Jedermann-Rennen: Mehr als nur Rennrad-Fahren.
Dabei bekomme ich bei diesen Diskussionen oft den Eindruck, dass dann schnell so etwas wie Stammtisch-Aggression aufkommt: "Warum sind die Rennen denn alle so teuer? Für nicht einmal abgesperrte Straßen - RTF-Atmosphäre - so viel Geld bezahlen? Das kann ich ja dann auch alles privat fahren!"
Ja, klar - die Berge, die Landschaft - das ist alles kostenlos.
Aber ist es nur das, weswegen wir zu einem Ötztaler Radmarathon fahren? Weswegen wir lange Autofahrten durch die ganze Republik in Kauf nehmen, um morgens um 7 Uhr im Regen am Start des Rider Man im Schwarzwald zu stehen? Weswegen wir unsere geliebten Rennräder ins Flugzeug verfrachten?
Ich denke nicht. Ein Rennen ist immer noch ein Rennen.
Wir nehmen diese Wege, diese Kosten, diese Anstrengungen auf uns, weil es uns doch um die Atmosphäre geht, das Feeling, mit Anderen am Start zu stehen, mit echten Startnummern auf dem Rücken unser Bestes zu geben, auch wenn es nur ein paar sind, aber am Ende unter dem Zielbogen beklatscht zu werden: Dafür, für das Gefühl, unseren kleinen Pantani rausgelassen zu haben, für wenige Stunden mal nicht Herr Anwalt, Herr Projektmanager oder Herr Schaffner zu sein.
Oder?
Ja, dieser Sport ist teuer: Rennräder kosten ein Vermögen, die Klamotten, der Helm, Schuhe - auch mit Sponsoring: Ich bin der Dispo-König! Und dann noch die Rennen. Ja. Aber hey - ist es nicht per definition genau das, was Leidenschaft ist? Sich zu aufzuopfern - egal, was da komme?
Und dann diese ständigen Startgeld-Diskussionen.
Danke für die Interviews!
Ich habe mit Veranstaltern von zwei Events gesprochen, die noch recht neu im Rennkalender sind (Gran Fondo New York - Uli Fluhme) oder gerade ihre erste Ausgabe hinter sich haben (Endura Alpentraum - Sabrina Weiss von der Motorpresse Stuttgart).
Wie setzen sich Eure Startgelder zusammen?
Zockt Ihr uns wirklich so gnadenlos ab?
Wie setzen sich Eure Startgelder zusammen?
Zockt Ihr uns wirklich so gnadenlos ab?
"500.000 Dollar sind weg, ohne dass eine Wasserflasche gefüllt wäre" - der Gran Fondo New York
Für den GFNY, an dessen zweiter Ausgabe ich 2012 im Rahmen des Rennkalenders für unsere Equipe SunClass Solarmodule teilnehmen kann, werden, je nachdem, wann man sich anmeldet, zwischen 200 und 300 US-Dollar an Startgeld fällig. Rechnen wir das auf den aktuellen (5.12. via Google) Kurs um, dann sind das 150 bis 220 Euro.
"Wir hatten damals nur die eine Chance, den Gran Fondo New York zu organisieren: Mit diesem Startgeld, oder gar nicht", sagt Uli Fluhme in unserem Gespräch. "New York ist eine sehr teure Stadt. Hier kostet alles immer und jederzeit sehr viel Geld." Und deshalb eben auch ein Event, wie der GFNY. Der noch dazu nicht auf das Stadtgebiet der Metropole beschränkt ist: Die attraktive Strecke führt nach Norden aus der Stadt hinaus ins Grüne: 180 Kilometer Streckenlogistik, die jeden Planer in den Wahnsinn treiben würde.
"Allein der Start von der gesperrten Washington Bridge kostet schon 75.000 Dollar. Die wenigen (um genau zu sein: siebentausend) Meter verkehrsfreie Auf- und Abfahrt auf den Bear Mountain kosten weitere 60.000 Dollar.", erklärt mir Uli, um nur ein paar Summen zu nennen. "Beim GFNY sorgen zum Beispiel mehr als 200 Cops für Sicherheit am Streckenrand und auf den Kreuzungen - deren Rechnung: 250.000 Dollar. Eine Viertelmillion!"
In der Summe muss das Orga-Team vom Gran Fondo New York allein 500.000 Dollar ausgeben, um nur die strengen Sicherheitsauflagen und natürlich die eigenen, hohen Ansprüche an die Sicherheit des Feldes zu erfüllen. "Und da ist dann noch nicht eine einzige Wasserflasche gefüllt, nicht ein T-Shirt bedruckt und keine einzige Medaille gepresst."
Schon mal die Hälfte nur für Safety ausgegeben ...
Reich? Reich ist Uli und sein Team mit dem GFNY nicht geworden: "Ich habe in meinem vorherigen Leben als Bänker viel mehr Geld verdient, als mit dem Gran Fondo New York. Aber ehrlich: Ich mache das alls hier nicht um Millionär zu werden: Früher, da hatte ich bloß einen Job. Jetzt, jetzt habe ich den Luxus, meine Leidenschaft leben zu können."
Alptraum-Kalkulation beim Endura Alpen-Traum
Kleine, motivierte Teams also oder lokale Veranstalter-Vereine (wie zum Beispiel beim Gran Fondo Milano-Sanremo) sind meist die Initiatoren der Rennen. Etwas anders läuft das beim Endura Alpen-Traum ab, den ich ja in diesem Jahr (zumindest halb) gefahren bin.
Ich frage zunächst beim Roadbike-Magazin an. Dort werde ich innerhalb des Verlages weitergeleitet, bis mir schließlich Sabrina Weiss meine Fragen beantwortet.
Der Endura Alpentraum: Kein Schnäppchen. Dafür Climax pur!
"Der Endura Alpentraum war von uns nicht als Veranstaltung geplant, die Profit abwerfen sollte. Das wäre für eine Erstausgabe auch utoptisch gewesen", sagt Sabrina. "Wir verstehen, dass eine Teilnahmegebühr von 125 Euro sehr viel Geld ist - uns liegt aber auch daran, die enormen Kosten dieses Events transparent zu machen."
Das Startgeld für den Alpentraum setzt sich aus den besagten 125 Euro Teilnahmegebühr und - für viele ein Muss, da der Alpentraum ein A-nach-B-Rennen ist, noch 65 Euro für den Bustransport vom Zielort zurück nach Sonthofen, dem Startort des Rennens.
"Das gesamte Event kostet summa summarum 350.000 Euro.", scheibt mir Sabrina. Ich schaue in die Startlisten des Alpentraum und finde 479 gemeldete Starter für die lange Strecke (125 Euro Gebühr), 215 Starter auf der kurzen Strecke (75 Euro Gebühr) und bei der Staffel (140 Euro Gebühr) ganze 14 Zweierteams.
Macht zusammen knapp 78.000 Euro Einnahmen an Startgeld. (es ist natürlich weniger - viele Startplätze waren gesponsert oder für VIPs reserviert).
Selbst wenn davon jeder (und es ist lange nicht jeder mit dem Bus nach Sonthofen gefahren) noch den Shuttleservice in Anspruch genommen hätte, kämen wir auf knapp 125.000 € Einnahmen, die von den Startern als Teilnahmegebühr überwiesen werden.
Millionär ist mit den Startgeldern hier sicher keiner geworden ...
Macht also eine Summe von 225.000 Euro die übrig bleibt. Kosten, die über Sponsoren oder Werbevermarktung generiert werden müssen. Reich ist mit dem Alpentraum also ganz sicher niemand geworden.
"Vom Startgeld geht schon allein die Umsatzsteuer an den Staat - die 125 Euro landen nicht auf unserem Konto", rechnet Sabrina Weiss vor. Oder: "Allein der Einsatz der Motorradstaffel oder die Rescue-Teams kosten uns ein kleines Vermögen."
Ich denke, bei diesen Zahlen erübrigen sich jegliche Fragen nach der Wertigkeit der Leistungen des Veranstalters. Sind bei der Beurteilung der 125 Euro Startgeld nicht vielleicht andere Maßstäbe viel sinnvoller, als darüber zu grübeln, ob das Budget nun wirklich mit den Leistungen des Veranstalters korrespondiert?
Der Gesamtpreis macht die Rechnung
Bei der Diskussion um Startgelder wird oft vergessen, dass das Startgeld nicht der einzige Kostenfaktor ist - bei vielen Events sogar der kleinste. Nehmen wir den Alpentraum: Hier sind die insgesamt 190 Euro für Startgeld und Bus-Rücktransport gerade ein mal ein Drittel der Gesamtkosten, die ich hatte.
Die Anreise (Mietwagen, Sprit), die Hotel-Übernachtungen und das Essen in den - meist teuren - Urlaubsorten machen oftmals sehr viel mehr aus, als das Startgeld selbst.
Und hier kommt es nun darauf an: Schaffe ich es, mein Radrenn-Event zum Beispiel mit einem Familien-Urlaub zu verbinden, dann sind die Teilnahmegebühren auf ein mal gar nicht mehr so hoch. Ich habe den GFNY (wo wir Anreise und Hotel selbst zahlen mussten) auch mit einem New York-Urlaub verbunden. Angesichts dieser Kosten verschwinden die Startgebühren schnell: Hotelzimmer kosten in New York mindestens pro Nacht eine GFNY-Anmeldung.
Sicher: Wer eine komplette Rennsaison mit den großen Namen fahren will, der muss tief in die Tasche greifen.
Aber mal ehrlich: Was erwartet Ihr denn? Einen Nove Colli für 15 Euro? Mailand-Sanremo für nen Fünfer? "Geiz ist geil!" auch bei den Radrennen? Das will doch keiner ernsthaft.
Ich rechne mal die prozentualen Anteile der Startgebühren, die wir beim Team SunClass Solarmodule 2011 bis 2013 ausgegeben haben, am Gesamtetat aus. Spannend:
Die Anteile der Startgebühren an unserer Rennsaison 2011 - ein Kalender, bei dem wir 7 Rennen im Rahmen des German Cycling Cup in ganz Deutschland gefahren sind, und das mit jeweils 4 Fahrern pro Einsatz - überschreiten knapp die 7 Prozent. Hotel, Ausleihgebühren für die Fahrzeuge, Sprit sowie die Ausrüstung des Teams mit der Bekleidung schlagen hier weitaus mehr zu Buche.
Selbst in 2012, eine Saison, die Knaller-Rennen wie den GFNY und viele weitere Rennrad-Events in ganz Europa beinhaltete (also inklusive teurer Flüge und Radtransport-Kosten), steigt der Anteil der Startgebühren nicht über 10 Prozent.
Erst in diesem Jahr sprengen die extrem teuren Rennen Haute Route Alps und das Race Across the Alps (mit jeweils 540 Euro und 1.400 Euro Startgebühren pro Fahrer) die Statistik: Knapp über 20 Prozent Anteil an der Gesamtsaison.
Und dennoch: Der Löwenanteil der Kosten ist bei der Anreise zu suchen.
Aber mal ehrlich: Was erwartet Ihr denn? Einen Nove Colli für 15 Euro? Mailand-Sanremo für nen Fünfer? "Geiz ist geil!" auch bei den Radrennen? Das will doch keiner ernsthaft.
Ich rechne mal die prozentualen Anteile der Startgebühren, die wir beim Team SunClass Solarmodule 2011 bis 2013 ausgegeben haben, am Gesamtetat aus. Spannend:
Die Anteile der Startgebühren an unserer Rennsaison 2011 - ein Kalender, bei dem wir 7 Rennen im Rahmen des German Cycling Cup in ganz Deutschland gefahren sind, und das mit jeweils 4 Fahrern pro Einsatz - überschreiten knapp die 7 Prozent. Hotel, Ausleihgebühren für die Fahrzeuge, Sprit sowie die Ausrüstung des Teams mit der Bekleidung schlagen hier weitaus mehr zu Buche.
Selbst in 2012, eine Saison, die Knaller-Rennen wie den GFNY und viele weitere Rennrad-Events in ganz Europa beinhaltete (also inklusive teurer Flüge und Radtransport-Kosten), steigt der Anteil der Startgebühren nicht über 10 Prozent.
Erst in diesem Jahr sprengen die extrem teuren Rennen Haute Route Alps und das Race Across the Alps (mit jeweils 540 Euro und 1.400 Euro Startgebühren pro Fahrer) die Statistik: Knapp über 20 Prozent Anteil an der Gesamtsaison.
Und dennoch: Der Löwenanteil der Kosten ist bei der Anreise zu suchen.
Eine Frage der Perspektive
Ich finde, es ist alles eine Frage der Perspektive. Ja, auch wenn ich leicht Reden habe - ich bekomme im Rahmen unseres Teams viel gesponsert (wir haben aber auch Eigenanteile, so ist das nicht) - jeder Radrennfahrer sollte sich halt entscheiden, was ihm für sein Geld wichtig ist.
Geht es Dir nur darum, das Stilfser Joch zu fahren? Dann buche ein schönes Wochenende in Nauders und ab gehts! Wenn du aber Race-Atmosphäre, Starter-Kribbeln, die Hatz in der Ebene des Engadins, das Geächze hunderter Kompaktkurbeln im Stelvio oder den Rausch bei der Abfahrt im Rennfieber spüren möchtest - dann solltest Du Dich um einen Startplatz beim Dreiländergiro bemühen. Denn das bekommst Du auf Deinem Privattrip niemals hin.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Veranstalter uns "auspressen" - sicher, es gibt immer wieder Kritikpunkte und Dinge, bei denen ich mich auch frage, ob man das für diesen Preis nicht auch hätte besser machen können. Ja, auch ich finde Veranstaltungen wie die Cyclassics oder (leider) auch den Velothon mittlerweile zu kommerziell. Aber das hat weniger mit den Preisen, eher mit der Art der Vermarktung und der Sicherheit im Rennen zu tun.
Radrenn-Events sind meist von Menschen gemacht, die ihre Leidenschaft ausleben. Von Freaks. Von Leuten, die zuweilen ihre eigene, gesicherte Existenz riskieren, um ihren Traum vom perfekten Sport-Event zu verwirklichen. Uli Fluhme sagt dazu: "Ich fahre im Jahr noch selbst bis zu 15 Rennrad-Events und kenne viele der Veranstalter - meist in Italien - persönlich. Eines, das ist ganz sicher: Das Organisieren eines Events wie den GFNY, oder wie auch immer sie heißen mögen, ist ein extrem aufwändiger Job. Mit mässiger Entlohnung - von einem Event müssen wir und unsere Angestellten ein ganzes Jahr leben. Aber ehrlich: Ich kenne keinen einzigen Organisator, der davon reich geworden wäre."
Und was ich besonders schön finde: "Egal, welcher Eventveranstalter, alle haben eines gemeinsam: Ihr Rennen ist ihr Baby, für das viel Herzblut fließt. Eine Menge."
Auf ein Wort
Und eines, das wäre mir noch wichtig: Mich ärgern Leute, die die einschlägigen Foren nutzen um immer alles (noch dazu ohne echte eigene Kenntnisse, und dann vielleicht noch im voraus) zu zerreißen, zu zerreden und schlecht zu machen.
Unerträglich, diese ewigen miesepetrigen Kommentare von all den selbsternannten Event-Päbsten, aktuell zum Beispiel zur Mecklenburger Seenrunde.
Unerträglich, diese ewigen miesepetrigen Kommentare von all den selbsternannten Event-Päbsten, aktuell zum Beispiel zur Mecklenburger Seenrunde.
Freut Euch doch, dass es Leute gibt, die den Arsch heben und Events in interessante Regionen bringen, die von Pontius zu Pilatus im deutschen Behördendschungel rennen, um Euch Abwechslung in Eure Rennkalender zu bringen. Leute, die ihr privates Geld einsetzen, ihre Zeit opfern und sich Gedanken machen, damit Ihr Spaß habt. Euch zwingt doch niemand, dort mitzufahren.
Warum gebt Ihr denen nicht wenigstens eine Chance?
Dieses ewige Gemecker nervt einfach nur!
Allen Anderen: Egal wo Ihr fahrt - eine tolle Saison 2014.
Allen Anderen: Egal wo Ihr fahrt - eine tolle Saison 2014.
Schöner Post. Bin selbst im Vorstand eines Vereins der einen MTB-Marathon ausrichtet. Unser Budget ist natürlich viel kleiner als das der großen Radmarathons und natürlich wollen wir kein Minus machen. Aber niemand, der nicht selbst in die Organisation einer solchen Veranstaltung eingebunden ist, kann sich vorstellen, was für ein Zeit- und Arbeitsaufwand dahinter steckt. Ein Aufwand, den kein Sponsor abdecken kann und will. Ohne eine Vielzahl von (bei uns ausnahmslos ehrenamtlich tätigen Helfern) wäre eine solche Veranstaltung überhaupt nicht durchführbar, oder man müsste das Startgeld um ein Vielfaches erhöhen. In einer Zeit, in der jeder nur Ansprüche stellt und Leistungen einfordert bin ich froh um jeden, der sich für Veranstaltungen dieser Art engagiert. Und gemessen an dem Wert von Material, das von den meisten Teilnehmern hier zum Einsatz gebracht wird, finde ich die üblichen Startgelder keinesfalls überzogen. Letztendlich sollten sich die Kritiker mal fragen, was ihnen eigentlich das Erlebnis der Teilnahme an einer Radveranstaltung im Vergleich zu einer privaten Ausfahrt wert ist und wer da auf keinen nennenswerten Betrag kommt, sollte sich fragen, warum er dann überhaupt teilnimmt.
AntwortenLöschenabsolut deiner meinung! danke für diesen comment.
LöschenAlles nachvollziehbar und besonders der kleine Einblick in die Kosten der Veranstaltungen ist interessant.
AntwortenLöschenDennoch tut sich vielerorts eine ziemliche Schere auf: Wenn ich sehe, dass z.B. die Jedermann-Ausgabe der Flandernrundfahrt zwischen 20 € (80 km Frühbucher) und 35 € (240 km Spätbucher) oder die Göttinger Tour de Energie (zweifellos eines der bestorganisiertesten Jedermannrennen) für Frühbucher 40 € kostet, da kommt man schon was die vielleicht besser oder anders machen als andere.
moin marco,
Löschendanke für deinen kommentar.
sicher stellen sich diese fragen. aber vielleicht sind einfach die kostenstrukturen in göttingen anders als in flander, vielleicht gibts da weniger sponsorenanteil, der auf die starter umgelegt werden muss. who knows. aber auch belgische millionäre sind mir kaum bekannt.
:-)
grüße, L
Hallo, Lars!
AntwortenLöschenDas ist aber verdienstvoll, dass du das Thema so umfassend von so vielen Seiten aus beleuchtet hast. Gute Recherche, toller Diskussionsbeitrag - finde ich. Deshalb habe ich mir erlaubt, gleich an zwei Stellen darauf hinzuweisen und zu verlinken:
http://www.jedermann-radler.de/blog/2013/12/11/%c3%9cber-Startgeb%c3%bchren.aspx
und
http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/viewtopic.php?t=7604.
Besten Gruß und weiter so!
JedermannRadler
moin & danke fUrs sharen.
Löschengrüße, L
Hey Lars, wie immer ein toller Post!
AntwortenLöschenIch hab das Glück mein Hobby in Teilen zum Beruf gemacht zu haben und wir sind gerade in der Organisation einiger großer Jedermannrennen in DE eingebunden - nicht bei den ganz großen Zwei, aber dicht dahinter. Ich kann Dir eigentlich nur voll und ganz zustimmen. Fast jedes Rennen steht bis zur Zusage von einem der großen Sponsoren Jahr für Jahr auf der Kippe. Ich kenne keinen Veranstalter, der sich die Hände ob seines monströsen Gewinns reibt und schon mal den nächsten Karibikurlaub plant. Die, mit denen wir zu tun haben, sind am Ende alle froh wenn alle Dienstleister bezahlt werden konnten und man nicht nach dem Event nochmal um einen Nachschlag bei den Sponsoren betteln muss. Dieses Bild, was da zum Teil in Foren geschürt wird, wir Sportler wären nur die Milchkühe, ist quatsch.
Das teuerste Einzelevent, bei dem ich 2013 an den Start gehe, ist wieder mal Rad am Ring. Natürlich sind 90 EUR viel Geld. Keine Frage. Aber was kriege ich dafür da alles? Wie viele Leute und Helfer laufen da rum? Wie lange hat es gedauert und wie viele Helfer wurden gebraucht, um die Parzellen einzurichten, auszuschildern, Strom zu ziehen usw usw? Das sind da ja auch alles keine Ehrenamtlichen.
Ich freue mich über Deinen Appell, die ganze Sache einfach mal differenzierter zu betrachten und nicht jeder Hetze blind nachzulaufen. Ich ärger mich ganz besonders über die ewigen Nörgler, die am liebsten für 5-6 EUR starten würden, aber gleichzeitig ein Feuerwerk an Service, Komfort und Professionalität erwarten. Das klappt so halt nicht. Natürlich gibt es immer wieder Punkte und Prozesse, die besser hätten gelöst sein können und die eine große, große Firma evtl. auch so hätte lösen können. Mit Ehrenamtlichen klappt das aber nicht immer alles so wie man das sich selber wünschen würde. Ausserdem muss man auch wegen des knappen Budgets in der Orga öfters mal Fünfe gerade sein lassen. Wir kennen ja die Grenzkosten, ob wir etwas mit 100% Genauigkeit und Sorgfalt erledigen wollen statt mit 90%. Es gibt immer wieder viele, viele Ideen und Vorschläge, was man alles besser machen kann und sollte. Wenn man dann anfängt zu überlegen "Brauchen wir dazu noch einen Helfer mehr? Oder einen Dienstleister? Zahlen die Leute dann vielleicht 1-2 EUR mehr? Nein? Dann müssen wir warten bis einer kommt der es im Ehrenamt macht ...". Ist halt selten Absicht wenn Dinge nicht optimal laufen. Daher Danke für Deinen Beitrag ;)
Ein Kompliment vor allem noch an Deine grafischen Aufmacher. Echt super wie Du Zahlen und Fakten visualisierst!! Das ist sicher ne Menge Arbeit.
Beste Grüße,
Sebastian
moin sebastian,
Löschendanke für deinen kommentar. dem habe ich absolut nichts hinzuzufügen.
und lieben dank auch fürs lob, ich werde mir auch weiterhin mühe geben :-)
ride safe,
L
Hallo Lars,
AntwortenLöschenich finde die Preise weitestgehend in Ordnung. Eine Veranstaltung aufzuziehen ist eben mit hohen Kosten und viel Arbeit verbunden. Die 90 Euro Startgeld beim Rad am Ring, finde ich persönlich eher günstig. Man darf ja nciht vergessen das der Veranstalter über während der ganzen Veranstaltung den Nürburgring mieten muss. Alleine das sorgt für einen sehr deutlichen fünfstelligen Kostenpunkt. Von daher geht das schon in Ordnung. Das Automobil 24h Rennen am Ring kostet 5000 Euro Startgeld :)
Gruß Stefan
Die Veranstalter könnten die Möglichkeit nutzen ihre Bilanzen (oder grobe Kostenaufstellung) offen auf den Websiten zu kommunizieren und somit mehr Transparenz von sich aus mit einzubringen.
AntwortenLöschenhi patick,
Löschendanke für deinen comment.
nur: warum sollten sie das tun?
audi legt seine kostenstruktur doch auch nicht offen. haribo auch nicht. H&M auch nicht. warum sollen die veranstalter das tun?
entweder, DIR ist das rennen den preis wert - oder nicht.
finde ich.
viele grüße,
L
Hi Lars,
AntwortenLöschenerstmal vorweg: wieder ein gelungener Post und nachträglich noch herzlichen Glückwunsch zur Vaterschaft. Ab jetzt wird sich ALLES ändern ;-)
Zur Preisdiskussion möchte ich noch eines beitragen:
Wer sich bei Veranstaltungen wie bspw. den Cyclassics oder anderen German Cycling Cup-Rennen anmeldet, der muss sich einfach klar sein, dass er Ticket "Profi für einen Tag" bucht. Nicht mehr und nicht weniger. Und Profi-Rennen sind nunmal teuer (siehe Deinen Beitrag).
Wer keine Rennen fahren möchte, kann kostengünstiger RTFs fahren (hier werden ebenfalls tolle, ausgeschilderte Strecken sowie Verpflegung geboten).
Wer echtes Rennfeeling haben will, kann für sehr wenig Geld im Rahmen einer C-Lizenz echte Radrennen mit Top-Fahrern fahren. Die sind (für 5€) dann aber eben nicht Straight durch Hambung, Berlin, Bremen, Hannover sondern heissen "Rund um die Pampa". Im besten Falle gibt es zumindest noch eine Wurstbude und eine handvoll Zuschauer.
Bevor also irgendjemand über Preise jammert, sollte sich erstmal einen Überblick über die verfügbaren Radsportveranstaltungen verschaffen. Aus vereinssicht ist komischerweise ein umgekehrter Trend zu beobachten. Ich habe das Gefühl, je teuerer die Veranstaltung, desto mehr Leute buchen es. Die Lizenzrennen sterben jedenfalls langsam aus, während die Hobby-Rennen boomen (trotz drastisch höherer Kosten). Es scheint, es gibt immer weniger Radrennfahrer aus Leidenschaft aber immer mehr Event-hungrige Tourenfahrer.
VG,
Sven
hi sven,
Löschenund danke für deinen kommentar und die lieben geburtswünsche. es IST schon alles anders :)
deinem ersten absatz kann ich uneingeschränkt zustimmen, deinen zweiten eher nicht: ich würde nicht sagen, dass bei den großen veranstaltungen "nur" eventhungrige tourenfahrer teilnehmen. zumindest das, was ich da erlebe, sind pure rennen in aller härte. aber auch klar: ein feld mit 20.000 teilnehmern kann nicht die leistungsdichte eines c-klasse-kriteriums mit nur 50 fahrern haben.
ich glaube, es ist viel marketing dabei. die großen rennen machen einfach verdammt viel (und gute) werbung: die c- oder vereins-rennen sind halt was für "echte" amateursportler. da haben - zumindest in meinem bekanntenkreis - einfach viele keinen bock drauf, auf "diese härte".
es könnte natürlich auch mit besagter pampa-attraktivität zusammenhängen: rund ums industriegebiet ... hätte ich auch wenig lust drauf.
anyway: hauptsache gas geben, spaß haben und sicher fahren!
grüße, ride safe,
L
Man muss halt entscheiden, was es einem Wert ist. Es gibt ja auch genug Möglichkeiten, für weniger zu Fahren.
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