Ich mache Werbung. Und komme nicht umhin, stetig anderer Agenturen Arbeit zu beschauen.
Diese Anzeige in der Roadbike stimmt mich nachdenklich.
Und da stößt es mir am Wochenende sauer auf: Ich sehe in der aktuellen Roadbike die Anzeige für das Womens-Camp. "Moment mal!", denke ich mir und runzle die Stirn: Meinen die das ernst?Mein erster Chef in meiner ersten Agentur - 10 Jahre ist das her, als ich als kleiner Werbetexter von Bertelsmann kam - gab gerne mal Texte zurück mit der Anmerkung "Neger vor Hütte". Und liebend gern würde ich demjenigen, der dieses Konglomerat an chauvinistischen, flachen und ausgelutschten Anspielungen zu verantworten hat, mit ebendiesem Spruch kommen.
Frauenklischee + rosa Rennradschuh = Umsatz?
Gehts noch?!? Haben die Frauen 100 Jahre lang um ihre Rechte gekämpft, um jetzt mit leeren Symbolen und ideenlosen Platittüden angesprochen zu werden? Das weibliche Schuhregal - für wieviel peinliches "Frauenmarketing" muss es eigentlich noch herhalten? Pumps und Rennradschuhe. Flacher gehts nicht.
Warum muss eigentlich alles, was mit der Zielgruppe Frau zusammenhängt, immer in Rosa lackiert werden?!? Das sind erwachsene Menschen - keine Babies! Oder gibts irgend eine neue Studie die bewiesen hat, dass der Umsatz steigt, wenn man "Women-Products" anstreicht, als kämen sie von Prinzessin Lillifee persönlich?
Ich surfe ein bisschen bei Bike24 herum und suche speziell nach Damen-Produkten. Rosa-Overkill auch hier. Warum nur?
Nicht alle, aber viele Produkte "für Damen" bedienen eindeutig (überholte) Klischees.
Leiden die Damen etwa anders am Berg?
Müssen die Frauen nicht genauso hart reintreten, wie Männer?
Sprinten die Mädels nicht auch mit ausgefahrenen Ellenbogen?
Warum kommt Ihr den Damen dann mit dieser Rosascheiße?!?
Verstehe ich nicht. Muss nicht sein, finde ich. Ich mag Frauen in engen Rennradklamotten. Ich mag es, im Pulk einem schicken Damen-Popo hinterherzufahren. Und ich mag es auch, wenn glattrasierte Waden im Wiegetritt wippen: Und ich hab zu viel Respekt vor Sport und Frau, als dass ich dieses "zielgruppengenaue" Marketing gut finden würde.
Die einzige Rennradsportlerin, der jemals rosa gut gestanden hat, ist Mario Cippollini.
Wie findet Ihr "Frauenmarketing" und Produkte, die den weiblichen Euro durch Rosastichigkeit herauslocken sollen?
Hallo,
AntwortenLöschenich gebe Dir in jedem Punkt recht. Ich bin eine rennradfahrende Frau und ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wieso die Hersteller alles rosa und oder pastellfarben produzieren. Der Sport kann ganz schön "hart" sein, da will ich doch nicht in rosa herumfahren? Wie sieht das denn aus, wenn man nen Berg hoch fährt und man ist pink??? Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht schön ist.Habe auch schon mal einen Ladenbesitzer darauf angesprochen. Die Produkte verkaufen sich anscheinend nicht so gut, ich frage mich bloss wer das kauft, denn auf der Strasse sehe ich nie rosa oder pinkfarbene Frauen (wenn denn überhaupt Kolleginnen rumfahren, anscheinend hat der "Boom" vor ein paar Jahren schon wieder nachgelassen). Irgendwoher muss ja eine Nachfrage kommen, sonst würden die Produkte nicht hergestellt. Alternativ könnte man es auf die Unfähigkeit von Product Managern zurückführen.
Gruss
E.
Hi,
AntwortenLöschenrosa boomt. Schau Dir doch mal die Bilder vom Reebok Womens Run an. Da laufen alle Teilnehmerinnen mit rosa Shirts durch den Stadtpark (hier in HH). Ich glaube, dass ist was genetisches. Meine Tochter (4 J.) steht seit ich denken kann auf pink/rosa (mir als Mann hat sich der Unterschied noch nicht aufgetan).
Aber: Auch Männer tragen pink. Ich habe ein Hemd in der Farbe und außerdem trage ich beim Rollentraining immer das Shirt vom Womens runs 2010 ;-)
Netten Gruß
D.
Hallo Lars,
AntwortenLöschenich gebe dir uneingeschränkt Recht. Ich fahre seit 11 Jahren Rennrad und habe noch nicht einmal etwas rosafarbiges gekauft oder ein Damenrahmen gefahren. Abgesehen von der Farbwahl habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass typische "Frauenprodukte" (besonders wenn es um Räder gibt) schwerer sind und minderwertigere Komponenten haben. Man hat den Eindruck, als sei für Frauen das Gewicht nicht so ausschlaggebend.
Kurz und gut: Es muss noch viel getan werden, um die frauenspezifischen Produkte auf das gleiche Qualitätslevel zu bringen und in gescheiter Optik anzubieten.
Gruß,
kaeterakete
Genau, als sei ausgerechnet bei Frauen das Gewicht nicht so wichtig ;-) (scnr). Das mit den minderwertigen Komponenten ist mir allerdings auch schon aufgefallen. Verstanden habe ich das nie.
AntwortenLöschenAber zum Thema pink: ich steh auf pink. Rapha zum Beispiel hat doch gar nicht so wenige Sachen in dieser Farbe im Angebot. Wenn man es mit dem Maglia Rosa in Verbindung bringt und nicht speziell mit Frauen ist es ok, wie ich finde.
LG Lars
Moment! Ihr redet ja über drei Sachen: Pink, die Werbung mit den Schuhen (wo Pink nur in Form der Schuhplatten das Tüpfelchen auf dem i ist) und auf Frauen abgezielte Rennradprodukte bzw. -mode.
AntwortenLöschenPink gehört zum Radsport. Malja Rosa! Rapha kann sich dem auch nicht erwehren und Sven Nys... äh, der übertreibt's ;-) (http://ukcyclesport.com/index.php?option=com_content&view=article&id=5283:stybars-pink-crux&catid=67:your-bikes&Itemid=237)
Die Werbung mit den Schuhen? Ich finde die ok bis gut. Naja, letzten Endes müssen's die Mädels entscheiden und auch die werden nicht alle der selben Meinung sein. Aber hey, im Zweifelsfall wird's gut ankommen. Denn wenn vielleicht nicht alle auf Blümchenmuster stehen (was ich gut verstehen kann), eine Schwäche für Schuhe und Taschen dürfte selbst bei Die-Hard Sportlerfrauen zu finden sein. Und wenn nicht, dann wird es wohl Selbstironie-Bonus geben.
Dann das übliche Problem mit Frauenmode im Sport. Ja, das höre bzw. lese ich tatsächlich öfter. Da gibt es dann das Wunschbike in Frauengeometrie (oder halt kleinen Rahmengrößen), aber das Design ist mit irgendwelchen Ornamenten verhübsch-hässlicht. Oder ausgerechnet das funktional beste und bestgeschnittenste Trikot hat Blümchenmuster. Tjoa - hier hilft Nachfrage bzw. in Zeitalter der Social Media dem Anbieter ordentlich wissen zu lassen, was man von ihm hält, denke ich mal.
Ich bin eine Frau, stolz drauf und kann über mich und Frauenklischees gut und herzhaft lachen...
AntwortenLöschenJa, ich liebe pink und schuhe. vielleicht nicht unbedingt pinke schuhe :-))
Ach ja, blond bin ich auch :-))
Schlimmer finde ich es, dass gestandene Frauen kein Pink zu mögen haben, nur um solche Klischees nicht zu bediehnen.
Ich bin auch eine Frau und fahre seit einem Jahr Rennrad.
AntwortenLöschenIch finde die Werbung jetzt auch nicht soo toll. Für mich stellt sich die Frage warum es ein Woman's Camp überhaubt geben muss. Nagut, manchmal wollen wir Frauen auch einfach mal ohne die Oberlehrer. Gegen Rosa/Pink habe ich auch nix. Als Designerin weiß man es auch ganz ohne Klischeebildung gekonnt einzusetzen. Ich musste mich aber vor 12 Monaten komplett neu einkleiden und habe festgestellt, dass die Damen Rennradklamotten echt schrecklich sind. Die Männer haben viel coolere Designs. Ich musste lange suchen und überlegen. Entweder fade wie Oma bei der Käsesahnetour in Ochsenwerder oder wie Anhängseltussi in rosa/weiß. Gewschweige denn, dass es Läden gibt, die eine vernümftige Auswahl von geeignten Radklamotten haben. Ich musste fast alles bestellen anprobieren und zurück schicken. Nervig und hat lange gedauert. Wer will schon ein Trikot mit Bergziege, Zimtstern oder mit häkeloptik (Manjola) haben.
Gruß
Danke für den erfrischenden Artikel, über den ich soeben auf der Suche nach "Umfrage Frauen Rennrad" gestolpert bin! Beim Rennanzug von Cippolini könnte ich doch tatsächlich schwach werden...
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