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28. Juni 2014

Koffein & Taurin auf dem Rennrad: Länger wach und fit im Radsport?

Es sind gerade die sehr langen Rennen oder Fahrten auf dem Rennrad ab 8, 9, 10 Stunden, die neben härtesten Anforderungen an die Kraft und Fitness auch die Psyche in extremer Weise fordern. Bei einem 24-Stunden-Rennen, wie Rad am Ring oder in seiner extremsten Ausprägung dem Race Across the Alps zum Beispiel, wird der Faktor Müdigkeit zur bestimmenenden und damit rennentscheidenden Größe.


Wach bleiben - nur wie?


Ich möchte mich in diesem Blog-Post genau diesem Thema widmen und meine Erfahrungen mit Techniken und vor allem diverse Produkte aus der Nahrungsergänzungsmittel- und Sportbranche vorstellen. Motiviert hierdurch wurde ich durch eine Anfrage für einen Produkt-Test, bei der ich zugegeben sehr skeptisch war.




Die klassischen Wachhalter und -macher treten gegen E-Gixx an.

Ich bekomme eine E-Mail von Steven Wink, einem der Macher hinter der W&S Nutri GbR, der mich fragt, ob ich sein Produkt E-Gixx einmal testen wolle. Die Website sieht für mich als Werbeprofi, der noch dazu die Hochglanzwerbeprodukte der großen Player gewöhnt ist, zugegeben etwas laienhaft aus. Ebenso die Flyer und Infomaterialien, die sie mir zusammen mit einer Probepackung zusenden.

Ich sage dennoch zu. Zum einen, weil mich das Thema vor nicht all zu langer Zeit noch sehr bei unseren Vorbereitungen und Planungen zum RAAM beschäftigt hat und damals die 322 Kilometer lange Mecklenburger Seen Runde anstand: Ein Rennen, bei dem ich davon ausging, rund 14 Stunden im Sattel sitzen zu müssen.

Zum anderen, weil ich es hier eben nicht mit einem Hochglanz-Player im Konzernverbund mit einem der großen globalen Lebensmittelkonglomerate zu tun habe, sondern mit zwei enthusiastischen Jungs, die sich den Traum eines eigenes Start-Ups erfüllt haben.


Kaffee & Rennrad: Die klassische Mischung


Bevor ich E-Gixx zum ersten mal einsetze, analysiere ich, wie ich die Problemstellung des Wachbleibens bisher gelöst habe. Klare Antwort: Koffein. Bei RAR zum Beispiel in Form Unmengen Kaffee. Ich trinke Kaffee etwa seit ich 14 bin. Manchmal frage ich mich, ob meine Koffein-Rezeptoren überhaupt noch den Wirkstoff annehmen - wenn er über das schwarze Flüssige zugeführt wird.




Kaffee, am besten Espresso, "ballert" effektiv wach und gibt Schwung.

Und doch, die aufputschende Wirkung kann ich bei Rad am Ring sehr wohl feststellen. Doch das ganze hat zwei Haken. Zum einen muss ich die Dosis kontinuierlich erhöhen: Alle 3 Runden einen halben Löffel mehr in die Kaffeemaschine. Bei 11 Runden wird das am Ende eine Mischung, die so schwarz ist, dass der Löffel zum Umrühren scheinbar von selbst stehen bleibt.

Haken 2: Kaffee wirkt sehr harntreibend. Die Folge, bei fast jeder Runde ist der Gang zur Toilette vorprogrammiert. Wer die Toilettensituation auf dem Nürburgring kennt, der weiß, dass man da schon mal 500 Meter und mehr zurück zu legen hat.

Bei Rad am Ring im 2er-Team kein Problem, denn dort fahren wir im Wechsel. Zeit genug, möchte man meinen. Als Solostarter hätte ich damit schon meine liebe Mühe gehabt. Alle 25 Kilometer pinkeln zu müssen, ist einfach nur nervig und kostet Zeit.


Koffeinhaltige Energy-Gels: Halten die effektiv wach?


Für mich die beste Alternative: Die diversen koffeinhaltigen Gels. Ich fahre Produkte der Schweizer Firma Sponser und setze bei meinen Einsätzen auf die Liquid Energy Plus-Tuben. Abgesehen davon, dass mich diese Gels quasi mit hochwertigen Kohenhydraten während der Rennen "ernähren", sollte der Anteil an Koffein (und in manchen Produkten auch mit Taurin) pushend wirken.





24 Stunden, 11 Runden, 6.050 Höhenmeter und +90 km/h. 
Wach bleiben lebenswichtig!

Aber wenn ich ehrlich bin: Diesen Effekt spüre ich bei den Gels nicht. Warum? Vielleicht, weil Kaffee, speziell hochdosierter Espresso, da einfach "mehr Bumms" hat? Vielleicht auch, weil ich im Rennen voller Endorfine bin und eh nix mehr mitbekomme?

Allerdings: Schaue ich auf die Inhaltsstoff-Liste des Gels, so stelle ich fest, dass in einer Tube Sponser-Gel gerad einmal 50mg Koffein enthalten sind: Das ist weniger als in einem doppelten Espresso. Wer sich vom Energy-Gel einen nachhaltigen Wachbleibe-Effekt erwartet, der wird vergeblich warten. Es sind und bleiben immer noch Energy-Gels.


Finger weg von Koffeintabletten! (Meine Meinung)


Sicher die ultimative Darreichungsform, wenn es um den Koffeingehalt geht: Die Koffeintablette. 200 mg pro Tablette ist absoluter Rekord. Ich selbst kenne die durchschlagende Wirkung noch recht gut aus der Teenager-Party-Zeit. Durchfeiern bis früh um 9 ist kein Problem. Die pushende Wirkung enorm.

Und doch rate ich dringend von der Nutzung von Koffeintabletten ab.

Die Wirkung dieser hochdosierten Tabletten ist explosiv. Der schnelle Wirkeintritt überzeugt zwar zunächst, ebenso ein, wie ich finde, auch recht lange andauernder Wachzustand. Doch der gerade der Koffeintabletten ausgeprägte Jojo-Effekt hat mich schon sehr früh und sehr schnell davon abgebracht, auf diese Beigaben zu verzichten.





Einsatz fragwürdig: Die Koffeintablette.

Nach dem Hoch folgt das Tief. Unweigerlich: Der Körper wird ja nur künstlich wach gehalten, seinem natürlichen Drang nach regenerierender Ruhe beraubt. Sinneswahrnehmungen werden getrübt, ein Zustand von Fitness und Vitalität vorgegaukelt, das Gehirn reibt übermüdete Muskeln über ihre Belastungsgrenzen hinaus, ohnehin leere Depots werden brutal weiter geschröpft und eiserne Reserven angegangen. Gesund ist anders.

Der tiefe Fall bei der Koffeintablette ist vorprogrammiert: Für mich sind die weißen Dinger nur noch höchst selten im Reisegepäck an den Start eines Rennens. Und dann auch nur als absolut letzter Rettungsanker bei Rennen, die über 12 Stunden gehen. Ich habe seit 2010 keine Koffeintablette mehr nehmen müssen und kann auch eher nur von der Verwendung dieser abraten.

Was ich allerdings seit dem Ötztaler Radmarathon 2012 mit wachsender Begeisterung zu mir nehme ist - Ihr werdet lachen - Red Bull.


Alternative Red Bull? Was der Gummibärsaft auf dem Rennrad bewirken kann.


Es ist die letzte Labestation am Timmelsjoch, Schönau, an der auch ich völlig entkräftet ankomme - noch den halben Anstieg zum Pass vor mir, stürze ich mich in das Büffet. Und mache große Augen: Horden durchgeschwitzter Radsportler füllen sich hastig sabbernd in beide Flaschen pures Red Bull. Wirr grinsen sie mich an, Verzweiflung und Hoffnung treiben sie.

Red Bull? Gehts noch?




Am Timmelsjoch beim Ötzi: Literweise Red Bull in den Venen.

Aber irgendwie hat das Sinn: Hochdosiertes Koffein, pushendes Taurin. Eine Mischung, von der die Verzweifelten hoffen, dass sie sie über die Passhöhe dieses steilen Anstieges wenn schon nicht katapultieren, dann doch magisch und langsam schieben würde können. Ich bin ähnlich fertig und lasse mir 1,5 Liter des Gummibärchensaftes in die Bidons lufen. Egal, denke ich mir, nur noch 10 Kilometer Anstieg, dann geht es eh nur bergab. Der Jojo-Effekt kann mir egal sein, ich bin dann eh gleich im Bett.

Und tatsächlich: Red Bull verleiht mir wirklich Flügel. Wie in Trance, betäubt fast, trete ich - damals noch mit Heldenkurbel ausgestattet - den Pass unter mir weg, reite in Sölden ein und bin außer mir vor Stolz und Freude. Den Ötztaler Radmarathon bezwungen. Und noch heute bin ich mir sicher, dass ich das nur mit Wasser-Schorle zumindest in der Zeit so nicht geschafft hätte.

Red Bull nehme ich deshalb noch sehr gern. Aber das wirklich nur auf den letzten Kilometern, um die letzte Hürde zu nehmen. Niemals als Wachmacher durchgehend nehmen: Dazu ist das Zeug einfach zu hoch dosiert, auch hier drohen Jojo-Effekt und der bekannte "Koffeinschock".


E-Gixx - Koffein, Taurin, Guarana mit dem "Knoffhoff-Effekt".


Umso interessanter lese ich mir die von Steven beigefügten Materialien zu E-Gixx durch. Der Claim dieses Produktes ist "Just stay awake". Es gibt E-Gixx seit dem 1.4.2014, seit dem offiziell als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen, behördlich getestet und zertifiziert. Die beiden Firmeninhaber sprechen sowohl Ausdauersportler an, wie auch den Partygänger oder den Berufskraftfahrer.

Was macht E-Gixx aus?




Kapseln: Einfach zu schlucken. Oder einfach
in Wasser/Getränk auflösen.

"Bei der Entwicklung des Produktes kam es uns darauf an, die möglichst einfachste Darreichungsform anzubieten: Unsere Verwender sollen keine Drink trinken müssen, keine Bars essen müssen oder sonst ein Beiprodukt einzunehmen haben - Just stay awake - also die wachmachende Wirkung pur zu sich nehmen, das war das erste Ziel." Am Ende steht deshalb die Kapsel.

Diese ist klein und handlich, passt in jede Tasche und kann ohne Probleme mitgenommen werden. Das kann ich bestätigen: Bei der Mecklenburger Seenrunde nehme ich 2 Kapseln (die empfohlene Tageshöchstdosis) mit auf die Reise. Die gleiche Menge Koffein wären 2 Gel-Tuben gewesen, die mehr Platz einnehmen.

Öffnet man eine Kapsel, sieht man ein glitzerndes, graues Pulver: Es enthält die drei Bestandteile von E-Gixx. Taurin, Guarana und Glucuronolacton.




Graues Pulver: Guarana, Taurin und ein
Stoff für die Depot-Wirkung.

Taurin und Guarana-Extrakt sind die Wirkstoffe, die uns pushen und wachhalten. Steven erklärt mir: "In vielen Energy-Drinks wird synthetisches oder ungebundenes Koffein verwendet. Dieses wird aber - gerade in Verbindung mit Zucker - sofort vom Körper aufgenommen. Das ist die pushende Wirkung, die man spürt, die allerdings von kurzfristiger Dauer ist und schnell ihre Wirkung verliert."

Bei E-Gixx wird deshalb das Koffein im natürlichen Guarana-Extrakt verwendet. Steven meint dazu: "Bei unserem Produkt, das übrigens in Österreich hergestellt wird, entsteht durch die Bindung des Koffeins an natürliche Pflanzenfasern eine ganz natürliche Depotwirkung - der Körper kann diese Fasern nämlich nur langsam abbauen." Das Koffein gelangt daher nach und nach in den Körper, einen Schock kann es deshalb nicht geben.

"Zwar ist der Pusheffekt bei E-Gixx nicht so hoch - dafür aber länger.", sagt Steven. Und ist es nicht genau das, was wir wollen?




Durchschnittlicher Koffeingehalt pro Shot oder Portion: Da
kann einiges zusammenkommen.

Ich teste E-Gixx bei meinem Einsatz bei der MSR und bei bisher 2 langen Trainingseinheiten von 7 Stunden Länge am Brocken. Ich möchte hier nicht übertreiben: Es ist genau so, wie Steven es sagte. Eine pushende Wirkung spüre ich ... nicht. Was ich aber positiv bestätigen kann, sind 2 Dinge.

Erstens: Ich bin nicht eine Sekunde unkonzentriert. Das fällt mir vor allem bei der MSR auf. Bis zum Schluss fahre ich hochkonzentriert, hellwach und habe keinerlei Probleme, klar zu denken, Entscheidungen zu treffen. Das "sich in Trance fahren", das ich so oft erlebe, oder gar die Gedächtnislücken nach langen Rennen (ich habe zum Beispiel keinerlei Erinnerung mehr an den Jaufenpass beim Ötztaler) habe ich bei der MSR nicht.

Zweitens: E-Gixx ist tatsächlich superpraktisch. Im Prospekt nennen sie das "duales Anwendungssystem". Ich kann die Kapsel einfach schlucken - fertig - oder sie in meinem Getränk auflösen.


Bei Einheiten über 10 Stunden ab sofort
immer dabei: E-Gixx.

Dass die Kapseln keinerlei Eigengeschmack haben, frei von Zucker, Süß-, Farb- oder Konservierungsstoffen und dabei 100% vegetarisch und zudem diabetikergeeignet, sei nur am Rande erwähnt.

Ob man nun unbedingt koffeinhaltige Produkte zu sich nehmen muss, oder lieber beim Espresso bleibt, ob man auf den Red-Bull-Schock am Ende schwört oder alles mit den Gels macht, das ist und bleibt eine Frage, die sich jeder selbst beantworten muss.

Für mich ist das schlagende Argument die Verträglichkeit: Ich habe weder bei E-Gixx noch bei Sponser "Nebenwirkungen" im Magen oder im Kopf, deshalb nehme ich diese Produkte gern mit an die Startlinie.

Bei E-Gixx finde ich die Depotwirkung bei relativ geringem Koffeingehalt interessant: Herzrasen und Zuckerschock der hohen Dosen der Vergangenheit sind damit ein für alle Mal vorbei. Auch das Tief nach dem Hoch. Für mich ist klar: Die E-Gixx-Dose kommt nun überall dort mit hin, wo ich länger als 10 Stunden eine Höchstleistung im Rennradsattel zu erbringen habe - und die Koffeintabletten kann ich ruhig daheim in der Hausapotheke lassen.

Mehr Informationen über E-Gixx findet Ihr auf der Website: Traut Euch und schreibt Steven ruhig, er beantwortet gern Eure Fragen. Die Dose mit 60 Kapseln kostet 20,99 € und ist im Online-Shop erhältlich.


Wie haltet Ihr Euch bei langen Rennen wach? Ich freue mich über Eure Kommentare.

9. Juni 2014

Kein RAAM für uns in 2015. Team SunClass sagt Tschüs.

Da auf G+ und via twitter schon eine kleine Diskussion im Gange war, möchte ich heute kurz zur Entwicklung in unserem Team etwas posten. Ja: Wir werden nicht beim RAAM 2015 starten können. Der Frust hierüber sitzt noch fest, obschon dies nun schon seit zwei Monaten fest steht.

Schwierige Marktlage zwingt Sport-Sponsoren zur Konsolidierung.


Jeder, der die Diskussionen um das EEG, die Erneuerbaren Energien und wie/ob man sie fördern sollte, verfolgt, weiß, dass die Solarbranche in Deutschland in einer Krise steckt. Nicht erst seit den Strafzöllen auf chinesische Solar-Module sondern auch und vor allem im Zuge der Drosselung der Förderung beim Ausbau der Solaranlagen.



Ein großartiges Team. Tolle Rennen. Großer Radsport.
Team SunClass verabschiedet sich. Vorerst.

Wie ich persönlich zum EEG und all den Implikationen stehe, gehört nicht in diesen Radsport-Blog - Fakt ist jedoch, dass diese Krise auch nicht Halt vor unserem Sponsor gemacht hat.

Die hohen Investitionen in unser Radsportteam, welches SunClass Solarmodule seit 3 Jahren unterstützt, haben nachhaltig zur Markenschärfung und damit zur Kundenbindung des Unternehmens beigetragen. Doch es kommt der Punkt, an dem ein Unternehmen seine Finanzen konsolidieren und Investitionen umso sorgsamer prüfen muss, wenn sich Marktlagen verschlechtern.

Logisch auch, dass diese Einsparungen zunächst vor allem diejenigen Aktivitäten betreffen, die "Marketing-Luxus" sind.

Und: Ein Radsportteam nach Amerika zu schicken, ist purer Luxus.

Natürlich trifft uns diese Entscheidung hart - als Werbeprofi kann ich sie allerdings mehr als nachvollziehen und habe auch aktiv hierzu geraten. Unser Team SunClass Solarmodule wird deshalb zunächst keine Rennen in 2014 fahren können und deshalb ist auch die mit erheblichen Ausgaben verbundene Teilnahme am RAAM 2015 abgesagt.



3 Jahre. 25 Rennen. Unzählige Erinnerungen. Tolle Menschen.

Nichts desto trotz möchte ich mich im Namen aller, die bisher im Solar-Trikot für SunClass fahren konnten, für drei spannende, mitreißende und aufregende Saisons und mithin drei Rennkalender bedanken, die ihresgleichen suchen. Gran Fondos und vor allem sensationelle Bergrennen in ganz Europa und New York City: SunClass hat uns ermöglicht, auf einem sehr hohen Niveau antreten zu können. Danke dafür!

Ich selbst sage zudem Danke an alle tolle Menschen, die ich in unserem Team kennen lernen durfte - es war mir jedes Mal eine Freude, mit Euch durch so manche sportliche Hölle zu gehen.

Ich bin guter Dinge, dass mit neuen Produkten und Services, vielleicht schon schneller als wir uns das erhoffen, wieder schicke Solar-Trikots bei Radrennen gesichtet werden können.

Sponsorensuche im Radsport - ein Blick hinter die Kulissen.


Selbstverständlich waren wir während der unsicheren Wochen nicht untätig. Denn abgesehen davon, dass wir für das RAAM eine ebenso motivierte wie sympathische Begleit-Crew zusammengestellt hatten, waren wir auch mit den Trainingsplänen und -ansätzen auf einem guten Weg.

Das können und wollen wir nicht aufgeben.

Hier nun zahlt sich die jahrelange Arbeit, die in unseren Websites steckt, aus. Wir können auf die mittlerweile ansehnliche Reichweite sowohl der SunClass-Radsport-Website als auch dieses meines eigenen Blogs setzen.

Und nicht zuletzt auch unser "As", die Filmcrew aus Berlin, ausspielen, um nach Alternativ-Sponsoren Ausschau zu halten.


Kommt noch 2014: Die zweite Rennrad-Doku
"Another Punchline - Race Across the Alps"

Immerhin entstehen mit "Punchline - 24 Stunden Grüne Hölle", "Another Punchline - Race Across the Alps" und dem dritten, letzten "Final Punchline"-Projekt dann drei Rennrad-Dokumentationen in Spielfilmlänge auf einem immer weiter steigendem filmischen, szenischen und technischen Niveau.

Die Fertigstellung des zweiten Teils hat nun oberste Priorität für uns.

Jeder, der schon einmal auf der Suche nach Geldgebern war, weiß, wie schwierig es ist, überhaupt an die Entscheider der Unternehmen heranzukommen, die man sich als Sponsoren vorstellen kann.
Wenn man sie dann erreicht: Man hat nur eine kurze E-Mail, nur ein kleines DIN-A4-Blatt Gelegenheit, das Gegenüber (das im Zweifel Dutzende dieser Briefe pro Woche erhält) von gerade der eigenen Leistung und dem Nutzen für dessen Produkt, Marke oder Service zu überzeugen.

Mittlerweile bin ich bei einem dreistelligen Porto-Betrag angekommen, verbringe immer wieder viele Stunden im Grafik-Programm zur Erstellung und dem Updating der "Calling for Sponsors"-Materialien und führe unzählige Telefonate, um für unsere Idee zu kämpfen. Denn nach wie vor wollen wir beim Race Across America an den Start gehen.

Sponsorenakquise - noch dazu in einem so heiß umkämpften Markt wie dem Rennrad-Geschäft und das gegen eine Masse an Mitbewerbern - ist sehr, sehr harte Arbeit.


Die Perspektive - RAAM mit neuem Partner?


RAAM 2015 ist gestrichen. Dazu sind wir mittlerweile zu weit weg vom Trainingsplan. Und unsere Crew ist auch aus den Verträgen entlassen: Warum (selbstfinanziert) trainieren, wertvolle Urlaubstage fernab der Familie opfern, wenn keine Perspektive ist? Das kann ich gegenüber den 10 Helfern nicht verantworten.

Dennoch: Wir sind immer wieder in spannenden Gesprächen mit potenziellen Partnern für das RAAM-Projekt. Unser Airline-Sponsor bleibt uns sogar erhalten. Allerdings haben wir uns einen neuen zeitlichen Rahmen gesetzt. Das Ziel, in 2015 an den Start zu gehen, haben wir zugunsten einer sichereren Planung, die wir unabhängig von neuen Partnern weiterhin durchziehen werden, aufgegeben.

Wir hoffen nun, im Juni 2016 beim RAAM in Oceanside am Start zu sein.




Das Ziel ist und bleibt eine Teilnahme am RAAM.
Aber eher 2016.

Das gibt uns mehr Planungssicherheit im Vorfeld. Und mehr Zeit für eine noch professionellere Vorbereitung. Die Erfahrungen, die wir seit der aktiven RAAM-Planung, die ab Dezember 2013 gestartet war, gemacht haben, sind hier natürlich von unschätzbarem Wert.


Unser neues Team - Willkommen auf der Welt, Lousy Legs Racing.


Bisher fungierte der Lousy Legs I.V. im Hintergrund als offizieller Rechnungsgeber für unsere Sponsoren. Heiko und ich sind Vorstand und (noch?) einzige Mitglieder dieses Vereins. Um in Zukunft, zum Beispiel bei den anstehenden Renn-Events oder neue Foto- und Filmmaterialien für die Sponsorensuche nicht gänzlich ungebrandet auftreten zu müssen, haben wir uns dazu entschieden, den Lousy Legs I.V. nun "offiziell" zu machen.






Demnächst mit kompletten Klamotten & Co:
Lousy Legs Racing I.V.

Der Name unseres Clubs war damals schnell gefunden: In einem Smalltalk im Finish mit einem französischen Teilnehmer. Der beklagte sich bitter über dessen "Lousy Legs". Hinterher sahen wir, dass unser Freund auf Platz 15 (!) rein gekommen war ...

Ein bisschen Augenzwinkern und Ironie ist schon dabei - und passt ja auch, auch wenn man es selbst nicht so oft zugeben will, zur eigenen Verfassung. Und doch: Auch Lousy Legs beißen sich durch, machen eine gute Figur.




Faszination am Radsport. Spaß am
Erreichen von Grenzen. Das war SunClass. Das ist Lousy Legs.

Wir waren und sind nie die Siegertypen, die Beißer, die Ballerer oder die Strategen gewesen. Wir sind und bleiben Menschen, die vom Radsport fasziniert sind, die diese Faszination leben, erleben und weitertragen wollen. Die es sich zum Ziel setzen, eigene Grenzen zu erfahren, sie zu erweitern oder durchaus auch an ihnen zu scheitern: Nicht die Platzierung ist das Ziel, sondern der spannende Weg ins Finish.

In diesem Sinne - Es bleibt also spannend.




Welche Erfahrungen habt Ihr mit Sponsoring und Partnern für den Radsport? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

5. Juni 2014

Extended Seattube Cutout am Cervélo S5 - so schützt Ihr Euren Rennrad-Rahmen vor Steinschlag-Schäden.

Wer sich für den Kauf eines S5 entschieden hat, der wird sich Website oder das Cervélo White Paper durchgelesen haben, oder von einem kompetenten Fachhändler beraten worden sein.

Darum ist das Cervélo S5 eines der schnellsten Rennräder auf dem Markt.


Teure Entwicklungs-Software, Spezialisten aus Luft- und Raumfahrt, die lange Erfahrung Cervélos als "Vater der Aero-Räder" und nicht zuletzt endlose Testreihen im Windtunnel haben, laut Cervélo, die Form des Rennrad-Rahmens nach Aero-Gesichtspunkten definiert. Dabei ist einer der fünf wichtigsten Faktoren, die das Cervélo S5 zum schnellsten, oder einem der schnellsten Rennräder auf dem Markt machen, der sogenannte Extended Seattube Cutout.


Der Extended Seattube Cutout am Cervélo S5: Nur noch 2-3 mm zwischen
Sitzrohr und Reifen-Mantel.

Man kann das frei auch "verlängerter Ausschnitt im Sitzrohr" nennen, nur das schreckt eher ab, finde ich. Okay, was ist der Cutout? Hierbei wird der Rahmen so nah wie möglich an das Hinterrad herangeführt - "ausgeschnitten" sozusagen im Kreisdurchmesser des Laufrads.

Anscheinend haben die Cervélo-Messungen ergeben, dass es maßgeblich die Verwirbelungen zwischen Sitzrohr und Hinterrad sind, die zum Widerstand beitragen. Eleminierte man diese Verwirbelungen, wäre schon mal ein Faktor beim Luftwiderstand weniger zu beachten.

Radsport findet nicht im Windtunnel statt.


Ob das nun wirklich alles so funktioniert, kann ich auch nach einigen tausend Kilometern an Bord des S5 nicht sagen: Radsport findet nicht im Windtunnel statt und gerade in unserer Hobby-/Amateur-Klasse sind es noch viele andere Faktoren, die uns langsam machen, bevor dann der klitzekleine Anteil Luftwiderstand" käme.

In meiner Leistungsklasse ist es egal, ob ich ein Aero-S5 oder ein "klassisches" R3 fahre.

Wer allerdings auch, wie ich, ein S5 besitzt oder sich mit dem Gedanken trägt, eines zu erwerben, für den hier ein wertvoller Tipp.


Rotes Lenkerband in der Innenseite des 
Cutouts - schützt effektiv vor Steinschlag.

Schon bei meinen ersten Fahrten mit dem S5 höre ich immer wieder unter mir ein markanten "SSSSÖÖÖÖRP!". Das sind dann kleine Steinchen oder Dreck, den die feuchte oder heiße Laufrad-Decke des Mantels quasi aufsammelt und dann zwischen Cutout und Mantel "einsaugt".

So schützt Ihr Euren Carbon-Rahmen vor Steinschlag und Kratzern.


Das ist zum großen Teil nichts Schlimmes: Nur die aller wenigsten Steinchen, deren Durchmesser dicker als 2-3 mm sind, schaffen es gerade wegen der hohen Fliehkräfte der Laufräder, es eine halbe Umdrehung am Mantel anzuhaften.

Die, die es schaffen, werden meist schnell wieder ausgeworfen.

Da mich das aber irgendwie nervt, klebe ich an die Innenseite des Cutouts Lenkerband in den Rahmen: Sollte nun doch einmal ein Stein partout nicht webfliegen sollen, dann wird zunächst das Lenkerband abgehobelt, nicht Lack oder gar Carbon.


Ihr solltet alle 1.000 - 1.500 km das Schutzband checken.

Mein neues Cervélo S5 VWD fahre ich nun etwa seit 1.500 Kilometern, die letzten Mal entlang regennasser, dreckiger Deichstraßen und bei der Mecklenburger Seen Runde auch (kurze) Abschnitte auf Sand- und Feldwegen (neben den Pflastersteinstraßen). Beim letzten Putzen bemerke ich, dass das Lenkerband schon ganze Arbeit geleistet hat.

Etwa auf 3 cmist das Lenkerband abgeschabt. Zeit zum Auswechseln.


Ab und zu erneuern, und Steinchen, Scherben usw.
können Eurem Carbon nichts anhaben.

Den betroffenen Abschnitt entferne ich und klebe etwa 10 cm neues Lenkerband auf den Rahmen. Fertig. Kostet fast nichts und schützt effektiv Euren (teuren) schicken Rahmen vor Steinschlag.

Einen ästhetischen Aspekt hat das ganze dann auch noch, wie ich finde: Beschaue ich mir das Rennrad in einem bestimmten Winkel, kann ich ein wenig die Innenseite des Cutouts feuerrot schimmern sehen - ein wenn auch klitzekleiner, so doch sehr geiler Effekt!


Beruhigt fahre ich nun wieder weiter und erhalte mir die Schönheit des Rahmens - auch an einer Stelle, wo man normalerweise nicht hingucken könnte.

Gerade weil ich mit dem Cervélo S5 VWD das Top-End Rennrad (mit entsprechender finanzieller Investition) besitze, ist es mir wichtig, das Rad nicht einfach nur runterzurocken, sondern alles dafür zu tun, dass es auch bei intensivem Gebrauch in Training und Rennen möglichst lange Zeit seine makellose Schönheit behält.

Dazu gehört natürlich die Pflege nach jedem Ausritt - aber eben auch z.B. die Präventivmaßnahmen am Seattube-Cutout.


Edel verpflichtet: Das VWD soll seine Schönheit lange behalten.

Dennoch: Das S5 ist sicher kein Rennrad für die "rustikaleren" Strecken, auch wenn es weit davon entfernt ist, ein Schönwetter-Rad zu sein. Als Aero-Maschine ist es aber nunmal optimiert für bestimmte Strecken-Profile und stellst schon einige Anforderungen an die Qualität der Straßen, auf denen Ihr dieses Rennrad bewegt.

Allerdings: Mit dem Lenkerband im Cutout ist auch mal ein Ritt über Rollsplitt kein Problem.

1. Juni 2014

5 Trainings-Tipps für die Langstrecke auf dem Rennrad: Eine etwas andere Sternfahrt.

"Endlich habe ich die 300 Kilometer-Grenze!" - Ihr kennt das? Das ist der Jubel, den früher oder später (fast) ein jeder Rennrad-Enthusiast einmal ausstoßen will/wird.

Und ganz gleich welche Grenze Ihr Euch setzt, ob es die geschafften 5.000 Höhenmeter (vielleicht die +6.000 Höhenmeter der Endura Alpentraum?) oder das Erreichen der 300 Kilometer (vielleicht den Klassiker Zeitfahren Hamburg-Berlin?) werden - jedes neue Verschieben einer persönlichen Grenze ist ein Erfolgserlebnis der besonderen Art, auf das man lange zurück blicken kann.

Zurecht. Denn einfach nur das Rennrad zu bewegen, das ist vielen zu wenig. 

(M)eine Definition: Was ist eigentlich "Langstrecke"?


Auch wenn für viele von Euch, diejenigen zum Beispiel, die bei 400 km, 600 km-Brevets oder den ultralangen Events wie Trondheim-Oslo, London-Edinburgh-London oder ähnlichen Veranstaltungen antreten, die 300 Kilometer schon nicht mehr zur "Langstrecke" zählen mögen, für viele andere ist die magische "3" eine ernste und heftige Marke, die es erst einmal zu erreichen gilt.



Hoch im Norden: Wir haben keine Berge. Dafür
geile Routen für Langstrecken-Fahrten. Zum Beispiel entlang
endloser Deiche.

An all jene richtet sich dieser Blog-Post. Doch was ist nun eigentlich die Langstrecke?

In Deutschland gelten Rennen oder Radsport-Veranstaltungen ab 200 Kilometer als Radmarathon. Wobei dann gleichzeitig Distanzen von 200 Kilometer auch die ersten, wenn auch kürzesten, Brevets sind und als Einstieg in diese Szene gelten.

Der Unterschied ist klar: Radmarathons sind Rennveranstaltungen, die zumeist im großen Feld gestartet werden und normalerweise auf nicht abgesperrten Strecken mit Zeitmessung und Rang-Ermittlung ausgetragen werden. Jedermann-Rennen oder auch RTFs also, RTFs natürlich ohne Zeitnahme und Rang-Ermittlung.

Brevets - französisch für "Prüfung" - sind im Prinzip Einzelzeitfahren, bei denen es gilt, sich (meist)  selbstversorgt und (oftmals) nach eigener Navigationsleistung einen Weg zu einem Ziel zu suchen, und dieses natürlich auch zu erreichen.

Die Brevet-Szene (und -Fahrer) unterscheidet sich deutlich von der Radmarathon- oder Renn-Szene. Denn für einen Brevet-Fahrer beginnt ab 200 Kilometer erst der Brevet - Prüfungen mit 400, 600, 1.000 und mehr Kilometer, wie das 1.200 Kilometer lange Paris-Brest-Paris, sind dann die richtig harten Veranstaltungen. In Brevet-Augen gilt das dann als Langstrecke.

Auch unterscheiden sich Brevet-Räder von den Rennrädern, die an einem Jedermann-Rennen bis 200 km am Start sind, deutlich. Da ich da aber kein Experte bin, möchte ich gern auf die einschlägigen Blogs der faszinierenden Langstrecken- und Brevet-Szene verweisen.

Ich habe da meine eigene Definition. War für mich in meinem ersten Rad-Jahr 2010 noch eine Distanz von 180 Kilometern das absolute Maximum, ist schon ein Jahr später eine maximale Tagesleistung von 200 Kilometern Normalität. Heute würde ich für mich alles über 250 bis 300 Kilometer (je nach Profilierung) als Langstrecke bezeichnen. Wie gesagt: Für mich und meine eigene Leistungsfähigkeit.



So hat sich meine Definition von "Langstrecke" über
die Jahre in Relation zu meinen Rennen und
Jahres-Umfängen verändert.

Die 100 fahre ich locker, ohne viel Vorbereitung im Training weg. 150 Kilometer sind - gerade in Rennhärte und mit Höhenmetern - da schon eine andere Nummer. So ein Dreiländergiro mit 160 Kilometern zum Beispiel oder der Gran Fondo Nove Colli mit etwas mehr als 200 Kilometern sind schon ganz schöne Brocken.

Interessant, wenn ich mir meine eigene Entwicklung anschaue: 2008 mache ich meine ersten langen Touren, schaffe pro Tag im Schnitt 100 km. Da ist für mich dann auch Schuss. Schon 2011 fahre ich im Schnitt 150 km pro Rennen, und das 10 mal in diesem Jahr. Bei 180 km beginnt da für mich die Langstrecke. Und heute? Alles ab 300 km ist für mich "jenseits", alles darunter machbar.

Ab etwa 200 km fängt es bei mir an "weh zu tun" - und das nicht nur in Schenkeln und Sitzfleisch. Vor allem die Psyche beginnt ab dieser Distanz eine immer entscheidendere Rolle zu spielen. Und ab 250 gehe ich langsam an meine Grenzen. Deshalb eben die 250. Für mich, wie gesagt - jeder mag da seine eigene individuelle Marke haben.

Ich möchte mich ja heute an all diejenigen wenden, die sich die 300 vornehmen. Wie also am besten diese Distanz erreichen?

Trainings-Tipp 1: Think big!


Ich bin bei allen meiner Vorbereitungen auf Langstrecken-Events eigentlich immer gleich vorgegangen. Wenig trainingstheoretisch, muss ich zugeben, denn, meiner Meinung nach, helfen die ganzen Pro-Tipps - so interessant Bücher wie die "Trainings-Bibel für Radsportler" oder "Von Null auf 1.000" und andere auch sein mögen - uns "Normalos", die Beruf und Familie vereinen müssen, eher wenig. Wie gesagt: Mir helfen sie wenig.

Ich richte mich nach einer Faustregel: Wenn ich 75% von etwas schaffe, schaffe ich auch die 100%.

Das bedeutet, wenn Ihr bei einem 300 Kilometer-Event bestehen wollt, dann trainiert Ihr mit 250 Kilometern. keine Sorge, auch das ist noch eine Nummer. 250 Kilometer muss man auch erst mal fahren können.



Bei +200 km Tagesleistung heißt es früh aufstehen!

Hier die zweite Faustregel: Ich rechne mit 25 km/h Schnitt. Macht bei 250 Kilometern also runde 10 Stunden, die Ihr einplanen müsst. Da geht dann also ein Tag für drauf: Schön früh, am besten gegen 6 Uhr losfahren - 16 Uhr wieder daheim sein und vielleicht noch nach der verdienten heißen Dusche die Radsport-Übertragung auf Eurosport genießen ... perfekter Trainingstag!

Training für die Langstrecke: Meine Sternfahrt.


Wie kann so ein Training also aussehen? Zum Beispiel meine Vorbereitung auf die Mecklenburger Seenrunde 2014, ein 322 Kilometer langes Event. Ich denke mir ein Spiel aus. Eine Sternfahrt. Da ich ja selbst nur einer bin, ist es also eine Sternfahrt, die aus mehreren Trainings-Einheiten, bei mir sind es 5 geplante, besteht.

Das System ist ganz einfach: Ich verlasse Hamburg in einer bestimmten Himmelsrichtung. Fahre 110, 120, 130 Kilometer weit zu einem Scheitelpunkt. Und dort drehe ich um. So erreiche ich noch am selben Tag wieder meinen Ausgangspunkt und trainiere gleichzeitig meine +200 km-Leistungen.

Diese Fahrten wiederhole ich jede Woche. Mal geht es nach Südosten, mal nach Nordwesten, mal nach Norden usw.. So zumindest war der Plan: Aufgrund einer langen Erkältung schaffe ich zwar nur zwei Fahrten, zwei weitere hole ich aber nach.



Geplant hatte ich 5 Strecken, leider
nur 2 geschafft. So aber könnte eine Sternfahrt aussehen.

Anyway: Das System funktioniert. Und die Vorteile liegen für mich auf der Hand. Ich bin am selben Tag wieder daheim, habe also keine Hotel- oder Zugkosten. Im Umkreis +100 Kilometern befinde ich mich noch im HVV-Streckennetz, das hier recht dicht ausgebaut ist - passierte etwas, finde ich mit dem ÖPNV schnell wieder nach Hause. Ich brauche wenig logistischen Aufwand, zum Beispiel bei der Streckenplanung, denn ich plane ja nur die Hälfte der Strecke. Ich habe keinerlei oder nur minimal Gepäck bei mir.

Und der größte Vorteil: Die Strecke ist immer gerecht.

Habe ich auf der Hin-Tour Rückenwind, muss ich dann bei der Rück-Tour diesen Bonus wieder abarbeiten. Nervt mich fieser Gegenwind auf der Hin-Tour, so kann ich auf der Rückfahrt die Früchte der Arbeit ernten.


Also: Die 75%-Marke hilft Euch, auf ein Event wie z.B, die 300 Kilometer hin zu trainieren. Wenn Ihr 250 Kilometer auf dem Rennrad reiten könnt, dann sicher auch noch weitere 50 Kilometer.

Trainings-Tipp 2: Simuliere das Rennen.


Ebenso, wie ich wenig von rein auf Trainingstheorie basiertem Training im Jedermann-Bereich halte, kann ich wenig mit dem Abkupfern von Pro-Tipps anfangen. Die Profi-Radsportler widmen ihren gesamten Tagesablauf - und das durchgängig - dem Rennrad-Training. Wir Normalos und Hobbysportler können das kaum bis gar nicht.

So wertvoll und hilfreich deren Methoden auch sein mögen, ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein paar Wochen hartes, "professionelles" Training eher wenig bringen.
Aber selbstverständlich: Training muss sein.

Was mich eigentlich immer am besten auf Events vorbereitet hat war die Simulation des Events.

Natürlich kommt auch hier wieder die "75%-Regel" zum Tragen - in Rennhärte 250 Kilometer zu absolvieren, richtet unter Umständen eher Schaden an. Dennoch, wenn man einige Aspekte des späteren Rennens in das Training mit einbaut, dann hat man es später leichter, weil man es schon kennt. Training - das ist vor allem erst einmal Gewöhnung.



Gegenwind-Rückenwind: HH-CUX-HH im Split. 
Gerechter geht es nicht.

Und so verzichte ich bei meinen Sternfahrten zum Beispiel auf alles, was ich auch beim Rennen nicht mit dabei hätte: Einen Rucksack mit Stullen, Bananen und andere Verpflegung, wie ich ihn früher immer mit hatte. So praktisch der auch ist - er verursacht Schulterbeschwerden und trägt maßgeblich zur vorzeitigen Ermüdung bei. Also die Strecke so planen, dass man seine eigenen "Labestationen" in Form von Supermärkten zum Beispiel einbauen kann.

Natürlich ist die Simulation von Rennhärte schon allein durch das Fehlen einer Gruppe, die einem Windschatten geben könnte, nicht möglich - daher reduziere ich meinen Kraftaufwand in die Pedale - und genieße dann wenigstens auf der Rücktour den "Windschatten" durch Rückenwind.

Wichtig ist dabei eines - nicht die volle Distanz machen. Wenn Du die 300 Kilometer schon "generalprobierst", dann verlierst Du die gespannte Erwartung, vielleicht auch ein bisschen den Respekt, sicher aber das geniale Bauchkribbeln beim Renn-Event selbst. Als ich meinen ersten Marathon gelaufen bin, habe ich in der Vorbereitung auch nur maximal 30 km-Läufe trainiert. Den Triumph, zum ersten Mal eine Marathon-Volldistanz gelaufen zu sein, den habe ich mir für das Rennen selbst aufgehoben. Und ihn so genossen, dass ich es kaum beschreiben könnte.

Bedeutet: Simuliere das Rennen, aber nicht bis zur Volldistanz. Nimm nur die Sachen mit, die Du auch beim Rennen dabei hättest. Plane die Strecke so, dass du (am besten auf der Rücktour) den Windschatten des Feldes mit dem natürlichen Rückenwind simulieren kannst.

Trainings-Tipp 3: Take it easy.


Bei aller Ernsthaftigkeit - bleib locker! Wir sind alles nur Hobbysportler und so toll es auch sein mag, wenn Du bei Strava wieder Kudos einfahren kannst, am Ende geht es doch nur um Dich und den Fakt, dass Du sicherer wirst, angesichts großer Distanzen und Deinem Ziel, z.B. der 300, etwas näher gekommen bist.

Also übertreibe es nicht. Wenn Du mal einen Tiefpunkt hast, und den wirst du bei 250 Kilometern haben! - dann richte Dich nach ihm. Reduziere ruhig das Tempo, lege auch mal einen kleinen Zwischenstopp ein, iss eine Banane mehr und vor allem: Genieße Dein Training!

Nichts ist schlimmer, als verbissen an etwas herum zu doktorn, das einem keinen Spaß bringt. Die Kudos sind wertlos, sie verpuffen, sind Nullen und Einsen. Die bedeuten nichts. Was Bedeutung hat, sind Deine Erinnerungen. Du kannst also entweder Erinnerungen an 10 Stunden lustlose Qual generieren - oder an eine tolle Trainings-Tour von 250 Kilometern Länge.



Nehmt Euch Zeit, die Natur und die Ein- und
Ausblicke zu genießen.

Wenn ich unterwegs bin, dann nehme ich mir sehr wohl auch Zeit, meinen Blick vom Garmin zu nehmen um die Natur zu genießen: Der Ausblick über den Damm auf die Elbe, den Duft von Harz in einem Kiefernwald oder auch das Rauschen im Kornfeld neben mir und den Schrei eines Milans auf Beutezug. Sind es am Ende keine 10 Stunden, sondern 11 - who cares?

Also: Fokussiere Dein Ziel, aber werde darüber nicht verbissen. Bleib locker und behalte den Spaß an der Sache, mach langsamer, wenn Du mal eine Schwächephase hast, denk nur an Dich und Deine Ansprüche, nicht daran, was andere denken oder sagen könnten. Die zählen nicht.

Trainings-Tipp 4: Kopfrechnen hilft.


250 Kilometer - das erscheint auf dem ersten Blick eine unfassbar lange Distanz. Ist sie auch. 250 Kilometer, das fahren wir sonst mit dem Auto oder dem Zug. Aber per Rennrad? Ich gebe zu, angesichts dieser Längen kann einem, wenn man so etwas das erste mal probiert, schon mulmig werden und man fragt sich vielleicht: "Hätte ich nicht doch erst mal mit 170 km anfangen sollen?". Nein, brauchst Du nicht: Think big!, weißt Du doch.

Was mir immer hilft, ist Kopfrechnen.

300 Kilometer Gesamtdistanz - das sind nur noch 150 Kilometer bis zum Umkehrpunkt. Und bis zu diesem Punkt denken wir erst einmal. 150 Kilometer, die bist Du bestimmst schon einmal gefahren, oder? Wie war das? Anstrengend? Ja, aber es ging doch, oder? Okay. Also: Als Teilziel erst einmal nur an den Scheitelpunkt denken. Das reduziert Deine Strecke schon einmal um die Hälfte.


So rechne ich mir große Distanzen 
auf dem Rennrad klein.

Und dann wird es ganz einfach sein: 300 Kilometer, die würde ich mir in 3 - als Anfänger vielleicht in 4 - Teilabschnitte zerteilen. Also alle 100 (resp. 75) Kilometer ein kleines Päuschen zulassen. Ich sage "zulassen", weil ich damit meine, dass Du diese Pausen machen kannst - oder auch nicht.

In der Regel fährst Du die ersten 60, 90 Kilometer locker weg, die merkst Du gar nicht. Jetzt Pause machen? Ich könnte - aber ich mache sie nicht. Ist das nicht schon ein erster Erfolg? Ich habe die erste Pause links liegen gelassen. Klingt doch für einen selbst schon mal ganz nett unterwegs, oder? Und selbst, wenn Ihr die Pause macht: Es ist ja okay, weil sowieso eingeplant.

Zudem ist es doch erwiesen: Große Strecken, in kleinere Abschnitte eingeteilt, lassen sich einfacher bewältigen. Denn "ich muss jetzt 2 mal 75 Kilometer fahren" ist einfach einfacher, als "ich muss jetzt 150 km machen". Leuchtet ein, oder?

Wenn Ihr dann am Scheitelpunkt seid, wird es ganz einfach: Ab der Hälfte "fahrt Ihr nach Hause". Auf mich jedenfalls wirkt alles jenseits der "Hälfte ist geschafft" immer enorm motivierend. Und es stimmt ja auch im wahrsten Sinne des Wortes: Wenn Ihr am Scheitelpunkt umdreht, fahrt Ihr ja die selbe Strecke zurück, die Ihr hergekommen seid. Ihr kennt alles schon, werdet Dinge wiedersehen, Euch freuen: Das motiviert ungemein. Und ich verspreche: Auf der Rückfahrt geht es immer sehr viel schneller, als hin. Gefühlt.



Widrige Streckenabschnitte einbauen - auch
das schult später für das Renn-Event.

Das Teilen und weiter Unterteilen der Gesamtstrecke macht sie weniger Furcht einflößend und viel leichter zu meistern. Probiert es aus!

Das heißt: Rechne Dir die Distanzen klein. Setze Dir Meilensteine, Orte oder markante Punkte, die Du erreichen willst. Große Herausforderungen sind zerstückelt viel einfacher zu meistern.

Trainings-Tipp 5: Irgendwann übernimmt Dein Kopf ...


Nicht erst seit - aber vor allem durch - meinen Einsätzen beim Marathon-Lauf weiß ich um die Wichtigkeit der Psyche. Um den 30ten Kilometer herum stößt ein Marathonläufer unweigerlich an jene Grenze, bei der seine Glykogenspeicher gänzlich entleert sind und er nur noch aus purem Willen weiterlaufen kann. Kraft hat er da schon lange keine mehr.

Dieses Stadium habe ich selbst schon bei drei Marathons erleben können und kann dies bestätigen. Bei meinen Rennrad-Einsätzen bin ich zwar nur sehr selten an diese Grenze geraten, wenn aber, dann haben mir meist meine Lauferfahrungen geholfen.

Manchmal aber auch nicht: Beim Endura Alpentraum 2013 zum Beispiel war ich mental nicht dazu in der Lage, mich zu motivieren, die nur (!) 30 Kilometer und (das war eher das Problem damals) 1.500 Höhenmeter über Umbrail-Pass und Stelvio zu fahren, und kürzte die Strecke ab. Das nagt heute noch an mir: Ein Moment der Schwäche. Dann DNF. Das wars.


Wenn es gar nicht mehr geht und "kriminell" wird: Auf jeden 
Fall aufhören. Wie hier mein DNF beim Race Across the Alps 2013.

Wenn Du die 250 Kilometer, oder auch die 300 Kilometer in Angriff nimmst, dann solltest Du Dich auf diesen Moment vorbereiten, er wird höchstwahrscheinlich kommen. Nur wie vorbereiten? Wie bereitet man sich auf den Moment vor, an dem jede Faser des Körper "Aufhören!" schreit, an dem alle Hoffnung von einem gegangen scheint und das Ziel so unbedeutend und weit weg gelegen ist, dass man an allem zweifeln mag? Das Verlangen, aufzuhören so groß ist, die süße Verführung der Abkürzung in einen Regional-Express so attraktiv erscheint, dass Du Dich scheinbar nicht wehren kannst?

Nach mehrmaligem Schaffen und mehrmaligem Scheitern dieser Hürde kann ich nur diesen Tipp geben: Dranbleiben! Nicht absteigen, dann lieber ganz langsam fahren - aber wenigstens fahren. Durchatmen. Ablenken: Sing ein Lied, oder besser: Setze Dir Deinen MP3-Player auf und motiviere Dich mit Deiner Lieblingsmusik, sing laut mit oder führe ein Selbstgespräch.


Unbezahlbar, wenn man es schafft: Wie hier bei meinem

Und vor allem: Gehe allen "Diskussionen" in Deinem Kopf um das Für und Wider eines Ausstiegs aus dem Weg. Wenn Du erst einmal angefangen hast, Dir selbst Deinen Ausstieg schönzureden, dann war es das fast schon. So doof das auch klingen mag: Diese Zweifel-Phase geht vorbei. Sicher. Ganz sicher. Und dann wird dieser, Dein Sieg umso schöner sein.

Dashalb: Mache Dich auf einen tiefen Einbruch gefasst. Erlebe ihn mit wachem Geist. Und gehe bewusst keinen innerlichen Diskurs um das Aussteigen* ein. Halte durch.

Diese Sternfahrt-Taktik habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr angewandt, da ich keine Aufbaurennen fahren kann. Noch 2012 konnte ich mich zum Beispiel in 5 Rennen, die zwischen 100 und 200 Kilometer lang waren, perfekt auf den Gran Fondo Mailand-Sanremo vorbereiten. Das war meine magische 300er-Grenze.

Ich hoffe, meine 5 kleinen Tipps können Euch helfen, dass Ihr Eure magische 300 - oder auch eben Eure magischen X00 Kilometer - knacken werdet. Für mich jedenfalls sind die Sternfahrten der Schlüssel gewesen, mich optimal auf die 322 Kilometer der Mecklenburger Seenrunde vorzubereiten: Physisch wie auch psychisch.


Wie geht Ihr - oder seid Ihr - Eure großen, magischen Distanzen trainingstechnisch angegangen? Ich freue mich auf Eure Comments.




* Das gilt natürlich nur für einen beschwerdefreien Körper. Wenn Dein Körper - zum Beispiel Dein Knie - einfach nicht mehr kann und die Gefahr eines ernsthaften Schadens besteht, dann ist der Ausstieg im Sinne Deiner Gesundheit natürlich die bessere Wahl.