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28. Juni 2010

Der Rennkompressor von SKS

Nee, nee, das ist kein Nachbrenner-System vom Eurofighter oder ein Turbolader von Mercedes fürs Rennrad - es ist meine neueste Anschaffung.
Was mit der - zugegeben tollen - Unterwegs-Luftpumpe von Lezyne in Schwerstarbeit ausartet, ist mit dieser Standpumpe ein Kinderspiel. Karstadt sports macht in Hamburgs Mönckebergstraße gerade eine Art Totalumbau und gewährt erstaunliche Rabatte. So finden sich zum Beispiel Radhosen von Castelli im Cervélo Test Team-Design für 65 Euro.

Beim Stöbern in der Mittagspause entdecke ich dann das. Die schicke Retro-Version des bekannten Rennkompressors von SKS.
Den SKS Rennkompressor in der Retro-Variante zum 75-jährigen Jubiläum der Firma. Und das zu einem Preis von unschlagbaren 50 €. Der Neupreis liegt netzweit da mit 75 bis 85 Euro deutlich drüber. Also gleich gekauft.


Und hey - dass das hier Qualität ist, merkt man schon am Gewicht. Das gute Stück ist massiver Stahl, hat eine verchromtes Manometer und wiegt fast 2,5 Kilogramm. Und wie pumpt es?
Meinen völlig entleerten Hinterreifen - ein Continental GP 4000 - pumpe ich mit lässigen 34 leichtfüßigen Stößen auf den Renndruck von 8 bar. Und das ohne dass mir die Hände bluten und ich mir bei über 6 bar, wie noch gestern, mit der Lezyne die Handgelenke ruiniere.

Ein tolles Teil - Kauftipp!

Meine Handknöchel können auch aufatmen. Und für mein Badezimmer gibts sogar noch ein Retro-Poster oben drauf.
Da kann ich mir also beim Rennradbeinerasieren immer den Glanz der Champions vergangener ruhmreicher Tage anschauen. Auch was.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag SKS!


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26. Juni 2010

Und wieder da

Moin und schöne Grüße. Da ist er wieder, der Cervelover - zurück. 2 Wochen, 1.175 km und jede Menge Geschichten zu erzählen.

Zunächst noch vielen Dank an alle, die mich bei meinem ersten großen Rennrad-Trip durch Italien auf Twitter begleitet, mir ab und zu eine liebe SMS geschickt und mir Glück und gutes Gelingen gewünscht haben. Eure Wünsche haben was gebracht.

Ihr wartet also schon gespannt auf Fotos, Stories und einen Overkill an Machismo und Italo-Flair? Na dann merkt Euch diesen Link - mioGiro.

Ich muss jetzt erst einmal 600 Fotos, jede Menge Karten und Tagebuchaufzeichnungen ordnen. Aber wie schon bei den Canada- und Japan-Blogs gewohnt, werde ich über Twitter jeden neuen Post ankündigen.

Also - Andiamo Ragazzi!



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10. Juni 2010

Unterwegs durch Italien

So, ich sage mal Tschüs.

Das Rad ist verpackt - der Rucksack geschnürt. Morgen, 7:50 Uhr klingelt der Herr Taxifahrer, um 10:00 Uhr startet Air Berlin gen Italien. Venedig soll es sein.

Da ich ja nun allein unterwegs sein werde und diese Information recht spät, gelinde gesagt, sehr überraschend kam, hatte ich in den letzten 2 Tagen mächtig Stress, die Strecke noch umzuplanen und vor allem sämtliche Hotels neu zu buchen. Rom ist zum Beispiel einfach mal ausgebucht, wie es scheint.

Aber das hat auch ein Gutes, denn nun kann ich wieder meinen eigenen Rhythmus fahren, mich ganz auf mich konzentrieren. Allein fahren hat eben seine Vorteile.

Aber das ganze Unternehmen hätte ich auch gern zu zweit gemacht. Nun denn, ändern kann man es nicht. Besser so, als die Scheiße dann unterwegs zu haben.

Egal. Nun gehts endlich wieder los. Die Strecke habe ich um 200 Kilometer auf nunmehr 1.280 km gekürzt. Teilweise, weil ich nur bis Messina fahren will und den Rest per Zug mache, teilweise, weil ich kürzere - aber bergigere - Wege vorhabe zu fahren.

Zudem verzichte ich auf 2 Ruhetage, was mich in die Lage versetzt, meine Tageskilometer auf rund 130 zu reduzieren. An manchen Tagen werde ich deutlich unter 100 km Tagesleistung kommen. Und so mehr Zeit haben, auch mal das Meer, das leckere Essen und vielleicht das eine oder ander WM-Spiel zu genießen.

Für den ersten großen Rennrad-Trip sicher die klügere Wahl, als mit mehr Ruhetagen, dafür aber mit bis zu 190, 200 km Tagesleistung zu fahren.

Na, mal sehen, wie es mir im Land der Cippolinis, Bianchis und Tifosi so ergehen wird. in 2 Wochen bin ich klüger.

Alles Gute Euch - follow me on Twitter.


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Big Fail - Bike-Computer am Rennrad

Nein, so konnte das nicht weiter gehen! Ich sitze auf meinem Rad und habe keine Ahnung, wie schnell ich bin. Da hilft auch die - zwar perfektionierte aber dann doch sehr ungenaue - Zeigefinger-mit-Spucke-im-Fahrtwind-Methode nichts.

Was bin ich gerannt. Was habe ich probiert. Und nun? Immer noch keinen Bike-Computer an meinem R3. Und das 2 Tage vor Abreise gen Italien. Woran liegts?

Zunächst versuchte ich, das Funk-Pendent zu meinem altbewährten und beliebten, kabelbetriebenen BC 1609 von Sigma zu installieren: Big Fail.

Anfangs läuft alles noch wie geschmiert - nur leider ist der Aufnehmer für den Funkgeber so gestaltet, dass er gut an eine runde Gabelstrebe passt. Für flache Flundern wie meine 3T-Funda-Gabel ist das nichts.

Autsch! Selbst wenn ich es geschafft hätte, den Funkgeber fest und sicher anzubringen: Spätestens am Taktgeber wäre das Unternehmen wieder gescheitert. Denn die Speichen meiner Mavic R-Sys-Laufräder sind mir mehr als 3 mm einfach zu dick, als dass man den Magneten sicher schließen könnte.

Tja. Also auf zu eBay - denn in alter Westpaket-Manier habe ich leider die Verpackung in freudiger Erwartung dermaßen zugerichtet, dass an eine Rückgabe nicht zu denken ist. Braucht hier jemand einen nagelneuen BC? Melden!

Fail #2 folgt auf dem Fuß. Diesmal ärgerlicher, da durch meinen Cervélo-Händler empfohlen und ausdrücklich mit "Der passt - garantiert!" bezeichnet.

Es ist ein VDO X1-DW, auch funky. Naja, ich mochte VDO nicht so gern, früher. Irgendwie kommen mir die Teile so groß, eckig und klobig daher. Aber was solls - besser, als seine der nasse Zeigefinger, Ihr wisst.

Also - Westpaket aufgerissen und ... Schock!

Was soll das denn? Liefern die Jungs wirklich nur Kabelbinder mit? Das ist mal eine echte Enttäuschung. Das Gummiprinzip von Sigma ist da doch eindeutig die schönere Lösung. Ich meine, da kaufst du dir einen Carbonrenner, gibst ein paar Monatsgehälter für das handgebackene Monocoque aus und dann musst du das Hightech-Gerät an deinem Nasa-Weltraumtechnik-Renner so befestigen, wie Guantanamo-Häftlinge und G8-Gegner gefesselt werden?!? Sowas geht gar nicht!

Ganz davon abgesehen - und hier gehts wieder los - dass man mit den harten Kabelbindern keine feste Verbindung zwischen BC und dem rutschigen Carbon herstellen kann. Alles wackelt und quackt herum. Der BC sitzt auf dem Lenkervorbau nur fest, wenn das Rad steht und nicht bewegt wird. Da wird später schon weniger als ein kleines Steinchen reichen, und der Computer verabschiedet sich zu einer Schweinebaumel am Lenker.

Noch schlimmer siehts unten an der Gabel aus: Zwar ist die Gabelaufnahme sehr gut durchdacht - das muss man sagen - denn extrem flexibles Gummi lässt auch die Montage an so flachen Flundergabeln wie der meinen zu, allerdings ist mit den schlimmen Kabelbindern auch hier kein festes, sicheres Installieren möglich.

Eigentlich ein geiler BC, beschaue ich mir meinen Failkauf noch einmal. Aber nützt ja nix.

Ich stöhne ich und sacke resigniert zusammen: Eigeninformation FAIL, Händlerberatung FAIL und nun? Ich hole meinen Zeigefinger raus. Stecke ihn in den Mund. Will ihn schon in die Luft halten ... Ach ... Wisst Ihr was? Ich lege mir nen Forerunner zu!


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6. Juni 2010

"Wir sind nicht gestürzt - cool!" oder: Meine erste RTF

Bevor allerdings dieser denkwürdige Satz über die Lippen unseres neugewonnenen Rennrad-Kollegen Florian kommen konnte, hatten wir ein schönes - im wahrsten Sinne des Wortes - Stück Arbeit vor uns.

Der Tag beginnt früh: 6 Uhr stehe ich auf, nachdem ich bis 21 Uhr am Vorabend noch letzte Hand an meine Beine (Rasur + Ölung) sowie an Kette und Schaltwerk (nur Ölung) gelegt hatte.

Ich bin mit Jan am alten Elbtunnel für 8 Uhr verabredet - 7:20 Uhr verlasse ich meine Wohnung in Niendorf und habe 15 km Einfahren vor mir. Hamburgs Straßen sind leer - die letzten Kiezgänger kommen nach durchfeierter Nacht nach Hause. Eine SMS meiner Süßen kündigt davon, dass sie jetzt schlafen geht - ich stehe hellwach mit meinem Cervélo am Eingang zum Elbtunnel. So unterschiedlich kann das Leben sein.

Jan erscheint gut gelaunt mit einem Mitfahrer. Er hatte Florian weiter oben in der Stadt aufgegabelt. Wir beschließen, als Dreierteam an den Start zu gehen.

Wenige Kilometer durch Hafen und Wilhelmsburg sind es, bis wir endlich den Bertha-Kröger-Platz erreichen, wo die RG Uni Hamburg das Elbinsel Radrennen organisiert. Nach eigener Auskunft immerhin die größte Radsport-Veranstaltung der Stadt nach den Cyclassics.

Bei der Anmeldung herrscht mildes Gedränge, jeder bekommt gegen Nennung seines Namens die Startnummer, die gleichzeitig als Transponder für die Ergebnisnahme funktioniert und da schon die erste Überraschung: Leider keine schöne.

Denn wir gelten als "gemeldet" - nicht als "bezahlt", weshalb eine Strafgebühr von 2 Euro fällig wird. Insgesamt sind pro Starter nun 17 Euro fällig. An sich kein Problem - wenn man das nur transparent kommuniziert hätte. Jan und ich sind vollkommen überrumpelt. Und haben beide nur 10 Euro mit uns. Gut, dass Florian uns aushilft.

Schlecht organisiert, liebe RG Uni, das muss man sagen! Denn in den Bestätigungsmails stand nichts von Startgebühren.

Aber davon lassen wir uns nicht enttäuschen: Immerhin scheint die Sonne, es geht ein mäßiger Wind und wir freuen uns über knapp 300 gemeldete Hobbyfahrer in unserem Feld.

Am Start ist die Laune groß. Dicht an dicht stehen wir, noch 8 Minuten zum Start. Vorne erzählt der Sprecher dem Publikum etwas, wir hören nichts. Ich beschaue mir die Mitfahrer: Da haben wir vom angedickten mid-40er in Hobbyklamotten und Luis Trenker-Gedächtnissandaletten bis zum Profi-Kurierfahrer alles, was der Rennradsport so zu bieten hat.

Bunte Trikots, die meisten von Amateurteams, Sparkasse, Plattenläden, Radgeschäften, wechseln sich ab mit den Replikas der Lieblings-Profi-Teams. Ich selbst stehe, wie sollte es auch anders sein, in voller Cervélo Test Team-Montur da, wenige Fahrer vor mir ein Francaise de Jeux-Fahrer.

Dann geht es los. Klick - wir sind unterwegs!

Eigentlich wollten Jan und ich ja zusammen bleiben, aber mir juckt es so in den Beinen, dass ich gleich auf den ersten hundert Metern voll beschleunige und mich an die Spitzengruppe hefte. Es geht in 90-Grad-Kurven, alles ist abgesperrt und ich bin froh, dass wir die Strecke am Dienstag schon einmal abgefahren hatten - denn so weiß ich, was nur 1 Kilometer nach dem Start kommt: 250 Meter schlimmste Paveés.

Ich setze mich an die Spitze des Feldes (wobei gesagt werden muss, dass wir die zweite Gruppe nach einer Spitzengruppe sind, die sich sofort absetzen konnte) und fahre dann am äußerst rechten Rand, halb auf Pflasterstein, halb auf Gras. Denn ich möchte meinen Carbonrädern keinen schnellen belgischen Tod bescheren. Nach und nach überholen mich die anderen Fahrer, die vollkommen besengt über die Paveés reiten, ganz so, als würde für sie hinten ein Materialwagen mit unlimitierten Ersatzrädern bereitstehen.

Nach den Paveés beschleunige ich wieder, kann ein paar Plätze gut machen, denn nun schlängeln wir uns durch ein paar rechts-links-Konbinationen. Rasend schnell - um die 40 haben wir hier drauf - umschiffen wir die pituresken Häuser.

Am Straßenrand stehen Leute und feuern uns an.
Wahninn!

Es folgt eine Haarnadelkurve, die wir sehr gesittet - mit viel Handzeichen und Warnrufen durchfahren - und nun sind wir auf der fast 8 Kilometer langen Geraden, die genau am Deich entlang führt. Es wird hart beschleunigt, wir fahren wir bekloppt. Mir rinnt Schweiß durch den Helm.

Ich fahre immer so an Position 10, halte mich rechts, denn die Jungs, die hier vorne fahren, sehen so aus, als machen sie das öfter: Ihre Waden allein sind so dick wie ich selbst. Ich kann aber gut mithalten, fahre sogar manchmal nach vorne um für einige hundert Meter die Führungsarbeit im Wind zu machen.
Was für ein Feeling!

Ich ziehe 30 Mann durch die windige Sommeridylle, Leute klatschen, nur für mich, na klar. Was für ein Gefühl: Brennende Lungen, ich pfeife auf dem letzten Loch, und doch - noch Kraft da, denn da, hinter mir, ich kann sie sehen in meinem Augenwinkel, da ducken sie sich weg, ducken sich in meinen Windschatten. Noch bis da vorn, noch bis zum Baum, noch weiter, weiter, weiter ... ah, zurückfallen lassen. Pflicht getan. Nun wieder lutschen. Verdient habe ich es mir. Mehr als die anderen Jungs, die noch nie vorne waren.

Stolz reihe ich mich wieder an Position 10 ein.
Im Windschatten kostet es nicht einmal ein Drittel Energie, so fühlt es sich an.

"51 km/h", sagt einer atemlos neben mir.

"Pfffffffft!!!", zischt es fies neben mir. Platten! Keine 3 Radumdrehungen braucht es, die 8 bar Luft aus dem Schlauch entweichen zu lassen. "Fuck!", ruft er enttäuscht und lässt sich abfallen. Böse Stürze können so passieren.

Wir kehren an der Südspitze um und fahren über eine nur 3 Meter breite Gasse, die sich dazu noch durch dichte Haselnusshaine schlengelt, zurück in die Stadt. Nun stehen wieder mehr Leute am Straßenrand, feuern uns an.

Voraus die Autobahnüberführung. Ich ziehe raus, gehe in den Wiegetritt und gewinne den 200 Meter langen Anstiegssprint. Glücklich lasse ich ein paar Umdrehungen Freilauf rollen, da schießt das Peleton an mir vorbei - nur mit Mühe kann ich wieder aufschließen.

Vollbremsung! - Vor mir steht plötzlich ein kleiner Junge mit Fahrrad quer auf der Fahrbahn, starrt erschrocken mit großen Augen auf die heranfliegenden Radrennfahrer. Mütter, Polizisten rufen, der Junge steht wie angewurzelt. Mit über 40 schieße ich auf ihn zu: Seilzugbremse? Vergiss es, das schaffe ich nie!

Zum Glück bewegt er sich um einen halben Meter, nur so kann ich vorbeischlängeln - hoffend, dass niemand von hinten in mich hinein knallt.

Zielgerade - wir weichen Gullydeckeln aus, nun stehen die Leute dicht an dicht, rufen, klatschen, rasseln und jubeln, als wäre dies die Vuelta und wir die Profis. Dicht an dicht fahren auch wir - das Hinterrad meines Vordermannes ist keine 8 cm von mir entfernt, links und rechts neben mir, keine 20 cm entfernt, meine Mitstreiter.

Wir surren als surreale, mitreißende Sinfonie aus knapp 50 Shimanos und Campas über die Ziellinie, im Vorbeifahren höre ich die Stimme des Kommentators "... und da ist ein Fahrer namens Lars Reisb...."

Hat er mich gemeint?
Sicher!

Noch weitere 3 Runden fahren wir - und erzählen uns nach Zieleinlauf, was alles so passiert ist.

Neben mir hatte es noch einen weiteren Reifenplatzer gegeben, der beinahe zu einem Sturz geführt hatte. Ich gewinne in Runde 2 wieder den Autobahnbrückensprint, und dann, Runde 4, kurz vor der Brücke, passiert es.

Ein Geräusch, das ich nie vergessen werde: Zwei Fahrer vor mir verbremst sich eine Rennradlerin, steuert gegen, knallt in ihren Nebenmann und beide stürzen. Mitten in einer schnellen Linkskurve - mit der schnellsten der Runde - und wir können alle nur vollbremsen, versuchen, auszuweichen. Ich sehe Speichen fliegen und kann nur haarscharf dem Mädel ausweichen, die mindestens 10 Meter unter mir auf ihrem Rücken über den Asphalt schleift.

Gottseidank sind Streckenposten und Polizei schnell vor Ort. Florian, der eine Gruppe hinter mir fährt, berichtet, dass einer der beiden Verunglückten mit dem Krankenwagen und Wirbelsäulenstabilisator abtransportiert werden musste.

Ich fliege - wie gewohnt - an Position 10 bis 15 in meiner Gruppe über die Ziellinie. 60 Kilometer - wow, mache ich, glücklich, zitternd, Adrenalin läuft mir aus den Ohren.

Wenig später trudelt Florian ein, dann auch Jan.
Wir erfrischen uns an Bananen und kaltem Wasser und rekapitulieren die Runde.

Die Paveés ganz im Norden, die Hochgeschwindigkeitspassage nach Süden, schnelle Haarnadelkurve, dann die Links-Rechts-Senke im Hasennuss-Hain, die Links-links-Kombination, wo es in der letzten Runde die beiden Radler entschärft hatte und, und, und ... und überhaupt sind wir Helden!

Helden, wie die 300 anderen Radler, die sich nun sammeln, klönen und schnacken. Ich entdecke den Cervélo-Panzerknacker wieder, der auf einem S-Klasse-Rad, dem Bruder meines R3, die RTF in Knacki-Klamotten bestritten hatte.

Witzig, wie mir auffällt, dass ich die Leute eigentlich nur an ihrem Arsch erkenne - Gesichter habe ich kaum während des Rennens gesehen.

Der Airbus-Werksfahrer, der mit in Jans Gruppe war, kommt glücklich, aber erschöpft ins Ziel. Na, denke ich mir, für so einen A380 ist ja auch nicht jede Flugshow etwas ...

Wir genießen die Sonne, als nebenan die Kinder an den Start gehen. Süße Zwerge, 10 Jahre alt, auf Mini-Rennmaschinen. Carbon-Pinarellos und Profi-Trengas zieren die kleinen Eddy Merckxe und Möchtegern-Armstrongs. Aber verbissen und ernst sehen sie aus, alle Achtung.

Und ganz ganz kleine Rennfahrer treffen wir auch.

Irgendwann nach der vierten Banane zieht es uns noch einmal an die Strecke, als nämlich die erste Durchfahrt des 90 km-Profi-Damenrennens durchkommt.

Keine geringere als die 31-malige (!) deutsche Meisterin und 5-malige (!) Weltmeisterin Hanka Kupfernagel geht an den Start. Glanzlicht und Aushängeschild der immerhin zweitgrößten Hamburger Rennradveranstaltung nach den Cyclassics.

Wruuuummmmm - surren sie an uns vorbei. Wahnsinn! Und obwohl mir die Waden brennen und ich froh bin, meine erste RTF so gut beendet zu haben, juckt es wieder in den Beinen - jetzt nochmal ne Runde fahren. Jetzt nochmal reintreten. Nochmal Rad an Rad fahren. Nochmal raus in den Wind ...

Können wir ja auch. Zu dritt geht es zurück zum Elbtunnel durch den Hafen. Bestes Sommerwetter, wir schwitzen, wir glänzen - aber mit jedem Luftzug atmen wir wie Sieger.

Was für eine tolle Veranstaltung. Was für eine tolle Runde.
Mehr davon!
Mehr!

Gefahren: RTF 60 km (offizielle Ergebnisse folgen)
Insgesamt mit An- und Abreise: 104 km


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4. Juni 2010

Rennrad-Schnitzeljagd und RTF-Übungen

Ach, das war ja mal eine ganz große Ausfahrt, liebe Leute. So ziemlich alle aus meiner Agentur zusammen getrommelt, die etwas für den Rennradsport übrig haben, und schon sattelten 5 Online-Ritter von Mousepad, HTML-Templates und TYPO3-Extensions um auf Prologo, Cervélo und Campagnolo.

Eine kleine Trainingsrunde im Kreise der Agenturkollegen stand an. Ich freue mich!

Es geht los um 18 Uhr, noch ist es verhalten warm, auch verbirgt sich die Sonne noch etwas, ein kalter, scharfer Wind streicht durch Hamburgs Häuserschluchten. Uns kann das nichts anhaben.

Warum der ganze Spaß? Jan und ich werden am Sonntag beim Elbinsel-Radspaß in Hamburg-Wilhelmsburg an einer RTF teilnehmen. Nichts Großes - ein schicker 60 km-Trip. Das ist 4 mal auf einer 15 km-Runde die Spitze der Elbinsel umfahren.

Im Innenhof der Agentur treffen wir uns dann - Campagnolo-Piraten und Shimano-Samurai.

Auch wenn er sich den einen oder anderen schelmischen Kommentar ob seines Untersatzes gefallen lassen musste - Cheffe ist guter Dinge und sattelt stolz sein "Museumsstück", wie es unser IT-Leiter mit einem neckischen Seitenblick kommentiert hat.

Und auf geht es! Anfangs noch etwas quackig auf den Beinen - immerhin scheint nur einer den Weg nach Wilhelmsburg zu kennen. Das Tempo ist niedrig und ich selbst kann mich nur schwer bremsen, nicht richtig in die Pedale zu steigen und davon zu ziehen.

Zudem müssen wir auch auf unseren Azubi aufpassen, der - ob nun freiwillig oder nicht, sei hier dahingestellt - für diese Fotografien verantwortlich zeichnet. Immerhin ist er mit einem Mountainbike unterwegs, das genauso viel wiegt, wie unsere Rennräder zusammen. (Ausgenommen das Stahlschlachtschiff vom Big Boss)

Wir überqueren die Elbbrücken, sind in mehr oder weniger dichtem Feierabendverkehr und erste Fragen kommen auf: "Weiß eigentlich einer, wo wir hin müssen?"
"Jo, Berta-Kröger-Platz!", kommt die Antwort prompt.
"Und wo ist der?"
"Keine Ahnung."

Ah, okay. Also weiter - tendenziell befindet sich Wilhelmsburg im Süden der Stadt.

Beim Queren einer Bahnschiene springt dem Chef das Wasser aus der Halterung - eine kurze Sturzpanik löst sich Gottseidank in Wohlgefallen auf. Als die beiden aufschließen - wir sind keine 5 Kilometer unterwegs - fragt er, ob jemand Dextro-Energy will.

"Nö, Danke, ´s geht noch."
"Und ´nen Schoko-Bons?"

Ich schalte hoch.

Doch dann wieder eine Verzögerung: Ancheinend bringt es der bunte Plan, den Jan vom Elbinsel-Radspaß-Verein bekommen hat, dann doch nicht. Aber wie es sich für eine anständige Online-Agentur-Crew gehört, hat mindestens einer ein iPhone mit, mithilfe dessen wir schnell den Standort bestimmen. Es kann weiter gehen.

Unser IT-Boss - selbst in einer Rennradsportgruppe organisiert - ist nur am Kopfschütteln. Wahrscheinlich wären wir aus seiner Profigruppe schon längst ausgeschlossen worden. Wegen Missachtung des Sports oder so. So etwas jedenfalls, scheint er noch nie erlebt zu haben.

Vorbei am Metallgiganten Aurubis gelangen wir endlich nach Wilhelmsburg, finden wir von Zauberhand auch den Berta-Kröger-Platz und nun kann es losgehen - auf die Rennradrunde zur Spitze der Elbinsel und zurück!

Nee, halt.
Pause für Schoko-Bons.

Ich nutze die Gelegenheit und stille den Hunger mit einem kleinen Riegelchen, Unser ITler murmelt halb angefixt etwas von "... dann kann ich ja mal Pinkeln gehen." und verschwindet im Gebüsch.

"Kannst ruhig groß ...", rufe ich ihn hinterher: Bei den Herren werden wieder Navigationsfragen mithilfe moderner Technik und selbstgemalter Karten gelöst.

Nachdem die dann endlich geklärt sind, treten wir rein. Wir verlassen die Stadt, augenblicklich wird es grün. Über uns rotieren Windräder, ein hoher Elbdeich hält die Fluten der Norderelbe von uns ab. Sehr geil hier, müssen wir alle anerkennend zugeben - wahnsinn, wie man doch immer wieder solch tolle Ecken in seiner Stadt entdecken kann. Hamburg bringts einfach!

Der Tross schwenkt nach Süden, eine schmale, toll asphaltierte Straße führt am Deich entlang. Es geht einige Kilometer schnurgeradeaus und ich fasse mir ein Herz - wenigstens ein mal heute richtig aufdrehen!

Schon erreiche ich die Höchstgeschwindigkeit - keine Ahnung, wie viel das am Ende war, denn noch immer habe ich keinen Bike-Computer dran. Als ich mich nach meinem kurzen Ritt umdrehe, sind die 4 anderen fast außer Blickweite. Wahnsinn, wie schnell so ein Rennrad werden kann!

Wir fahren bis zum südlichen Ende der Elbinsel. Hier wird am Sonntag auch die Rennstrecke entlang führen. Beim Dreh nach Norden wird die Straße schmaler. Immer mehr Schlaglöcher und Querrillen zwingen zu konzentriertem Fahren.

Als es in einer Senke plötzlich sehr schnell und in eine Rechtskurve übergeht, deren Ausgang man nicht einsehen kann, setzt sich Jan neben mich - mit ihm werde ich die RTF fahren - und brüllt in den Fahrtwind: "Aufpassen hier! Das kann gefährlich werden am Sonntag!"

Na, diese Stelle merke ich mir!

Irgendwann haben wir uns wieder verfahren. Cheffe entdeckt zwei Jungs auf einer Wiese. Ist sein iPhone alle? Denn er ruft sie zu sich heran.

"Kennt Ihr euch hier aus?", fragt er.
"Ja - klar!", sagt der eine.

Und holt erstmal seinen Baseballschläger raus.

Aber keine Angst. Die Jungs hier sind harmlos - wahrscheinlich ist das martialische Sportgerät nur gegen allzu aufdringlich Heidschnucken.

Eine halbe Stunde später, gegen 22 Uhr, erreichen wir durch den Hafen und den alten Elbtunnel fahrend wieder Hamburg und trennen uns.

Unser Azubi - Danke für die Pix! - ist außer Puste und wird sich den ganzen nächsten Tag nicht mehr melden. Cheffe raunt mir im Verabschieden zu, dass er sich demnächst dann doch ein richtiges Rennrad kaufen wird und Jan und ich verabreden uns für den Sonntag.

Von unserem Rennrad-As aus der IT ward nur das Einrasten der Klickpedale zu hören und weg war er - Distanz, Fahrtzeit und Schnitt wird er versuchen, ganz ganz schnell zu streichen. Na, richtig Rennrad war diese Runde zwar nicht - aber Spaß hat sie trotzdem gebracht.

Und nun bin ich gespannt, wie die RTF am Sonntag wird.
Immerhin meine Erste.
Also: Kette rechts!

Gefahren: Knapp 40 km in einer Zeit, die hier lieber verschwiegen werden soll ... :o)

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