Tja, welche ist denn nun besser?
Die feste Rolle, bei der man das Hinterrad mittels einer speziellen Stahlachse zwischen zwei Arme klemmt und das Rad fest auf eine (mein mir elektrisch durch Wirbelströme) Bremse presst, oder die freie Rolle, bei der man ... frei auf drei Rollen balanciert?
Und vor allem: Was macht mehr Spaß?
Vor einigen Tagen bringt mir DHL das lang ersehnte Paket vom HiBike-Versand, innen drin finde ich sie, nicht ganz so schwer und massiv wie beim Flow, die neue freie Rolle. Und da ich mit dem "Flow" von Tacx schon so gute Erfahrungen gemacht habe, bestellte ich mir die freie Rolle "Antares" aus eben jenem Hause.
Warum eine freie Rolle? Nun, in den letzten beiden Winter-Trainings-Saisons habe ich viel mit der festen Rolle trainiert. Watt- und Puls-basiertes Training, Intervalltrainings und einige Conconi-Tests bin ich gefahren, meistens 1-Stunden-Turns, gern auch mal 90 oder 180 Minuten.
Die elektrische Wirbelstrombremse des Flow kann ich bequem vom Lenker - meines damals noch in Gebrauch befindlichen Liegerades - steuern und kann so, meinem selbst erstellten Trainingsplan folgend, den Widerstand der Rolle regulieren und habe immer die Watt, die meine Beine leisten, im Blick.
So weit, so gut.
Aber das Training auf der festen Rolle ist laaaaaaangweilig!
Nichts passiert.
Nichts neues.
Nichts.
Musik hören - Fehlanzeige, es sei denn, man hat schwerhörige oder tote Nachbarn. Der Trainer ist extrem Laut, vor allem, wenn sich (zugegeben nur kurzzeitig) die getretene Leistung der 900, 1.000 Watt-Grenze nähert.
Freie Rolle - schon viel gesehen auf YouTube. Schon viel gehört. Nun will ich es mal testen. Die Aussichten sind verlockend: Das Rennrad steht frei auf 3 Rollen und stabilisiert sich durch die Kreiselkräfte der rotierenden Räder selbst. Das Balancegefühl muss funktionieren, denn auf 30 cm breiten Rollen hat man wenig Spielraum für Schlenkeraktionen.
Ich baue den Trainer auf, es sind nur 6 Schrauben - dauert keine 5 Minuten.
Dann justiere ich den Abstand der Rollen auf mein Rennrad.
Und los gehts.
Denke ich mir.
Ist aber nicht so.
Ich steige auf. Hoch ists. Sehr hoch. Beginne zu treten. Und falle fast um. Ah, okay. Zu langsam getreten - zu viel am Lenker gezurrt. Also wieder von vorn. Aufsteigen, reintreten. Ich trete, fahre, lasse den Balken neben mir los ... uuuuunnnndddddd .... aha, es geht ... es geht ... ha!
Geht nicht!
Hä? Wie war das? Treten und sitzen bleiben?
Das geht doch gar nicht!
Doch geht!
Es geht!
Ein paar Sekunden kann ich mich halten. Halten. Schlenkern.
Abspringen.
Oha!
Es ist wie Laufen lernen. Wie der erste Kuss. Wie die erste Fahrstunde. Ich dachte immer, ich kann Rennrad fahren. Für die freie Rolle muss ich es neu lernen.
Irgendwann finde ich heraus, dass ich gleich in einem möglichst hohen Gang anfahren muss - so habe ich schon von Anfang an hohe Drehzahlen und damit eine hohe Stabilisierungswirkung meiner Räder. Ich schalte in den höchsten Gang. Und tatsächlich: Schnell schon - es hat nur 10 Anläufe gebraucht - kann ich einigermaßen sicher fahren.
Wehe nur, ich nehme eine Hand vom Lenker.
Oder gehe in Sprintposition.
Oder versuche, mir den Schweiß aus der Stirn zu wischen - ein kurzer Zuck und schon eiert das Cervelo unruhig auf den Rollen hin und her.
Dann muss ich abbremsen. Absteigen. Und neu anfangen.
Mein zweites Training am nächsten Tag ist da schon erfolgreicher: Ich fahre eine Stunde am Stück, strample mich ab und kann sogar mittlerweile nebenbei mein Handy bedienen und trinken, ohne, dass es mich aus der Bahn haut.
Also, wie nun das Training auf der freien Rolle?
Erst einmal: Der Widerstand ist immer der selbe. Und er ist nicht einstellbar, eine Regulierung wie beim Flow ist nicht möglich. Daher kann ich - wenn überhaupt - nur Puls-basiertes Training auf der Freien machen. Und durch den geringen Widerstand auch nur Einheiten im GA1 und GA2. Alles, was darüber geht, ist besser und kontrollierter auf der festen Rolle zu absolvieren.
Was die Feste allerdings nicht kann: Echten Radfahrgefühl vermitteln. Denn die freie Rolle schult sehr gut das Balancegefühl und damit die Radbeherrschung meines Rennrades. Wie oft kommt es bei einer RTF oder einer Rennveranstaltung vor - wie den Cyclassics oder dem Müsterlandgiro - dass man, gerade am Anfang, dicht gepackt im Peloton manövrieren muss?
Oftmals bleiben einem da nur wenige Zentimeter zu Vor- und Nebenmännern. Dann gekonnt und sicher mit nur wenig Platz sicher und vor allem schnell voranzukommen, ist das A und O. Die freie Rolle schult das.
Vergleichen kann man beide also nicht.
Meiner Meinung nach sind beides zwei grundverschiedene Trainingsgeräte, die sich super ergänzen. Die feste Rolle für Kraft- und Sprint-Einheiten, die freie Rolle für Balance und Grundlagenausdauer.
Na, dann kann sie also kommen, die Trainingssaison 2010/2011 - und damit viel Spaß für den diesjährigen Winterpokal der Rennrad-News.
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Hi, gut einen kleinen Testbericht zur Antares gefunden zu haben.
AntwortenLöschenIch spiele mit dem Gedanken mir die Antares für Schlechtwetter-Training mit dem Rennrad anzuschaffen.
Wie schaut es denn mit der Lautstärke der Antares Rolle aus? Meine Nachbarn sind leider nicht schwerhörig ;-)
Grüße
moin robert.
AntwortenLöschenalso, die lautstärke empfinde ich als weniger laut als bei der tacx flow. das liegt vor allem daran, dass eine weniger schwere schwungmasse vor allem die (nervigen und wände durchdringenden) basstöne erzeugt.
beim antares kannst du eh nur im GA1 fahren, vielleicht noch im GA2 aber starke antritte die einen hohen widerstand der rolle erfordern (und damit extrem laut sind) kann der antaren gar nicht.
ich selbst stelle die rolle auf eine alte wolldecke (2 mal gefalten) und eine alte iso-matte vom camping, was zusätzlich dämpft.
es sollte also kaum lauter sein, als einen guten song auf der anlage zu hören.
keine ahnung, wie empfindlich deine nachbarn sind, aber ich habe sowohl den tacx flow als auch die antares in 2 wohnungen gefahren und es hat sich nie einer beschwert.
viele grüße,
L
Moin zurück,
AntwortenLöschendanke für die fixe Antwort. Das hat mir sehr geholfen. Demnach ist eine feste Rolle was Preis/Leistung angeht für mich die bessere Wahl, weil wohl einfach mehr als GA1/GA2 drin ist.
Grüße
danke für den bericht
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