21. Januar 2015

Rennrad-Händler - wie finde ich den Besten? Woran erkenne ich die beste Rennrad-Beratung oder -Reparatur?

Ich erinnere mich noch ganz gut an meinen ersten Gang in den Rennrad-Laden, eine vor Stolz geschwellte Brust, ein bisschen Zittern vor gespannter Erwartung und viel, viel Vorfreude: Auf dem Konto befindet sich endlich genug Geld. Ich kaufe mir heute ein geiles Rennrad! Was war das für ein Abenteuer! Der Verkäufer ging auf meine Wünsche ein, ich (dachte ich) wusste, was ich wollte. Keine 30 Minuten später wurde die EC-Karte durch den Slot gezogen. Das Cervélo R3 war mein. Ein berauschendes Gefühl. Wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.

Wenig später dann die ersten Problemchen: Falsche Sitzposition. Fehlerhafte Montage. Ein Ärgernis. Ich frage herum, suche nach einem neuen Rennrad-Laden. Nur: Wie finde ich den "besten" Mechaniker? Woran erkenne ich guten Service? 


Einen guten Rennrad Händler finden - ob München, Berlin oder Hamburg.


Die Entscheidung, eine Menge Geld in ein neues Rennrad zu stecken, ist eine, die vor allem bei Einsteigern in unseren schönen Sport meist eine von Wochen, vielleicht Monaten ist. Man wälzt die "Fachmagazine", man schaut gebannt die Tour de France auf Eurosport. Man wird angestachelt von Kollegen und Freunden, doch "endlich auch einmal die Cyclassics zu fahren", denn das wäre nämlich voll der Wahnsinn. Hochglanz-Anzeigen. Rabatte. Fotos von Etappensiegern und High-Tech-Computer-Renderings von minimiertem Luftwiderstand und erhöhter Steifgkeit. Endlose Verzweiflung bei Diskussionen mit der Dame des Herzens. Und dann. Endlich: Der Gang zum Fachhändler. 

Ich besuche diese Woche Robert Karrasch, Inhaber des Hamburger Rennrad-Ladens Pirate Bikes im Gängeviertel. Er ist seit 2010 mein Rennradladen des Vertrauens. Ich bin froh, ihn "zu haben" - wenn ich mich mit 90 km/h die Berge hinunterstürze kann ich sicher sein, dass alle Bowdenzüge kontrolliert, die Bremsen voll funktionstüchtig und technisch alles auf höchstem Niveau ist. Ich stelle Robert, der seit 2005 seinen Laden betreibt, genau jene Fragen, die mir auch immer wieder von Neulingen im Rennrad-Sport gestellt werden - wie findet man denn nun den richtigen Radhändler?


Es hat ein Jahr gebraucht, ehe ich "meinen" perfekten
Radladen gefunden hatte.

"Im Prinzip", sagt Robert nach einiger Überlegung, "gibt es da keine Formel. Du erkennst meist von Außen nicht, ob das ein guter Laden ist oder nicht." Internet-Bewertungen - das wissen wir alle spätestens seit Amazon und den fake Hotelratings - seien da auch keine Lösung.


"Ich würde erst einmal darauf schauen, wie lange der Laden schon existiert. Würde dann mit dem Verkäufer sprechen, mich wirklich beraten lassen - so findet man am ehesten heraus, ob die dir nur was verkaufen wollen, oder ob sie sich wirklich um dich kümmern. Wenn du zum Beispiel bei mir rein kommst und 10.000 € für ein Bike ausgeben möchtest, aber nur ein mal im Jahr damit die Vattenfall fährst, würde ich dir nie ein Carbon-Bike verkaufen. Du fährst dafür zu wenig - dann willst du bei dem Rennen teilnehmen - hohe Sturzgefahr - Carbon: Nee, da würde ich dir abraten. Auch wenn ich dann am Ende weniger Umsatz mache." Robert hat eine eigene Philosophie, eine Vorstellung davon, was Radsport ist, wie er sein sollte: "Ein Fixie ohne Bremsen würde ich niemandem verkaufen, von dem ich nicht wüsste, dass der Bahnfahrer ist." So sehen Prinzipien aus.

Es ist die Beratung also. Sich Zeit nehmen für den Kunden. Fragen stellen, nachhaken. Wer bist Du? Was willst Du mit Deinem Bike? Robert weiter: "Ein Verkäufer, der so Zack nach 5 Minuten aus dem Angebot ein Rad für dich rauszieht und sagt ´das ist es! Das ist genau deins!´ - Finger weg! Und sofort raus da!"







Pirate Bikes - dafür steht Robert mit seinem Namen.

Ein guter Rennrad-Laden hat meiner Meinung nach Flair. Er hat Atmosphäre. Er hat Charakter. Ich bin jetzt selbst kein absoluter Shop-Experte und kenne längst nicht alle Radläden, schon gar nicht die der ganzen Republik. Aber ich denke, bisher einen schönen Querschnitt an Rennrad-Läden besucht zu haben. Roberts Pirate Bikes fällt in die Kategorie "Leidenschaft". 

Der Shop ist nicht größer, als er sein muss, um Bikes und Zubehör adäquat auszustellen. Jede Ecke wird ausgenutzt, der Blick in die offene Werkstatt nicht verboten, eher sogar erwünscht. An den Wänden Trophäen - meist aus Roberts Radsport-Karriere - und von der Decke hängen unzählige Trikots. Seine eigenen, viele von "damals" in der BSG Bad Doberan, einige von Rennen, die ihm offensichtlich gefallen (Maratona dles Dolomites zum Beispiel) und einige handsignierte Originale: Jan Ullrichs Weltmeister-Trikot, einige Gelbe der Tour de France und noch handgenähte Woll-Exemplare aus DDR-Radsport-Zeiten.

Der Laden atmet. Er atmet Persönlichkeit. Hinter jeder Ecke etwas Neues. Eine Art Phantasialand des Radsports, nagelneue Produkte mit Preisschild neben Radsport-Memorabilia. Zu jedem Exponat eine Geschichte. Ich könnte hier Stunden zubringen.

Und dann Robert selbst. Manchmal brummig, scheinbar schlecht gelaunt - doch bei genauerem Hinsehen ein liebenswürdiger, sehr humorvoller Mann. Jedes Wort mit Bedacht. Kein Füll-Sprech. Kein Gelaber. Ja, er verkauft mir gewiss kein Fixie ohne Bremse. Hat mich selbst auch schon nach Hause geschickt: "So´nen Scheiß verkaufe ich Dir nicht!" So will ich beraten werden.




Ja, auch ein Robert kann Lächeln ... sehr oft sogar :)

"Ich mag Leute nicht, die respektlos sind", sagt Robert. Erklärt seine Murrigkeit: "Die poltern hier rein, ungepflegte, dreckige Karossen - wo man gleich schon sieht, welche Beziehung die zu ihrem Gerät pflegen - sagen nicht mal Guten Tag und wollen dann, dass ich ihnen an ihrer Dreck-Möhre, womöglich noch sofort, für 2 Euro nen platten Reifen wechsle." Das geht so nicht, meint Robert. Dienstleistung ist ja okay, aber das darf nicht zu einem falschen Anspruchsdenken führen. "Einige Rad-Kuriere mögen mich deshalb nicht: Immer in Eile, alles sofort gemacht bekommen wollen und dann billig, billig, billig. Aber muss ja auch nicht", sagt er weiter und lächelt: "Es kommen ja noch genug." Recht hat er - in der Hamburger Szene genießt Robert und seine Arbeit einen ausgezeichneten Ruf.

Es gibt auch andere Rennrad-Läden. Diese großen, musealen Shops. Der Storck-Store in Berlin zum Beispiel. Oder Trionik in Hamburg. Schicke Läden. Aufwändig gestylt. Viel Platz. Rennräder inszeniert wie Ausstellungsstücke, wie Kunst. Ich mag das persönlich eher nicht. Fühle mich beobachtet, unter Druck gesetzt. "Bitte nicht berühren", die Gioconda schlägt sonst Alarm.  
Oder die großen Ketten. BOC, und wie sie alle heißen. Auch hier gibt es Rennräder. Berater. Verkäufer. Und Pedelecs. Für mich ist das auch nichts. Bin lieber im Buchladen, als im Thalia-Megastore.


Beratung beim Rennradkauf: Woran erkennt man Kompetenz?


Ich möchte wissen, wie ich einen kompetenten Verkäufer, einen super Mechaniker, erkenne. Einen, der auch was drauf hat. Gibt es da Anzeichen, auf die ich achten kann? "Nee, leider nicht, wenn du mich fragst", sagt Robert: "Viele achten auf die Werkzeuge, die in der Werkstatt an der Wand hängen. Nur, ob die da alle Campagnolo-Schlüssel aufgereiht haben muss noch lange nichts bedeuten." Robert ist selbstsicher, fast schon erschreckend frech in seinen Aussagen, dass es einem durch das Mark fährt: "Hier in Hamburg - finde ich - gibt es nur zwei Läden mit guten Schraubern. Das bin einmal ich. Und dann ist es Radsport vonHacht." Punkt. Er schaut mich an. Aussagesatz. Kein Scherz. Ich kann dem nur zustimmen. Ich vertraue Robert seit 4 Jahren. Bin immer zufrieden gewesen - wenn Robert im Urlaub ist oder keine Zeit hat, bin ich bei VonHacht. Punkt. Aus.

Aber wenn es nicht die Werkzeuge sind, was dann? Und woran liegt das, dass viele Rennrad-Kollegen nicht den Mechaniker des Vertrauens suchen, sondern schon zufrieden sind, wenn sie den Mechaniker des geringsten Misstrauens gefunden haben?



Robert ist vor allem DER Hamburger Cervélo-Vertragshändler. Bei ihm gibt es aber eigentlich
alles. Auch die Eigenmarke Pirate Bikes.

"Das liegt an der Ausbildung. Leider noch immer", sagt Robert. "Früher hieß der Ausbildungsberuf Zweiradmechaniker. Da bist du dann an der 3-Gang-Nabenschaltung und einem Moped ausgebildet worden. Das war natürlich Murks. Heute gibt es schon Spezielleres: Den Fahrrad-Mechaniker. Aber auch hier ist das eher noch das 3-Gang-Naben-Niveau. Von der heutigen Rennrad-Technik, der Fülle der Varianten, gerade die neuen Sachen wie elektrisches Schalten, Scheibenbremsen usw.., ist das auch noch entfernt." Ich frage Robert, woher er denn sein Wissen hat.

"90% von dem, was ich kann, habe ich mir selbst beigebracht. Und zwar, weil ich selbst Rennrad, CX usw. fahre und weil ich mich für die Technik interessiere. Das fängt bei Kursen bei den Herstellern an und geht über eigenes Testen. So bin ich schon vor Jahren zur Di2 gekommen - eigentlich eine saueinfache Technik. Man muss sich nur damit beschäftigen. Beschäftigen wollen. Spaß dran haben." 
Die Weiterentwicklung, das Offensein für Neues sei es auch, was einen guten Schrauber ausmacht: "Du findest zum Beispiel oft den Blaumann-Schrauber alter Schule. Der zerlegt dir in Nullkommanix eine Super Record und baut die einwandfrei in 10 Minunten wieder zusammen - steht dann aber wie eine Kuh vor dem Fernseher, wenn er eine Di2 vor sich hat. Oder du gerätst eben an den jung-dynamischen High-Tech-Menschen, der am Rechner die elektronische Schaltung tunen kann, aber vor einem Bowdenzug kapituliert." Es ist also das Interesse und die Leidenschaft des Schraubers selbst. "Und das findet man halt nur heraus, indem man die Leute kennen lernt. Da gibt es keine Checklisten, die man abarbeitet und dann findet man sie."



Robert verkauft "keine Scheiße". Sagt er. Er steht zu sich, seinem
Service, seinen Produkten & Marken, die er im Angebot hat.

"Beim Rennradkauf ist es am Ende dann wohl doch wie beim Autokauf.", meint er weiter: "Leider ist das so: Du kannst Glück haben und der Berater verkauft dir fair genau das, was für dich richtig ist - oder du gerätst an einen, der noch nicht seinen Umsatz gebracht hat und der sich freut, je unwissender und naiver sein Kunde ist." Von der letzteren Sorte war ich damals gewesen: "Viele Kunden, vor allem Erstkäufer, vertrauen auf die Fachmagazine. Aber darauf würde ich nichts geben. Das ist halt Werbung. Die Redaktionen "testen" das, was sie müssen so, wie sie es müssen. Dem allein brauchst du nicht vertrauen. Was die Profis fahren ist auch unerheblich - die fahren alles, was ihnen ihr Sponsor vorsetzt." Und bei der Tour de France siegt sicher nicht das steifste, aerodynamischste oder ausgereifteste Rennrad ...

Robert gibt Einsteigern und Erstkäufern folgenden Tipp: "Geh zu den RTFs. Sprich mit den RTFlern. Das sind die, die viel fahren. Die viel Erfahrung haben - sowohl mit dem Material wie auch mit den Läden und Händlern deiner Stadt. Dort bekommst du handfeste Tipps." Klar, dort fahren viele Canyons und Roses herum - Geld ist nun mal eines der stärksten Kaufargumente (und damit leider ein starkes gegen die Fachhändler). Aber dort sieht man auch genug Markenräder aus dem Handel. Laufräder. Equipment. Vereine also, RTFler - die beste Quelle für lokale Tipps und Empfehlungen zur Ausstattung direkt von den engagierten, sportbegeisterten Amateuren. Auch hier gilt: Zeit nehmen. Auch wenn es juckt, endlich das eigene Rad zu fahren - Zeit nehmen!


Mein Lieblings Rennrad-Laden: Pirate Bikes in Hamburg


Dass ich Rennräder von Cervélo geil finde, ist kein Geheimnis. Dass ich so - und aufgrund vieler Empfehlungen - irgendwann bei Robert gelandet bin, auch nicht. Unzählige Wartungen und Checks, Umbauen und Anpassungen haben meine mittlerweile drei Rennräder durch Roberts kundige Hände erfahren. Neulich erst eine lupenreine Feinjustage der Di2 an meinem S5. Schnurrt wie Sahne - keine Probleme.

Wenn er in seiner Werkstatt werkelt, bleibt dem Wartenden wie mir Zeit, sich entweder das eine oder andere Zubehör-Schnäppchen aus den Regalen zu ziehen oder ... den Kopf nach oben zu nehmen. Denn da findet bei Pirate Bikes Radsport-Geschichte statt.



Der Hellblaue Helm unter dem DDR-Italo-Renner: Trabi-Pappe, Eigenbau.
"Der erste Aero-Helm der Welt", Robert grinst.

"Das Stahlrad da oben? Auf dem bin ich damals nach der Wende nach Hamburg gekommen. Das war mein Rennrad in der DDR. Ein italienischer Rahmen, auf abenteuerlichen Um-Wegen in die DDR gekommen. Mein Vater hatte mir 2 West-Spraydosen Duplicolor besorgt. War damals in ... das Lila", erzählt Robert. "Die Campa-Schatung, Gott weiß, wie wir da dran gekommen sind. Die Campagnolo-Kurbel ist ein Polen-Nachbau. Ist sogar leichter. Naja, hält aber nicht so lange ..."

Robert schraubt wie nebenbei, doch immer konzentriert. Die Stories reißen nicht ab: "Schau mal auf die Laufräder. Damals zu Ost-Zeiten gab es einen Typen in Leipzig, der hatte sich eine Walzmaschine besorgt und Rundspeichen kaltgewalzt. Da hatten wir damals in der BSG schon Messerspeichen, das kannte man hier noch gar nicht ..." Er muss lachen. Mehr in sich hinein. "Mein erstes Laufrad habe ich mit 10 Jahren eingespeicht. Also, das erste, das dann auch wirklich rund lief. So richtig gut Einspeichen kann übrigens kaum noch einer. Oder Schläuche kleben ..." Er schüttelt wieder den Kopf.

"Das waren Zeiten ..." Das Robert beim Team Telekom Schrauber war, ihm Ulle sein WM-Trikot überlassen hat: Oha. Dass viele andere Bekannte auch aus dem Profisport noch heute Kontakt zu ihm haben, man bei Cervélo die Messestandsbetreuung zum Hamburg Triathlon und den Cyclassics nur mit Robert machen will: Abgehakt. Neben Cervélo ist Robert nun auch zertifizierter Vertragshändler von BMC. "Auch schicke Räder, wirklich", sagt er, tätschelt dabei eine Timemachine TMR01.




Das Cervélo P3 - Triathlon-Bestseller und -Performer. High Tech kann Robert. Und wie!

Ich komme gern zu ihm - sein pointierter, sparsamer Schnack kommt meiner knapp bemessenen Mittagspause entgegen. Hi Robert, hier ist mein Problem - das sind Deine Alternativen - hier die Lösung - jut, fertig. So muss das laufen. Und wenn ich mal warten muss, weil einer oder drei vor mir dran sind, dann schalte ich einfach auf Nostalgie-Modus: Bei Robert gibt es immer etwas zu entdecken.

Allerdings gibt es doch ein kleines Detail, das mir bei Robert im Laden dann doch fehlt: Die Espresso-Maschine. Oder halt, das ist auch schon irgendwie ein bisschen zu sehr Hipster, oder?


5 Tipps für den Rennradkauf vom Fachmann: 


Fassen wir also zusammen - die 5 Tipps vom Fachmann, wie Ihr als Neulinge oder Einsteiger den richtigen Rennrad-Laden und später vor allem einen Schrauber Eures Vertrauen findet:

1. Horcht Euch in Eurer lokalen RTF-Szene um. Besucht die eine oder andere RTF, sprecht mit den "Alten Hasen" oder den aktive Vereinsmitgliedern. Die kennen ihre Stadt und können Material und vor allem Läden gut einschätzen.

2. Beim Rennrad-Kauf nichts überstürzen! Auch wenn Sonderangebote, Hochglanz-Anzeigen und vor allem ein von der Liebsten freigegebenes Budget ein unerträgliches Kribbeln auslösen - nehmt Euch Zeit. So eine EC-Abbuchung geht später noch schnell genug. Die "Fachmagazine" können einen guten Überblick über aktuell Angesagtes liefern - Tests sind aber mit Vorsicht zu genießen. Ich habe mir in diesem Artikel mal die Mühe gemacht, Testergebnisse und Anzeigenkunden miteinander zu vergleichen.



Robert und sein Laden atmet Radsport. In jeder Ecke.
Aus jeder Pore.

3. Lernt Euren Laden und Schrauber kennen. Wie lange gibt es den Laden schon? Fahren die da selbst Rennrad, MTB oder CX? Haben die vielleicht ein eigenes Firmenteam oder engagieren sie sich im Nachwuchssport? Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass man in diesem Laden den Radsport lebt. Nicht nur Margen versucht über Verkäufe zu generieren.

4. Überlegt Euch vor dem Kauf, wozu Ihr Euer Rennrad nutzen wollt. Sicher, den Ötztaler wollen sie alle irgendwann einmal fahren, oder Paris-Brest-Paris. Oder die Pflastersteine der Flandernrundfahrt kennen lernen. Aber seid als Einsteiger realistisch: Gleich auf die Carbon-Flunder oder lieber doch erst mit solidem Alu anfangen? Macht Probefahrten, vielleicht schon vorher mit einem Rennrad Eurer Freunde. Wie fühlt Ihr Euch dabei und stimmen Erwartung und Fahrerlebnis überein? Je genauer Ihr wisst, was Ihr wollt, desto besser kann ein guter Verkäufer herausfinden, was zu Euch passt. Auch hier gilt übrigens: Kein Rad ohne Probefahrt kaufen! Lasst Euch nicht abwimmeln. (Okay, die 15.000 €-Spezial-Konfiguration muss kein Händler vor Ort zum Probefahren parat haben, normale Rennräder - meinetwegen in vergleichbaren Konfigurationen - allerdings schon, wie ich finde). Lasst Euch euch unbedingt über die Garantieleistungen Eures zukünftiges Rennrad-Herstellers aufklären! Dazu habe ich auch vor einiger Zeit mal einen Artikel verfasst - Achtung, die Zahlen können sich mittlerweile verändert haben.

Übrigens sind große Renn-Veranstaltungen, wie z.B. die Cyclassics, der Velothon oder andere Jedermann-Rennen gute Gelegenheiten, Hersteller und deren Produkte einmal hautnah zu erleben und vielleicht sogar Probe fahren zu können.



Nur der Blick durch das Schaufenster reicht kaum.

Und last but not least: 5. Hört auf Euer Bauchgefühl. Wenn Ihr 2.000, 4.000 und mehr hart verdiente Euros ausgebt für ein Sportgerät, mit dem Ihr Eure Leidenschaft ausleben wollt, dann macht das auf keinen Fall dort, wo Euch Bauch oder Herz sagen, dass Euch da "etwas komisch vorkommt". Egal wie kompetent Euch jemand etwas tolles erzählt, egal wie glitzernd der Laden aussieht, egal wie viele handsignierte Bilder an den Wänden oder Megaposter vom Firmenteam im Eingang, egal wie geputzt die Hochglanz-Rahmen und wie eloquent das Verkaufsgespräch: Gebt Eure Kohle nur Leuten, denen auch Euer Bauch vertraut. (Der Rest muss dann natürlich auch stimmen).

Wirklich: Bei 95 km/h das Kühtai runter will ich mich auf das Rennrad, auf dessen 23 mm dünnen Slicks ich da hinabschieße, verlassen können. Und mithin dann auf denjenigen, der mir das Ding vorher nochmal gecheckt hat.

Ich hoffe, ich konnte gerade den Newcomern unter Euch, die sich ihr erstes Rennrad zulegen wollen, ein paar nützliche Tipps geben - und den Hamburgern (oder denen aus dem Umland) einen, wie ich finde, ganz tollen Radladen empfehlen.




Welche Erfahrungen habt Ihr mit Euren Fachhändlern oder Radläden gemacht? Was sind Eure Kriterien, die einen guten Laden ausmachen? Ich freue mich auf Eure Comments.
P.S. - Nein, auch für diesen Beitrag bekomme ich weder Geld noch Leistungen von Robert. Ich finde seinen Laden nämlich wirklich gut.


Radläden in Hamburg, die ich uneingeschränkt empfehlen kann: PIRATE BIKESRADSPORT VONHACHTVELOSKOP (in Elmshorn, vor allem das Bike-Fitting)







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13 Kommentare:

  1. Sehr schön! Noch besser als die Tipps finde ich, wie du Robert Karrasch porträtiert hast. :)

    Ich find's auch sehr wichtig, dass man sich auf seinen Händler verlassen kann. Bei meinem weiß ich z. B., dass der Inhaber und die Schrauber selbst passionierte Rennfahrer sind. Das beruhigt ungemein, wenn man sich auf's Material verlassen können muss.

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    1. moin carolyn,

      merci beaucoup, das hört man gern. und absolut deiner meinung!

      LG L

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  2. Moin Lars

    Da ich Robert auch schon kennenlernen durfte wollte ich hier auch nochmal meinen Senf dazugeben.
    Muss so ungefähr 2010 gewesen sein als ich mit meinem Focus Cyclocross dort ankam. Nachdem ich noch relativ neu in der "gehobenen" Bike Klasse unterwegs war und mit den überforderten Radläden, die sonst mein 500 Euro Arbeitsfahrrad verwalten, schlechte Erfahrungen gemacht hatte, bin ich durch nen Tip auf Robert aufmerksam geworden. Und ich war super zufrieden mit ihm. Top Arbeit zu nem guten Preis abgeliefert.
    Allerdings gibt es bei ihm 2 (zumindest aus meiner Sicht) schwerwiegende Nachteile.
    1. Er schraubt nur an einer begrenzten Zahl Räder pro Tag. Klar bei nem 1 Mann Betrieb.
    Mir ist es daher 2 mal passiert das ich 10 Minuten nach Ladenöffnung bei ihm ankam und er mich gleich wieder nach Hause geschickt hat weil er für heute ausgebucht ist. Stehenlassen bis er mal Zeit findet und dann an nem anderen Tag abholen ging auch nicht weil der Laden so klein ist und er keine Abstellmöglichkeit hat. Als Normalokunde ist man also darauf angewiesen erstmal morgens anzurufen und zu fragen ob er heute denn Zeit für mein kleines Schmuckstück hat. Das macht das dann irgendwie zu ner Lotterie. Besonders im zusammenspiel mit Punkt 2.

    Seit 2012 hat er Samstags geschlossen. Ist nur Mo-Fr. erreichbar. Auch hier wieder verständlich, da er ja auch mal Freizeit haben möchte.
    Da ich jedoch ganz am Stadtrand von Hamburg wohne und arbeite, dementsprechend ne gute Stunde zu ihm unterwegs bin schaffe ich das nur wenn ich nen halben Tag Urlaub nehme.
    Und nen halben Tag Urlaub nehmen nur um dann festzustellen das er heute eh keine Zeit für mich hat ist ...unschön.
    Daher, so gut er auch sein mag, und ich generell auch eher solche urigen Orignale statt große Läden unterstütze: Aus den erwähnten Gründen
    (die inzwischen evtl. schon ganz anders aussehen mögen) musste ich mir einen anderen Laden suchen.
    Ich war dann nochmal Ende 2013 da, da ich durch dich inspiriert auch ein S5 ins Auge gefasst habe. Leider hatte er nur noch eins in 51 und hätte die passende Größe erst bestellen müssen. Also bin ich zu Trionik da die doch ne größere Fläche und mehr Modelle vor Ort haben. Eigentlich wollte ich nur gucken und probefahren aber bei 1/3 Rabatt musste ich dann doch zuschlagen. Und ich habs bis heute nicht bereut. Auch vom Bikefitting her hat alles gepasst. Im Gegensatz zu deinen 5 Minuten hats bei mir aber auch ne gute Stunde gedauert. Vielleicht haben sie ja inzwischen dazugelernt ?! Die Leistungen als Mechaniker kann ich nicht wirklich bewerten da auch ich unter Schrauballergie leide. Vielleicht kann man es tatsächlich besser machen, aber bisher ist mir nichts aufgefallen was ich zu kritisieren hätte. Von MSR bis Alpentour hat das Rad schon einiges mitgemacht und läuft noch immer schnurrig wie ein Kätzchen. Abgesehen von einem einmal flatternden Lenker ( Was wohl meinen ü80 Kg geschuldet ist) hab ich mich nie unsicher gefühlt.

    Abschliessend aber nochmal das Lob für den Artikel, schönes Portrait von Robert, genauso hab ich ihn kennengelernt.
    Man muss die Art mögen, er ist sicher nicht der Dauer-Gute-Laune Verkäufer wie man sie sonst an jeder Ecke findet. Aber wenn man erstmal nen Draht zueinander gefunden hat kann man gut mit ihm schnacken und er gehört sicher in die erste Riege Hamburgs.
    Falls er sich irgendwann doch nochmal entschliesst Samstags zu öffnen könnte ich mir durchaus vorstellen es wieder bei ihm zu versuchen.

    LG (auch an Robert)
    Matty

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    1. hi matty,

      danke für deinen artikel. :)

      joa, weißt du, ich bewundere menschen, die arbeiten, um zu leben. ich finds eher geil, dass er sich keinen stress macht, samstags halt zumacht (er ist auch vater) und das leben genießt. das sollte es mehr geben. ich mag es auch, samstag 22 uhr noch im penny einkaufen zu können - aber eigentlich find ichs scheiße den kassiererinnen gegenüber. insofern - damit kann ich gut leben.

      und klar, trionik hat mehr fläche, mehr räder usw.. das ist tatsächlich ein nachteil bei ihm. aber ich finde, das macht er mit einer super beratung mehr als wett. ich vertraue ihm bei jedem wort, was er sagt. (was natürlich keine probefahrt ersetzen kann :)

      und nee, ein "gutelaunebär" ist er nicht.
      eher sone waschechte nordmann-tanne.

      aber eine, die fest steht und nicht umkippt.

      liebe grüße,
      L


      p.s. - lass mal treffen irgendwann, ja?

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    2. Ja sag ja auch das ich es voll verstehen kann. Sind ja eben auch nur aus meiner Sicht Nachteile, weil ich so kaum ne Chance hatte in den Genuss seiner Fähigkeiten zu kommen. Da bin ich dann beleidigt ;-)
      Wenn einer genügend Kunden hat die es trotzdem zu ihm schaffen, warum nicht. Auch ich hab ja den Grundsatz nur Mo.-Fr. zu arbeiten. Das freie WE ist mir heilig. INSBESONDERE seit ich Familie hab. Das ist dann aber auch ein Luxus den sich nicht jeder leisten kann.
      Das er Telekom Schrauber war wusste ich übrigens nicht, das erklärt aber woher er Ulles WM Trikot hat.
      Würd mich ja auch mal interessieren wo die Teams ihre Schrauber rekrutieren. Woher wissen die wer wirklich gut ist?
      Ich glaub ich geh demnächst mal zu Robert und quatsch mit ihm ne Runde drüber.... ;-)

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  3. Hi Lars,
    schöner Artikel dem ich zu 100% zustimmen kann, ist schließlich bei mir genauso gelaufen.
    Irgendwann kam der Entschluss bei mir Rennrad fahren zu wollen und da ich zu der Zeit schon jemanden kannte der aktiv Rennen gefahren ist hab ich von ihm erfahren, dass es in meiner Nähe einen Laden gibt, dessen Geschäftsführer selbst im Verein Rennrad fährt und sich dementsprechend auskennt.
    Dazu kommt noch, dass man dort absolut faire Preise bekommt und bei kleinen Reparaturen, z.b. irgendwas nachstellen, will er sogar gar nichts haben.

    Ergänzend zu deinem Artikel würde ich aber noch sagen, dass es auch nicht verkehrt ist sich einfach auch selbst mit der Technik zu befassen. Rennräder sind nicht wirklich kompliziert und wenn man ein wenig mitdenkt kann man eigentlich gar nicht so viel falsch machen.
    Gerade im Netz gibt es zu ziemlich jedem Thema sehr gute Anleitungen. Klar für den Anfänger, der sich gerade sein erstes Rad kauft ist das nicht die Lösung aber sobald man das erste Rad hat sollte man, meiner Meinung nach, das meiste selber reparieren können.
    Mit dem selbst schrauben kann man eigentlich nicht früh genug anfangen, denn Fehler sind am günstigen Einsteiger-Alu-Rennrad noch nicht so teuer wie später am High-End-Carbon-Renner.

    LG Peter

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    1. moin peter & danke für deinen kommentar.

      ja, klar, selbstmachen ist immer am besten. aber - wie in meinem fall - alles was über justage hinaus geht macht mir einfach keinen spaß. da bin ich froh, wenn es leute gibt, die das gern & mit motivation machen.

      LG L

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  4. Hallo Lars, klasse Artikel über Robert und seinen Laden, wie ich finde, einer deiner besten bisher! Du hast Robert wirklich gut getroffen, ich kann das alles nur bestätigen. Er ist wirklich ein sehr netter, großzügiger, geduldiger und fairer Mensch. Und auch ich habe mir schon mal anhören müssen: was willst du den mit DEM Scheiss (es ging um ovale Q-Rings für mein R3). Als ich (begeistert von meinem R3) überlegte mir jetzt ein R5 zuzulegen, hat er mir abgeraten und mich überzeugt, das es sich nicht lohnen würde ... das ihm da ein Geschäft "durch die Lappen" gegangen ist, hat ihn in diesem Moment auch nicht interessiert. Als Kunde kann man sich bei ihm gut aufgehoben fühlen - egal, ob man ein teures Rennrad kauft oder mit dem Hollandrad mit ner Panne zu ihm in den Laden kommt ...

    viele Grüße - Andreas

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    1. hi andreas.
      danke fürs lob & toll, dass es endluch mit dem comment geklappt hat :)
      LG L

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  5. Hallo Lars,

    ich lese nun schon seit über einem Jahr Deinen Blog und schaue immer voller Vorfreude regelmäßig nach, ob nicht wieder ein neuer Artikel zu finden ist. :-)

    Bei Pirate Bikes war ich bisher noch nicht, aber zu vonHacht gehe ich regelmäßig für Accessoires und um mein Cucuma Foia warten zu lassen.

    Ich war letztes Jahr ein Wochenende vor den Cyclassics und wollte unbedingt das Knarzen aus meinem Tretlager beseitigen lassen. Der Schrauber dachte sicherlich, dass ich auch ein Schönwetterfahrer bin und wollte mich auf das nächste Wochenende vertrösten. Ich wollte jedoch unbedingt das Wochenende fahren und er hat mir mein Lager ausgefräst, die Schaltung nachgestellt, den leicht losen Lenker festgezogen... Was ich sagen will, dass ich in jedem Fall bestätigen kann, dass von Hacht mit Liebe zum Rad und Herz bei der Arbeit ist.

    Jedenfalls bin ich öfter dort und kaufe für mich und die Kiddies dort alle Zubehörteile.

    Viele Grüße und viel Spaß am Schreiben und insbesondere am Rennradfahren
    Frank

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    1. moin fank.
      dank fürs lob und deinen kommentar. ja, aufs bike kanns langsam auch wieder gehen....wird endlich zeit!
      sei gespannt: nächsze woche hab ich ein tolles interview mit udo bölts im blog... ;)
      schönen sonntag dir & family,
      L

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    2. "Quäl Dich Du Sau!" :-)

      Da bin ich aber wirklich gespannt und freu mich!

      Dir auch einen schönen Sonntag, Frank

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  6. Vielen Dank für den tollen Artikel.
    Man sollte auf jeden Fall ein Rad kaufen, dass besonders gut auf den eigenen Körper angepasst ist.
    Ein gutes Bikefitting ist unerlässlich für ein erfolgreiches Radrennen.
    Beste Grüße,
    Georg

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