25. August 2010

Grüße von der Steigung: Ein Cyclassics Nachtrag.

Tja, da gibts immer wieder was drüber zu erzählen - die Vattenfall Cyclassics 2010. Denn unsere Azubine Änni begab sich mit ihrer Kamera an die Endsteigung und versuchte, uns SunClass-Rennradlern mit ihrem Objektiv aufzulauern.

Fiesererweise genau an jener Stelle, an der die meisten der etwa 4.000 Rennrad-Piloten, die die 155 km-Strecke gefahren sind, dachten, sie hätten das Schlimmste schon überstanden. Denn der Kösterberg, der auch mir den letzten Saft aus den Muskeln gezogen hatte, lag bereits hinter uns, eine rasante Abfahrt nach Blankenese hinein und die Ebene beim Fähranleger Teufelsbrück gaukelten allen vor, dass die letzten 7, 8 Kilometer ein Spaziergang werden würden.

Wurden sie aber nicht ...

Denn - und ich weiß das, weil die Strecke Pinneberg-Wedel-Blankenese meine "Bergtrainingsstrecke" ist - es geht hier konsequent bis Altona bergauf. Anfangs heftig mit bis zu 10 % Gradient, dann etwas softer, aber immer noch mit Anstieg.

Und so machte ich nicht den Fehler, den viele machten: Am Kösterberg noch einmal alles geben, denn die letzten 8 km "passiert ja nix mehr". Ich fuhr locker, flockig - so gut es eben nach 140 Kilometern ging.

Und siehe da - Änni konnte mich einfangen. Aber so ganz gesund sieht das auch nicht mehr aus ...

Ich muss sagen, dass ab diesen Metern das Rennen konditionsmäßig schon längst gelaufen war. Mein Peloton hatte mich schon weit vorher, in Schenefeld, abgehängt, und ich fuhr an der Schwelle von Krämpfen im linken Unterschenkel.

Zu trinken gab es auch nichts mehr, meine Lungen brannten - und es war der pure Wille, der mich die Blankeneser Berge auf dem Asphalt der Elbchaussee hinauftrieb.

Aber dennoch: Kurz nach diesem Stück, etwa in Höhe Altonaer Balkon, dort, wo die Straße wieder eben wird, wo man den Michel sehen kann, wo wieder die Häuser der Normalverdiener stehen, ab dort konnte ich wie durch ein Wunder angetrieben wieder powern.

Konnte Gas geben, wieder an die 40er-Grenze beschleunigen und abziehen. Aber hier, hier am Berg ... "... leckt mich alle mal am Arsch!", dachte ich die ganze Zeit und wunderte mich, warum hier keine Zuschauer standen.

Achso, die waren ja alle mit ihren Porsche Cayennes ins Zentrum gefahren ...

Tja, und irgendwann war alles vorbei. Ich kam als 1.390er (nun ist es offiziell, denn irgendwie hat man mich in den Endlisten um 4 Plätze nach hinten gestuft) ins Ziel.

Von den 735 Fahren, die in meiner Altersklasse (Senioren AK2) an den Start gegangen waren, konnten 694 Rennradler finishen. Und ich eben als 435er meiner Altersklasse.

Nachdem ich eh schon etwas angefressen ob meiner Performance im Gesamtklassement bin, denn ich hatte mir erhofft, wenigstens in der oberen Hälfte anzukommen, habe ich nun eine ganz lange Nase: 435 von 735 - das muss besser werden!

Das wird besser werden! Denn anstelle mir noch mehr Rennradler von hinten anzuschauen, werde ich daran arbeiten, dass in der nächsten Saison sich noch mehr Piloten meinen Hintern ansehen werden.

Versprochen.

Und trotzdem: Es war der Höhepunkt dess Rennradjahres 2010 für mich. Und eine unvergessene Aktion, diese Cyclassics in Hamburg.

Danke Änni für die schönen Pics - und dass Du so tapfer den Odeur von 4.000 verschwitzten Rennradlern ertragen hast, die sich fauchend und fluchend an Dir die Steigung hochgebissen haben.


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1 Kommentar:

  1. Fährst Du jetzt nie wieder Liegerad? Willst Du dein Gemächte auf einem Rennradsattel ruinieren?

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