusschiffern, eine Reise ins Schmerzland - und am Ende, eine Reise zu sich selbst, zu seinen eigenen Grenzen und zu so viel Emotion, wie man sie selten nach sportlichen Events erfährt.

Mir bedeutet das Ötztaler-Trikot so viel, dass ich das kaum in Worte fassen kann.

Es war das schönste, das perfekteste, das beste, das krasseste, das tollste Rennen bisher. Einfach Ötztaler ...

Meinen Ötztaler Radmarathon 2012 könnt Ihr hier miterleben.

So viele Rennen, so viele, die hier unerwähnt bleiben, wie das spaßige HU Sunrace, das großartige 24-Stunden-Rennen "Rad am Ring" auf der Nordschleife. So viele Kilometer, fast 50.000 Höhenmeter.

Es war eine fantastische Saison 2012! Danke SunClass, danke Teamkollegen, danke Mitstreiter!
Und im nächsten Jahr? Wir werden sehen. Wir werden sehen, ob es mit SunClass weiter geht, welche Abenteuer wir mit dem Solar-Trikot noch alles erleben dürfen, oder ob es ein anderes Trikot ist, das auf meinen Schultern sitzen wird.

Wie auch immer: Es wird bestimmt viele tolle, neue spannende Berichte auch im nächsten Jahr geben. Und viele neue bunte Trikots - hoffentlich aus aller Welt.

Euch einen tollen Saisonabschluss - einige treffe ich ja beim Zeitfahren Hamburg-Berlin - und wie immer: RIDE SAFE!


8 Kommentare:

  1. Schöner Saisonendbericht :-) Habe bei der Gelegenheit auch noch gleich durch die feinen Erlebnisberichte geblätter - klasse!

    Macht Spaß hier mitzulesen...

    Kette rechts,
    Patrick

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  2. Moinsen Lars,

    Glückwunsch zu Deinem tollen Hobby und Deinem schönen Blog.
    Ich bewundere, mit welcher Leidenschaft Du Rad fährst und auch diesen Blog betreibst - ein gigantischer Aufwand!
    Liebend gern würde ich auch mehr Zeit ins Radfahren investieren und insbesondere 'berühmte' Bergetappen in Angriff nehmen. Aber als Hamburger, mit Job und Familie ist das kompliziert ... um so schöner, solche Berichte wie in diesem Blog zu lesen.
    Vielleicht treffen wir uns ja mal am Waseberg oder vielleicht doch am Ötztaler ...
    Liebe Grüße!

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    1. moinsen, mein lieber.
      danke fürs lob. ja, da geht wirkluch ne menge zeit, energie und geld rein. aber hey, solange noch keine familie meine aufmerksamkeit braucht, kriegts die steigung:-)
      schrei mal, wenn du mich siehst, es wäre mir eine freude.
      viele grüße,
      lars

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  3. Hi Lars,
    toller Bericht! Bei dir geht schon das eine oder andere Fahrradtrikot drauf in jeder Saison wie es scheint. :)
    Blöde Frage aber ich bin nicht ganz in deiner Klasse unterwegs und habe noch nie ein Rennen im Ausland bestritten: Wie bringst du denn dein Bike immer an den Ort des Geschehens? Vor allem z.B. nach New York?
    lg Josef

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    1. moin josef & danke für deinen kommentar.

      ich nutze hard-cases für den flugtransport.

      schau mal hier:

      http://cervelover.blogspot.de/2012/09/mit-dem-rennrad-im-flugzeug-den.html

      und hier mein neuer koffer:

      http://cervelover.blogspot.de/2013/06/im-test-der-rennradkoffer-bike-case-von.html

      liebe grüße,
      L

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  4. Darf man die Trophäenwand mal im ganzen sehen? :-) Oder müssen die Erinnerungen ihr Dasein im Keller fristen :-(
    Groß,
    Robert

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    1. hi rober(t?)

      tja, leider fristen die ganzen trikots tatsächlich ein eher trauriges dasein im kleiderschrank ... da ich ja immer nur die kombination meines eigenen teams an habe.

      grüße,
      L

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