22. August 2010

Familienzuwachs

Ach, da haben wir uns ja gefreut, Jan und ich, als unsere liebe Ex-Kollegin Angela zusagte, uns endlich einmal auf unserer Rennrad-Runde zur Fähre nach Hoopte zu begleiten - und das auf ihrem neuen Rennrad.

18:00 ist es soweit, sie glänzt mich breit grinsend an, blonde Strähnen lugen unter einem schicken Uvex-Helm hervor und ihr nagelneues Stevens strahlt mit dem ebenso blau leuchtenden Himmel über Hamburg um die Wette.

Flott, aber nicht knochenbrecherisch, geht es durch den Hafen, über die Elbbrücken und raus in die Marchlande. Südlich der Elbe geht unsere Strecke idyllisch am Deich entlang bis kurz vor Winsen-Luhe - die Hoopter Fähre ist unser Ziel.

Sichtlich stolz, aber noch schüchtern wie ein junges Reh, hockt Angela auf ihrem Renner. Sie hält sich hinter uns, Jan und ich versuchen, sie nicht gleich mit Schnitten jenseits von Gut und Böse abzuschrecken - immerhin ist weibliche Gesellschaft in dieser Männerdomäne ja eher die Ausnahme. Da will man es sich mit einem Sternchen wie unserer Angela ja nicht gleich verderben.

Tapfer hält sie sich, als wir den Trubel der Stadt und die Enge des Hafens hinter uns lassen. Es geht am Deich entlang, wir ziehen das Tempo etwas an, es geht an die 35 km/h Dauerspeed, ich bin im Wind, Jan hinter mir und dann Angela.

Anfangs hält sie sich zurück, lässt genug Abstand zu Jans Hinterrad, entdeckt dann aber, dass der Windschatten, den wir ihr bieten, sie unglaublich ziehen kann, und traut sich alle paar Minuten näher an uns heran.
Schlussendlich rollen wir in Hoopte ein, als geschlossener Verband - die 30 Kilometer-Schusssfahrt vom Alten Elbtunnel aus haben wir mit einem 32er Schnitt vollendet.

Da die Fähre noch nicht kommt, beschließen Jan und ich unsere Mägen mit einer leckeren Currywurst aufzufüllen - und das ist beim Imbiss in Hoopte immer ein besonderer Spaß.

Ich: "Eine Currywurst mit Brötchen bitte."
Sie: "Currywurstpommes, ja?"
Ich: "Nein, nein - mit Brötchen."
Sie "Ahso, jakla!"
Fremder: "Aber ick´nehm mit Pommes!"

- Sie wurstelt im Imbiss herum und gibt mir schließlich meine Wurst mit einer Scheibe Weißbrot -

Jan: "Und für mich das selbe, bitte."
Sie: "Ja, okay!"

- Sie wurstelt wieder herum und schaufelt Pommes auf eine Pappe -

Jan: "Mit POMMES hatte ich gesagt, ja?"
Sie: "Oh, okay, dann mache ich Pommes weg."
Fremder: "Ick nehm´mit Pommes!"
Sie: "Ja gut, hier mit Pommes."

- Er bezahlt Jans alte Pommes, Jan guckt komisch. Dann geht sie im Pommeswagen auf und ab. Murmelt etwas auf polnisch, kramt herum, Jan klackert ungeduldig mit seinen Cleats, dann kommt sie zurück und reicht ihm, nachdem sie wieder herumgewurstelt hat, sein Essen -

Sie: "Ein mal Currywurst mit Pommes ... 4 Euro 80."
Jan: steht da und schüttelt seinen Kopf.

Nach unserer kleinen Essenspause - und nachdem Jan seine unfreiwillig große Portion Pommes vertilgt hat, setzen wir mit der Fähre über die Elbe und treten wieder rein: Es soll zurück nach Hamburg gehen.

Es dämmert bereits und ich setze mich an die Spitze, um Tempo zu machen: Keiner von uns halt Licht oder andere sichernde Einrichtungen am Rad, sodass eine Nachtfahrt nicht infrage kommt. Ich trete rein - Gegenwind. Mehr als 32 km/h Dauerspeed sind nicht drin, aber ich genieße es, die beiden 30 km zurück nach Hamburg zu ziehen.

Die Fahrt geht schnell und von hinten ruft Jan: "Komisch, sonst kommt mir das länger vor."
Recht hat er - alleine trainieren ist eben volles Leid. Im Verband zu fahren, noch dazu ab und zu im Windschatten der anderen, spart Kräfte und teilt das Leid.

Wir beschließen ins Hamburger Abendrot hinein, nun regelmäßiger und mit System zu trainieren: Ein mal pro Woche die Hoopte-Runde und ein mal pro Woche eine "Bergtour" durch Blankenese.

Angela stimmt atemlos zu. Sehr gut, wir haben es ihr nicht versaut!

Die Sonne geht unter, Rothenburgsort, der Horner Kreisel und die lange, langweilige Anfahrt zum Hauptbahnhof fliegen nur so vorbei, wir trennen uns und gurken einzeln nach Hause.

Und ich denke mir so, als ich mir den heißen Schweiß von meinem Körper dusche, wie das wohl für Angela und ihr nagelneues Rennrad gewesen war.

"Gerne wieder" - steht in der SMS, die sie mir sendet.

Na siehste, willkommen in der Familie!



Gefahren: 60,7 km in 2:01 h mit 30,1 km/h Schnitt

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