14. März 2012

Ein Experiment

Die Rennradsaison ist vorbei. Für mich ist sie das. Zu kalt. Zu früh dunkel. Zu rutschig das Laub. Und überhaupt: 6.945 Kilometer in 2011 im Sattel meines Cervélos verbracht, davon stattliche 1.239 Kilometer in Rennhärte, 1.090 Kilometer auf RTFs - es tut gut, den Carbonboliden auch mal eine Auszeit zu gönnen.

Auszeit?

Na, sagen wir mal so - es verlagert sich. Laufen ist angesagt.



Der Samstag ist sonnig wie lange nicht mehr, kühl zwar, aber viel versprechend und da in nicht weniger als 5 Monaten mein (was auch immer mich dazu getrieben hat) Einsatz beim Marathon in Barcelona ansteht dachte ich mir, es wäre eine gute Idee, heute mal einen Halbmarathon zu laufen.

Meine Freundin tippt sich an die Stirn. Ich stürme los.

Einige Run2Works habe ich dieses Jahr schon erledigt und meine rennradgestählten Waden und Oberschenkel quittierten die 5 Kilometer-Läufe pünktlich nach dem dritten Run mit einem mindestens 2 Tage andauernden, heftigen Muskelkater.

Heute stehen 20 Kilometer an, also halte ich das Tempo niedrig. Mein Garmin schwankt zwischen 6 und 7 km/h.


Es läuft sich prima: Aus Eimsbüttel den vertrauten Weg vorbei an Fernsehturm und CCH über eine vereiste (!) Brücke am Cinemaxx zur Außenalster - zum ersten Mal in meinem Leben werde ich DIE Laufstrecke Hamburgs nun in Angriff nehmen.

Mich erstaunt, wie wenig Läufer heute unterwegs sind - oder kommt mir das nur so vor, da ich das bunte Treiben sonst nur als langsamer Spaziergänger als sehr viel wuseliger empfinde?

Die Strecke ist herrlich, seicht plätschert myriardenfach glitzerndes Wasser an das Ufer, die Enten schnaken und es könnte besser nicht laufen: Mein Rhythmus ist perfekt, ich atme wie ein Profi. Und werde allenthalben überholt. Na. Mir egal - heute will ich nur ankommen!

Was mir auffällt: Kommen mir Läufer entgegen, mustern sie mich von oben bis unten: "Wie schlank ist der/die?" oder "Welche Marke haben die Laufschuhe?", das scheinen die Gedanken sein. Einige grüßen. Viele nicht. Das kenne ich vom Rennrad anders - ich grüße jeden Rennradfahrer. (außer Canyon :o)

Link

Ich erreiche den Langen Zug, fühle mich prächtig, begebe mich auf die Gegenstrecke und habe lange Zeit eine Regatta, die auf der Außenalster stattfindet, zu bestaunen. Amerikanische Botschaft, Touristen umschiffen - schon bin ich wieder am CCH und auf dem Heimweg.

Leichte Knieschmerzen rechts - aber sonst fühle ich keinerlei Schmerzen. Sicher auch mit das Verdienst meiner Kompressionsstrümpfe, die mir schon bei meinem Hamburg-Berlin Privatzeitfahren gute Dienste geleistet haben.

Schon sehe ich Atelco-Computer, trautes Heim naht, aber es fehlen noch 5 Kilometer. Und hier wird´s psychologisch. Eine große Schleife ums Carreé Eimsbusch, meine Kräfte beginnen zu schwinden. Die letzten 4 Kilometer zähle ich runter, kann fast nicht mehr - ein Aufschrei der Erlösung bleibt aus Kräftemangel nur als Absicht im Hirn stecken, als ich bei Kilometer 20 das Garmin ab- und mein Laufen einstelle.

Ja, ja, ich weiß - 20 Kilometer sind kein richtiger Halbmarathon. Aber fast einer.
20 Kilometer. Mal so aus der Kalten. Finde ich okay. Eine Pace von 6:30 min geht auch besser, klar.

Ich sags mal so: 5 Kilometer hätte ich noch geschafft. Mit Trinken und ein, zwei Powergels vielleicht nochmal 5. 42 Kilometer allerdings, das ist eine Zahl, die ich unvorstellbar finde. Noch.

Aber es sind ja auch noch 5 Monate Zeit bis Barcelona.



Hier gibts den Garmin-Track.

2 Kommentare:

  1. Cool. 20 km @6:30 aus der kalten Hose. Sehr nett. Ich brauchte dafür zu Laufzeiten einiges Training. Aber Deine unspezifische GA dürfte halt schon gut bis sehr gut sein. Mit konstanter, gesunder M-Vorbereitung wird das bestimmt schön in Barcelona.
    -Andreas

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  2. hi andreas,

    jo, danke. denke auch, dass die RR-kilometer GA-mäßig einzahlen. am muskelkater aber spüre ich ganz genau, welche muskeln ich beim laufen brauchen werde - die das radfahren nicht trainieren konnte.

    na, mal sehen - sind ja noch 5 monate :o)

    danke für deinen comment & die wünsche.

    L

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