Danke für alle, die uns, und mir im Speziellen, alles Gute wünschen, Danke für Eure tollen motivierenden Kommentare. Und Eure Fragen. Fragen über Fragen. Einige möchte ich hier und heute beantworten - andere Fragen werden wir im Laufe der Zeit klären.
Warum zum Race Across America?
Einige von Euch haben ihre Zweifel geäußert oder sich ihre - natürlich unpassenden - Kommentare dankenswerter Weise verkniffen. Aber es schwebt in der Luft und ich will es klar gestellt wissen: Ja, es gibt einige Rennen in meinem Portfolio, die ich nicht finishen konnte. Namentlich das Race Across the Alps, RATA, das ich 2013 wegen eines Knieschadens nach einem Drittel aufgeben musste - aber auch ohne diesen Schaden nicht hätte finishen können.
Ja.
Und?
Nichts und. Das RATA ist das RATA. Und das ist lange her. Ich habe gelernt. Eine Menge.
Die Idee mit der RAAM-Teilnahme gärt, wenn man ehrlich ist, in jedem von uns. Man kann sich der Faszination dieses Rennens, das nicht nur quer durch "God´s own Country" sondern ein mal quer durch einen ganzen Kontinent führt, nicht entziehen. So auch ich nicht. Eine USA-Querung geistert mir schon lange im Kopf herum.
2009 plane ich einen als 3-Wochen-Urlaubstrip durch die Südstaaten. Daraus wird nichts. Später, eigentlich direkt nach dem RATA, keimt dann die Idee, einen Renneinsatz für unser Team daraus zu machen. Das RAAM ist ein absoluter Traum. Und träume sollte man sich erfüllen.
Nach Rücksprache mit unserem Sponsor - SunClass Solarmodule - der sofort Feuer und Flamme für das Projekt war, stand einer Umsetzung (fast) nichts mehr im Wege.
Also - warum nicht?
Das RAAM im Zweierteam - machbarer?
Mir fällt es bei meiner Teilnahme am Endura Alpen-Traum mitten im Anstieg zum Stilfser Joch wie Schuppen von den Augen: Ich bin ein Teamfahrer. Kein Einzelkämpfer. Wenn alles Gelingen oder alles Scheitern nur auf meinen Schultern allein lastet, nur ich selbst im Fokus stehe, alles Weh von mir abhängt, dann ist das zu viel für mich.
Ich habe keine Probleme, das zuzugeben.
Ich habe keine Probleme, das zuzugeben.
Ich wachse, ich blühe, ich steigere mich dann, wenn ich ein Rad in einem Getriebe vieler Räder bin.
"Hätte ich Heiko dabei gehabt, ich hatte den Alpentraum gefinished.", sage ich am Telefon des Abends zu meiner Freundin. Und da wird es mir klar: Wenn ich einen Gegenpart habe, einen, der von mir abhängt - von dem ich aber auch abhänge - dann klappt das besser.
Dann kann ich mich aufschaukeln. Mich messen. Mich fallen lassen. Mich verlassen. Ich erinnere: Rad am Ring mit Heiko, das war immer perfekt. Eine super Zusammenarbeit, ich lege vor, er übernimmt, entwickelt es weiter, übergibt es mir. Vertraut es mir an. Und später ich mich wieder ihm. Das ist meine Welt. Das kann ich gut.
Mit Heiko möchte ich das RAAM fahren. Das steht für mich fest.
Ist das RAAM machbarer zu zweit? Wir denken schon. Die Rechnung: 4.800 Kilometer allein - oder 2.400 Kilometer zu zweit? Einfache Lösung, oder?
Anders gefragt: 12 Tage allein. Oder (maximal) 9 Tage zu zweit, davon viereinhalb Tage für einen selbst? Klar: Geteiltes RAAM ist halbes Leid.
Anders gefragt: 12 Tage allein. Oder (maximal) 9 Tage zu zweit, davon viereinhalb Tage für einen selbst? Klar: Geteiltes RAAM ist halbes Leid.
Heiko ist Gottseidank genauso verrückt wie ich, da einzuwilligen.
Letztes Abenteuer vor dem Erwachsensein.
Bei mir kommt noch etwas hinzu. Ich bin seit Ende letzten Jahres Vater. Ein strammer, toller Junge ist da geboren. Ein fantastisches Gefühl, ein tolles Kind - eine noch tollere Frau und das Beste daran: Ich habe nun eine richtige Familie. Ganz andere Dinge werden plötzlich wichtig. Da ist nun ein kleiner Mensch, der auch die Welt sehen und kennen lernen will.
Für mich ist das RAAM auch deshalb mein letztes große Abenteuer als Junge, bevor ich mit dem Rennradfahren kürzer treten werde. Bevor aus dem Jungen ein Vater wird.
Seit 2010 bestreite ich nun Rennen, investiere nicht nur einen Großteil meines Geldes, sondern auch meiner Zeit in diesen fantastischen Sport. Ich habe in den Saisons - vor allem auch Dank unseres Teams SunClass - Rennkalender abfahren können, die manch anderer, weil privat finanziert, nicht einmal in 10 Jahren zusammenbekommen würde.
Seit 2010 bestreite ich nun Rennen, investiere nicht nur einen Großteil meines Geldes, sondern auch meiner Zeit in diesen fantastischen Sport. Ich habe in den Saisons - vor allem auch Dank unseres Teams SunClass - Rennkalender abfahren können, die manch anderer, weil privat finanziert, nicht einmal in 10 Jahren zusammenbekommen würde.
Ich konnte mir jahrelang fast alle Renn-Wünsche erfüllen, die ich hatte: Rad am Ring, fast den kompletten German Cycling Cup, Milano-Sanremo, Dreiländergiro, Gran Fondo New York, allerlei Alpen- und Pyrenäen-Rennen und Rennrad-Touren durch Italien, Frankreich oder Dänemark. Ich war drei Jahre lang "Profi" - einchecken am Flughafen, Hoteltransfers, Rennteilnahmen, geile Trikots, noch geilere Rennräder. Ein Traum.
Und jetzt? Jetzt werde ich noch ein mal Gas geben.
Noch eine Saison alles in die Waagschale werfen.
Mich zusammenreißen, zusammenraufen und wieder an den Start gehen.
Einen Kindheitstraum erfüllen.
Ein letztes mal.
Ein letztes mal.
Bevor ich dann meinem Kind alle Träume erfüllen werde.
Das RAAM ist mein letzter Auftritt. Sicher, danach wird es noch viele Rennrad-Kilometer geben. Diese dann aber (vorerst) nur noch zur Entspannung. Zum Abschalten. Zum "mal rauskommen".
Und was eignet sich als Abgang mehr, als beim härtesten und krassesten Radsport-Event der Welt anzutreten? Eben. Außer dem RAAM fällt mir da auch nichts ein.
Was passiert nun bis Juni 2015, wenn das Race Across America startet?
Einige von Euch löchern mich schon, stellen Fragen und haben ihre Theorien, wie man trainieren sollte und müsste, an was wir denken sollten und was wir auch keinen Fall vergessen dürfen.
Wir planen das RAAM seit November 2013. Seit dieser Zeit sitzen wir zusammen, sprechen mit ehemaligen Teilnehmern, mit Leuten aus der Szene und der Rennrad-Branche. Rechnen, recherchieren, füllen Tabellen, planen, grübeln.
Ich will noch nicht zu viel verraten, aber: Wir werden mit dem Radlabor und Tim Böhme zusammenarbeiten, die nicht nur die Leistungsdiagnostiken, Trainingspläne und die Trainingsbegleitung organisieren, sondern auch die Fortschritte stetig überwachen.
Wir haben nagelneue Rennräder von Cervélo und Profizubehör wie Laufradsätze oder Spezialsättel von weiteren Partnern am Start, um mit der best möglichen Ausstattung auf die Strecke gehen zu können.
Wir stellen eine tolle Crew zusammen, mit der wir das ganze Jahr 2014 und das halbe 2015 trainieren werden: Also eine ganzheitliche Vorbereitung auf das Race Across America umsetzen werden, die nicht nur das Fahrerische, sondern auch die Betreuerseite trainiert und perfektioniert. "Mini-RAAM" also - vorne der Racer, dahinter das Begleitfahrzeug.
Wir werden kaum an Rennen teilnehmen, sondern ab März bis Juni 2015 durchweg nur auf das Ziel RAAM-Finish trainieren. Außer dem Endura Alpen-Traum (mit dem ich noch eine Rechnung offen habe) und vielleicht der Mecklenburger Seenrunde sind keine weiteren Rennen geplant. Auch das nimmt voraus, wie intensiv wir uns vorbereiten werden.
Und das übrigens auch nicht nur auf dem Rennrad: Viel Indoortraining auf der Matte steht an.
Natürlich wieder mit dabei: Die Punchline-Filmcrew.
Nicht zuletzt: Nachdem wir mit "Punchline - 24 Stunden auf der Nordschleife" die erste Rennrad-Doku bereits als DVD im Verkauf haben und mit "Another Punchline - Race Across the Alps" im Juni dieses Jahres der zweite (übrigens wesentlich aufwändiger produzierte) Teil erhältlich sein wird, sind die Berliner Filmjungs Timo und Moritz von Elephants Production auch beim RAAM wieder mit an Bord.
"Final Punchline - Race Across America" wird die dritte und letzte Episode unserer Dokureihe werden.
Ich freue mich auf die nächsten 1,5 Jahre Vorfreude, hartes Training und viel viel viel Teamwork mit unserer Crew und auf wahnsinnige, abgedreht, abenteuerliche, spannende, schnelle, intensive und einfach nur unbeschreiblich geile Tage beim Race Across America 2015.
Ich hoffe, Ihr freut Euch mit mir.
Und mit unserem Team.
Und mit unserem Team.