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18. März 2012

Ein Startplatz für den Ötztaler Radmarathon ...

... habe ich schon einmal sicher. Sehr geil, denn dank Rernnrad-Fortuna kann ich so einen eh schon genialen Rennkalender mit DEM Alpen-Radmarathon schlechthin komplettieren. Das Finisher-Trikot vom Ötzi gehört zu den begehrtesten Trophäen im europäischen Jedermann-Sport und ehrlich gesagt kann ich mir außer (den für mich unerreichbaren) Leistungen der Brevet-Fahrer nicht viel härteres, als den Ötztaler Radmarathon vorstellen.

Auf knapp 240 Kilometern gilt es, nicht weniger als vier Pässe zu überwinden: Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch. Je nachdem, welche Quelle man heranzieht, summieren sich die positiven Höhenmeter dabei auf 4.900 bis 5.200.

Ich forsche weiter ...



Die 5.000 glücklichen Starter, die am 26. August zwischen 5 und 6 Uhr morgens (oha!) auf die Reise ihres sportlichen Lebens gehen werden, erwarten nicht nur massig Höhenmeter, sondern mit dem Jaufen und dem Timmelsjoch zwei der schönsten Alpenpässe überhaupt.

Insgesamt fahren wir 15 mal den Eiffenturm hoch - und selbst Jan Ullrich finished diese wunderbare Tortur (2011) in nicht weniger als achteinhalb Stunden. Wie schnell ich das schaffen kann, wage ich nicht zu errechnen.

Immerhin geht es für 101 der 239 Kilometer nach oben: Das sind sagenhafte 42% Aufstiegsarbeit an der Gesamtstrecke! Naja. Sehen wir es mal so herum: Dafür geht es 52% des Events bergab ...

Heute raffe ich mich nach dem verkorksten Anlauf, Hamburg-Berlin am Samstag zu fahren, dann noch einmal auf, genieße das teilweise trockene Wetter und reite das Timmelsjoch Hamburgs: Den Waseberg.

Meine Runde - 13 mal geht es über die legendäre, Elb d´Huez genannte, Steigung, die die Profis bei den Cyclassics 4 mal durchqueren müssen. Dann noch den Kösterberg hoch, weil es so schön ist - und die halsbrecherische Falckensteiner Schlucht wieder auf Normal-Null zurück.

Auch hier lassen sich fantastische Rechenspiele anstellen ...





13 mal die Wasebergrunde zu fahren, das bringt summa-summarum knapp 1.100 Höhenmeter. Im Prinzip ist das der Höhenunterschied, den ich bei meiner Tour de France am legendären Alpe d´Huez überbrückt habe.

Das lässt die Brust doch schonmal ganz schön schwellen. Ein 27er-Ritzel braucht man schon. Zu oft habe ich Bekannte und Freunde mit einem 25er in der Elbwand ausklinken und schieben sehen.

Aber Spaß macht es! Zunächst geht es gemütlich eine nicht allzu steile Anfahrt zum Waseberg hin. Die eigentliche Mauer liegt uneinsehbar hinter eine Kurve: Der Friede täuscht! Sobald man in der Steigung ist, verzeiht die Vertikale keine Fehler. Ein mal falsch getreten. Ein mal abgelenkt durch den teilweise dichten Verkehr, ein mal überdreht: Der Mann mit dem Hammer könnte hinter jedem Baum warten!

Ich liebe diese Steigung! Nur 800 Meter lang. Aber unerbittlich. Mit 15% geht es bergan. Aber das war längst nicht alles! Oben angekommen heißt es, sofort noch einmal hart reinzutreten, bis hoch zur Shell-Tanke. Von da geht es den Kösterberg - etwas ruhiger - bis auf 100 Meter über Null.

Den Falckenstein muss man mit Vorsicht genießen! Hier ist schon ein Rennradler zu Tode gekommen. Ich bremse oft, oft auch nicht. Der Belag ist schlecht, hier geht es auch mit 15% bergab, zwei Kurven, auch hier sind die Ausgänge nicht einzusehen, verlangen hohe Präzision. Da dieser Tage Krötenwanderung ist, alles geperrt wurde, ist kein Gegenverkehr zu erwarten (sonst aber!) - also lasse ich es krachen.

Zu Hause angekommen, rechne ich wieder ein bisschen ...




Ich sitze zu Hause bei einer großen Tasse Joghurt und lasse mir das mal durch den Kopf gehen: Die ganze Waseberg-Tour bringt mir fast ebenso viele Höhenmeter ein, wie der Jaufenpass beim Ötzi haben wird. 1.100 nämlich.

Die Runde heute habe ich in 2:30 Stunden absolviert. Und dabei habe ich gerade mal den Jaufenpass gemacht. Drei von der Sorte (Brenner sind ja "nur" 770 Hm, aber das Timmelsjoch ... o la la ...) warten noch.

49 Kilometer ist die Elb d´Huez-Runde lang - das wären 10 km mehr als die Distanz, die der Brenner in Anspruch nehmen wird. Oh man - wie lange werde ich für den Ötzi brauchen? 10 Stunden? 11 vielleicht?

Aber hey - heute habe ich immerhin 22% der Höhenmeter und gar 27% der Kletter-Distanz des Ötzis geschafft.

So schlimm kann das doch alles gar nicht sein. Oder? Na. Aber nun ist erstmal der Barcelona Marathon nächste Woche. Ohne Rennrad. Und ohne Höhenmeter. (Hoffe ich)

Hier gehts zum Garmin-Track Elb d´Huez



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Rechnet Ihr Euch große Herausforderungen auch gern mal schön? Wie geht Ihr an Eure harten Saison-Höhepunkte heran? Ich freue mich über Eure Comments.

16. März 2012

Rad am Ring revisited: Mit Vorfreude in die Saison

Ach, herrlich! Da haben wir alle schon kaum noch damit gerechnet, und dann überrascht uns der gute Timo mit einem Kracher-Trailer zu unserer Rad am Ring-Doku "Punchline".



Wunderbar! Es hat sich gelohnt, nicht auf Creative Commons-Stockmucke zuzugreifen, sondern mit einer lokalen norddeutschen Band ins Tonstudio zu gehen.

Da freut sich das Team SunClass Solarmodule, mein Nordschleifen-Mitstreiter Heiko und natürlich die Sarah, ohne deren fleißige Hände das Chaos in der Box ausgebrochen wäre.

Also: Wir freuen uns auf die ganze Doku - immerhin sind 24 Stunden, eine verrückte An- und vor allem Abreise zu dokumentieren, knapp 100 km/h in der Fuchsröhre und noch so viele andere verrückte Dinge, die einem so passieren, wenn man auf einer der härtesten rennstrecken der Welt einen Tag und eine Nacht unterwegs sein möchte.

Wer sich noch einmal mit mir auf eine Runde Nordschleife begeben will, der kann das hier tun.


Und nun: Gib Gas Timo ... Unzählige Sportler und Cineasten zählen ungeduldig auf Dich! :o)

14. März 2012

Das Rennrad, die Frauen und schlechtes Marketing.

Jeder hat ja so sein Steckenpferd. Der eine ist Busfahrer. Der wird sich auch im Zweiwochenurlaub in Spanien anschauen, wie seine spanischen Kollegen die Linie bedienen. Der nächste ist Koch. Und der wird auch außerhalb seines Restaurants beurteilen, ob sein Kollege den Garpunkt getroffen hat. Der Pilot auf dem Urlaubsflug wird der Landung seines aktiven Counterpoarts im Cockpit Noten geben.

Ich mache Werbung. Und komme nicht umhin, stetig anderer Agenturen Arbeit zu beschauen.


Diese Anzeige in der Roadbike stimmt mich nachdenklich.
Und da stößt es mir am Wochenende sauer auf: Ich sehe in der aktuellen Roadbike die Anzeige für das Womens-Camp. "Moment mal!", denke ich mir und runzle die Stirn: Meinen die das ernst?

Mein erster Chef in meiner ersten Agentur - 10 Jahre ist das her, als ich als kleiner Werbetexter von Bertelsmann kam - gab gerne mal Texte zurück mit der Anmerkung "Neger vor Hütte". Und liebend gern würde ich demjenigen, der dieses Konglomerat an chauvinistischen, flachen und ausgelutschten Anspielungen zu verantworten hat, mit ebendiesem Spruch kommen.

Frauenklischee + rosa Rennradschuh = Umsatz?

Gehts noch?!? Haben die Frauen 100 Jahre lang um ihre Rechte gekämpft, um jetzt mit leeren Symbolen und ideenlosen Platittüden angesprochen zu werden? Das weibliche Schuhregal - für wieviel peinliches "Frauenmarketing" muss es eigentlich noch herhalten? Pumps und Rennradschuhe. Flacher gehts nicht.

Warum muss eigentlich alles, was mit der Zielgruppe Frau zusammenhängt, immer in Rosa lackiert werden?!? Das sind erwachsene Menschen - keine Babies! Oder gibts irgend eine neue Studie die bewiesen hat, dass der Umsatz steigt, wenn man "Women-Products" anstreicht, als kämen sie von Prinzessin Lillifee persönlich?

Ich surfe ein bisschen bei Bike24 herum und suche speziell nach Damen-Produkten. Rosa-Overkill auch hier. Warum nur?

Nicht alle, aber viele Produkte "für Damen" bedienen eindeutig (überholte) Klischees.

Leiden die Damen etwa anders am Berg?
Müssen die Frauen nicht genauso hart reintreten, wie Männer?
Sprinten die Mädels nicht auch mit ausgefahrenen Ellenbogen?

Warum kommt Ihr den Damen dann mit dieser Rosascheiße?!?

Verstehe ich nicht. Muss nicht sein, finde ich. Ich mag Frauen in engen Rennradklamotten. Ich mag es, im Pulk einem schicken Damen-Popo hinterherzufahren. Und ich mag es auch, wenn glattrasierte Waden im Wiegetritt wippen: Und ich hab zu viel Respekt vor Sport und Frau, als dass ich dieses "zielgruppengenaue" Marketing gut finden würde.

Die einzige Rennradsportlerin, der jemals rosa gut gestanden hat, ist Mario Cippollini.


Wie findet Ihr "Frauenmarketing" und Produkte, die den weiblichen Euro durch Rosastichigkeit herauslocken sollen?

3Quarterthon. Ich erhöhe auf 30. Fast.

Tief "Cooper" hat Europa fest im Griff und so ächzt auch Hamburg unter nächtlichen Tiefsttemperaturen von bis zu minus 17 Grad - tagsüber wird es trotz strahleblauem Himmel und einer fantastischen Strahlesonne nicht wärmer als minus 4, 5 Grad.


Zeit für Helden. Oder für Verrückte - je nachdem, wie man es sehen mag.

Da ich meinen ursprünglichen Trainingsplan für den Barcelona Marathon nicht wirklich so umsetzen kann, wie ich wollte (ich laufe nur noch am Wochenende und auch nicht mehr zwischendurch die Kurzstrecken), bin ich auf diesen einen einzigen Lauf pro Woche angewiesen.

Und heute wieder raus???

Das Training bisher

In den letzten 10 Wochen habe ich in schöner Regelmäßigkeit 10 Halbmarathons absolviert. Mehr oder weniger. Mal waren es nur 19 Kilometer, mal über 22 Kilometer - aber immer so um den Dreh herum.

Komm ich heim nach den Läufen, kann ich meist nur einen Satz sagen: "Ich weiß nicht, wie ich 42 Kilometer schafen soll!" ... und plumpse in die heiße Wanne, um geschundene Waden und Knie einzuweichen.

Besonders spaßig wird es jetzt, da Winter ist. Die tiefen Temperaturen sind ein zusätzlich erschwerender Faktor und wirken bisweilen auch demotivierend. Und doch: Der letzte Halbmarathon war mein schnellster. Bei minus 3 Grad.

Vergleiche ich die 10 Läufe stelle ich fest, dass ich in und um die 6er Pace laufe, mal mehr, mal weniger. Das finde ich okay: Ich bin kein Läufer und will auch keiner werden, mit einer 6er Pace im Ziel anzukommen beim großen Lauf, wäre Klasse.

Viel interessanter finde ich, dass ich es über die 10 Läufe gelernt habe, mich besser einzuteilen: Flachen bei den ersten Läufen die Pace-Kurven noch stark zum Ende hin ab, kann ich jetzt relativ ausgeglichen das Tempo halten. Früher war ich anfangs zu schnell unterwegs, musste zum Schluss hin viel rausnehmen.

Heute laufe ich viel konstanter. Anfangs bewusst langsamer, wenn ich noch frisch bin und konserviere mir Kräfte für den Schluss.

Am Ende heißt das mittlerweile, dass ich weniger abgekämpft und fertig nach Hause komme. Mich besser fühle, frischer. Auch sind die Rekonvaleszenzperioden kürzer. Brauchte ich bei den ersten Läufen noch 2, 3 Tage, um wieder normal gehen zu können, erhole ich mich jetzt fast komplett über Nacht und bin am nächsten Morgen beschwerdefrei.

Meine Trainingsmethodik, nur einen Lauf pro Woche zu haben, funktioniert also.

Der Sprung von 20 auf 30 kmHeute steht er also an, der Sprung von Halb- auf Dreiviertelmarathon. "Verrückt" nennen mich einige, die von diesem Plan wissen. Auch ohne Kälte ein riskantes Vorhaben: Trainingsumfänge sollten im Allgemeinen um nicht mehr als 10% auf einmal gesteigert werden.

Ich packe heute 30% drauf.

Als ich mich fertig mache, scheint die Sonne wie wild und klirrekalte Eiskristalle verschönern die Fenster. Der Schnee auf meinem Balkon knirscht unter den Sohlen meiner Turnschuhe, als ich meine Klamotten teste: Nicht weniger als 7 Schichten oben und 2 Schichten unten sollen die Kälte fernhalten.


"Brrrrrr..." ist das kalt!

Aussetzen kann ich nicht. Würde ich heute nicht laufen, verlör ich wertvolle Trainingszeit: Immerhin steht in 6 Wochenenden schon Barcelona an! Nur noch 6 mal probieren, bis es ernst wird!

Ich trage eine dicke Schicht Melkfett auf mein Gesicht auf - das Fett soll die Kälte fern halten. Ebenso halte ich es mit meinen Beinen (Knie vor allem). In meinen Taschen warten 2 EnergyGels auf ihren Einsatz, das Garmin Edge wird hoffentlich nicht einfrieren, was ebenso für meine Trinkflasche gilt.


Erst in den letzten Läufen habe ich gelernt, mich durch die Mitnahme von Musik und vor allem einer prall mit EnergyDrink gefüllten Flasche zu motivieren: Die MP3-Jogger waren mir immer zuwider. Als ich dann aber meinen ersten Lauf bei einem angenehmen House-Set von Nick Warren ausprobiert hatte, merkte ich schnell, wie sehr mir die Musik hilft, abzuschalten, die (negativen) Gedanken durch positives Denken und Schwelgen in Rhythmus zu verdrängen.

Dass ich nun auch unterwegs trinke, dankt mir mein Körper sofort - die Zeiten der beiden letzten Halbmarathons (die ich mit Trinkflasche gelaufen bin) sprechen für sich.

Und so bin ich guter Dinge, als ich mich anziehe - die Sonne tut ihr übriges.


Ich trete raus.
Alles in mir schreit "Umkehren!".
Und laufe los.

Der 3Quartherthon

Heute sollen es also 30 Kilometer werden. Na hossa, denke ich, als mir vor der Haustür sogleich beißend kalte Klirrekälte zwischen die atmungsaktiven Maschen der beiden Laufhosen fährt. Schnell bewegen! Reibungshitze produzieren! Und vor allem: Raus aus dem Schatten!

Ich laufe bewusst sehr viel langsamer, als beim Halbmarathon. Mein Garmin Edge zeigt 7,6 bis 7 km/h an - sonst sinds 9 bis 10 km/h.

Nach wenigen Metern bin ich warm gelaufen. Das erste Teilstück von Eimsbüttel zur Alster laufe ich locker. Ich fühle mich prächtig! Die Außenalster ist - Überraschung! - voller Läufer, was mich freut, denn allein macht das hier nun wirklich nicht Spaß. Witzig, wie wir dürre eingekleideten Hobbyläufer uns um die dick eingepackten Spaziergänger schlängeln - dabei staunende Blicke und manch Kopfschütteln ernten.

Die erste und die zweite Alsterrunde laufe ich ohne Probleme.

Hart wirds auf der dritten Runde ab Fernsicht - jetzt heißt es beißen! Und ich beiße mich durch, rettende Gedanken an die heiße Wanne, die daheim auf mich wartet, hämmere ich mir gegen die Waden- und Knieschmerzen immer wieder ins Bewusstsein. Dann endlich! Die dritte Runde ist vollbracht - da hinten, zum Fernsehturm. Dann nur noch bis Schlump und dann, dann sehe ich das Atelco-Hochhaus. Und bin schon wieder daheim.

3:11 Stunden brauche ich für nicht ganz 30 Kilometer.

6:52er Pace.

Ich bin zufrieden.

Vergleiche ich die Zwischenzeiten dieses ersten 3Quarterthon mit meinem letzten Halbmarathon vor einer Woche, so sehe ich, wie sehr konservierend ich gelaufen bin: Schon auf dem Run an die Alster bin ich 3 Minuten langsamer, als beim Halben. Die Alsterrunden - sonst niedrige 40er-Zeiten, bin ich heute 6 bis 7 Minuten langsamer gelaufen.

Aber hey: Ankommen war das Ziel. Und obwohl es mich schon etwas wurmt, dass ich "nur" 28,4 km anstelle der magischen 30 auf dem Display des Edge zu stehen habe, ziehe ich eine positive Bilanz.

Die Grundlage mit den Halbmarathons ist bestens. Kein Krampf trotz niedrigster Temperaturen, kein Seitenstechen oder sonstige Probleme. Und schon wenige Stunden nach dem Lauf sind Waden und Knie bis auf das wohlige Pumpen des warmen Blutes in den Adern beschwerefrei.

Barcelona, ich komme. 13,8 km muss ich noch draufpacken, dann knacke ich dich!

Als ich nach dem Lauf in den Spiegel blicke, verstehe ich dann auch endlich, warum mich die ganzen Laute an der Alster so angeglotzt hatten ... es war nicht mein heldenhafter Einsatz, meine athletische Figur oder die modische Brille. Nein.


Der Rotz hängt mir gefroren im Bart, die Schweiß vom Kopf hat außen an der Mütze einen ansehnlichen Eispanzer gebildet. Ich sehe aus wie Arved Fuchs nach einer Arktis-Expedition.

Held oder Verrückt? Ich glaube, das eine geht ohne das andere sowieso nicht.




Hier gehts zum Garmin-Track


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Ein Experiment

Die Rennradsaison ist vorbei. Für mich ist sie das. Zu kalt. Zu früh dunkel. Zu rutschig das Laub. Und überhaupt: 6.945 Kilometer in 2011 im Sattel meines Cervélos verbracht, davon stattliche 1.239 Kilometer in Rennhärte, 1.090 Kilometer auf RTFs - es tut gut, den Carbonboliden auch mal eine Auszeit zu gönnen.

Auszeit?

Na, sagen wir mal so - es verlagert sich. Laufen ist angesagt.



Der Samstag ist sonnig wie lange nicht mehr, kühl zwar, aber viel versprechend und da in nicht weniger als 5 Monaten mein (was auch immer mich dazu getrieben hat) Einsatz beim Marathon in Barcelona ansteht dachte ich mir, es wäre eine gute Idee, heute mal einen Halbmarathon zu laufen.

Meine Freundin tippt sich an die Stirn. Ich stürme los.

Einige Run2Works habe ich dieses Jahr schon erledigt und meine rennradgestählten Waden und Oberschenkel quittierten die 5 Kilometer-Läufe pünktlich nach dem dritten Run mit einem mindestens 2 Tage andauernden, heftigen Muskelkater.

Heute stehen 20 Kilometer an, also halte ich das Tempo niedrig. Mein Garmin schwankt zwischen 6 und 7 km/h.


Es läuft sich prima: Aus Eimsbüttel den vertrauten Weg vorbei an Fernsehturm und CCH über eine vereiste (!) Brücke am Cinemaxx zur Außenalster - zum ersten Mal in meinem Leben werde ich DIE Laufstrecke Hamburgs nun in Angriff nehmen.

Mich erstaunt, wie wenig Läufer heute unterwegs sind - oder kommt mir das nur so vor, da ich das bunte Treiben sonst nur als langsamer Spaziergänger als sehr viel wuseliger empfinde?

Die Strecke ist herrlich, seicht plätschert myriardenfach glitzerndes Wasser an das Ufer, die Enten schnaken und es könnte besser nicht laufen: Mein Rhythmus ist perfekt, ich atme wie ein Profi. Und werde allenthalben überholt. Na. Mir egal - heute will ich nur ankommen!

Was mir auffällt: Kommen mir Läufer entgegen, mustern sie mich von oben bis unten: "Wie schlank ist der/die?" oder "Welche Marke haben die Laufschuhe?", das scheinen die Gedanken sein. Einige grüßen. Viele nicht. Das kenne ich vom Rennrad anders - ich grüße jeden Rennradfahrer. (außer Canyon :o)

Link

Ich erreiche den Langen Zug, fühle mich prächtig, begebe mich auf die Gegenstrecke und habe lange Zeit eine Regatta, die auf der Außenalster stattfindet, zu bestaunen. Amerikanische Botschaft, Touristen umschiffen - schon bin ich wieder am CCH und auf dem Heimweg.

Leichte Knieschmerzen rechts - aber sonst fühle ich keinerlei Schmerzen. Sicher auch mit das Verdienst meiner Kompressionsstrümpfe, die mir schon bei meinem Hamburg-Berlin Privatzeitfahren gute Dienste geleistet haben.

Schon sehe ich Atelco-Computer, trautes Heim naht, aber es fehlen noch 5 Kilometer. Und hier wird´s psychologisch. Eine große Schleife ums Carreé Eimsbusch, meine Kräfte beginnen zu schwinden. Die letzten 4 Kilometer zähle ich runter, kann fast nicht mehr - ein Aufschrei der Erlösung bleibt aus Kräftemangel nur als Absicht im Hirn stecken, als ich bei Kilometer 20 das Garmin ab- und mein Laufen einstelle.

Ja, ja, ich weiß - 20 Kilometer sind kein richtiger Halbmarathon. Aber fast einer.
20 Kilometer. Mal so aus der Kalten. Finde ich okay. Eine Pace von 6:30 min geht auch besser, klar.

Ich sags mal so: 5 Kilometer hätte ich noch geschafft. Mit Trinken und ein, zwei Powergels vielleicht nochmal 5. 42 Kilometer allerdings, das ist eine Zahl, die ich unvorstellbar finde. Noch.

Aber es sind ja auch noch 5 Monate Zeit bis Barcelona.



Hier gibts den Garmin-Track.

Froschbeine? Meine neuen Kompressionsstrümpfe von CEP.

Also, ich bin ja immer offen für Neues. Aber meine neuen Kompressionsstrümpfe habe ich mir dann doch erst heute getraut zu testen. Ich habe sturfmfrei.

Nicht, dass meine Süße nicht schon genug zu ertragen hat mit meinem Hobby - und sie kommt auch echt gut zurecht mit meinem Rennrad-Spleen. Aber Großmutters Stützstrümpfe /auch wenn sie noch so trendy grün funkeln) wollte ich ihr dann doch nicht zumuten.



Gestern lege ich ein 80 km Zeitfahren nach Plön aufs Parkett - inklusive Hamburger Feierabendverkehr und Rush-Hour auf der B 432 mit einem neuen Rekord in 2:42 Stunden. Heute die selbe Strecke (mit Platten) in 2:54 Stunden.

Die Waden schmerzen. Zeit, die wundersamen Versprechungen der Kompressions-Branche mal auf den Prüfstand zu stellen.

Die Kompression der sehr eng anliegenden Socken soll die Durchblutung fördern, den Abfluss von Gewebsflüssigkeit beschleunigen, soll Nährstoffe und Sauerstoff schneller zu den Muskeln transportieren und so die Regeneration der beanspruchten Fasern insgesamt verbessern.

34 Euro bezahle ich nach einer sehr angenehmen Beratung inklusive Vermessen meiner Waden im Karstadt Sports. Ein stolzer Preis.
Ich dusche. Lege mich bequem vor den Fernseher, genieße meinen eiskalten Regenerations-Kakao und beschaue mir meine Froschbeine. Richtig: Schick siehts nicht aus.
Eng umschließen die Stümpfe am Sprunggelenk beginnend meine Waden. Ich fühle den Druck - ohne dass es unangenehm wirken würde.

Nach einigen Minuten scheint sich mein Körper an die Teile gewöhnt zu haben und nimmt weder die Kompression noch den Stoff der Socken wahr. Ich lasse sie etwa eineinhalb Stunden an - dann muss ich noch mal raus, Besorgungen erledigen.

Ich streife - etwas umständlich, denn die sitzen wirklich bombenfest - die Socken ab.


Und augenblicklich stellt sich ein wohliges Kribbeln ein.
Ja, es fühlt sich sofort sehr angenehm an.

Als ich draußen zur U-Bahn gehe, kribbelt es weiterhin. Ein tolles Gefühl.

Haben die Socken meine Regeneration beschleunigt? Meinen Bluttransport verbessert? Die Regenration verkürzt? Keine Ahnung - eines aber merke ich: Ich fühle mich frischer in den Beinen, angenehmer irgendwie.

Dort, wo sonst nach einem Rennen, einer Tour oder einem harten Training noch stundenlang eine schwummrige Schwere in den Beinen hängt, kribbelt es jetzt angenehm.

Froschbeine?
Froschkönig!

Brrrr. Produkttest: Gore Bikewear Überschuhe. Ahhhh.

Kalt ist es, an diesem Samstag. Dabei steht die Sonne schon hoch am Himmel, der so blau strahlt, als sei der bevorstehende Winter nur ein unbewiesenes Gerücht.

7 Grad Celsius sagt mir mein Garmin - ganze 13 Grad mehr, als beim Zeitfahren Hamburg-Berlin letztes Wochenende, und doch - ich bin froh, dass ich sie habe. Die neuen Überschuhe von Gore Bike Wear.



Die Strecke, die ich mir heute vornehme, ist nicht lang: Ganz 85 Kilometer durchs kalte - wenigstens nicht frostige - Norddeutschland. Oben 3 Schichten, unten 3 Schichten. Und ganz unten verrichtet die dämmende Pelzschicht der Überschuhe ihren Dienst.

Kein Windzug dringt durch die Überschuche - meine Mavic-Rennradschuhe sind extrem lüftungsaktiv, sodass ich mir jetzt sicher schon nach wenigen Kilometern Eiszehen geholt hätte.


So aber sitzen die Überschuhe, dank genauer passform, dehnbarem Material und justierbarem Verschluss fest und sicher. Sie umkleiden sogar meine Sprunggelenke und - wie es sich für mich anfühlt - irgendwie stützen sie diese sogar.


Fast erinnern sie mich an die Speed-Überzieher, die die Jungs beim Zeitfahren tragen. Etwas klobig kommen sie schon daher, fast wir orthopädische Schuhe, aber der etwas fragwürdige ästhetische Effekt ist zweitrangig - die Überschuhe sind der Hammer!

Ich erinnere das Zeitfahren Hamburg-Berlin - Minus 3 Grad hatten wir als Rekordniedrigstwert. Und meine Füße? Wohlig warm. Jederzeit. Kein Problem.


Die Überschuhe sind an der Sohle komplett offen. Eine massive Naht und ein extrastarker Gummizug halten die beiden Schuhhälften unten zusammen. Genug Platz für die Cleats allemal. Und keine Angst - die Sohne ist immer windgeschützt. Keine Kälte schafft es in den Schuh.

Der Grund? Innen haben sie die Überschuhe mit dichtem, weichen Fleece ausgekleidet. Ob Schafe oder Polyester dafür sterben mussten, weiß ich nicht: Ich weiß nur, dass diese Überschuhe die beste Anschaffung für die Herbstsaison auf dem Rennrad sind, die ich seit langem getätigt habe.


Von Gore Bike Wear, das muss ich zugeben, war ich nach zwei Fehlkäufen und Qualitätsmangel eigentlich eher abgeneigt. Die 35 Euro für die Überschuhe - alle anderen kamen mir nicht halbso gut verarbeitet oder dämmend vor - habe ich nur zögerlich ausgegeben.

Nach nun insgesamt knapp 400 Kilometern allerdings: Hut ab, Gore Bike Wear! Tolles Produkt. Die Qualität der Touren bei eisigen Temperaturen steigt dank Euch um 100 Prozent. Genial. Kaufen!

Gran Fondo New York: Ein Rennrad-Traum

Dieses Jahr fand er zum ersten Mal statt: Der Gran Fondo in der Hauptstadt der Welt, im Schmelztiegel der Kulturen, im Big Apple. "Wir bringen italienische Radfahr-Kultur in die größte und faszinierende Stadt der Welt" - haben sich die Organisatoren auf die Fahnen geschrieben.


Organisiert hatten sie eine 170 Kilometer lange, aufregende Strecke. Start ist auf der meist befahrenden Brücke der Welt, George Washington Bridge. Vor der elektrisierenden Skyline Manhattans geht es nach Norden auf der Seite New Jerseys langsam aus der Stadt heraus -bis Alpine und Stony Point geht es dann mitunter ziemlich ruppig bergauf.

4 Bergwertungen hatten sie eingebaut: 4 Bergwertungen mit Zeitnahme.

Und siehe da: Das erste Event war gleich ein voller Erfolg. Ausgebucht. Ausgeflippte Teilnehmer aus aller Welt. Und am 20. Mai 2012 geht es wieder los.

6.000 Glückliche werden in meiner Lieblingsstadt das tollste Sportgerät der Welt bewegen. Werden die Wolkenkratzer im Rücken haben, werden sich die bis zu 20% steilen Rampen hochkämpfen, 171 Kilometer ihren Mann und ihre Frauen stehen und am Ende eines der - mit Sicherheit! - faszinierendsten, emotionalsten Jedermann-Rennen der Welt gefahren sein.

Oh man ...

200 Dollar ... Die Meldegebühr. Flug. Hotel

Ohhh man ...

Ach.

Weißte was?

Ich habe das einfach mal gebucht :0)



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Antreten zur Anprobe: Die Kleiderordnung für das Zeitfahren Hamburg-Berlin 2011.

Ah, endlich ist es soweit: Am Samstag bekomme ich die Chance, meine Schmach von 2010 ungeschehen zu machen. Die 280 Kilometer des Zeitfahren Hamburg-Berlin - traditionell für viele Rennradfahrer der Saisonabschluss - stehen an.

In den letzten Tagen habe ich mich mit dem Track, Hotel- und Rückfahrtbuchung, Ernährung unterwegs, der Wartung meines Cervélo R3 und natürlich mit der wichtigen Frage: Was anziehen? beschäftigt.

Die Wetterfee (bestätigt von Google) bescheinigt einen sonnigen, mit wenigen Wolken garnierten Tag. Das Niederschlagsrisiko liegt bei 0 Prozent. Die Temperaturen werden sich im einstelligen Bereich bis maximal 11, 12 Grad bewegen: Perfekt für ein Herbst-Erlebnis!

Ich erinnere mich, dass es letztes Jahr vor allem mein Hintern war, der gelitten hat. Die Lösung: Ich werde über meiner kurzen Radhose und der langen Laufhose eine zweite Radhose tragen. Samt Polster.

Und behindert mich weder beim Sitzen noch beim Treten. Die wenigen Millimeter, die mein Hintern jetzt höher liegt, als normal, wirken sich - zumindest beim Test heute - nicht auf die Bewegungsabläufe aus. Wenn doch, wird die Hose halt ausgezogen.

Nach HHB 2010 plagten mich irre Rückenschmerzen und eine hässliche Erkältung. Grund: Ich hatte mir die Nieren am Rücken verkühlt. Dies wird mir am Samstag nicht mehr passieren.


Ein kurzes und ein langes Unterhemd von Craft werden genug Wärme am Körper halten. Hoffe ich. Ein kurzes Trikot, ein Langes Trikot und meine Cervélo-Jacke runden die Oberbekleidung ab.

Ob ich die dämmende Vaude-Kappe unter dem Helm brauchen werde, weiß ich noch nicht. Sie wärmt zumindest super die Ohren. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das Cervélo-Cap ausreichen dürfte: 10 Grad und Sonnenschein sollten keinen Ohrenfrost verursachen.

Da es keinen Regen geben wird (Gottseidank!) muss ich auch nicht wieder meine Socken in wasserdichte Frischhaltefolie verpacken - freue mich aber sehr darauf, die nagelneuen Gore-Tex Überschuhe auszuprobieren.


Lange Handschuhe unter den normalen Radhandschuhen sind ein Muss.

Tja. Und so kann sie kommen, die Reise nach Berlin. Ich freue mich auf Lars, der sich trotzdem er ein schickes Storck besitzt, bereit erklärt hat, im Team mit dem Namen "Cervelovers" zu starten.
Okay, dafür habe ich unser Hotel auch in der Nähe des Storck-Store in Berlin gebucht ...


Wenn wir jetzt nur noch einen seichten Westwind bekommen, dann kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen: Gut angezogen bin ich jedenfalls.

+++ UPDATE +++

Aufgrund eines sich ausbreitenden Schnupfens und der Tatsache, dass die Hamburger morgens wieder anfangen, ihre vereisten Autos freizukratzen, werde ich eine komplett lange Kombination (Hose, Langarm, alles geflockt) sowie die Laufhose (lang) und die kurze Kombination tragen.


Wir lesen: Des Radsports letzter Kaiser

Nun, das Wetter - zumindest hier im Norden - lädt seit einigen Wochen nun wirklich nicht zu sportlichen Höchstleistungen ein. Kalt. Nass. Kein Rennradwetter. Und da ich nicht die ganze Zeit über an meinem Tour de France-Blog schreiben kann, habe ich es mir mit einem schönen Radsport-Buch unter der Kuscheldecke gemütlich gemacht.

Wir lesen: "Des Radsports letzter Kaiser" vom renommierten Sport-Journalisten Klaus Blume.


Eines vorweg: Wer einen Enthüllungsroman erwarten würde (was mir zuwider gewesen wäre) oder eine epische Heldensaga, der wird enttäuscht sein. Blumes Buch ist ein sehr sachlich und so objektiv wie möglich daherkommendes Buch über die "Causa Ullrich".

Ruhig, ohne Superlative, dabei verständlich mit vielen erklärenden Anleihen garniert nimmt Blume den Leser zunächst mit in die Welt des Profi-Radsports. Erste "Aha"-Effekte: Eine abgeschlossene, bisweilen dunkle Welt, fernab jeglicher staatlicher Gesetzgebung, fast mafiös organisiert, autark mit eigenen Regeln und Gesetzen. Eine Welt, in der Jan Ullrich - ebenso wie alle anderen - zu funktionieren hatte.

Der Leser bekommt Einblicke in die DDR-Sportkaderschmieden, in der auch Jan groß geworden ist: Hier wurde sein Charakter geformt. Der "Beta-Wolf" Ullrich, wie Blume es beschreibt, definiert.

Schockierend, bisweilen aufrührend, beschreibt Blume die Zustände und Abläufe einer immer mehr ins Maßlose abdriftenden Radsportwelt der Neunzigerjahre - inklusive der kühlen, menschenverachtend anmutenden Marketingmaschinerie, mit der der Telekom-Konzern das Team zu seiner mächtigsten Werbewaffe geführt hat. Und auch hier hatte Ullrich, wie jeder andere auch, zu funktionieren.

Wiee die Medien, allen voran BILD und BUNTE, den Supermenschen aufgebaut haben, wie sich Promis und Politiker dem überforderten Rostocker anbiedernd zur Seite genommen haben, wie Ullrich stilisiert wurde zum Heilsbringer, zum Größten aller Großen - zum deutschen Miguel Indurain.

An einen instabilen Charakter, an einen Ausnahmesportler, der nie gelernt hat, für sich selbst zu sprechen, über ein Jahrtausendtalent, das an allzu großen Erwartungen an ihn, den "Radsportübermenschen" zerbrochen ist, über Werbung, Anwälte, ein verzwicktes Doping-Recht und all die geschichtlichen, tradierten (Un-)verhältnisse versucht Blume, ein wenig Luft zu lassen.

Nie beschönigend, nie mit dem Schleier verklärenden Mythos verzerrt, stets so objektiv wie es geht und immer versuchend, hinter kalten Fakten die Menschen zu erkennen, ist "Des Radsports letzter Kaiser" ein Buch, das man wegliest, wie man noch warmes Schwarzbrot mit Quark und frischem Schnittlauch isst: An einem Tag habe ich es durch.

Ich muss zugeben, es zieht mich runter.
Macht sehr nachdenklich.
Bisweilen traurig.

Und doch: Bei all der Scheiße, die Jan Ullrich zu ertragen hatte und hat, bei all den Fehlern, die Jan Ullrich gemacht hatte und macht, verliert Blume nie diesen wundervollen Aspekt, diese Faszination und die Begeisterung für einen Sport, den wir alle mit so viel Hingabe und Liebe ausüben.

Aufgewühlt und desillusioniert. Und doch versöhnlich. Schließe ich den Umschlag und stelle Ulle zu den anderen Radsportbüchern.

Ein tolles Buch.
Lesetipp!

Tour de Jütland - 700 Kilometer an der Windkante

So. Nachdem Blogger den kompletten Text des ersten Tages der 8 Etappen meiner Dänemark-Rennrad-Tour gelöscht hat, ist meine Motivation, all diese wunderbar wohlgeformten Sätze wieder mühsam zu rekonstruieren, dann nach mehrmaligen Anläufen gen 0 gesunken.

Und so möchte ich Euch für den Tour-Bericht die "besten" der 100 Fotos zeigen - und noch einen Satz dazu. Fertsch.
Viel Spaß trotzdem beim Rohrschach-Dänemarkbericht.


Dänemark - ich komme. Haltet Eure Pölser fest, der Cervelover hat nur 4 Etappen, um zu seiner Süßen zu kommen! Ah, Wind, Danke Petrus - leider von der falschen Seite. Von hinten musser kommen, von hinten!

Was soll man über Dänemark sagen? Südjütland ab Flensburg? Flache Hügel, schnurgerade Straßen, die Eintönigkeit einer anspruchslosen Strecke - 30 Grad für den, der keinen Schatten hat. Mehr, als das Schattenspiel auf dem Asphalt habe ich von den ersten Stunden auch nicht in Erinnerung.

Dänische Hotels - eine Mischung aus Landadel-Pomp und Siebziger-Charme. Dazu skandinavische Einrichtungen und Lichtschalter wie aus "Raumpatroullie Orion". Wenigstens sind die Dänen Rindfleisch-Gurus, gut fürs Belobigungs-Steak am Abend.

Die "Olsenbande" darf natürlich nicht fehlen. Macht auch auf Dänisch Spaß. Nebenan feiern sie lauthals Hochzeit, weiß nicht, was nerviger ist.

Eintöniger gehts nicht? Gestern war nur ein Vorgeschmack. Ab Christiansfeld wirds landwirtschaftlich. Eben wie ein Spiegel, keimendes Grün und makelloses Himmelsblau. Sonnenstich und Rennrad-Wahn inklusive.

Ach, der Wind.

Nervt immer noch. Noch immer nicht von vorn.

Gute Miene zu bösem Spiel. Ach, ich scherze nur. Bin ja zum Spaß hier. 30er Schnitte sind eh nicht drin. Dafür sorgt Meister Gegenwind und - Nein, Dänemark ist nicht flach! - der ein oder andere Hügel im Weg.

Aarhus Hotel. Direkt am Yachthafen. Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte.

Aarhus Innenstadt. Beim Latte Macchiato durch die Gassen schlendern. Studentinnen haben wieder kurze Röcke - okay, jetzt ist´s Urlaub!

Erwähnte ich die Steaks? Besoners groß und saftig im Boefhuset am Hafen (und schweineteuer!). Hat ein bisschen länger gedauert, dafür ist ein "Big Beer" auch 0,75 Liter groß.

Abends ausruhen. Vorher Rad putzen. Cervélo muss ja nach was aussehen. Im TV läuft die Tour d´Romandie - und ich mache es mir bequem. So stelle ich mir einen Etappenausklang vor.

"Four of them?" hatte die Shelltankenfrau zweimal gefragt. Ja, mach mir vier von den Dingern. Ein Snack zwischendurch. Muss auch sein. Es wird zunehmend bergiger. Und der Wind ... kommt noch immer von vorn.


Das könnte schon fast das Harzer Vorland sein, bilde ich mir ein, dabei kämpfe ich mich nur gerade wieder eine der vielen Rampen hinauf. Heute gehts nach Westen an die andere Küste. Aber denkste? Der Wind hat natürlich gedreht.

Und ist natürlich auch immer noch Gegenwind. C´est la vie.

Gute Beine muss der Mensch haben. Ich habe sie. Rasiert sind sie sogar auch.

Nächste Station. Geheimtipp: Hjarbaek an einem See. Traumhaft. Das B&B von Hannah & Arne. Sehr nett, sehr freundlich. Es gibt nur ein Restaurant am Platze - aber das ist das beste in der Umgebung. Reservieren ist angesagt. Herrlich hier.

Beim Sonnen am See hole ich mir einen Brand. Komisch, dabei sieht es so kühl aus.

Nächster Tag, Etappe 4. Gegenwind bis zur Weißglut. Da hilfts auch nicht, wenn mich die dänische Tourismusbehörde mit einem Abstecher nach Frankreich belohnt.

Und auch nicht, dass Bella Italia gleich ein Ort weiter ist.

Ein letzter Berg - 2 Gels eingeworfen. Da hinten, da, gaaanz hinten, da wartet er: Ein Kuss meiner Süßen, der glühende Ofen einer Sauna und ein blubbernder Pool für meine geschundenen Glieder.

Na, wenn das mal nicht romantisch ist - In den Dünen ist gut munkeln.

Schick ists hier in Vrist - mit 15 Mann in einem Riesenhaus und allem Pipapo. Auch sonst spricht man hier Deutsch. An den Autos steht nur Pinneberg, Hamburg, Ratzeburg und Kiel.


Erbe - Beton, der langsam versinkt. Nazibunker als Wellenbrecher. 1944 haben die Teile noch hinter den Dünen gestanden. Das Meer holt sich halt alles wieder.

2 Tage Ausspannen vergehen wie im Fluge. Dann wieder los - Südkurs, gen Heimat. Rückenwind? Pustekuchen! Stetiger Gegenwind und das auf völlig offenem Gelände. Ich rege mich schon gar nicht mehr auf ...

Gottes Fingerzeig: Ein Schattenwurf vom Kondensstreifen. Da hinten, da irgendwo, da muss ich tatsächlich hin. Nörre Nebel heißt der Ort.

Angekommen ist Selbstverpflegung angesagt. Da das TV nur 2 dänische Sender hat, genieße ich die Hochzeit von Prince William und Kate Middleton zu Baked Beans und Mini-Pölser. Und kann dank schnell einsetzender Verdauung das makabre Geschehen zünftig kommentieren.

Der nächste Tag bringt mich nach Römö. Wollte da schon immer mal hin. Kampf gegen Windböen und fiese Anstiege. Esbjerg hinter mir. Bei kleinstem Gang und größtem Wind einen Katzenbuckel machen und sich über 13 km/h freuen. Deprimierend.

Der Damm hinüber nach Römö mit Rückenwind verschafft dann schon Durchschnittsgeschwindigkeiten, die ich für angemessen halte. Aber ich weiß: Morgen muss ich alles zurückzahlen!

Faszinierend, dieser Damm. 10 Kilometer nur geradeaus. Links Meer. Rechts Meer. Vorne eine zarte grüne Morgana. Fragiles Inselchen.

Das dann überraschend dicht bewaldet ist. Erinnert mich an den NVA-Flugplatz meines Vaters. Geheimnisvoll. Wohl nicht umsonst das Klassenfahrtmekka so vieler deutscher Lehrer?

Und das passiert, wenn man 21 Uhr nach einem Steak einen Kaffee zum Banana-Split bestellt.
Humor haben die Dänen ...

Heimat. Endlich. Auf dem Deich. Etappe 8 ich kämpfe mich seit Stunden an der Küste neben Sylt entlang. Irgendwann steht das letzte dänische Schild da. Dann ein deutsches Ortseingangs-Signal. Klanxbüll. Deutschland. Das Leiden an der Windkante hat ein Ende.

Ich freue mich. Komisch.
Die Schafe blöken aber deswegen auch nicht glech anders.

Dafür hupen hier wieder die Autofahrer. Home, sweet Home.

Frühlingstour zum Einrollen - 780 km in 8 Etappen. Die Tracks zum Nachfahren gibts gern auf Anfrage.


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