Mich plagen heute Nacht keine Albträume. Und auch schlafe ich kaum unruhig. Nach der gestrigen Etappe hier her, nach Auron, bin ich im Gegenteil sehr ruhig, schlafe fast friedlich ein und kann mich einem schöne, perfekten Traum hingeben. Was ich da sehe, vor meinem inneren Auge, wird nur wenige Stunden Wirklichkeit werden: Ich werde, umrahmt von meinen Freunden und Mitstreitern, diese HAUTE ROUTE beenden, werde im Ziel stehen, fertig aber glücklich. Werde schwer atmend die durchnässten Trikots meiner Kollegen anfassen. Werde das sein, was vor 7 Tagen noch unfassbar weit weg schien: Finisher.
Und genau so kommt es dann auch.
Heiko, Iain und dessen Bruder Stu: Das Team SunClass Solarmodule im Finish.
Tatsächlich stehen wir in der Mittagssonne mitten auf dem Col de Vence, hoch über der Stadt, kurz vor Nizza, umarmen uns, beglückwünschen uns und können es noch gar nicht fassen. Wir haben über 800 Kilometer in den Beinen, waren 7 lange Etappen auf den Rennrädern und haben fast 20.000 Höhenmeter den Alpen abgerungen. Unglaublich.
Und unglaublich, dass das nun zu Ende sein soll.
Aber bis mein Traumbild endlich Wirklichkeit werden würde, sollte noch ein mal ein heißer Tag, ein turbulenter Tag zu meistern sein, der eine harte Etappe zu bieten hatte, die der HAUTE ROUTE mehr als gerecht werden sollte.
So etwas wie Enttäuschung vor dem Start.
Wir sind müde, es ächzen die Knochen und viele zittern, als wir uns um 6:30 Uhr am Start in Auron einfinden. Es ist noch nicht einmal annähernd hell und wir alle - obschon gelegentlich das freudige Zittern der letzten Kilometer aufbricht - sind etwas demotiviert.
Sie hatten uns gestern die Etappe gekürzt.
Etwas gedrückt: Die Stimmung früh morgens am Start.
Eigentlich sollte heute die mit nicht weniger als 169 Kilometern längste Etappe des gesamten Rennens stattfinden. Zwei Cols - der Col Saint Martin und besagter Col de Vence - hätten mit 2.900 Höhenmetern noch ein mal das Peloton herausgefordert und eine hohe Kletterleistung den ausgemergelten Beinen abgerungen.
"Okay, von den 169 Kilometern sind nur 110 getimed.", hatte Heiko eines Abends gesagt, als dieser sich die Etappenkärtchen mal wieder angeschaut hatte. Gut, dann halt nur 110 km Vollgas, 70 weitere Kilometer trotzdem im Sattel strampeln.
Aber: Sie hatten uns eben die Etappe gekürzt.
Gestern hart erkämpft: Bergab gen Nizza. Im Konvoi.
Als sich unser Peloton dann in Bewegung setzt, wir langsam, in 50er-Blöcken, jeweils durch Motorrad-Marshals und Begleitfahrzeugen der HAUTE ROUTE sowie etlichen Polizei-Motorrädern der Gendarmerie eskortiert werden, schüttelt es mich vor Kälte auf meinem Rennrad.
"Alter ist das kalt!", beschwere ich mich. Mir wieder unbegreiflich, wie hier manche in Kurzen Hosen fahren können. Überhaupt: Wer startet denn ein Rennen so früh?
Ah, sie haben uns ja die Etappe gekürzt ...
Frost & Langeweile.
"Die Polizei hat uns darüber informiert", beginnt Matt gestern das Briefing für diese letzte Etappe der HAUTE ROUTE 2013, "dass ab 16 Uhr ein schweres Unwetter mit Hagelschauern, Starkregen und heftigen Böen in Nizza erwartet wird. Sie haben uns die Sicherheitsdienstleistungen nur zugesagt, wenn wir zusichern, das Feld vor Eintreffen des Unwetters nach Nizza zu bringen."
Und Sicherheit, das wissen wir, geht vor.
Und so kürzen sie die Etappe zusammen: Der Col de Saint Martin wird aus dem Rennen genommen, stattdessen unser Feld auf der Hauptstraße gen Nizza nicht 34 Kilometer, sondern ganze 66 Kilometer im Konvoi bis zum Fuße des nun einzigen verbliebenen Berges, dem Col de Vence gebracht.
Von dort aus dann wird das Timing gestartet, der Col gestürmt und dort oben dann das Timing beendet. Die Abfahrt nach Vence hinein soll dann jeder Teilnehmer zu einem Sammelpunkt auf dem großen Marktplatz alleine vornehmen. Pünktlich um halb zwei Uhr nachmittags soll es dann - wieder im Konvoi - nach Nizza gehen, wo die große Abschlussparty an der Promenade des Anglais direkt an der Cote d´Azur stattfinden soll.
Was soll ich sagen? Wir sind einerseits erleichtet (keiner spricht es aus), dass der heutige Tag nicht wieder an die 3.000 Höhenmeter bringen wird. Dass wir sehr früh in Nizza sein werden. Dass wir schneller im Ziel sein werden.
Andererseits: Wir sind ja hier, um Höhenmeter zu machen. "Ich werde es bereuen, später, nach ein, zwei Tagen oder Wochen", sage ich zu Heiko. Und Recht behalte ich.
Die Konvoifahrt ist schrecklich langweilig: Nie mehr als 30 km/h, immer auf der Bremse. Entnervend, kalt. Fast 2:10 Stunden brauchen wir, bis wir die Verpflegungsstation und den Beginn der Zeitnahme erreichen.
Hier stürzt Heiko erst ein mal.
Bergzeitstürmen auf den Col de Vence.
Als wir am rechten Rand anhalten - ich bin so hungrig! - knallt Heiko hinter mir auf den Asphalt. Er steigt genau über den Lenker ab, rollt ab, einer von hinten hält das Rennrad gerade noch so, es wäre sonst auf ihn und mich gefallen.
In einer Ablaufrinne, die genauso dick wie das Vorderrad ist, blieb dieses stecken - Vollbremsung! Heiko hat Mühe, das verkeilte Laufrad (nagelneu!) aus dem Spalt zu ziehen. Gottseidank ist nichts beschädigt.
Ich stopfe mich mit Bananen voll.
Dann: Helm ab zum Gebet!
Was nun folgt, ist so krass, dass ich nicht ein einziges Foto schießen kann. Wir fahren rot glühende Spuren in diesen Berg!
Die Meute stürmt auf den Col de Vence. Hammer!
Es tritt ein, was wir gestern in Gesprächen als mögliches Szenario für heute besprochen hatten: Das Feld wird, da die Etappe extrem verkürzt worden ist und "nur" 42 Kilometer getimed werden, sehr schnell sein. "Es wird ein Bergzeitfahren geben", hatte Christian von der RG-Uni prophezeit. Und so kommt es auch.
Der Col de Vence ist anfangs weniger steil, als gedacht, das Tempo entsprechend hoch. Ich fahre vor Heiko, bin eigentlich gut drauf (bis auf den Hunger) und kann 13 bis 18 km/h schnell fahren. Wir überholen einige Mitstreiter.
Von hinten holen Iain und Stu auf - beide starten virtuell im Team SunClass mit - sie setzen sich vor mich: "Let´s roll it together!", sagt Iain in brummig, ruhigem Ton. Und Stu brummt hinterher: "Yeah, and cross the finish-line together." Sie sind nicht ein mal annähernd außer Puste.
Als die Beiden vorne sind, fahren wir 25, 27, 28 km/h. Ich zerre am Lenker, ich wirbele die Kurbel nur so herum. Heiko sagt gar nichts mehr. Der grinst nur: "Alter ... 30 ... km ... h ...!", stöhne ich. Heiko fliegen die Schweißperlen aus dem Gesicht.
Die an der pitze stört das nicht. Kurbeln ruhig, Schnacken.
Iain zu Stu: "You should send her a text message, i suggest."
Stu dann so: "What a wonderful idea, indeed!"
Unfassbar!
Hinten spucken wir Blut.
Wir ballern um die Kurven, als seien die 17.500 Höhenmeter, die wir in den Beinen haben, gar nicht da gewesen, als sei der Schmerz nur Spaß und die Steigung nicht existent.
Stu und Iain lassen uns vor. Heiko und ich ballern nebeneinander. "Heiko ... lass ... ma ... nur ... 30 machen!", bitte ich ihn und möchte heulen. Mein magen knurrt. Habt Ihr den Arsch offen? 30 am Berg?
Hinten brummt Stu so zu uns nach vorn: "Nice Pace, Boys."
Ich möchte absteigen und weinen.
Wir ballern, als gibt es kein Morgen ...
Es folgt ein kleines Flachstück mit einer Abfahrt, über uns ein Dorf. Ich bin so benebelt, meine Kehle so trocken, ich glaube, ich trinke die ganze Flasche leer. Dann wird es kurz richtig steil, 11, 13, dann 15%. Die fahren weiter, als sei das alles nix, Heiko hält sich an der Gruppe fest. Ich lasse mich zurück fallen. Geht nicht. Ehrlich: Das ist zu krass!
Da passiert etwas, das mir bis heute Respekt abringt und mir lange zu denken gibt: Iain blickt sich um und sieht mich zurück fallen: "Come on, Lars, it´s nearly done ... come on!" Ich schüttle mehrmals meinen Kopf, "Don´t wait for me, i´m cooked ..."
Später im Ziel: Team SunClass komplett. Fertig. Glücklich.
Da lässt sich Iain zurück fallen, Stu drosselt das Tempo. Er setzt sich neben mich, pusht mich von hinten, bis ich mich aufrapple, selber Gas gebe und zur Gruppe aufschließe. Dann ziehen sie das Tempo an - doch Iain wacht über mich.
Noch einmal will ich mich rausfallen lassen. Wieder ist es Iain, der mich kurz pusht, dann motiviert.
Zum Schluss fahre ich sogar ein, zwei Kilometer wieder an der Spitze.
Zuhause denke ich oft darüber nach. Über diesen englischen Sportsgeist. Und darüber, dass sich Heiko während meines Rausfallens nicht ein mal umgeschaut hat, nicht ein mal mich motiviert hat oder Anstalten gemacht hat, mir zu helfen. Genauso wenig, wie ich ihm geholfen hätte. Wir fahren auf eigene Rechnung. Nicht als Team.
Was "Team" wirklich bedeutet, dass zeigen uns unsere britischen Kollegen erst,
Englische Sportsmannschaft & endlich oben!
Ich weiß nicht, ob ich Iain und Stu dankbar sein soll, oder ob dieser Höllenritt nicht der schmerzhafteste Teil der HAUTE ROUTE war. Ich bezwinge den Col de Vence in wahnsinnigen 1:38 Stunden - und komme auf Platz 289 ins Ziel. Eine Wahnsinnszeit und meine zweitbeste Platzierung.
Ich bin euphorisch und glücklich. Und so dankbar, dass es die beiden Briten waren, die uns als Team eine gemeinsame Ziellinienüberquerung beschert haben.
Iain, Stu - it was an honour!
Wir bedanken uns bei den Beiden und sind angetan, von dieser Coolness, der Selbstverständlichkeit ihres Handelns, dieser Sportsmannschaft. Und ich weiß, dass ich hier und heute eine Menge über diesen Sport, mein eigenes Verhalten und Teamgeist gelernt habe. Mehr vielleicht, als in drei Rennrad-Saisons vorher zusammen.
Iain und Stu sagen, sie müssen schnell los.
Sie werden heute nach der Zielankunft einen Mietwagen nehmen. Und 14 Stunden nach London fahren. "More or less", sagen sie, schieben noch ein "Indeed" und "Goodbye" hinterher und machen sich auf.
Heiko und ich sind erst mal noch etwas zu platt. Wir stehen eine Weile herum und feiern uns, die anderen Finisher. Und trinken viel, viel Wasser.
Zusammen die Alpen gerockt!
Dann satteln wir doch die Pferde. Und gehen in die schöne, seichte Abfahrt vom Col de Vence. Mittlerweile ist es sehr heiß geworden. Hinten quellen hohe Wolken auf - Vorboten des Unwetters?
Als ich bergab rolle, langsamer als je, stehen am Straßenrand viele HAUTE ROUTE-Teilnehmer, machen Fotos, posieren als Teams. Abschiedsstimmung.
Nachdenklich nach Vence.
Hinten schimmert das Mittelmeer. Ob ich da heute oder morgen noch mal baden kann? Das war ja das Ziel nicht weniger Teilnehmer dieses Radsport-Events.
Auf dem Col de Vence - da hinten ist Nizza.
Was bedeutet die HAUTE ROUTE für mich? Ich denke nach. War es das Härteste, das ich jemals gemacht habe? Sicher: Ich bin noch nie diese Anzahl von Kilometern mit entsprechenden Höhenmetern in Rennhärte gefahren.
War noch nie 24/7 so fokossiert auf den immer wiederkehrenden, psychisch sehr stressenden Tagesablauf, der nur aus Fahren, Essen und Schlafen bestand.
Ich habe noch nie so lange meine Physis so angestrengt. Und noch nie meine Psyche einer solchen Prüfung unterzogen.
Sicher: "Härte" ist subjektiv. Ich kann mich bei einer RTF vor meiner Haustür mehr verausgaben, als hier, könnte die HAUTE ROUTE als Touristikfahrt angehen.
Was habe ich alles gesehen, während dieser Veranstaltung? Welche Gipfel erklommen? Izoard, Iseran, Col de Vars, Col de ... welchernochmal? Die Bilder verschmelzen, Erinnerungen - jetzt schon - verblasst. Zu viel gesehen?
Durch enge Gassen nach Vence.
Als wir in Vence eintreffen, steht Matt am Bike-Park und gibt jedem einzelnen persönlich die Hand, beglückwünscht vom Ersten bis zum Letzten jeden Teilnehmer, hat ein zwei Sätze bereit. Eine nette Geste, eine durchaus ehrlich ergreifende Szene. Wir verbringen eine Stunde, sitzen im Schatten, erfrischen uns. Sind weitgehend sprachlos.
Dann blasen sie zum Aufbruch.
Ich stelle mich ganz frech in die erste Reihe. Direkt neben das Gelbe Trikot.
Der Sieger der HAUTE ROUTE - Peter Pouly
Als wir losfahren, lässt sich Peter Pouly, Sieger der HAUTE ROUTE 2012 und 2013, etwas zurück fallen, so auch ich. Ich spreche ihn an.
"Herzlcihen Glückwunsch!", sage ich und klopfe ihm auf die Schultern. Er bedankt sich. "Du hast mir jeden Tag mehr als 2 Stunden Rückstand eingebrockt!", sage ich. Er lacht. "I´m Sorry ..."
Ich frage ihn, wie er sich vorbereitet hat. Noch weiß ich nichts über ihn. Er sagt, er habe viel trainiert. In Thailand ist er Trainer und Betreuer eines Radsport-Teams. Viele Rennen sei er gefahren. "Hundertausend Höhenmeter - oder mehr. Ich zähle sie nicht."
Peter Pouly - Gewinner der HAUTE ROUTE 2012 und 2013
"Und? 2014 wieder die HAUTE ROUTE gewinnen?"
"Nein, ich brauche neue Herausforderungen." und dann kommt er näher an mich heran: "Welche Rennen fährst Du denn so?", fragt er. Er mich. Er - mich?
Ich schwärme ihm von der La Leggendaria vor - dem bis dahin härtesten Rennen, das ich gefahren bin - oder dem Ötztaler Radmarathon, Mailand-Sanremo. "Oder, wenn Du mal richtig leiden willst - das Race Across the Alps vielleicht?"
"Vielleicht ..." sagt er, lächelt, klopft mir wiederum auf die Schulter und widmet sich seinem anderen Nebenfahrer, dem er auch dessen Fragen beantwortet.
Sympathisch. Bescheiden. Ein würdiger Gewinner, finde ich.
Das Feld auf den letzten Metern auf der Promenade des Anglais.
"Wir haben Pouly ... gehasst!", sagt mir ein Engländer, mit dem ich später spreche. "Er hat jeden verdammten Tag gewonnen. Oder seinen Teamkollegen Tagessiege geschenkt."
"Na und? Wenn er denn schneller ist?"
Mein Gesprächspartner schnauft verächtlich. "Pouly ist zwei mal wegen EPO gesperrt gewesen, war mal ein großer im BMX.", erzählt er weiter. "Noch heute hält er eine der Top-Zeiten in Alpe d´Huez ... denk darüber mal nach ..."
Zuhause google ich ihn. Tatsächlich: 42:20 Minuten beim Zeitfahren in Alpe d´Huez.
Ein fader Beigeschmack wird bleiben.
Man munkelt, Greg LeMond sei nicht bei uns aufgetaucht, weil der engagierte Anti-Doping-Aktivist und Tour de France-Sieger nicht neben Puly fahren wollte. Pouly wird die HAUTE ROUTE PYRENEES zwei Wochen später genau an dem Tag verlassen, an dem Greg LeMond das Rennen besuchte.
Wie gesagt. Ein fader Beigeschmack.
Die Argonauten kehren heim.
All das interessiert aber nicht, als wir endlich die "Ziellinie" überqueren. Glück allenthalben, Leute umarmen sich, Familien holen ihre Väter ab. Wir nicken uns zu, geben uns die Hände. Ich suche nach Iain und Stu. Finde sie nicht - wahrscheinlich sind die schon bei Europcar und auf der Autobahn.
Wir strotzen vor Glück. Und sind nur noch fertig.
"Hammer-Rennen!", bringt Heiko nur heraus. Wir stehen sprachlos da, sehen dem Rest des Feldes zu, wie es zum letzten Mal durch den Zielbogen fährt. Genau hinter der Ziellinie ein Sturz. Der Letzte dieses Rennens.
Komisch: Hier oben kommen die Helden an. Unten, am Strand, liegen sie, unbeeindruckt von uns, bräunen sich, wenden sich, brutzeln weiter.
"Ich muss weg hier", meine ich zu ihm. Mir wird das alles irgendwie zu viel. Ich komme mir vor wie einer, der jahrelang unschuldig im Knast gesessen hatte, nun freikommt. Mir wird der Trubel hier zu viel. Ich kann keinen Freilauf mehr hören. Kann keine Männer in engen Hosen mehr sehen.
Schnell ins Hotel.
Schnell duschen.
Schnell den Schlussstrich ziehen.
Grenzenloses Glück & Stolz. In Nizza!
Das stimmt natürlich nicht. Als ich dann endlich duschen kann weiß ich, dass mir das alles hier fehlen wird. Die Leute. Die engen Hosen. Das elende Gefurze von all dem Energy-Gel, das frühe Aufstehen und das Ächzen meiner Knochen.
Die nicht enden wollenden Anstiege.
Das Brennen in meinen Lungen.
Das Rauschen des Blutes in meinen Ohren, wenn ich nachts endlich schlafen kann.
Das Aufstehen. Das Kribbeln vor dem Start.
Die tausend Tode der Etappen.
Der Adrenalinschub, 500 Meter vor dem Ziel.
Das Glück, wenn alles abfällt, wenn unter einem die Zeitmatte durchgeht.
Ich werde es vermissen.
Bin neidisch auf die mit den blauen Startnummern.
Euphorie sieht anders aus? Pause in Vence.
Abends sitzen wir bei der großen Abschlussfeier hoch oben über Nizza. Sie zeigen alle Filme aller Etappen, sie ehren alle Gewinner aller Altersklassen, es gibt ein opulentes Büffet, viel Bier (von dem wir nicht betrunken werden) und jede Menge Gespräche.
Ich treffe die RG-Uni-Jungs wieder, verabschiede mich vom lustigen Australier, einigen Engländern und zwei Amis, ich schüttle einer englischen Profiseglerin, die mit uns gefahren war, die Hand. Die Party geht bis spät in die Nacht. Unten leuchtet Nizza.
Ein toller Abschluss.
Auf ein mal: Alles nur Erinnerungen. Wie Schaum auf den Wellen im Meer.
Am nächsten Tag sitzen wir am Mittelmeer und erzählen uns Geschichten der vergangen sieben Tage. Wir lachen viel. Wir blicken zurück: Auf eine HAUTE ROUTE, die alles war, was viel von ihr erwartet haben. Und noch so viel mehr, was wir nicht im Traum gedacht hatten, zu erfahren.
An eine HAUTE ROUTE, die jedem, der diesen wundervollen Radsport liebt, mit Sicherheit ebenso die Tränen in die Augen treiben würde, wie sie es bei mir tut, wenn ich mir diese wundervollen Fotos dieser wundervollen 830 Kilometern anschaue.
Merci, les amis. Ride safe!
Naturelement haben die TV-Herren & Damen wieder einen schnieken kleinen Film gemacht, den Ihr hier sehen könnt: