18. April 2013

2 Fahrer - 2 Rennen: Was beeinflusst den Rennverlauf? Beim Gran Fondo Selle Italia 2013.

Was ist es, dass unsere Rennen, RTFs oder Trainingssessions so massiv beeinflusst? Warum kommt der Eine beim Ortsschildsprint so wahnsinnig weit vor dem Anderen an? Warum wartet der Nächste nach dem Renneinsatz schon wohlriechend, geduscht und fertig geschniegelt im Zimmer, während wir uns noch auf den letzten Kilometern abnutzen?

Sicher: Die körperliche Grunddisposition, der Fitnessgrad zum Zeitpunkt der Belastung und auch viel Rennglück (oder -pech) spielen eine wichtige Rolle. Doch oft sind es auch unsere eigenen Entscheidungen, die unsere Performance maßgeblich beeinflussen.


Flow ist einer der krassesten Rennradfahrer, den ich kenne.

Erstmals habe ich die Möglichkeit, auf Garmin-GPS-Daten und die Herzfrequenz-Aufzeichnungen nicht nur von mir selbst, sondern auch die meines Teamkollegen Florian Ernst zugreifen zu können: Und zwar die vom Gran Fondo Selle Italia "Via del Sale", den wir für unser Team SunClass Solarmodule vor 2 Wochen gefahren sind.

Der Versuch einer Analyse.

Das Ergebnis möchte ich gleich vorweg nehmen: Flow wird eine fantastische Zeit gefahren sein und von über 3.700 Teilnehmern auf einem absolut genialen 902ten Platz landen. Ich dagegen (zusammen mit Ines, die noch einen super Sprint hinlegen wird), komme mehr als 30 Minuten nach Florian als 1.260er ins Ziel.

Aber hey: Flow ist einer der krassesten Rennrad-Fahrer, den ich kenne und vor allem nach seinem 14-tägigen Trainingslager auf Mallorca präsentiert er sich Anfang 2013 in einer blendenden Form. Das Ergebnis war also zu erwarten.


Am Start: Schon eine Idee, wie ich das Rennen gestalten will?

Und eben weil Florian ein so viel besserer Sportler ist, als ich, ist es mir immer wieder eine Freude, mich mit ihm an an ihm zu messen: Und ein umso geileres Gefühl, wenn ich es dann doch mal hinbekomme, besser als er zu sein. (Was ... ähm ... dann auch eher sehr selten ist)

So finden wir uns bei Sonnenschein (der erste dieses fiesen Winterfrühlings, den ich sehe) am Startort direkt an der Badepromenade des adriatischen Badeortes Cervia ein. Es geht ein rauer Wind von der See her, wir sind guter Dinge. Vor uns liegen 150 Kilometer, knapp 2.200 Höhenmeter, die sich auf 4 Berge verteilen.

Darunter die "Cima Pantani", der beliebte Rennrad-Profi war in dieser Region zuhause und wird hier noch immer sehr verehrt. Fast jeder Anstieg ist hier irgendwie der echte Pantani-Trainingsberg, an diesen des Gran Fondo Selle Italia werden wir ein Bergzeitfahren absolvieren

Entscheidung #1 - Die richtige Gruppe finden

Das Rennen wird halbwegs pünktlich gestartet und schon beginnt das, was wir von jedem Rennen in der Anfangsphase kennen: Jeder versucht nach vorn zu kommen, dort, wo sich die schnellen, die starken Fahrer zu Gruppen sammeln werden. Es herrscht wie immer - gerade auf den ersten Kilometern, die wir uns noch durch den Ort durch unzählige enge 90-Grad-Kurven schieben - eine immense Dynamik.

Italiener können Rennrad fahren, ich sehe keine Stürze, aber ab und zu kommt schon mal der Ellenbogen heraus oder blafft der Eine dem Anderen hinterher.

Flow trifft hier seine Entscheidung: Beherzt setzt er sich schon nach 2 Minuten von uns ab und arbeitet sich im wilden Gewusel an die linke Fahrbahnseite, gibt Gas und ist bald schon nicht mehr zu sehen. Ines und ich treffen eine andere Entscheidung: Wir verbleiben hier im Mittelfeld (auch hier wird schon sehr schnell gefahren).

Das Kalkül ist klar: Florian ist ein "Dieselmotor", er ist wie geschaffen für die Ebene, verfügt über immense Kraftreserven, aber eher niedrige Pulswerte. Zudem ist er ein schwerer Junge - die Berge liebt er nicht. Aus vielen Rennen mit ihm weiß ich, dass er am Berg, vor allem, wenn es dazu noch heiß wird, die Anstiege steil und sehr lang sind, seine Probleme bekommt: So wie bei der La Leggendaria 2012

Also versucht er, die ersten, leicht ansteigenden aber doch eher flachen 34 Kilometer Gas zu geben. Und das in einer der schnellen Gruppen vorn.

Was ihm seine Entscheidung bringt?
Split 1 nach dem Flachstück: Schnelle Gruppe = großer Vorsprung.

Am Fuße der ersten kleinen und später des ersten großen Berges kann Florian so bereits einen Vorsprung von 2 Minuten auf mich herausfahren. Seine schnelle Gruppe konnte so nach 40 Minuten bereits eine respektable Zeit vorlegen.

Denkt mal an Profirennen und Übertragungen bei Eurosport: 2 Minuten Vorsprung ist eine Welt!

Und diesen Rückstand habe ich mir eingefahren, meine Entscheidung eine andere war. Ich bin gut am Berg, eher ein Benziner mit Einspritzpumpe, gut im Beschleunigen, mag kleine, giftige Anstiege, komme sehr gut in langen, steilen und heißen Bergaufpartien zurecht. Deshalb pokere ich: Eher im Mittelfeld einen Rückstand einhandeln und schauen, dass ich das durch eine schnelle Kletterpartie wieder rausholen kann.


Das wird heute keine schönen Ausblicke in die Emilia Romagna geben ...

Das Wetter ist hier, etwas weiter im Inland, deutlich schlechter als noch an der Küste: Es liegt dichter, diesiger und nasskalter Nebel über der Emilia Romagna, man kann kaum weiter blicken als 400, 500 Meter. Es ist etwas kühler geworden, ich bin froh, doch lang-lang gewählt zu haben und im Gegenteil, bin eher genervt, nicht noch das lange Unterhemd anzuhaben.

Körperfett = 0%, Ihr wisst ...

Als es in die ersten kleinen Anstiege und später in den ersten großen Berg geht, denke ich noch einmal an das Flachstück zurück - wie viel schneller muss man sein, um knappe 2 Minuten Vorsprung herauszuholen?

Die Garmin-Daten beweisen es: Florian (grauer Graph) konnte mit fast konstant über 40 km/h diese ersten 34 Kilometer hinter sich bringen. Später wird er von einer eher unruhigen, unkoordinierten Gruppe sprechen und sich beklagen über die "unkalkulierbare" Fahrweise seiner Mitstreiter. Vielleicht ist das der Preis für die hohe Speed?

Ich jedenfalls fahre im ersten Abschnitt knapp unter 40 km/h Schnitt, stetig abnehmend. Für meine Verhältnisse schnell genug: Zwar gibt mir meine Gruppe gut Windschatten, das heißt aber nie, dass man sutsche mitrollen könnte. Im Gegenteil: Die Beschleunigungs-Arien nach den Kurven sind, je schneller die Gruppe unterwegs ist, sehr schmerzhaft und fressen Körner ohne Ende.

Nach dem ersten Split bin ich eigentlich zufrieden: Meine Entscheidung war richtig: Kräfte möglichst schonen durch eine Gruppe, deren Speed meinen Möglichkeiten angemessen ist. Nun geht es in den ersten Berg. Eigentlich meine Spezialität ...

Entscheidung #2 - Speed in der Vertikalen

Ich bin heute das erste Mal mit meiner nagelneuen Kompaktkurbel unterwegs und rechne mir allein deshalb eine etwas entspanntere Bergauf-Fahrt aus - oder eben eine etwas schnellere. Ich kann mich schon auf den ersten steileren Metern schnell von meiner Gruppe absetzen, kann leichten Fußes eine hohe Frequenz treten: Es läuft nach Plan!



Erster Berg des Gran Fondo: Ich gebe dann mal Gas.

Schnell wird es steil: Im Schnitt soll dieser Berg hier 6 Prozent haben mit Rampen bis 12 Prozent. Und das auf einer Länge von knapp 9 Kilometern bei 330 Höhenmetern Gewinn: Kein Stelvio oder Tourmalet, aber immerhin. Jedoch, ganz so vorteilhaft ist diese Topographie für mich dann doch nicht - dieser Anstieg könnte zu "flach" und darüber hinaus zu kurz für mich sein, um Flow zu erreichen.

9 Kilometer Länge - bei seiner Form tritt der das doch auf dem großen Blatt einfach unter sich weg ...



In der Steigung Mitstreiter überholen: Ein tolles Gefühl!

Ich selbst komme gut voran: Das Fahren mit der Kompakt ist eindeutig leichter, als noch mit der Heldenkurbel. Die leichteren Gänge erlauben höhere Trittfrequenzen, ich spare Kraft und kann sogar noch schneller klettern, als bisher.

16 bis 12 km/h bei den flacheren Abschnitten, 9, 10 km/h wenn es steil wird. Dazu viel entspannter Sitzen: früher haben mir die langen Aufstiege teilweise enorme Nackenprobleme bereitet, da ich mich immer wie der Glöckner von Notre Dame in die Kurbel "klemmen" musste - jetzt fühlt sich das viel flüssiger an.


Fast oben und kurz vor dem Ziel: Flow ist in Sichweite!

Ich kann Flow an einer Stelle des Anstieges über mir erkennen: Er scheint 2 Serpentinen Vorsprung zu haben. Und so trete ich noch mehr rein, gebe noch mehr Gas, drücke mir das erste Gel in den Mund und gehe nun noch öfter aus dem Sattel.

Zwar weiß ich zu diesem Zeitpunkt nichts von meinen 2 Minuten Rückstand, aber ich weiß, dass wenn man seinen "Gegner" erst einmal sieht, es dann umso leichter geht, ihn zu erreichen. Und so ziehe ich, haue rein, schalte auch öfter mal zwei Gänge nach oben um im Stehen noch schneller zu sein ...

.. es nützt aber nichts: Der Anstieg ist zu kurz, Flows Vorsprung zu lang und meine Form zu schlecht. Ich werde ihn nicht mehr einholen.

Schock: Er kann sogar im Anstieg noch Zeit rausholen!

Garmin sagt mir zuhause etwas anderes: Es war bestimmt nicht Florians Solartrikot, das ich da über mir erblickt habe. Konnte es gar nicht sein, denn als ich unser beider Kurven über einander lege muss ich geschockt feststellen, dass ich anders als gedacht eben doch nicht schneller war, als Flow.

Im Gegenteil, der Vorsprung meines Teamkollegen ist im Anstieg um weitere 3:20 Minuten angewachsen auf nun über 5 Minuten! Wow, was war hier denn los?!?

Meine Entscheidung, Gas zu geben, war sicher eine Gute - aber Florians Form ist Meilen von der meinen entfernt. Und so gelingt es ihm, mir sogar bei meiner Spezialdisziplin noch Zeit abzunehmen. Was nun?

Entscheidung #3 - Mehr Risiko in der Abfahrt!

Florian ist nicht nur ein Dieselmotor sondern ein begnadeter Abfahrer. Ich kenne ihn mittlerweile seit über 3 Jahren und bin mindestens 20 Rennen mit ihm gefahren, dazu unsere gemeinsame Tour de France über 10 der höchsten, steilsten und bekanntesten Berge und Pässe der Großen Schleife - inklusive der Abfahrten.

Und daher weiß ich: Dieser Mann ist schmerzbefreit!


Flow in der Abfahrt: Platz da!

Ich für meinen Teil fahre gern bergab. Sehr gern auch schnell. Und sehr sehr gern auch richtig schnell. Aber das nur, wenn ich das Risiko halbwegs kalkulieren kann: Guter, trockener Belag, kein Gegenverkehr oder wenigstens einsehbare Strecken, wenig Trubel um mich herum. Dann lasse ich gern rollen, dann knacke ich auch gern mal die 90 km/h-Grenze, wie beim Ötztaler Radmarathon 2012.

Hier, auf der ersten Abfahrt, sind die Verhältnisse zwar nicht perfekt, aber okay. Ich bilde mir noch immer ein, dass Florian irgendwo kurz vor mir sein müsste - und da ich weiß, dass er ein super Abfahrer ist, gehe ich davon aus, dass er, wenn ich nicht richtig Gas gebe, wieder Vorsprung ausbauen könne.

Also entscheide ich mich, etwas mehr Risiko zu gehen.
Und trete rein.


Keine lange, keine schnelle, aber eine sehr geile Abfahrt!

Sicher, 8, 9 Kilometer sind jetzt keine Welt, kaum zu vergleichen mit den fast 30 Minuten Achterbahnfahrt vom Pass des Timmelsjochs. Ich erreiche kaum die 70 km/h-Grenze, was sicher auch am Gegenwind und den vielen, kurz hintereinander angelegten Kurven liegt.

Und doch: Ich trete rein, beschleunige ungewohnt früh und hart, schneide mehrere Kurven teilweise abenteuerlich (kein Gegenverkehr hier) und überhole sogar Mitstreiter, was ungewöhnlich ist: Meine 61 Kilo Lebendgewicht sind eher hinderlich beim Abfahren. Flow´s 90 Kilo wirken dagegen wie ein Turbobooster ...

Lohnt sich meine harte Arbeit?

Kann sich sehen lassen: Kaum Zeit verloren.

Natürlich erreiche ich Florian nicht in der Abfahrt - der ist über 5 Minuten vor mir. Aber später sehe ich auf dem Garmin, dass meine Entscheidung eine richtige war: Denn hat mir Flow überraschenderweise in meiner Spezialdisziplin, dem Aufstieg, 3 Minuten abgenommen, kann er jetzt bei seiner Spezialdisziplin, der Abfahrt, wenigstens kaum mehr Boden gutmachen!

Ich handele mir "nur" weitere 40 Sekunden Rückstand ein, was ein Erfolg ist - normalerweise sind die Abfahrten die Momente, bei denen Flow sich seine Vorsprünge für die Anstiege erarbeitet.


Nächster Anstieg: Werde ich meinen Teamkollegen jetzt einholen können?

Kurz nach dem ersten Berg gehen wir in den zweiten, 10 Kilometer "Vorgeplänkel" bei 5 bis 8%, dann 10 Kilometer bei durchschnittlich 6% mit Spitzen bis 12% - mehr als 600 Höhenmeter insgesamt.

Ich kenne das Höhenprofil des Gran Fondo Selle Italia und - unwissend über Florians momentanen Vorsprung von um die 6 Minuten - gehe ja noch immer davon aus, dass er irgendwo knapp vor mir außer Sichtweite sein muss.

Entscheidung #4 - Wetterkapriolen

Eigentlich habe ich vor, jetzt wieder halbwegs Vollgas zu gehen, um ihn nun zu erreichen. Zwei Dinge werden mir aber einen Strich durch die Rechnung machen. Meine Blase und das Blasen des Windes.


Noch sieht das Wetter ganz gut aus ...

Der Anstieg macht mir Spaß - er ist mäßig steil und immer wieder zwingen richtig fiese kleine Abschnitte zu harter Arbeit im Stehen. Wieder ein Gel, wieder runterspülen mit viel Getränk. Und da merke ich es - nach fast 2:30 Stunden im Sattel werden meine Trinkvorräte langsam alle - und meine Blase immer voller.

Schmerzvoll drücke ich das Verlangen, einfach mal anzuhalten, beiseite und zwinge mich, weiterzufahren: Oben wird eine Verpflegung sein, dass weiß ich, das werde ich also kurz ranfahren, nachtanken und pinkeln.

Und das wird mindestens 4, 5 Minuten kosten. Meine Hoffnung: Florian könnte es nicht anders ergehen. So viel größer kann seine Supersportlerblase ja nun auch nicht sein ...

Dann setzt aber unvermittelt Regen ein. Es wird bitterkalt. Ich zittere, durchnässe immer mehr. Die Stimmung sinkt. Ein böses Omen: Ich performe gut bei Hitze, bin aber fantastisch schlecht bei Kälte. Langsam verändere ich meine Ziele: Flow zu erreichen gerät immer mehr in den Hintergrund. Jetzt heißt es, die Körner konservativ einzusetzen, eher zurückhaltend zu fahren und vor allem: Warm bleiben!

Die Werte aber am Ende zeigen, dass meine erste Annahme gar nicht so abwägig war:

Speed am zweiten Berg: Gar nicht so verschieden.

Zuhause analysiere ich, dass Florian - zwar noch immer schneller als ich unterwegs - auch so seine Schwierigkeiten mit dem Wetter gehabt haben muss. Zumindest, was die Speed-Kurve angeht, bewegen wir uns annähernd in den selben Leistungsbereichen.

Oben fülle ich meine Flaschen auf, pinkle in den Abhang und stürze mich sogleich in die Abfahrt, die ich teilweise sogar etwas schneller als mein Mitstreiter hinabrollen kann. Aber ich kann natürlich nicht wissen, dass Florian entgegen meiner Annahme, keine Pause hier gemacht haben wird. Er wird sich kurz das Büffet angucken - dann aber sofort weiter fahren, wo ich meine 2 Liter Energy Drink-Rückstände ins Weidegras gepresst habe.



Das Foto passt hier nicht, aber ich finde es ganz schön :-)

Am Ende den Anstieges, bei dem Ines, die sich weiter hinten im Feld befindet, noch mehr Probleme haben wird, denn sie wird länger noch dem kalten Regen und dem noch kälteren Wind ausgesetzt sein, werde ich weitere 5 Minuten Rückstand auf Flow bekommen (inklusive der Pinkelpause) und später in der Abfahrt - die ich aufgrund des nassen Asphaltes wieder eher sehr konservativ angehe, noch weiteren Vorsprung erlangen.

Am Boden des Tals angekommen, spüre ich, was ich zuhause schwarz auf weiß anhand der Garmin-Daten sehen werde: Flow ist nun uneinholbar!


11 Minuten Vorsprung: Das sind Lichtjahre im Radsport!

Langsam freunde ich mich mit der Idee an, dass es heute wohl nicht möglich sein wird, den Fußballspieler des FC St. Pauli 5te Herren einholen zu können. Meine taktischen Entscheidungen haben mir jetzt, da die Mitte des Rennens erreicht ist, keinen Erfolg bringen können.

Ich werde meine Strategie verändern. Verändern müssen: Vor mir liegen noch zwei Berge, davon der ultrasteile "Cima Pantani" samt Bergwertung. Und - gefürchtet - das flache Endstück zurück an die Küste.

Entscheidung #5 - Form einwecken

Schon in der Abfahrt im Regen des zweiten Berges gelange ich an meine Grenzen: Die Kälte zieht mir die Energie nur so aus dem Körper, die beiden bergsprintartigen Hatzen auf Flow fordern ihren Tribut.


Geschlagen zwar, aber noch immer ganz gut unterwegs.

Zwar bessert sich das Wetter etwas im anderen Tal - es hört auf zu regnen und es wird etwas wärmer - aber dafür fühlen sich meine Beine zunehmend schwerer an. Ich besehe mir meine Mitfahrer rund um mich herum: Schweiß steht in ihren Gesichtern, es wird kaum noch geredet. Und das will etwas heißen für Italiener: Die schnacken sonst wie die Weltmeister, alle durcheinander, auch gern 15 Mann. Und das alles auch gern bei 15% bergauf.

Jetzt ist es eher still - allen steht der Frost und der übrig gebliebene Regen in den rosafarbigen Gesichtern. Gemessen daran fühle ich mich eigentlich noch ganz frisch - Flow ist zwar unerreichbar, verglichen aber mit vielen anderen Rennrad-Fahrern hier komme ich mich wesentlich fitter vor.

Das baut mich erst einmal auf ...


Bergzeitfahren im Hexenwald: Gruselig. Ob hier Pantani herumgeistert?

In die Cima Pantani biegen wir von einer befahrenen Landstraße aus auf einen schmalen Wirtschaftsweg ein. Zunächst durch Bauerngehöfte, dann durch Nebelwald und weiter oben wieder an Häuschen vorbei.

Es ist steil. Sehr steil!

Auf 4 Kilometer wird ein Schnitt von 8% angegeben - das ist mehr, als der Tourmalet im Schnitt hat. Die Spitzen sind im Roadbook mit 14% ausgewiesen, mein Garmin spricht ab und zu aber auch mal von 16 und 17%. Ob Pantani hier wirklich so oft trainiert hat, weiß ich nicht - jedenfalls gehe ich jetzt kein Vollgas mehr. Eher versuche ich, hier so reibungslos wir möglich hochzukommen.


Ein Rennrad in der Steigung: Es gibt (fast) nichts Schöneres!

Mit der Hitze kommt auch der Spaß wieder. Ich liebe es einfach, in kleinen Gängen diese Monstersteigungen zu fahren! Für mich ist das das Beste am ganzen Rennradsport und das umso mehr, als dass ich in Hamburg und Umgebung keine richtigen Berge habe.

Jetzt, wo der Druck weg ist, unbedingt Florian noch erreichen zu müssen - und vor allem: Was, wenn ich es getan hätte? Was dann? - kann ich auch wieder mehr auf meine Umgebung achten, mich umschauen und wieder mehr die Seele baumeln lassen.


Die Jungs haben alle Spaß "mit" Pantani hier.

Als wir oben ankommen sprinten die Verwegendsten noch die letzten Meter über die Transpondermatten, durchfahren den Torbogen des Bergzeitfahrens, als hätten sie schon das ganze Rennen beendet. Viele halten hier oben an, einer hat ein Transparent des "Il Pirata" aufgehangen, einige bekreuzigen sich und machen Fotos.

Ich gehe ruhig in die Abfahrt, genieße die rasanten Kilometer auf nun wieder trockenen Straßen, kann ab und zu das Meer schon wieder erkennen und merke fast gar nicht, dass ich schon längst wieder im Anstieg zum vierten und letzten Berg bin.

Als ich unten in die letzte Steigung gehe, ist Flow bereits oben:

Uneinholbare 20 Minuten und die letzten 290 Höhenmeter trennen uns von einander, die 5% Durchschnittssteigung und 12% Max-Rampen merke ich kaum noch.

Zuhause sehe ich an der Kurve, wann sich mein Rennen in eine RTF verwandelt hat: Am Ende der zweiten Abfahrt, wo Flow seinen Vorsprung von 9 auf 11 Minuten ausbauen konnte, nehme ich raus. Den Pantani-Berg fährt er 5 Minuten schneller (Wow!), in der Abfahrt kann er mir wieder nur eine Minute abnehmen, den letzten Berg macht er 3 Minuten schneller als ich.

Meine Entscheidung war dennoch die richtige: Das dicke Ende kommt nämlich noch!

Entscheidung #5 - Manchmal ist noch-langsamer besser, als zu-langsam.

Die liebe Sonne scheint, als habe es nie Nebel und nasskalten Ekelregen gegeben. Sie grinst und blinzelt mich an, schon wird es schnell heiß unter Helm und Trikot-Lagen. Als ich die Abfahrt vom letzten Berg hinter mich gebracht habe, liegt vor mir der letzte Abschnitt des Gran Fondo Selle Italia.

Horror.


Allein im Flachen. Bei Gegenwind. Mein Alptraum!

Ich kann unmittelbar nach der Abfahrt 2 Mitstreiter erreichen, an die ich mich hänge. Vom Meer her weht ein unglaublich harter Gegenwind, 24, 25 km/h mögen das schon sein. Und dann zu dritt! Günstige Streckenführung am Anfang macht es möglich, einige Kilometer mit über 40 km/h zu absolvieren (mir hängt die Zunge trotzdem aus dem Hals), als wir dann aber auf Ostkurs drehen, kommt es ganz Dicke.

Die beiden Jungs fahren mit 32, 33, 34 km/h zu schnell für meine Begriffe. Ich merke instinktiv, dass das nicht gut gehen kann - noch knapp 30 Kilometer bei diesem Gegenwind? Über eine Stunde mit nur 3 Mann?

Ich nehme raus, lasse die beiden ziehen.
Horrorszenario: Gegenwind. Flach. Und ich allein!
Grupe haben vs. keine Gruppe haben: Beim GF Selle Italia macht das 10 km/h!

Die Tracking-Daten zeigen es: Schnell sinkt meine Speed auf unter 30, später, bei den ganz fiesen Kilometern, kann ich sogar nur noch mit 22, 23 km/h herumkrepeln. Zwar wird auch Flow gebremst (grauer Graph), aber er vermag es, konstant knappe 10 km/h schneller zu fahren, als ich.

Flow wird später von einer Gruppe berichten, mit der er gebolzt sei. Logisch: Windschattenfahren macht kaum mehr Sinn als in der Ebene. Und ist auch kaum effektiver, als bei Gegenwind.

Bei Kilometer 130 dann aber geht mein Kalkül auf, meine Entscheidung, die beiden Fahrer ziehen zu lassen und einige Kilometer allein im Wind auszuharren, trägt Früchte: Eine Gruppe aus etwa 15 Fahrer fährt auf mich auf, sammelt mich ein. Ich kann mich ranhängen und mitziehen: Die Kurve zeigt es. Schlagartig fahre ich wieder im 30-35 km/h-Bereich.


Nach 5:55 Stunden offizielle Rennzeit, 5:49 Stunden Netto-Fahrtzeit exklusive der Pinkelpausen, fahre ich endlich über die Ziellinie in Cervia. Ines wird mich 15 Kilometer vor dem Ziel noch mit ihrer Gruppe erreichen - was mich sehr freut - und lautstark von allen Italienern zu "Avanti la Donne!" einem Sprint gegen die zweite Dame unserer Gruppe aufgefordert werden.

Die Herren machen langsam - die Andere eröffnet den Sprint, ich brülle Ines zum Sieg. Mit knapp 100 Metern Vorsprung kann sie diesen für sich entscheiden. Toll!

Zu diesem Zeitpunkt wird Flow bereits geduscht haben.

33 Minuten wird er am Ende schneller als ich sein. Eine super Leistung! 




Komisch: Ich verliere am Berg! Logisch: Allein im Wind ist nie gut.

Wie gesagt, das war zu erwarten. Florian ist ein Kämpfer mit unglaublichen Kraftreserven und einem Willen, der keinen Schmerz kennt. Er kann auch dann noch beschleunigen, wenn anderen schon die röchelnden Zungen aus den Lungen abfallen.

Als ich später meine Gewinne und Verluste analysiere, wundere ich mich dann aber doch: Verkehrte Welt! Denn es sind vor allem die Anstiege, bei denen Flow mir Zeit abnimmt. Das kenne ich so noch nicht. Mehr als 14 Minuten kann Florian allein in den 4 Anstiegen auf mich ausfahren: Knapp die Hälfte seines Gesamtvorsprunges!

Nicht auszudenken, wie viel "besser" mein Rückstand aussehen würde, wäre ich in der Lage gewesen, in bester Form in den Anstiegen wenigstens gleichwertig mit ihm zu fahren!

Massiv aber verliere ich am Ende des Rennens: Das Horrorstück allein kostet mich ganze 13 Minuten Rückstand - was wäre nur, wenn ich von Anfang an meine schnelle Gruppe gehabt hätte?

Anyway, sagen wir uns - Ines und ich kommen glücklich, wohlbehalten und ohne Sturz ins Ziel. Und das - trotz Flow - in einer absolut respektablen Zeit, wie wir finden.



Im Ziel in Cervia: Geiles Rennen hier in der Emilia Romagna!

Was ich gelernt habe, jetzt, da ich unsere beiden Rennen vergleichen konnte? Es gibt Entscheidungen, die sich als richtig erweisen. Taktische Eingebungen, kurzfristige Gedankenblitze, die, in die Tat umgesetzt, tatsächlich aufgehen und funktionieren können.

Aber es gibt auch Entscheidungen, die torpediert werden: Der Kontrahent schläft ja nicht. Auch er taktiert, überlegt, handelt. Rennen sind so vielfältigen Aspekten unterworfen - eine Wetteränderung, ein Platzregen, ein Platten, eine Pinkelpause - kleine Details, die zu großen Verschiebungen führen können.

Und dann steht man am Ende eben mal ohne Gruppe im Gegenwind.

Interessant: Was Körper so an sich haben

Garmin liefert mir zudem die Pulskurven von uns beiden. Auch die finde ich interessant. Ich weiß, dass Flow ein wesentlich niedrigeres Pulsniveau hat, als ich. Spätestens seit unserer Leistungsdiagnostik.

Ich finde es spannend zu sehen, dass er den rund 2 km/h schnelleren Anfangssprint in die Berge mit unter 160er Puls fahren kann, dass er in den Abfahrten auf fast Ruhepuls "abkühlt" - aber auch, dass wir zwischen Kilometer 90 und 120 fast auf dem gleichen Pulsniveau fahren (ich erhole mich gerade im Alleine-Stück), bevor es zum Endsprint wieder mehr zu tun gibt für Vorhof, Segelklappen & Co.
Zwei Fahrertypen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So wie ihre Herzen.

Was sind nun also die "richtigen" und was die "falschen" Entscheidungen?

Zum Schluss ...

Abgesehen davon, dass es bei diesen Rennen um nichts geht, als unseren Spaß, den Spaß an Taktik und lieb gemeinter Konkurrenz - man kann es eh nie wissen. 

Pokere ich hoch, halte bei der Labe nicht an sondern stürze mich gleich in die Abfahrt, schneide die Kurven etwas heftiger, bremse einen Tick später und anstelle auf die Hangabtriebskraft zu warten sofort wieder Kurvenausgang reintreten um ja jedes km/h heraus zu kitzeln?


So muss das sein: Spaß soll er machen, dieser Radrennsport!

Jede Minute, jeder Kilometer und jede Kurve bringt neue Entscheidungen. Ein Rezept gibt es nicht - und das macht diesen Sport (auch) so interessant. Ich für meinen Teil ziehe den Hut vor einer großartigen Leistung, die Florian da vollbracht hat. Nur 50 Minuten hinter dem Sieger ist ein tolles Ergebnis.

Und für mich selbst? Die Formkurve zeigt nach oben. Ich konnte diesen Gran Fondo ohne Probleme mit guten Beinen beenden, sehe eindeutige Fortschritte gegenüber den ersten Renneinsätzen 2013. Und bin gespannt, welche Entscheidungen und welche Umstände beim nächsten Rennen - dem Gran Fondo Dieci Colli - uns am Ende da ankommen lassen, wo wir ankommen werden.


Welche Entscheidungen bei welchen Rennen sind Euch noch in Erinnerung? Ich freue mich auf Eure Comments.

Hier sind die Garmin-Datenhttp://connect.garmin.com/activity/295489978 meines GF Selle Italia und hier die Daten von Florians Garmin.

14 Kommentare:

  1. Eine entscheidende Sache haste vergessen: Das Training vorab, das Monatelange Training vorab. Die vielen harten Stunden die bestimmt nicht immer Spass machen aber die Grundlage bilden für so ein Rennen. Ohne das, helfen einem die ganzen Überlegungen nix. Den es gilt immer noch im Radsport: von nix kommt nix.

    Aber du Fragst nach Entscheidungen im Rennen. Irgendwie mach da keine grossen Entscheidungen bzw. sind es vlt. viele kleine, die ständig passieren. Wichtiger finde ich die direkte Rennvorbereitung: spätestens 2h vor dem Start muss Gefrühstückt sein, 45 min vor dem Rennen wird nix mehr getrunken um die Blase nicht unnötig zu füllen. Auf dem Rad wenn man eh Schwitz ist das was anderes - da muss ich eigentlich nie Pinkeln. Kann mich - bis auf TO - nicht an Pinkelstopps erinnern. Selbst im Training nicht. Da wird gefahren. Wichtig find ich noch die Versorgung zu planen und Pausen zu kürzen. Kommt alles aufs Wetter an. Zur Not mit 3 Flaschen starten und dann kommt man schon ganz schön weit (bei den derzeitigen Temperaturen hier oben im Norden reichen mir auf 5h gut 2 Flaschen). Aber auch das kann man Trainieren das man nicht wie blöde trinkt.

    War jetzt vlt. nicht die Antwort die du hören wolltest, finde aber in dem Leistungsbereich solche Überlegungen eher nebensächlich. Ist was ganz anderes wenn man in ner Teamwertung fährt und andere Möglichkeiten hat.

    Trotzdem weiterhin viel Spass beim Biken, den Überlegungen und beim Schreiben laaaaanger Texte hinterher!
    LG! M

    p.s.: 2 Minuten sind im Profiradsport nix. Die werden ganz kontrolliert wieder eingefahren.
    p.s.s.: Sag mal, gabs verschiedene Distanzen? Du schreibst von 3.500 Teilnehmern - auf der Resultatliste auf der du stehst, stehen aber nur 1524 Leute. D.h. die 3.500 verteilen sich auf verschieden Klassen/Distanzen/Wertungen?

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    1. hi markus,

      danke für deinen comment.

      aber ich muss widersprechen: gleich die ersten sätze gehen auf den trainingszustand und die unterschiedlichen körperlichen leistungsvermögen ein. zudem erwähne ich die trainingsmehrleistung meines kollegen.

      was die teilnehmerzahl angeht: jo, die verteilen sich auf drei strecken. allerdings fahren in italien massen an nicht gemeldeten teilnehmern ohne startnummer mit. die 3.700 sagte uns einer der orgaleute im zielbereich.

      bzgl. der 2 minuten: ich meine 2 minuten im ziel. dass ausreißergruppen mit wesentlich längeren vorsprüngen eingefangen werden, ist mir bewusst. vielleicht formuliere ich das bei gelegenheit um.

      anyway, danke fürs lesen und commenten.
      grüßle,
      lars

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    2. Danke für die Antwort :) Aber d.h. ja trotzdem das du Platz 1284 von 1524 gemacht hast - selbst wenn da 3.700 auf deiner Distanz unterwegs waren (was ich kaum glauben kann, vlt. 3.700 über alle Wertungen zusammengenommen). Will ja nicht kleinkariert sein, war nur über die stark abweichenden Zahlen gestolpert.

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  2. Moin,
    erstmal Hut ab, ein Fest für jeden der das Rumspielen mit Zahlen liebt. Der Wunsch nach einem Garmin ist jetzt wohl noch etwas größer. Sollte ich vor RuK noch einem organisieren - Niere auf ebay verkaufen/Prostitution/Banküberfall - kann es durchaus sein, dass ich mal ebensoetwas versuche. Oder dir die Daten mit einem Bestechungspaket schicke.

    Inhaltlich ist schon nach dem 14tägigen Mallorcatrainingslager für mich alles klar. Alles was danach kommt sind richtige, aber weniger wichtige Punkte. Würde mich interessieren, falls du die Daten hast und auch veröffentlichen willst, wieviel km und h ihr jeweils auf der Uhr hattet, als ich am Start standet.
    Pinkeln während des Rennens ist in der Tat verherrend. Ging mir auch einmal so, dass in dieser Pinkelpause jemand an mir vorbeizog und es mich 100min Kampf kostete wieder aufzuschließen. An der nächsten Bergkuppe erwischte er dann eine Gruppe, ich nicht und er war wieder weg... frustrierende Momente.
    Und was ich auch noch wichtig finde. In Kurven etwas schneller reingehen, in der Abfahrt ne halbe Sekunde länger laufen lassen... alles Sachen die man machen kann, der Preis kann nur sehr hoch sein. Lieber 2min länger unterwegs, als 2 Monate überhaupt nicht fahren können weil es einen zerlegt hat.

    Weiter so, vor allen Dingen mit solchen Artikeln und das Fernziel RATA ist ja noch in weiter Ferne.
    Christian

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    1. moin christian & lieben dank für den comment.

      weitere garmin-daten habe ich erstmal nicht, aber bestimmt vom nächsten rennen.

      ansonsten gebe ich dir absolut recht: wie ich schon schreibe, der spaß steht im vordergrund, auch wenn diese ganze datensammelwut und der innere ehrgeiz manchmal vortäuschen, ein "profilein" zu sein :o)

      ride safe

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    2. Hi,
      meinte auch nicht garmin Daten, sondern vielem nur "nackt" wieviel KM und Stunden ihr beide schon seit Beginn des Trainings für diese Saison abgespult hat. Denke der Vergleich wäre interessant um die unterschiedlichen Leistungen noch besser vergleichen zu können.

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    3. achsöööö,

      also, flow hat 1.200 km mit ca. 10.000 hm in den beinen, sowie einige rollen-sessions

      ich habe einen marathon, 7 halbmarathons, 2 x 30 km-lauf, 3 rollensessions und 200 km in den beinen :o)

      LG L

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  3. Hi Lars,

    immerhin warst Du Bestplazierter der "GS CLUB 88 RAVENNA". ;-) Wie kam es denn dazu? Ist eine italienische Vereinszugehörigkeit Pflicht bei der Veranstaltung?
    Mir gefallen deine Berichte und Analysen sehr gut, kenne sonst niemand der in dieser Form berichtet. Aber soweit ich das hier verfolge, musst Du unbedingt mehr trainieren, um bei RATA bestehen zu können. Da helfen die ganzen Zahlenspiele und taktischen Überlegungen nichts, wenn der Körper die notwendige Leistung nicht erbringen kann.

    VG
    bbbaschtl

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    1. hi baschtl,

      danke für deinen comment.

      hihi, ja, der club 88 - dazu gibts demnächst die story hier. ganz witzig :o)

      was das RATA angeht hast du recht: ich habe enormen trainingsrückstand wegen der wohnungsrenovierung und dem kacklangen winter.

      aber das wird schon noch - ich habe mein programm entsprechend angepasst und wenn dieser schnupfen überwunden ist, gehts vollgas los.

      beim RATA bin ich sowieso sehr realistisch - ich weiß, wo meine grenzen sind und ich werde sicher nicht unter 32 stunden ankommen, ja vielleicht sogar nicht mal in nauders selbst ankomme.

      albula/flüela, das wäre realistisch. aber schaunmermal, nech?

      danke fürs lob & fürs lesen.

      ride safe,
      L

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  4. Moin Lars,
    interessanter Vergleich und wieder mal toll zu lesen. Aber was zeigt uns der Vergleich....
    1)Laufen ist keine Trainingsalternative fürs Radfahren
    2)Die Grundlagenausdauer fehlt
    3)Mit diesem Trainingsstand sind solche Rennen eigentlich kontraproduktiv
    And last but not least....Menschen sind einfach zu unterschiedlich.

    Das Florian am Berg so abgeht, ist meines Erachtens dem besseren Trainingsstand geschuldet. Verblase deine Grundlagen nicht jetzt schon. Du wirst sie noch benötigen.

    In Erwartung weiterer spannender Berichte

    Klaus

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    1. moin klaus, danke für deinen comment. aber nun mal langsam....

      1. laufen ist sehr wohl ein anerkannter ausgleichssport. sicher trainiert man mit dem laufen nicht fürs radfahren, aber doch auch die ausdauer.

      2. die kommt schneller, als mandenkt. ich bin kein untrainierter anfänger, sondern habe die winterpause etwas überzogen. nichts schlimmes. das kenne ich schon von anderen saisons. keine sorge.

      3. genau das wollte ich mit dem beitrag zeigen: leute habt spaß, orientiert euchbruhig an anderen, aber im hobbybereich sind die unterschiede viel zu groß, anders als bei den profis.

      alles sutsche: ich bin gut im training.

      dank und gruß,
      lars

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    2. Moin Lars,

      ohne Frage Du bist definitiv sehr gut trainiert. Anders wären diese Leistungen nicht möglich. Das Laufen der Marathons zollt mir immer wieder Respekt. Ich habe aber auch gemerkt, dass mir Training in einer Sportart weniger in einer anderen Disziplin brachte. In der Grundlage war das Okay, aber sobald es ans Abrufen von Leistung kam war ziemlich schnell Ende.
      Ich war vor 10 Jahren ca. 5000km mit dem MTB unterwegs. Die ersten Wochen waren immer recht öde, da ich in der Ebene nur Kilometer bei niedrigen Pulswerten abgespult habe. Wenn ich zu früh "in den Berg" ging und richtig Leistung abgerufen habe, bin ich einfach geplatzt. Ich habe mich darüber mit einem MTB-Sportler, der regelmässig eine Leistungsdiagnose durchführte, ausgetauscht. Sein Sportarzt setzte ihn auch am Anfang der Saison 1-2000km aufs Rennrad um GA zu trainieren, wohlgemerkt...keine Rennkilometer.

      Aber Du kennst ja mittlerweile deinen Körper gut genug und weißt am besten, was für dich passt.

      Beste Grüsse

      Klaus

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  5. Toller Bericht!
    Der Unterschied zu deinem Kollegen ist, das er mit einem schweren V8 Motor fährt und Du mit einem kleinen 3 Zylinder Motörchen. Folge ist, das Du permanent unter Voll-Last fahren musst. Also hohe Tf und Hf, folglich bewegst Du dich nicht im optimalen Energiebereich und musst ständig Energie in Form von Gels, Riegeln und Getränken nachfüllen...
    Du solltest an der Kraft arbeiten, Muskelaufbau und ein Paar Fettpölsterchen schaffen Reserven. Sieht auch besser aus. Ich habe mir auch deinen Leistungsdiagnostik und Conconi-Bereicht angesehen. Abbruchleistung irgendwo bei 220-240 Watt? Das ist verdammt wenig! Zum Vergleich ich komme auf das Doppelte und wiege auch keine 90Kg... Das dein Kollege selbst am Berg Zeit gegenüber dir gut macht, sollte dir zu denken geben - vorallem da Du ja eher als ein Bergfahrer bist.

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    1. hi anonym,
      danke fürs posten, aber keine sorge, das "motörchen" fährt ein rennpensum, das manch anderer nicht schaffen würde und steckt schon noch einige mitstreiter in den sack.

      was die leistungsdiagnose angeht: das alles bei 70 u/min, was extrem langsam ist und in real life nie gefahren wird. daheim auf dem tacx trete ich auch wesentlich höhere wattzahlen. auch du wirst irgendwas um die 90 treten.

      aber anyway, solange ihr mir hier alles so tolle tipps gebt, kann ja nichts schief gehen :-)

      stay tuned, ride safe.

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